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Wladimir Grigorjewitsch Schuchow russisch Vladimir Grigorevich Shuhov wiss Transliteration Vladimir Grigor evic Suchov 16 Augustjul 28 August 1853greg in Graiworon nahe Belgorod 2 Februar 1939 in Moskau war einer der herausragenden Konstrukteure des spaten 19 und beginnenden 20 Jahrhunderts und gilt bis heute als einer der bedeutendsten Ingenieure Russlands Wladimir Schuchow 1891 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Bauprojekte 4 Bauten die sich am Werk Schuchows orientieren 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchuchow Sohn des Juristen und Filialleiters der Russischen Staatsbank Grigori Petrowitsch Schuchow und seiner Frau Wera Kapitonowna geb Poschidajewa besuchte in den Jahren von 1863 bis 1871 das Gymnasium in Sankt Petersburg wo sich schon fruh seine mathematische Begabung zeigte 1 Im Jahr 1871 begann er das Studium am Moskauer Polytechnikum das er funf Jahre spater mit Auszeichnung durch eine Goldmedaille abschloss Noch als Student erfand er eine spezielle Einspritzduse Ihm wurde anschliessend zwar eine Assistentenstelle bei Pafnuti Lwowitsch Tschebyschow angeboten aber als bester Student wurde er zunachst als Mitglied einer Delegation von Wissenschaftlern in die Vereinigten Staaten zur Centennial Exhibition 1876 in Philadelphia geschickt um die dortigen Industrie Erfolge kennenzulernen 1 Dort machte er die Bekanntschaft Alexander Baris der schon einige Jahre in den Vereinigten Staaten lebte am Bau der Ausstellungsgebaude beteiligt war mit Auszeichnung und nun die russische Delegation betreute Insbesondere fuhrte er sie zu metallurgischen Werken in Pittsburgh und Eisenbahnbetrieben Auch lernte er dort den Chemiker Dmitri Mendelejew kennen der dort gerade die Erdoltechniken studierte 1 Nach der Ruckkehr der Delegation aus den Vereinigten Staaten arbeitete Schuchow in den Jahren von 1876 bis 1878 bei der Warschau Wiener Eisenbahn Gesellschaft in St Petersburg als Planer von Lokomotivhallen Zusatzlich begann er ein Medizinstudium in den Abendstunden an der Militarmedizinischen Akademie in St Petersburg Die Doppelbelastung griff allerdings seine Gesundheit an sodass er schliesslich das Medizinstudium aufgab und seine Stelle bei der Warschau Wien Gesellschaft kundigte 1 Im Jahr 1878 trat Schuchow in den Dienst Alexander Baris der im Jahr 1877 mit seiner Familie nach Russland zuruckgekehrt war und in Moskau ein Bauburo zum Einstieg ins Erdolgeschaft in Baku gegrundet hatte 1 In den Jahren von 1878 bis 1880 leitete Schuchow die Bakri Filiale in Baku Im Jahr 1880 wurde er Hauptkonstrukteur und ingenieur der Firma A W Bari Die Firma Bari beteiligte sich am Bau der Eisenbahnlinien zunachst mit Bruckenbauten spater auch mit dem Bau von Werkstatten Lokschuppen Montagehallen Fabriken fur Lokomotiv und Wagenbau und Wasserturmen 1 Neben Bruckenkonstruktionen wendete sich Schuchow um 1890 der Entwicklung von Dachkonstruktionen mit minimalem Aufwand an Material Arbeit und Zeit zu Fur die Allrussische Industrie und Handwerksausstellung 1896 in Nischni Nowgorod baute die Firma acht Ausstellungshallen und einen Wasserturm Dafur konstruierte Schuchow neuartige Hangedacher und den Hyperboloid Gitterturm Durch sein Auftreten auf der Weltausstellung Paris 1900 wurde er auch in Westeuropa allgemein bekannt Nach dem Russisch Japanischen Krieg entwickelte er im Jahr 1910 im Rahmen eines Rustungsauftrages Minen und eine Lafette fur schwere Geschutze 1 Die Rustungsproduktion verstarkte sich wahrend des Zweiten Weltkrieges Im Jahr 1918 emigrierte die Familie Bari im Hinblick auf die sich anbahnende Oktoberrevolution in die Vereinigten Staaten was Schuchow ablehnte Nach der Revolution wurde die Firma Bari verstaatlicht und Schuchow wurde Mitglied der Geschaftsleitung nachdem die Arbeiter ihn zum Chef Ingenieur gewahlt hatten 1 Noch im selben Jahr bekam er von Lenin den Auftrag fur den Bau des Schabolowka Radioturms der im Jahr 1922 in Betrieb genommen wurde Auch war er seit 1918 Mitglied des staatlichen Planungskomitees fur Erdolwesen Im Jahr 1928 wurde er der mittlerweile Professor am Moskauer Polytechnikum geworden war korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und im Jahr 1929 Ehrenmitglied der Akademie sowie Mitglied des Moskauer Stadtrates 1 Fur seine Verdienste erhielt er im Jahr 1929 den Leninpreis In den 1930er Jahren beteiligte er sich an den Planungen fur die Huttenwerke in Magnitogorsk Saporischschja und Kusnezk 1 Weltweit bemerkt wurde seine Arbeit beim Wiederaufbau der Ulugbek Madrasa in Samarqand 1932 nach dem Erdbeben mit Justierung eines Minaretts Neben seiner Arbeit als Konstrukteur war er ein leidenschaftlicher Fotograf wobei er sich unterschiedlichen Genres widmete Reportagefotografie Stadtlandschaft Portrat Konstruktivismus Ungefahr 2000 seiner Fotos und Negative sind heute noch erhalten Schuchow war seit 1894 verheiratet mit Anna Nikolajewna geb Medinzewa Tochter eines Eisenbahn Arztes und hatte funf Kinder Sein Grab befindet sich auf dem Nowodewitschi Friedhof Werk Bearbeiten nbsp Das weltweit erste Bauwerk in Hyperboloidkonstruktion 1896Schuchow war in der Lage mit geringstem Aufwand an Material und Kosten zu konstruieren Seine Hangedacher Bogenkonstruktionen Seilnetze Gitterschalen und Gitterturme in Form von Hyperboloiden er erfand den Stahlnetzturm waren neuartige Losungen die durch ihre Einfachheit und Eleganz der Konstruktion und durch die ungewohnte kuhne Formgebung auffielen Im Zeitalter der Reformen und der beginnenden Industrialisierung und der darauf folgenden Revolutionszeit war er ein Pionier Lange vor Frei Otto Buckminster Fuller und Santiago Calatrava war er ein fuhrender Vertreter der biomorphen organischen Architektur Schuchow war Chefingenieur und Autor des ersten russischen Pipelineprojektes 1878 entwickelte eine industrielle Anlage zum thermischen Cracken von Erdol Russisches Reichspatent Nr 12926 von 1891 und ein Verfahren zur Forderung von Erdol durch Einpumpen von Luft oder Wasser Russisches Reichspatent Nr 11531 von 1889 Er war Konstrukteur eines speziellen Dampfkesseltyps Schuchow Kessel 1880 und entwarf Tankschiffe fur eine Ladekapazitat bis zu 12 000 Tonnen Die von ihm entwickelten zylindrischen Erdoltanks wurden bis zur Oktoberrevolution etwa 20 000 Mal gebaut Als Erster setzte er beim Bauen die Form des einschaligen Hyperboloids ein Russische Reichspatente Nr 1894 1895 1896 vom 12 Marz 1899 Erstmals zum Einsatz kam eine solche Hyperboloidkonstruktion im Jahr 1896 in Nischni Nowgorod 2 Nach Schuchows Entwurfen wurden etwa 200 hyperbolische Turme Antennenmasten und Stutzen und mehr als 180 Stahlbrucken gebaut Solche Hyperboloidkonstruktionen finden sich heute in vielen Stadten der Welt darunter der Schuchow Radioturm russisch Shuhovskaya bashnya ein 160 Meter hoher Stahlfachwerkturm in Moskau der hyperbolische Turm im japanischen Hafen Kōbe 3 und das Olympiadach des Architekten Frei Otto im Munchener Olympiapark Bauprojekte Bearbeiten nbsp Hyperbolischer NIGRES Stromleitungsmast am Oka Ufer errichtet 1927 1929 nbsp Sowjetische Briefmarke mit einem Portrat Schuchows und dem Moskauer Radioturm 1963 Schuchow Radioturm in Moskau Dach des Warenhauses GUM in Moskau Dach des Puschkin Museums in Moskau Halle des Kiewer Bahnhofs in Moskau Hufeisengarage in Moskau gemeinsam mit Konstantin Melnikow Seilnetz Konstruktion fur die Allrussische Industrie und Handwerksausstellung 1896 in Nischni Nowgorod Dachkonstruktion einer Zeche 4 in Wyksa NIGRES Stromleitungsmast an der Oka bei Dserschinsk Adschihol Leuchtturm bei Cherson Ukraine Schuchow Wasserturm Mykolajiw Hyperbolischer Wasserturm in Konotop Hyperbolischer Wasserturm in Krasnodar Hyperbolischer Wasserturm in Lobnja Hyperbolischer Wasserturm in Petuschki nbsp Zweites Obergeschoss des Warenhauses GUM mit Glasdach nbsp Seilnetz Konstruktion in Nischni Nowgorod 1896 nbsp Adschihol Leuchtturm 1911 nbsp Schuchow Radioturm 1922 nbsp Wasserturm von Mykolajiw 1907Bauten die sich am Werk Schuchows orientieren Bearbeiten1963 Kōbe Port Tower 2008 Lormecke Turm 2010 Jubergturm 2010 Canton TowerLiteratur BearbeitenKlaus Bach Murat Gappoev Rainer Graefe Ottmar Pertschi Hrsg Vladimir G Suchov 1853 1939 Die Kunst der sparsamen Konstruktion Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1990 ISBN 3 421 02984 9 Matthias Beckh Hyperbolische Stabwerke Suchovs Gitterturme als Wegweiser in den modernen Leichtbau De Gruyter 2013 Daniel Engler Vladimir Suchov Memento vom 5 Februar 2005 im Internet Archive In tec21 41 2004 S 9 13 PDF 509 kB Jesberg Paulgerd Die Geschichte der Ingenieurbaukunst Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1996 ISBN 3 421 03078 2 S 198 f Herbert Ricken Der Bauingenieur Verlag fur Bauwesen Berlin 1994 ISBN 3 345 00266 3 S 230 Antoine Picon L art de l ingenieur Editions du Centre Georges Pompidou Paris 1997 ISBN 2 85850 911 5 S 123 f William Craft Brumfield The Origins of Modernism in Russian Architecture University of California Press 1991 ISBN 0 520 06929 3 Karl Eugen Kurrer The History of the Theory of Structures Searching for Equilibrium Ernst amp Sohn Berlin 2018 ISBN 978 3 433 03229 9 S 654f Elizabeth Cooper English Arkhitektura i mnimosti The origins of Soviet avant garde rationalist architecture in the Russian mystical philosophical and mathematical intellectual tradition Dissertation University of Pennsylvania 2000 Zusammenfassung englisch Fausto Giovannardi Vladimir G Shukhov e la leggerezza dell acciaio PDF Datei 2 4 MB Borgo San Lorenzo 2007 italienisch Rainer Graefe Alesso Andrich Das Teleskop Verfahren des russischen Ingenieurs Vladimir G Suchov In Stahlbau 85 Jg 2016 H 1 S 59 64 Inna Hartwich in der NZZ vom 21 Dezember 2019 Aus Mathematik gebaut 5 Matthias Beckh Rainer Barthel The First Doubly Curved Gridshell Structure Shukovs Building for the Plate Rolling Workshop in Vyksa PDF In Karl Eugen Kurrer Werner Lorenz Volker Wetzk Hrsg Proceedings of the Third International Congress on Construction History Neunplus Berlin 2009 ISBN 978 3 936033 31 1 S 159 166 Rainer Graefe Ottmar Pertschi Erika Graefe Andrij Kutnyi Hg Einfach Leicht Vladimir G Suchov 1853 1939 Bauten aus Netzen und Gittern 2 Bande Aachen Geymuller 2022 ISBN 978 3 943164 55 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wladimir Grigorjewitsch Schuchow Album mit Bildern Literatur von und uber Wladimir Grigorjewitsch Schuchow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Schuchow Turm in Hasenberg abgerufen am 22 November 2015 Wladimir Schuchow Turme und Gitterschalen video abgerufen am 22 November 2015 Wladimir Grigorjewitsch Schuchow In Structurae abgerufen am 22 November 2015 Uber Wladimir Schuchow in Newsletter fur Deutschsprechende in Moskau abgerufen am 18 Mai 2018 Uber Schuckow auf Seite der Staatlichen Technologischen Schuchow Universitat Belgorod abgerufen am 18 Mai 2018 Karin Noack Vladimir Gregorjewitsch Suchov 1853 1939 in Great Engineers BTU Cottbus Senftenberg abgerufen am 14 Mai 2019 Bilder von Bauten Shukov Tower Foundation deutsch abgerufen am 22 November 2015 Adschihol Leuchtturm am Schwarzen Meer abgerufen am 22 November 2015 Fotografisches Werk Schuchows abgerufen am 22 November 2015 Wladimir Grigorjewitsch Schuchow In archINFORM Projektliste abgerufen am 22 November 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Karin Noack TU Cottbus Der Ingenieur Vladimir Gregorjewitsch Suchov Memento vom 24 November 2015 im Internet Archive abgerufen am 21 November 2015 Rotonda der Panrussischen Ausstellung In Structurae abgerufen am 24 Juli 2009 Hyperbolischer Turm im japanischen Hafen Kōbe Memento vom 25 September 2006 im Internet Archive Dachkonstruktion einer Zeche auf arch tu muenchen de gesehen am 24 Juli 2009 nzz ch abg Dez 2019Normdaten Person GND 118900234 lobid OGND AKS LCCN n81110397 VIAF 64805894 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schuchow Wladimir GrigorjewitschALTERNATIVNAMEN Shuhov Vladimir Grigorevich kyrillisch Suchov Vladimir Grigor evic wissenschaftliche Transliteration KURZBESCHREIBUNG russischer Ingenieur Erfinder und UniversalgelehrterGEBURTSDATUM 28 August 1853GEBURTSORT Graiworon bei BelgorodSTERBEDATUM 2 Februar 1939STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wladimir Grigorjewitsch Schuchow amp oldid 237026105