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Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds WAF ist eine Stiftung des offentlichen Rechts deren Ertrage den Angehorigen des ehemals in Bayern regierenden Hauses Wittelsbach zukommen Er wurde durch ein bayerisches Gesetz am 9 Marz 1923 im Rahmen der Vermogensauseinandersetzung zwischen dem Haus Wittelsbach und dem Freistaat Bayern gegrundet Weiterer Stiftungszweck ist die Bewahrung des ihm anvertrauten kulturellen Erbes der Wittelsbacher Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Rechtsform 3 Vermogen 4 Verwaltung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDer WAF entstand in der Folge der Novemberrevolution von 1918 durch die die Monarchie in Bayern endete Es galt daher die Vermogensverhaltnisse zwischen dem ehemaligen bayerischen Herrscherhaus den Wittelsbachern und dem nunmehrigen Freistaat Bayern zu klaren Anfang des 19 Jahrhunderts hatten die Wittelsbacher entsprechend der Domanialfideikommisspragmatik des Kurfursten Max IV Joseph von Bayern von 1804 und der Bayerischen Verfassung von 1818 ihr Hausgut auf den damals finanziell schlecht gestellten Staat ubertragen Im Gegenzug hatte der Staat die Versorgung der Wittelsbacher ubernommen und diese 1834 im Verfassungsgesetz uber die Zivilliste geregelt Nach der Revolution 1918 wurde versucht bayerisches Staatsvermogen und Wittelsbacher Hausvermogen voneinander zu trennen Die vom Obersthofmeisterstab verwalteten Liegenschaften der Zivilliste wurden vom Freistaat als Staatseigentum betrachtet Mit Hilfe des Staatsrechtslehrers Konrad Beyerle versuchten die Wittelsbacher 1921 nachzuweisen dass sie erst gegen einen Versorgungsanspruch ihr Hausgut in das Staatsvermogen eingebracht hatten und in Bayern eine Trennung von Staats und Hausvermogen uberhaupt erst vollzogen werden musse 1923 wurde ein Kompromiss gefunden der in ein Gesetz vom 9 Marz 1923 gefasst wurde Demnach fielen die ehemaligen Vermogenswerte aus dem Hausgutfideikommiss Konig Ludwigs I und Teile der Liegenschaften aus dem Vermogen Konig Ottos nicht direkt an das Haus Wittelsbach zuruck sondern flossen in die neu errichtete Stiftung ein Gleichzeitig verpflichtete sich die Familie Wittelsbach freiwillig auch weiteres Privatvermogen vor allem Kunstschatze in den Fonds einzubringen mit der Bestimmung diese dauerhaft der Offentlichkeit zuganglich zu machen Somit wurde der erste Stiftungszweck des WAF begrundet das kulturelle Erbe des Hauses Wittelsbach zu bewahren 1 Neben dem WAF errichtete das Oberhaupt des Hauses Wittelsbach Kronprinz Rupprecht von Bayern die Wittelsbacher Landesstiftung fur Kunst und Wissenschaft die Eigentumerin der vor Errichtung des Haus und Staatsfideikommisses von 1804 erworbenen Kunstschatze der Wittelsbacher wurde Auf der Grundlage dieses Gesetzes verzichtete das Haus Wittelsbach dauerhaft auf alle weiteren vermogensrechtlichen Anspruche gegen den Staat Das heisst es mussten seitens des Staates weder Vermogensbestandteile an Familienangehorige herausgegeben werden noch musste sich der Freistaat zu kunftigen Unterhaltszahlungen verpflichten Daraus leitet sich der zweite Stiftungszweck ab Seither gilt dass ausschliesslich die erwirtschafteten Ertrage aus dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds und keinerlei Unterstutzungsleistungen aus Steuermitteln durch den Freistaat Bayern zur dauerhaften wirtschaftlichen Versorgung der Mitglieder des Hauses Wittelsbach beitragen Der Ausgleichsfonds tragt ferner zur Erhaltung der von ihm verwalteten Kulturguter bei Deutschlandweit stand auch eine Furstenenteignung im Raum zu der es aber nicht kam Es wurden auch von den meisten anderen Landern Abfindungsvertrage mit ihren vormals regierenden Dynastien den sogenannten Bundesfursten geschlossen welche die Verteilung der Vermogensmassen zwischen den jeweiligen Landern und den ehemaligen Herrscherhausern regelten Rechtsform BearbeitenDer WAF ist eine Stiftung des offentlichen Rechts Die bayerische Staatsregierung hat die naheren Bestimmungen uber die Einrichtung der Verwaltung des Fonds und seine Erhaltung getroffen Demnach obliegt die Sorge fur die ungeschmalerte Erhaltung des Stiftungsvermogens dem Verwaltungsrat des Fonds Diese Pflicht leitet sich aus dem WAF Gesetz und aus dem Bayerischen Stiftungsgesetz ab Vermogen BearbeitenZu den Vermogensgegenstanden der Stiftung gehoren Landereien ca 12 000 ha Wald darunter der Koschinger Forst und das Gut Rohrenfeld mit 260 ha Landwirtschaft sowie Golfplatz Immobilien vor allem Mietshauser in Munchen Kunstschatze und sammlungen beispielsweise die Kunstsammlung von Konig Ludwig I die grosstenteils in der Alten und Neuen Pinakothek und in der Glyptothek in Munchen zu sehen ist die als Museen zuganglichen Schlosser Berchtesgaden und Hohenschwangau sowie das Museum der bayerischen Konige in Hohenschwangau die Schlosser Berg und Grunau mit Gut Rohrenfeld das Geheime Hausarchiv das Familienarchiv der Wittelsbacher heute eine Abteilung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Unternehmensanteile Ehemals zu den Vermogensgegenstanden gehorten Schloss Neuburg an der Donau das 1939 an die Heeresverwaltung verkauft wurde spater an die Bundesvermogensverwaltung kam von der es 1970 der Freistaat Bayern erwarb Schloss Furstenried 1881 als Wohnsitz fur den Prinzen und spateren Konig Otto erworben 1929 an die Erzdiozese Munchen Freising verkauft Villa Ludwigshohe in Edenkoben Pfalz 1975 an das Land Rheinland Pfalz verkauft Die Porzellanmanufaktur Nymphenburg hatte der WAF von 1975 bis 2011 vom Freistaat Bayern in Pacht Schloss Sandersdorf 2008 2022 Laut Jahresabschluss zum 30 September 2018 betrug die Bilanzsumme des Fonds rund 444 Mio Euro Im Geschaftsjahr 2018 1 Oktober 2017 bis 30 September 2018 wurden etwas mehr als 15 Millionen Euro an die Familienmitglieder ausgeschuttet 2 Die Ausschuttungen erfolgen dabei nach dem Familienstatut von 1819 in dem der bayerische Konig Max I die Apanagen der Familienangehorigen aufschlusseln liess Der Chef der Wittelsbacher erhalt demnach die Halfte Prozentual abgestuft werden dann die Ausschuttungen an seine Sohne die Chefs zweier Nebenlinien und die Prinzessinnen verteilt solange diese ledig sind verheiratete Prinzessinnen erhalten eine einmalige Aussteuer 3 4 Nicht zum Wittelsbacher Ausgleichsfonds gehoren die Wittelsbacher Landesstiftung fur Kunst und Wissenschaft sowie das Privatvermogen der Angehorigen des Hauses Wittelsbach darunter der Besitz der fruheren Herzoglichen Linie Herzoge in Bayern mit dem Kloster Tegernsee und dem Herzoglich Bayerischen Brauhaus Tegernsee dem Wildbad Kreuth und den Landereien des ehemaligen Klosters Banz ferner die Schlosser Wildenwart Leutstetten und Kaltenberg mit der Konig Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg Ebenfalls nicht zum Vermogen des WAF gehoren die Schlosser Neuschwanstein Linderhof und Herrenchiemsee da sie bei der Aufteilung der Verlassenschaft Konig Ottos von Bayern als Alleinerbe seines Bruders Ludwigs II dem Staat zugeteilt worden sind Die Munchner Residenz Schloss Schleissheim und Schloss Nymphenburg sowie eine betrachtliche Anzahl weiterer Schlosser und ihres Inventars die sich heute in der Obhut der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlosser Garten und Seen befinden gingen ebenfalls an den Staat doch wurde dem jeweiligen Chef des Hauses Wittelsbach ein Wohnrecht im zweiten nordlichen Seitenpavillon des Nymphenburger Schlosses eingeraumt Verwaltung BearbeitenDie Generaldirektion der Stiftung sitzt in Munchen Bogenhausen und besteht aus ca 15 Mitarbeitern Ihr zugeordnet sind die Bereiche Kunst und Tradition Tourismus Immobilien sowie Forst und Landwirtschaft Die Verwaltung des Fonds wird von einem Verwaltungsrat gefuhrt dem bis zu acht vom jeweiligen Chef des Hauses Wittelsbach zurzeit Stand Marz 2023 Franz Herzog von Bayern bestellte Mitglieder angehoren dies sind Stand Mai 2023 Nikolaus von Bomhard Vorsitzender Bernd Pischetsrieder stellvertretender Vorsitzender Joachim Faber Albrecht Furst zu Oettingen Spielberg und Franz Christoph Zeitler 5 Die Mitglieder des Verwaltungsrates werden auf funf Jahre bestimmt Zwei Vertreter des Wissenschafts und des Finanzministeriums die sog Staatskommissare nehmen die Stiftungsaufsicht in den Sitzungen des Verwaltungsrates wahr Ihre Aufgabe ist es die geordnete Verwaltung des Fonds und die Erhaltung seines Vermogens zu uberwachen 5 Literatur BearbeitenFranz von Bayern Zuschauer in der ersten Reihe In Zusammenarbeit mit Marita Krauss C H Beck 2023 ISBN 978 3 406 79708 8 Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds S 190 194 Markus C Muller und Dieter J Weiss Hrsg Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds 1923 bis 2023 von der Grundung bis in die Gegenwart Regensburg 2023Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wittelsbacher Ausgleichsfonds Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Wittelsbacher Ausgleichsfonds Gerhard Immler Wittelsbacher Ausgleichsfonds publiziert am 27 Juni 2006 aktualisierte Version 11 Februar 2020 in Historisches Lexikon Bayerns Gerhard Immler Abfindung der Wittelsbacher publiziert am 27 Juni 2006 in Historisches Lexikon BayernsEinzelnachweise Bearbeiten Gesetz uber die vermogensrechtliche Auseinandersetzung des Bayerischen Staates mit dem vormaligen Bayerischen Konigshause Vom 9 Marz 1923 BayRS IV S 687 BayRS 640 1 F Art 1 11 Burgerservice Abgerufen am 24 April 2022 Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Ludwig Hartmann vom 19 August 2019 betreffend Wittelsbacher Ausgleichsfonds Prufung Vermogen und Ausschuttungen PDF Abgerufen am 1 Januar 2023 Rudolf Stumberger Zum Wohl des Adelsclans In junge welt 10 Juni 2023 abgerufen am 12 Juni 2023 Brot und Steine In Der Spiegel 18 April 1971 abgerufen am 12 Juni 2023 a b Stiftungsverwaltung Wittelsbacher Ausgleichsfonds WAF Abgerufen am 1 Januar 2023 deutsch Normdaten Korperschaft GND 5194693 2 lobid OGND AKS LCCN n82167589 VIAF 134542000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wittelsbacher Ausgleichsfonds amp oldid 238214590