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Karl Oswald Willi Schmidt 2 Mai 1907 in Friedelshausen Kreis Meiningen Sachsen Meiningen 8 Marz 1972 in Freiburg im Breisgau war ein deutscher SA Fuhrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend und Weimarer Republik 1907 bis 1933 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 2 1 Anfangsjahre 1933 bis 1934 1 2 1 1 Verwicklungen in politische Morde und in den Reichstagsbrand im Jahr 1933 1 2 2 1934 bis 1945 1 3 Nachkriegszeit 2 Uberlieferung 3 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend und Weimarer Republik 1907 bis 1933 Bearbeiten Willi Schmidt wuchs als Sohn des Kaufmanns Rudolf Schmidt und der Lina Arnold in Friedelshausen auf Als Schmidt vierzehn Jahre alt war siedelte die Familie nach Berlin uber Dort besuchte er die Albrecht Durer Oberrealschule in Neukolln bis zur Tertia Anschliessend arbeitete er praktisch und im Buro des Waschereibetriebes seines Vaters 1924 begann Schmidt sich erstmals in Kreisen der politischen Rechten zu betatigen In diesem Jahr wurde er Mitglied des volkischen Sportbundes Olympia um dann am 25 November 1924 oder am 28 Januar 1925 in die Neukollner Ortsgruppe des Bundes Oberland einzutreten Nach der Auflosung des Bundes wurde Schmidt zum 15 Marz 1926 automatisch in die damals erstmals gegrundete Berliner Sektion der nationalsozialistischen Sturmabteilung SA aufgenommen In die NSDAP trat er erst am 1 Oktober oder 1 Dezember 1930 ein Mitgliedsnummer 388 091 Nach einem einjahrigen Aufenthalt in Bayern im Jahr 1928 lebte Schmidt seit 1929 erneut in Neukolln oder Pankow 1 Im Berliner Raum wurde Schmidt der in der SA unter dem Spitznamen Schweinebacke bekannt wurde 2 in den Folgejahren als Rabauke und Schlagertyp beruchtigt der auch polizeilich durch seine standige Beteiligung an Strassen und Saalschlachten der Nationalsozialisten mit Kommunisten und Sozialdemokraten auffiel Vor 1933 war er funfmal vorbestraft wegen Landfriedensbruch Sachbeschadigung Waffenbesitz und Korperverletzung Der Gestapo Chef Rudolf Diels beschrieb ihn nach 1945 als die hervorragendste Totschlagergestalt der Berliner SA ein origineller gemutvoller Schwerverbrecher 3 Der ihm zeitweise vorgesetzte Brigadefuhrer Schwarz attestierte ihm in einem ubereinstimmenden Urteil samtliche schlechten Eigenschaften eines Landsknechtes In SA Kreisen galt Schmidt insbesondere als Spiessgeselle des Adjutanten beziehungsweise Stabschefs der Berliner SA Karl Ernst Ernst war es auch der Schmidt am 1 April 1931 vom SA Sturm 27 in die von ihm gefuhrte Stabswache aufnahm Im Fruhjahr 1932 kam Schmidt im Rang eines Truppfuhrers zum Stab der Berliner SA Untergruppe Ost Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Anfangsjahre 1933 bis 1934 Bearbeiten Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Fruhjahr 1933 und der Ernennung Ernsts zum Fuhrer der SA Gruppe Berlin Brandenburg wurde Schmidt Mitglied im dortigen Verbindungsstab der SA Er galt dabei als der Mann furs Grobe in der Kumpanei um Ernst Werner Schafer der Kommandant des KZ Oranienburg der 1933 mit Schmidt zusammenarbeitete beschrieb diesen als einen ausserordentlich ruhrigen und aktiven Nationalsozialisten der an der Sauberung Berlins von gefahrlichen roten Elementen durch personlichen Einsatz wesentlichen Anteil gehabt habe Am 4 August 1933 ubernahm Schmidt die Fuhrung des SA Sturmes 22 3 Am 1 Oktober desselben Jahres wurde er als Kriminalassistent ins Geheime Staatspolizeiamt ubernommen nachdem er zuvor einen dreimonatigen Ausbildungskursus absolviert hatte Am 30 Juni 1934 wurde Schmidt damals im Rang eines SA Hauptsturmfuhrers dem SA Sturm 51 3 zugeordnet im Zusammenhang mit der Rohm Affare in Berlin verhaftet Aus dem Dienst der Polizei schied er deshalb aus Nach kurzer Haft im Hausgefangnis der Gestapo in der Prinz Albrecht Strasse wurde er mit dem Verweis keinesfalls zur Entlassung geeignet in das KZ Lichtenburg verbracht Von dort wurde er nach einigen Monaten Haft schliesslich wieder ins Gestapa verlegt und von dort auf freien Fuss gesetzt Nach seiner Haftentlassung war Schmidt bis zum 30 November 1935 Kraftfahrer und Ortsgruppenwalter bei der Deutschen Arbeitsfront Anschliessend war er erwerbslos bis er im Oktober 1936 eine Stellung beim Amt fur Volkswohlfahrt erhielt wo er jedoch nach nur einer Woche aufgrund seiner erneuten Verhaftung durch die Gestapo wieder ausschied In der SA ist er 1935 als Sturmhauptfuhrer beim Sturm 10 3 nachweisbar Verwicklungen in politische Morde und in den Reichstagsbrand im Jahr 1933 Bearbeiten Schmidt wurde mehrfach mit der Ermordung des prominenten Hellsehers Erik Jan Hanussen Ende Marz 1933 in Verbindung gebracht 4 Als gesichert gilt die Tatbeteiligung an der Totung des Berliner Boxers Erwin Volkmar der im April 1933 im Verlauf einer Schlagerei in Berlin Neukolln erschossen wurde In einem Kurzbericht der Gestapo unmittelbar nach dem Vorfall hiess es Der Schutze ist der Sturmfuhrer Willi Schmidt der z Zt des Vorfalls Parteiuniform trug 5 Ebenfalls gesichert ist die Beteiligung Schmidts an der Ermordung des Kommunisten Albrecht Hohler der 1930 den SA Sturmfuhrer Horst Wessel erschossen hatte Am 20 September 1933 will Schmidt von Karl Ernst telefonisch zum Polizeigefangnis am Alexanderplatz bestellt worden sein Dort habe er Hohler zusammen mit Ernst dem Gestapo Chef Diels und einigen anderen von der Polizei ubernommen und anschliessend mit dem Automobil in ein Waldgebiet ausserhalb von Berlin gebracht wo man Hohler erschossen habe 6 Nach einer im Jahr 1950 durch Diels aufgestellten aber bisher nicht belegten Behauptung entfuhrte und ermordete Schmidt im November 1933 den ehemaligen SA Angehorigen Adolf Rall Dieser hatte seit 1932 im Zuchthaus eingesessen und 1933 bei seiner Vernehmung vor dem Haftrichter die SA als verantwortlich fur den Reichstagsbrand vom Februar 1933 bezeichnet Laut einem Artikel im Spiegel von 1961 wollte die SA Rall mundtot machen um zu verhindern dass er weitere dem Ansehen der SA und des NS Staates abtragliche Behauptungen aufstellen wurde 7 Schmidt wurde auch direkt mit dem eigentlichen Ereignis des Reichstagsbrandes in Verbindung gesehen So behauptete beispielsweise Hans Bernd Gisevius der spater den Mord an Rall ausfuhrlich beschrieb Schmidt sei Mitglied eines SA Kommandos gewesen das unerkannt in das Reichstagsgebaude eingedrungen sei und es in Brand gesteckt habe 8 Diese Behauptung wurde in der wissenschaftlichen Literatur zum Reichstagsbrand von den Verfechtern einer nationalsozialistischen Urheberschaft des Brandes wiederholt aufgegriffen 9 1934 bis 1945 Bearbeiten Obwohl im Zuge der Rohm Affare auch zahlreiche Schmidt nahestehende SA Fuhrer wie Karl Ernst Walter von Mohrenschildt und Daniel Gerth auf Befehl der Staatsfuhrung erschossen worden waren machte er in der Folgezeit keine Anstalten seinen Lebenswandel zu andern Viel mehr fiel er bei seinen Vorgesetzten und bei den Behorden auch weiterhin in altbekannter Weise negativ auf Die SA Fuhrung stellte bei disziplinarischen Untersuchungen fest dass Schmidt sich wie fruher schon regelmassig betrank und in angetrunkenem Zustand Streitigkeiten und Schlagereien mit Volksgenossen anfing So schlug Schmidt am 19 Februar 1936 den Gastwirt Emil Schussel in dessen Lokal ins Gesicht und warf ihm ein Bierglas an den Kopf mit dem Kommentar Ich bin der bekannte SA Fuhrer in Berlin Schweinebacke du hast Gluck dass ich heute abend nicht in Form bin sonst wurdest du durch deine eigenen Scheiben hinausgehen Einen ehemaligen preussischen Offizier pobelte Schmidt bei gleicher Gelegenheit mit der Bemerkung an Ich bin koniglich preussischer Obersturmbannfuhrer der SA 1935 wurde Schmidt wegen Zechprellerei gerichtlich bestraft Einer Vorladung in anderer Sache leistete er 1936 keine Folge so dass er gerichtlich vorgefuhrt werden musste Spater im selben Jahr folgte ein SA Ehrenverfahren wegen Dienstvernachlassigung Schuldenmachen Nichtflaggen bei feierlichen Anlassen und Schlagereien Durch ein Urteil der 12 Grossen Strafkammer des Landgerichts Berlin vom 17 November 1936 wurde Schmidt schliesslich wegen zwei Fallen von rauberischer Erpressung und schweren Raubes die sich im April 1933 zugetragen hatten vor Gericht gestellt und zu einer zweijahrigen Haftstrafe verurteilt Am 12 April 1938 erwirkte Philipp Bouhler der Leiter der Kanzlei des Fuhrers die Unterbrechung der gegen Schmidt ergangenen Haftstrafe und die Aussetzung der Reststrafe mit dreijahriger Bewahrungsfrist so dass ihm die letzten sechs Monate seiner Strafe erlassen wurden Auf Entscheidung der II Kammer des SA Disziplinargerichts der OSAF vom 18 Marz 1938 wurde Schmidt unter Enthebung von Dienstgrad und Dienststellung strafweise dauernd aus der SA entlassen Der Berliner SA Fuhrer Hermann Walch fuhrte 1937 inzwischen Leiter des Strafgefangenenlagers in dem Schmidt einsass in einer Beurteilung dessen standige Zusammenstosse mit der Staatsgewalt darauf zuruck dass dieser der Typ des Rabauken gewesen sei der nach der Machtergreifung die Umstellung nicht habe finden konnen So sei es ihm nicht gelungen sich vom Staat bekampfen auf den legalen Staatsaufbau umzustellen Die SA Gruppe Berlin Brandenburg kam zur selben Zeit in einem Urteil uber Schmidt zu dem Ergebnis dass diesem seine eigene Schlagerleidenschaft die er nicht zu bandigen gewusst habe zum Verhangnis geworden sei Nach seiner Haftentlassung im Herbst 1938 arbeitete Schmidt als Angestellter Ortsgruppenverwalter bei der Deutschen Arbeitsfront Ortsgruppe Richardplatz in Berlin Neukolln und fur die NS Volkswohlfahrt fur die er bereits im Oktober 1936 eine Woche lang tatig gewesen war Am 4 Juli 1938 wurde Schmidt auf Entscheidung des Gaugericht Berlin aus der NSDAP ausgeschlossen Ein Antrag Schmidts auf gnadenweise Wiederaufnahme in die Partei im Jahre 1939 wurde am 24 Mai 1939 von der Kanzlei des Fuhrers abgelehnt da die seinem Ausschluss zugrunde liegenden Verfehlungen auch bei Berucksichtigung seiner Verdienste so schwer seien dass er nicht wieder aufgenommen werden konne Zuvor hatten der stellvertretende Gauleiter von Berlin Artur Gorlitzer das Gaugericht Berlin und die SA der Kanzlei empfohlen den Antrag abzulehnen Ihm wurde aber in Aussicht gestellt dass er bei langjahriger einwandfreier Lebensfuhrung und tatkraftiger Mitarbeit in den der Partei angeschlossenen Verbanden in der Zukunft erneut und dann mit besseren Erfolgsaussichten mit einem Gnadengesuch an die Kanzlei des Fuhrers herantreten konnte Schmidt war seit 1934 mit Elfriede Erika Pallagst verheiratet Das Paar lebte in der Parchimer Allee 91 in Berlin Britz trennte sich jedoch bald wieder 10 Aus der Ehe gingen mindestens zwei Kinder 1934 und 1936 hervor Nachkriegszeit Bearbeiten 1968 wurde Schmidt von den Ermittlungsbehorden in der Mordsache Albrecht Hohler aufgespurt und verhort Zu dieser Zeit leitete Schmidt inzwischen wieder verheiratet und Vater weiterer Kinder ein Pflegeheim in Berlin Heiligensee 11 Da Schmidt aber nur Beihilfe zum Mord an Hohler nachgewiesen werden konnte was im Gegensatz zu Mord bereits verjahrt war wurde keine Anklage gegen ihn erhoben Uberlieferung BearbeitenIm Bundesarchiv haben sich diverse Personalunterlagen zu Schmidt erhalten So eine Personalakte des Amtes fur Volkswohlfahrt Bundesarchiv Lichterfelde NS 37 3837 sowie verschiedene Akten im Bestand des ehemaligen Berlin Document Center SA P Mikrofilm D 243 Bilder 605 2918 OPG Mikrofilm I 39 Bilder 185 242 Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Diels Lucifer ante Portas 1950 S 243 Unser Backe feiert Verlobung in Der Angriff vom 30 Oktober 1933 mit Foto Schmidts Diels Lucifer ante Portas 1950 S 243 Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten 2009 S 223 zitiert nach Volker Banasiak Barbara Hoffmann Lebenslaufe und Schicksale in Udo Gosswald Barbara Hoffmann Hrsg Das Ende der Idylle Hufeisen und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933 ISBN 978 3 944141 01 5 Berlin 2013 S 348 Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten 2009 S 212 f Rudolf Diels Lucifer ante Portas 1950 S 305 und Der letzte Zeuge in Der Spiegel 6 1961 Gisevius Bis zum bittern Ende Bd 1 S 93 Pierre Gregoire Der Reichstagsbrand 1978 S 159 Volker Banasiak Barbara Hoffmann Lebenslaufe und Schicksale in Udo Gosswald Barbara Hoffmann Hrsg Das Ende der Idylle Hufeisen und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933 ISBN 978 3 944141 01 5 Berlin 2013 S 349 Volker Banasiak Barbara Hoffmann Lebenslaufe und Schicksale in Udo Gosswald Barbara Hoffmann Hrsg Das Ende der Idylle Hufeisen und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933 ISBN 978 3 944141 01 5 Berlin 2013 S 349 PersonendatenNAME Schmidt WilliALTERNATIVNAMEN Schmidt Karl Oswald WilliKURZBESCHREIBUNG deutscher SA FuhrerGEBURTSDATUM 2 Mai 1907GEBURTSORT FriedelshausenSTERBEDATUM 8 Marz 1972STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Schmidt SA Mitglied amp oldid 232787730