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Walter Erich von Mohrenschildt 6 Juni 1910 in Dresden 1 Juli 1934 in Berlin Lichterfelde war ein deutscher SA Fuhrer Er wurde wahrend des sogenannten Rohm Putsches von der Leibstandarte SS Adolf Hitler erschossen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Mohrenschildt und der Reichstagsbrand 2 Archivarische Uberlieferung 3 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenWalter von Mohrenschildt entstammte der baltischen Adelsfamilie von Mohrenschildt Sein Vater war der Landwirt und Gutsgebsitzer Walter Constantin von Mohrenschildt Sein alterer Bruder war der Journalist Udo von Mohrenschildt Mohrenschildts Patenonkel war der Admiral und spatere Polizeiprasident von Berlin Magnus von Levetzow 1 Nach dem Schulbesuch wurde Mohrenschildt von 1929 bis 1931 1932 an der Kolonialschule Witzenhausen zum Diplomkolonialwirt ausgebildet Wahrend dieser Zeit trat er 1930 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSDAP ein Mitgliedsnummer 193 868 in der er bis Anfang 1932 der Ortsgruppe Witzenhausen im Parteigau Hessen Nord angehorte Zudem wurde er Mitglied der Sturmabteilung SA des Strassenkampfverbandes der NSDAP Erstmals behordennotorisch wurde Mohrenschildt nachdem er sich in der Nacht vom 4 zum 5 August 1931 nach einer nationalsozialistischen Versammlung in Wendershausen einem Dorf bei Witzenhausen an einem Uberfall auf eine Gruppe von Angehorigen eines judischen Wanderbundes beteiligte die in einer Scheune bei Wendershausen ubernachteten Unter Fuhrung des Fuhrers der Witzenhausener SA Krumbugel brachten 30 bis 40 Nationalsozialisten und Anhanger der NSDAP grosstenteils Schuler der Witzenhausener Kolonialschule mehreren Uberfallenen schwere Verletzungen bei u a gebrochene Arme und Kopfverletzungen so dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten Mohrenschildt der neben Krumbugel und einem gewissen Horst Otto als Radelsfuhrer des Uberfalls angesehen wurde wurde anschliessend zusammen mit 13 weiteren Personen vor dem Schoffengericht in Kassel wegen Landfriedensbruchs angeklagt Als Verteidiger in diesem Prozess der am 28 und 29 September 1931 stattfand fungierte dabei der spatere Staatssekretar im Reichsjustizministerium und Vorsitzende des Volksgerichtshofes Roland Freisler Der Prozess endete mit Freispruchen fur acht Angeklagte wahrend funf andere Angeklagte darunter Mohrenschildt Krumbugel und Otto zu je vier Monaten Gefangnis und ein letzter zu zwei Monaten verurteilt wurden Mohrenschildt entzog sich der Bestrafung indem er vor dem Beginn der am 20 April 1932 vor dem Landgericht angesetzten Berufungsverhandlung ins Ausland u a Brasilien floh 2 Obwohl Mohrenschildt nach seiner Ruckkehr bei verschiedenen NSDAP Ortsgruppen als Mitglied gefuhrt wurde wurde seine durch die Flucht nach Brasilien bedingte Streichung als Parteimitglied erst im Januar 1934 zuruckgenommen Mohrenschildt wurde seit dieser Zeit beim Gross Gau Berlin als Mitglied gefuhrt 3 Nach seiner Ruckkehr aus Brasilien die wahrscheinlich nach der Amnestie fur politische Vergehen vom Dezember 1932 erfolgte machte Mohrenschildt rasch Karriere in der Sturmabteilung Seit 1933 gehorte er zum personlichen Umfeld des Fuhrers der SA Gruppe Berlin Brandenburg Karl Ernst Zum 1 April 1934 wurde als Nachfolger von Gerhard Sudheimer zum offiziellen Adjutanten der SA Gruppe Berlin Brandenburg ernannt 4 Aufgrund der bekannten homosexuellen Neigungen Ernsts stand Mohrenschildt den der erste Chef der Gestapo Rudolf Diels als jung hubsch und rotwangig beschrieb 5 in dem Ruf homosexuelle Beziehungen zu seinem Chef zu unterhalten Als Hitler die SA im Zuge der Rohm Affare am 30 Juni 1934 politisch entmachtete wurde Walter von Mohrenschildt zusammen mit Wilhelm Sander Daniel Gerth Gerd Voss Veit Ulrich von Beulwitz und weiteren engen Mitarbeitern Karl Ernsts von der SS verhaftet Am 1 Juli 1934 wurde er in der Hauptkadettenanstalt Lichterfelde von Angehorigen der Leibstandarte SS Adolf Hitler erschossen Mohrenschildts Urne wurde am 21 Juli 1934 auf dem Waldfriedhof Niesky beigesetzt Mohrenschildt und der Reichstagsbrand Bearbeiten In der auslandischen Presse kam beinahe sofort nach der Erschiessung von Mohrenschildts die Behauptung auf dass er als Adjutant Karl Ernsts an der Inbrandsetzung des Berliner Reichstages am 28 Februar 1933 beteiligt gewesen sei 6 Als Beleg fur diese Behauptung diente jahrelang das Ernst Testament eine angeblich von Ernst als Lebensversicherung im Ausland hinterlegte selbstverfasste Erklarung die im Falle seines gewaltsamen Todes veroffentlicht werden sollte und in der er vermeintlich seine Brandstifterschaft beim Reichstagsbrand offen einraumt wobei Mohrenschildt als einer der Beteiligten bezeichnet wird Dieses Dokument wurde spater als eine Falschung aus der Werkstatt des kommunistischen Verlegers Willi Munzenberg entlarvt 7 Obwohl die historische Forschung das Ernst Testament bereits in den 1960er Jahren als Falschung identifizieren konnte wurde Mohrenschildt in der Literatur zum Reichstagsbrand noch jahrzehntelang mit dem Ereignis in Verbindung gebracht Die Behauptung dass er einem angeblichen Stosstrupp angehort habe der in das Reichstagsgebaude eingedrungen und den Brand gelegt habe oder dass er zumindest durch seinen Chef Ernst von einem solchen Vorgang unterrichtet gewesen sei wurde zumal in Veroffentlichungen von Walther Hofer Edouard Calic und des Internationalen Komitees zur wissenschaftlichen Erforschung der Ursachen und Folgen des Zweiten Weltkrieges noch bis in die 1980er Jahre ohne stichhaltige Quellen weiterbehauptet 8 Archivarische Uberlieferung BearbeitenDie Akten zum Prozess gegen Mohrenschildt und andere wegen Uberfalls auf judische Wanderer im Jahr 1931 haben sich im Staatsarchiv Marburg erhalten Akte 274 Kassel Nr 957 Einzelnachweise Bearbeiten Reiner Orth Martin Lennings und das Ratsel des Reichstagsbrandes 2021 S 68 Kolonialschuler Ein Dementi und ein Gerichtsurteil in Frankfurter Zeitungvom 3 Oktober 1931 Die Naziroheit in Wendershausen Der hinterhaltige Uberfall auf Wandervogel vor Gericht in Kasseler Volksblatt vom 20 April 1932 Bundesarchiv Lichterfelde Parteikorrespondenz PK I 0123 Bild 482 ff Fuhrerbefehl der Obersten SA Fuhrung Nr 24 vom 2 Mai 1934 S 9 Rudolf Diels Lucifer ante Portas Zwischen Severing und Heydrich 1949 S 232 Pierre Gregoire Der Reichstagsbrand Die Provokation des 20 Jahrhunderts Luxemburg 1978 S 150 Alexander Zinn Zur sozialen Konstruktion des homosexuellen Nationalsozialisten Der Rohm Putsch und Homosexuellenverfolgungen 1934 35 im Spiegel der Exilpresse In Capri Nr 18 Februar 1995 S 21 48 Siehe dazu beispielhaft Walther Hofer Der Reichstagsbrand Eine wissenschaftliche Dokumentation 1978 oder Edouard Calic Reinhard Heydrich Schlusselfigur des Dritten Reiches 1982 PersonendatenNAME Mohrenschildt Walter vonALTERNATIVNAMEN Mohrenschildt Walter Erich von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SA FuhrerGEBURTSDATUM 6 Juni 1910GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 1 Juli 1934STERBEORT Berlin Lichterfelde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter von Mohrenschildt amp oldid 227990990