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Wilhelm Hermann Friedrich Rudorf 30 Juni 1891 in Rotingdorf 26 Marz 1969 in Herrsching am Ammersee war ein deutscher Agrarwissenschaftler Botaniker Pflanzengenetiker Zuchtungsforscher und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Erste Jahre Studium und Berufseinstieg 2 Zeit des Nationalsozialismus Hochschullehrer und KWI Direktor 3 Zweiter Weltkrieg Ostexpansion der Zuchtungsforschung 4 Nachkriegszeit Institutsleiter des MPI fur Zuchtungsforschung 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise 9 AnmerkungenErste Jahre Studium und Berufseinstieg BearbeitenWilhelm Rudorf war der Sohn des Landwirts Hermann Rudorf 1 Seine Schullaufbahn beendete er an der Oberrealschule Bielefeld und begann nach dem Abitur ein Sprachstudium an den Universitaten Gottingen und Munster Ab Oktober 1913 leistete er Wehrdienst als Einjahrig Freiwilliger und nahm ab 1914 als Soldat am Ersten Weltkrieg teil Ab Juli 1918 befand er sich in franzosischer Kriegsgefangenschaft aus der er im Marz 1920 nach Deutschland entlassen wurde Danach arbeitete er auf einem landwirtschaftlichen Anwesen Ab 1921 absolvierte er an den Landwirtschaftlichen Hochschulen Munster und Berlin ein Studium der Landwirtschaft und Botanik das er 1923 als Diplom Landwirt abschloss Anschliessend war er als Assistent am Institut fur Pflanzenbau und Pflanzenzuchtung der Universitat Halle tatig und bestand 1925 die Prufung zum Saatzuchtleiter In Halle wurde er 1926 zum Dr sc nat promoviert Danach war er in Teutschenthal beim Agrargrossbetrieb Carl Wentzels in der Verwaltung als 2 Oberinspektor beschaftigt Wahrend der Weimarer Republik gehorte er bis 1929 der paramilitarischen Organisation Stahlhelm an Er habilitierte sich 1929 in Halle fur Pflanzenbau und Pflanzenzuchtung Von 1929 bis 1933 war er Direktor des Instituto Fitotecnico de Santa Catalina der Universidad Nacional de La Plata in Argentinien Zeit des Nationalsozialismus Hochschullehrer und KWI Direktor BearbeitenNach Deutschland zuruckgekehrt ubernahm er kurzzeitig einen Lehrauftrag an der Universitat Halle und bekleidete von 1934 bis 1936 den Lehrstuhl fur Pflanzenbau und Pflanzenzuchtung an der Universitat Leipzig Im April 1936 wurde Rudorf durch Forderer aus dem Landwirtschafts und im Innenministerium zum Direktor des Kaiser Wilhelm Instituts fur Zuchtungsforschung in Muncheberg ernannt Diese Ernennung erfolgte gegen Bedenken der Berufungskommission der Kaiser Wilhelm Gesellschaft die den Institutsmitarbeiter Hans Stubbe fur dieses Amt vorgeschlagen hatte 2 3 Rudorf wurde im Zuge seiner neuen Aufgabe an die Universitat Berlin umhabilitiert wo er als ordentlicher Professor fur Pflanzenzuchtung lehrte Anfang Mai 1937 trat Rudorf der NSDAP bei Mitgliedsnummer 5 716 883 4 Spater wurde er forderndes Mitglied der SS 5 Er veroffentlichte 1937 das Werk Die politischen Aufgaben der Pflanzenzuchtung und referierte 1938 beim Berliner NS Dozentenbund uber Zuchtungsforschung im Dienste des Volkes 6 Zudem fungierte er als stellvertretender Obmann der Reichsarbeitsgemeinschaft Pflanzenbau 7 Zweiter Weltkrieg Ostexpansion der Zuchtungsforschung BearbeitenWahrend des Zweiten Weltkrieges gehorte er dem sechskopfigen wissenschaftlichen Beirat des von Herbert Backe geleiteten Kuratoriums vom 1940 41 begrundeten Institut fur landwirtschaftliche Arbeitswissenschaften der Kaiser Wilhelm Gesellschaft an 8 Nach dem Uberfall auf die Sowjetunion wurde ihm im Herbst 1941 durch den Reichskommissar des Reichskommissariats Ukraine Erich Koch die Aufsicht uber die ukrainischen Zuchtungsinstitute ubertragen Ab diesem Zeitpunkt unternahm er mehrere Dienstreisen insbesondere in diese landwirtschaftlich bedeutsame Region Seine Aufgaben dort nahm er aber hauptsachlich von Muncheberg aus wahr wo er im Schwerpunkt tatig blieb 9 Seine Mitarbeiter reisten in die deutsch besetzte Ukraine nicht nur zur Ubernahme und Sichtung der Forschungseinrichtungen sondern im Wesentlichen zur Beschlagnahmung von wissenschaftlichen Material und Pflanzensortimenten 10 Im Rahmen dieser Aktivitaten gilt neben Rudorf auch dessen langjahriger Mitarbeiter Klaus von Rosenstiel als Schlusselfigur 11 Rudorfs Vertreter von 1936 bis 1942 war Bernhard Husfeld Im Zuge der kriegswichtigen Kautschukforschung wurde im Februar 1944 beschlossen die diesbezugliche Forschung von Munchberg in das KZ Auschwitz zu verlagern wo der Agrarwissenschaftler und SS Oberfuhrer Joachim Caesar eine Pflanzenversuchsstation Koksaghyz Zuchtung zur Kautschukerzeugung leitete Die entsprechende Grundlagenforschung wurde durch Rudorf geleitet und von seinem Mitarbeiter dem SS Sturmbannfuhrer Richard Werner Bohme 1903 1945 vor Ort koordiniert 12 Bei einer im Juni 1943 von Caesar geleiteten Tagung im SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamt stellte Rudorf als KWI Direktor das Arbeitsprogramm vor 13 Kriegsbedingt wurde das Kaiser Wilhelm Institut fur Zuchtungsforschung unter Direktor Rudorf im Fruhjahr 1945 nach Voldagsen verlagert 14 Nachkriegszeit Institutsleiter des MPI fur Zuchtungsforschung BearbeitenNach Kriegsende konnte Rudorf seine Karriere fortsetzen und verblieb auch mit Unterstutzung der britischen Besatzungsbehorden im Amt Sein Mitarbeiterstab im Institut blieb weitestgehend konstant Ihm wurde vorgeworfen viele ehemalige Parteimitglieder insbesondere Klaus von Rosenstiel zu beschaftigen 14 Mitte 1946 wurde Rudorf in Gottingen ohne weitere Konsequenzen entnazifiziert 5 Das von Rudorf geleitete Kaiser Wilhelm Institut fur Zuchtungsforschung wurde 1951 in Max Planck Institut fur Zuchtungsforschung Erwin Baur Institut umbenannt 1951 52 kam es im Rahmen einer geplanten Beschaftigungsaufnahme des fruheren Institutsmitarbeiters und Emigranten Max Ufer zu einem Eklat Rudorf hatte in den Vorgesprachen zur Anstellung Ufers diesen gebeten mit seiner judischen Frau und der gemeinsamen Tochter den Wohnsitz nicht wie die anderen Mitarbeiter auf dem Institutsgelande in Voldagsen zu nehmen Stattdessen bat er Ufer mit seiner Familie nach Hameln zu ziehen um seiner Ehefrau Unannehmlichkeiten bzw Diffamierungen zu ersparen Ufer der im April 1953 Georg Melchers unter anderem mitteilte dass er Rudorfs Mitarbeiterstab als ein Sammelbecken ehemaliger Nationalsozialisten 15 empfindet brach daraufhin die Verhandlungen ab beschwerte sich bei der MP Generalverwaltung und zog mit seiner Familie nach Brasilien 16 A 1 1955 wurde das Institut nach Koln Vogelsang verlegt Rudorf hielt bis dahin an der Universitat Gottingen und anschliessend an der Universitat zu Koln als Honorarprofessor Vorlesungen 4 Er wurde 1961 emeritiert Anschliessend war er noch wissenschaftliches Mitglied des Max Planck Instituts fur Zuchtungsforschung 17 Rudorf war zweimal verheiratet er war Vater dreier Kinder In zweiter Ehe war er seit 1948 mit Margot geborene Lauritzen verheiratet 1 Schriften Auswahl BearbeitenVariationsstatistische Untersuchungen an Sorten und Linien von Hafer Parey berlin 1926 zugleich Naturwiss Diss Halle 1926 Beitrage zur Immunitatszuchtung gegen Puccinia glumarum tritici Streifenrost des Weizens Habilitationsschrift an der Universitat Halle 1929 Die politischen Aufgaben der deutschen Pflanzenzuchtung Blut u Boden Verlag Goslar 1937 Handbuch der Pflanzenzuchtung 5 Bde Berlin 1938 50 Mitherausgeber Zur Geschichte und Geographie alteuropaischer Kulturpflanzen Berlin 1969Literatur BearbeitenAlfred Lein Klaus von Rosenstiel Fritz Wienhues Die Analyse der Ertragskomponenten bei Weizen als pflanzenbaulich zuchterisches Problem Wilhelm Rudorf zum 60 Geburtstag gewidmet Land und Hauswirtschaftlicher Auswertungs und Informationsdienst AID Frankfurt am Main 1952 Susanne Heim Kalorien Kautschuk Karrieren Pflanzenzuchtung und landwirtschaftliche Forschung an Kaiser Wilhelm Instituten 1933 1945 Wallstein Gottingen 2003 ISBN 3 89244 696 2 Susanne Heim Hrsg Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus Bd 2 Wallstein Gottingen 2002 ISBN 978 3 89244 496 1 Susanne Heim Die reine Luft der wissenschaftlichen Forschung Forschungsprogramm Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus Ergebnisse 7 Berlin 2002 Online Version PDF 349 kB Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Rudorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Prof Dr rer nat Hermann Friedrich Wilhelm Rudorf im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Eintrag zu Wilhelm Rudorf im Catalogus Professorum HalensisEinzelnachweise Bearbeiten a b Wer ist wer Das deutsche Who s Who Arani 1967 Band 15 S 1635 Klaus Muntz Ulrich Wobus Das Institut Gatersleben und seine Geschichte Springer Berlin und Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 28648 3 S 6 Susanne Heim Hildegard Kaulen Muncheberg Koln Das Max Planck Institut fur Pflanzenzuchtungsforschung in Denkorte Max Planck Gesellschaft und Kaiser Wilhelm Gesellschaft Bruche und Kontinuitaten Sandstein Verlag Dresden 2011 ISBN 978 3 942422 01 7 S 354 online PDF 2 4 MB a b Wilhelm Rudorf im Professorenkatalog der Universitat Halle a b Rudiger Hachtmann Wissenschaftsmanagement im Dritten Reich Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser Wilhelm Gesellschaft Band 2 Gottingen 2007 S 1114 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 384 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 512 513 Rudiger Hachtmann Wissenschaftsmanagement im Dritten Reich Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser Wilhelm Gesellschaft Band II Gottingen 2007 S 699f Susanne Heim Kalorien Kautschuk Karrieren Pflanzenzuchtung und landwirtschaftliche Forschung an Kaiser Wilhelm Instituten 1933 1945 Gottingen 2003 S 42f Susanne Heim Kalorien Kautschuk Karrieren Pflanzenzuchtung und landwirtschaftliche Forschung an Kaiser Wilhelm Instituten 1933 1945 Gottingen 2003 S 45 Susanne Heim Forschung fur die Autarkie Agrarwirtschaft an Kaiser Wilhelm Instituten im Nationalsozialismus In Susanne Heim Hrsg Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus Bd 2 Herausgegeben von Susanne Heim Wallstein Verlag Gottingen 2002 S 163 Thomas Wieland Die politischen Aufgaben der deutschen Pflanzenzuchtung NS Ideologie und die Forschungsarbeiten der akademischen Pflanzenzuchter In Susanne Heim Hrsg Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus Band 2 Wallstein Verlag Gottingen 2002 S 51 ff Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 379 a b Susanne Heim Kalorien Kautschuk Karrieren Pflanzenzuchtung und landwirtschaftliche Forschung an Kaiser Wilhelm Instituten 1933 1945 Gottingen 2003 S 237 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 384 Reinhard Rurup unter Mitwirkung von Michael Schuring Schicksale und Karrieren Gedenkbuch fur die von den Nationalsozialisten aus der Kaiser Wilhelm Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher Wallstein Gottingen 2008 S 337 338 Michael Schuring Ein unerfreulicher Vorgang Das Max Planck Institut fur Zuchtungsforschung in Voldagsen und die gescheiterte Ruckkehr von Max Ufer In Susanne Heim Hrsg Autarkie und Ostexpansion Pflanzenzucht und Agrarforschung im Nationalsozialismus Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus Bd 2 Herausgegeben von Susanne Heim Wallstein Verlag Gottingen 2002 S 299Anmerkungen Bearbeiten Im August 1956 stellte Ufer einen Antrag auf Wiedergutmachung der vom Bundesinnenministerium auch aufgrund einer Beurteilung durch Hans Stubbe abgelehnt wurde Siehe hierzu Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 385 Normdaten Person GND 139832319 lobid OGND AKS LCCN no96053073 VIAF 102673727 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rudorf WilhelmALTERNATIVNAMEN Rudorf Wilhelm Hermann Friedrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Pflanzengenetiker Zuchtungsforscher und HochschullehrerGEBURTSDATUM 30 Juni 1891GEBURTSORT RotingdorfSTERBEDATUM 26 Marz 1969STERBEORT Herrsching am Ammersee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Rudorf amp oldid 229360784