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Wilhelm Niesel 7 Januar 1903 in Berlin 13 Marz 1988 in Frankfurt am Main 1 war ein deutscher reformierter Theologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Schriftlicher Nachlass 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWilhelm Niesel ein Sohn des Werkmeisters Paul Niesel und seiner Frau Ida geb Grauer wurde katholisch getauft aber 1918 konfirmiert von Gunther Dehn der ihn in den folgenden Jahren in die Neuwerk Bewegung einfuhrte Nach dem Abitur am Friedrichswerderschen Gymnasium begann Niesel 1922 sein Studium der Evangelischen Theologie an der Universitat Berlin Nach einem Semester an der Universitat Tubingen bezog er im Oktober 1923 die Universitat Gottingen wo er sich eng an Karl Barth anschloss Nach dem ersten theologischen Examen das er 1926 beim Berliner Konsistorium ablegte arbeitete er auf Vermittlung Barths mit dessen Bruder Peter bis Ende 1928 im Pfarrhaus von Madiswil Kanton Bern an einer Edition der Institutio Christianae Religionis von Johannes Calvin Nach weiterer Ausbildung im Predigerseminar Wuppertal Elberfeld wurde er im Februar 1930 aufgrund einer Untersuchung uber Calvins Lehre vom Abendmahl an der Universitat Munster wohin Barth inzwischen gewechselt war zum Lizentiaten promoviert Im selben Jahr folgten die Ordination und eine Tatigkeit als Hilfsprediger in Wittenberge Noch vor Jahresende wurde er Pastor der Reformierten Gemeinde Wuppertal Elberfeld und zugleich Studieninspektor des dortigen Predigerseminars Niesel schloss sich gemeinsam mit seinem Elberfelder Vorgesetzten Hermann Albert Hesse schon 1933 der Bekennenden Kirche an Er war im Mai 1934 an der Erarbeitung der Barmer Theologischen Erklarung beteiligt und wurde im selben Monat in den Bruderrat der Kirche der Altpreussischen Union gewahlt Im Herbst 1934 holte Karl Koch der Vorsitzende des Bruderrates und der Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche ihn als seinen Referenten nach Bad Oeynhausen Von dort wechselte er 1935 als Geschaftsfuhrer des altpreussischen Bruderrates nach Berlin Er betrieb dort die Grundung der Kirchlichen Hochschule fur reformatorische Theologie mit Abteilungen in Berlin und Elberfeld und ubernahm ab Herbst 1935 selbst die Dozentur fur Systematische Theologie in Berlin Zehlendorf Daneben war er in der Bekennenden Kirche fur die Theologenausbildung zustandig und arbeitete dabei eng mit Dietrich Bonhoeffer zusammen den er schon aus Schulzeiten kannte 2 Seit 1937 immer wieder im Visier der Gestapo und mehrmals kurzzeitig inhaftiert wurde er 1940 aus Berlin ausgewiesen und mit einem Reichsredeverbot belegt Im Dezember 1941 wurde er von einem Berliner Sondergericht zu sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt die aber durch die Untersuchungshaft bereits abgegolten war Niesel wich angesichts einer drohenden Einberufung an die Hofkirche Breslau aus und erhielt 1943 Zuflucht als Pastor in Reelkirchen Lippe Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Niesel als Vertreter der reformierten Konfession in den Rat der in Grundung befindlichen Evangelischen Kirche in Deutschland berufen In dieser Eigenschaft unterzeichnete er im Oktober 1945 die Stuttgarter Schulderklarung 1946 wurde er zum Moderator Vorsitzenden des Reformierten Bundes gewahlt ein Amt mit dem er bis 1973 betraut blieb 3 Ebenfalls 1946 wurde Niesel als Dozent fur Systematische Theologie ab 1951 mit dem Professorentitel an die Kirchliche Hochschule Wuppertal berufen die Stelle war verbunden mit dem Pfarramt in der kleinen reformierten Gemeinde Scholler Beide Amter hatte er bis 1968 inne Seinen Ruhestand verlebte er in Konigstein im Taunus Wilhelm Niesel war seit 1935 mit Susanna geb Pfannschmidt verheiratet die er im Umfeld Martin Niemollers in Berlin kennengelernt hatte Wirken BearbeitenAls Vorsitzender des Reformierten Bundes und als Mitglied im Rat der EKD beide Amter gab er erst 1973 auf war Niesel uber Jahrzehnte eine der pragenden Gestalten im Protestantismus der Nachkriegszeit Ihm lag daran das Erbe der Bekennenden Kirche zu bewahren und fruchtbar zu machen In den Auseinandersetzungen um die Wiederbewaffnung und den Militarseelsorgevertrag stand er auf der Seite von Martin Niemoller und Gustav Heinemann Dabei setzte er sich trotz klarer Orientierung am reformierten Bekenntnis fur eine enge Gemeinschaft innerhalb der EKD ein Er unterstutzte die Arnoldshainer Abendmahlsthesen von 1957 und die Leuenberger Konkordie von 1973 Im Zentrum von Niesels theologischem Interesse blieb die Theologie Calvins der er 1938 eine Monographie widmete Sie wurde in mehrere Sprachen ubersetzt und 1957 uberarbeitet neu aufgelegt Fur die Opera selecta war er nach dem Tod Peter Barths 1940 allein zustandig Auch zahlreiche Aufsatze widmete er dem Reformator Ein weiterer Schwerpunkt waren die reformierten Bekenntnisschriften die er in einer deutschsprachigen Ausgabe zuganglich machte Daneben verfasste er ein Lehrbuch der Konfessionskunde Symbolik Funf Universitaten zeichneten ihn mit der Ehrendoktorwurde aus die Universitat Gottingen 1948 die University of Aberdeen 1954 die Universitat Genf 1958 die Universitat Strassburg 1964 und das Reformierte Kollegium in Debrecen 1967 Uber Deutschland hinaus engagierte Niesel sich in der weltweiten Okumene Von 1948 bis 1963 gehorte er dem Zentralausschuss des Okumenischen Rates der Kirchen ORK an Von 1964 bis 1970 war er Prasident des Reformierten Weltbundes Schriftlicher Nachlass BearbeitenDer schriftliche Nachlass Niesels ist in verschiedenen kirchlichen Archiven uberliefert Unterlagen zum Kirchenkampf in Berlin befinden sich im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin 4 andere Nachlassteile im Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold im Bestand des Reformierten Bundes 5 sowie in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden 6 Schriften Auswahl BearbeitenCalvins Lehre vom Abendmahl Kaiser Munchen 1930 21935 Was heisst reformiert Kaiser Munchen 1934 Japanische Ubersetzung N Watanabe Tokio 1956 als Hrsg Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen der nach Gottes Wort reformierten Kirche Kaiser Munchen 1938 Die Theologie Calvins Kaiser Munchen 1938 2 uberarb Auflage 1957 31958 The Theology of Calvin Lutterworth Press London 1956 Karuban no shingaku Biruherumu Nizeru Shinkyo Shuppan sha Tokyo 1960 Kalvin teologiaja Magyarorszagi Reformatus Egyhaz Budapest 1998 ISBN 963 300 737 2 Der Beitrag der Reformierten zum Neuaufbau der Evangelischen Kirche in Deutschland Norden 1946 Der Weg der Bekennenden Kirche Gotthelf Verlag Zurich 1947 Kirchliche Einheit und konfessionelle Bestimmtheit in der Evangelischen Kirche in Deutschland Quell Stuttgart 1948 als Hrsg Um Verkundigung und Ordnung der Kirche Die Bekenntnissynoden der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union 1934 1943 Bechauf Bielefeld 1949 Das Evangelium und die Kirchen Ein Lehrbuch der Symbolik Neukirchener Verlag Neukirchen 1953 21960 The Gospel and the Churches Translated by David Lewis Westminster Press Philadelphia Pa 1953 Reformed Symbolics A Comparison of Catholicism Orthodoxy and Protestantism Oliver and Boyd Edinburgh 1962 Az evangelium es az egyhazak a szimbolika tankonyve Egyetemi Foku Egyseges Protestans Teologiai Intezet Kolozsvar 1979 Calvin Bibliographie 1901 1959 Kaiser Munchen 1961 Gemeinschaft mit Jesus Christus Vortrage und Voten zur Theologie Kirche und okumenischen Bewegung Kaiser Munchen 1964 als Hrsg mit Robert Kurtz und Fritz Blanke 400 Jahre Zweites Helvetisches Bekenntnis Geschichte und okumenische Bedeutung Zwingli Verlag Zurich 1966 Kirche unter dem Wort Der Kampf der Bekennenden Kirche der altpreussischen Union 1933 1945 Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes Erganzungsreihe Bd 11 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1978 ISBN 978 3 525 55556 9 Lobt Gott den Herrn der Herrlichkeit Theologie um Gottes Ehre Christliche Verlagsanstalt Konstanz 1983 ISBN 978 3 7673 6540 7 Literatur BearbeitenKarl Halaski Walter Herrenbruck Kirche Konfession Okumene Festschrift fur Wilhelm Niesel zum 70 Geburtstag Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1973 ISBN 978 3 7887 0355 4 Peter Noss Niesel Wilhelm In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 765 774 Wilhelm H Neuser Die Entstehung der Opera selecta Ioannis Calvini In Ders Hrsg Calvin s books Festschrift dedicated to Peter De Klerk on the occasion of his seventieth birthday Groen Heerenveen 1997 S 197 222 Hans Georg Ulrichs Wilhelm Niesel und Karl Barth Zwei Beispiele aus ihrem Briefwechsel 1924 1968 In Matthias Freudenberg Hrsg Profile des reformierten Protestantismus aus vier Jahrhunderten Emder Beitrage zum reformierten Protestantismus 1 Foedus Wuppertal 1999 S 177 196 Martin Breidert Hans Georg Ulrichs Hrsg Wilhelm Niesel Theologe und Kirchenpolitiker Ein Symposium anlasslich seines 100 Geburtstags an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal Emder Beitrage zum reformierten Protestantismus Bd 7 Foedus Wuppertal 2003 ISBN 978 3 932735 81 3 Hans Georg Ulrichs Der ausgesprochenste Reformierte in Deutschland Reformierte Identitat im Kirchenkampf und im Kalten Krieg Wilhelm Niesel 1903 1988 In Marco Hofheinz Matthias Zeindler Hrsg Reformierte Theologie weltweit Zwolf Profile aus dem 20 Jahrhundert Theologischer Verlag Zurich 2013 S 71 100 Matthias Freudenberg Hans Georg Ulrichs Hrsg Karl Barth und Wilhelm Niesel Briefwechsel 1924 1968 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2015 ISBN 978 3 647 56019 9 Hans Georg Ulrichs Wilhelm Niesel 1946 1973 Bekennend und beharrend In Hans Georg Ulrichs Hrsg Der Moderator Ein Dank fur Peter Bukowski Foedus Wuppertal 2015 S 50 57 Weblinks BearbeitenWilhelm Niesel im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Verzeichnis von Niesels Nachlass im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin Nachlass Niesel in der Bestandsubersicht der Johannes a Lasco Bibliothek Klassifikationspunkt Anhang Hinterlassenschaft Niesels im Bestand 05 21 Reformierter Bund im Archiv der Lippischen LandeskircheEinzelnachweise Bearbeiten Sterbeort nach Munzinger und EZA nach anderen Angaben z B BBKL und Ulrichs in Konigstein Kurzportrat Niesels auf dem Dietrich Bonhoeffer Portal Hans Georg Ulrichs Eine kleine Geschichte des Reformierten Bundes abgerufen am 21 Mai 2018 Nachlass Niesel in der Bestandsubersicht des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin Klassifikationspunkt Anhang Hinterlassenschaft Niesels im Bestand 05 21 Reformierter Bund im Archiv der Lippischen Landeskirche Nachlass Niesel in der Bestandsubersicht der Johannes a Lasco BibliothekNormdaten Person GND 118734830 lobid OGND AKS LCCN n87815612 VIAF 47557185 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Niesel WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelisch reformierter TheologeGEBURTSDATUM 7 Januar 1903GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 13 Marz 1988STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Niesel amp oldid 232225058