www.wikidata.de-de.nina.az
Das bayerische Werdergewehr M 1869 war das erste Hinterladergewehr der deutschen Lander mit Metallpatrone und Zentralfeuerzundung Es wurde ab 1869 in verschiedenen Ausfuhrungen als offizielle Langwaffe fur die Bayerische Armee eingefuhrt Werder Gewehr M 1869Allgemeine InformationZivile Bezeichnung WerdergewehrMilitarische Bezeichnung M 1869Einsatzland BayernEntwickler Hersteller WerderEntwicklungsjahr 1867Produktionszeit 1869 bis 1877Modellvarianten Karabiner M 69 Gendarmeriekarabiner M 69Waffenkategorie BuchseAusstattungGesamtlange 13201318 neuer Art 815 Karabiner 962 Gendarmeriekarabiner 375 Pistole mmGewicht ungeladen 4 254 59 neuer Art 2 73 Karabiner 3 02 Gendarmeriekarabiner 1 67 Pistole kgLauflange 889882 neuer Art 397 Karabiner 545 Gendarmeriekarabiner 205 Pistole mmTechnische DatenKaliber 11 50 mm R 11 60 mm R 11 35Munitionszufuhr EinzelladerKadenz 18 Schuss minFeuerarten EinzelfeuerAnzahl Zuge 4 rechtsDrall 1 Drehung auf 915 mm 1 Visier offene VisierungVerschluss FallblockverschlussLadeprinzip HinterladerListen zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Produktion 3 Ausfuhrungen 4 Varianten 5 Munition 6 Krieg 1870 71 7 Kuriosa 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksEntwicklung BearbeitenDer Deutsche Krieg von 1866 hatte die Uberlegenheit von Hinterladergewehren gegenuber den bis dahin gebrauchlichen Vorderladern gezeigt 1867 legte der technische Direktor der Maschinenfabrik Cramer Klett in Nurnberg Johann Ludwig Werder der Koniglich Bayerischen Handfeuerwaffen Versuchskommission unter der Leitung von Feldzeugmeister Prinz Luitpold von Bayern ein von ihm konstruiertes neues Hinterladergewehr mit Fallblockverschluss vor Es handelte sich um einen Einzellader fur Metallpatronen mit Zentralfeuerzundung Der Werdersche Verschluss erlaubte die fur damalige Verhaltnisse hohe Schussfolge von bis zu 18 Schuss pro Minute die nur von sehr geubten Schutzen erreicht werden konnte 2 Auf allerhochste Entschliessung des dreiundzwanzigjahrigen Konigs Ludwig II wurde zum 18 April 1869 das Werdergewehr in der Bayerischen Armee eingefuhrt Werder erhielt fur seine Gewehrkonstruktion das Ritterkreuz Erster Klasse des Verdienstordens vom Heiligen Michael Werder verlangte fur seine Konstruktion die Summe von 15 000 Gulden sowie das Recht der anderweitigen Verwendung Produktion BearbeitenDas Werdergewehr wurde in der Amberger Koniglich Bayerischen Gewehrfabrik hergestellt ausserdem in Suhl Laut Aktenlage wurden 106 000 Werdergewehre produziert jedoch sind auch Waffennummern um 120 000 bekannt Die Gesamtzahl aller zwischen 1869 und 1873 hergestellten Werdergewehre wird auf etwa 127 000 Stuck geschatzt Im Jahr 1875 beschloss man die Anschaffung von Werdergewehren neuer Art Die bestehenden Gewehre sollten modernisiert werden was unter anderem die Aptierung auf das Kaliber 11 60 mm R einbezog Dazu sollte der Bestand an modernen Infanteriegewehren auf 200 000 aufgestockt werden Die Gewehre neuer Art wurden hauptsachlich von der Waffenfabrik Steyr bezogen ca 20 000 und aus Amberg ca 5 000 1877 jedoch entschied man sich dazu die Arsenale mit 53 000 Mauser M 71 Gewehren zu erganzen Dies war gleichzeitig das Ende des Werdergewehrs als Alleingang Bayerns Ab 1882 war die einheitliche Bewaffnung der Infanterie des deutschen Heeres nahezu erreicht Ausfuhrungen BearbeitenWerdergewehr M 1869 altes Modell Werdergewehr M 1869 neues Modell Werder Karabiner M 1869 Werder Pistole M 1869 Werder Gendarmerie Gewehr M 1869 1873Ursprunglich hat das Modell M 1869 fur die Werder Patrone ein Schiebevisier das aptierte Modell fur die starkere Patrone M71 verfugt uber ein Rahmen Schiebevisier mit 2 Kimmen bis 1200 Meter Der Fallblockverschluss war jedoch nicht fur die deutlich starkere Patrone ausgelegt und es kam haufig zu Storungen und Verschlussklemmern Eine Nachbearbeitung der Waffen brachte keine Abhilfe Als Bajonett fand eine damals ubliche Yatagan Form Verwendung spater erfolgte eine Anderung zur Aufnahme des preussischen Bajonetts M71 Varianten Bearbeiten nbsp Karabiner M 69 Werder Waffe links in der WTS Koblenz Fur die Kavallerie entstanden etwa 4000 Karabiner M 69 Drall 785 mm einschliesslich einer ebenso hohen Zahl an Werder Pistolen Die Gendarmerie erhielt Gendarmeriekarabiner M 69 in einer Zahl von etwa 2 639 Stuck Diese Gewehre wurden bei der Firma Francotte in Luttich bestellt Munition BearbeitenUrsprunglich war das Werdergewehr fur eine entsprechend angepasste Werder Patrone 11 50 mm R mit 4 3 g Schwarzpulver Fullung ausgelegt Karabiner und Pistole erhielten eine auf 35 05 mm verkurzte Hulse mit einer auf 2 5 g Schwarzpulver reduzierten Ladung Das Geschoss blieb gegenuber dem Gewehr gleich 3 Nach der Reichsgrundung wurde die Waffe zwecks Vereinheitlichung 1875 1876 auf die Mauserpatrone M71 11 60 mm R aptiert das Patronenlager wurde aufgerieben und ein anderes Visier fur die grossere Schussweite der M71 Patrone angebracht Gewehre die von Beginn an fur die Patrone 11 60 mm R eingerichtet waren erhielten die Bezeichnung M 69 n M neuen Musters Das Geschoss der Patrone M 69 erreichte eine Mundungsgeschwindigkeit von 385 5 m s mit der Patrone 71 wurden 432 6 m s erreicht Die maximale Schussweite stieg dadurch von 2200 auf 3000 Meter 4 Der Geschossdurchmesser des Projektils der Scharfen Patrone M 69 fur das Werdergewehr betrug 11 51 mm das Bleigeschoss wog 21 96 g Die Hulsenlange betrug 49 69 mm die Pulverladung 4 3 g 66 grs die ganze Patrone wog 36 g Ein Infanterist trug 80 Patronen mit sich die es zusammen mit den Einsatzschachteln auf 3 2 kg Gewicht brachten 5 Krieg 1870 71 BearbeitenBei Ausbruch des Krieges 1870 gegen Frankreich waren erst vier Jagerbataillone mit dem Werdergewehr ausgerustet 6 als der Krieg endete waren es 12 von 58 Bataillonen 7 Alle anderen Formationen fuhrten das Podewilsgewehr M57 67 einen zum Hinterlader aptierten Vorderlader Durch die schnelle Schusskadenz erwarb sich das Werdergewehr allgemein die Bezeichnung Bayerisches Blitzgewehr Die gute Schussprazision fuhrten schon die Zeitgenossen auf geringe Differenzen von hochstens 7 Meter in der Geschossanfangsgeschwindigkeit zuruck die auf der Regelmassigkeit und deshalb gleichmassiger Verbrennung des verwendeten Schwarzpulvers beruhe 8 Kuriosa BearbeitenDer Werder Gendarmeriekarabiner erhielt eine gewisse Bekanntheit bei der Festnahme des Mathias Kneissl am 5 Marz 1901 als der Gendarmerieoberleutnant Karl Kuster insgesamt 20 Gendarmen in zwei Gruppen abwechselnd Kneissls Versteck beschiessen liess Bei 772 verschossenen Patronen ergaben sich 267 Ladehemmungen und 37 Versager also 40 Ausfallrate Zum Teil mussten die Hulsen mit den Entladestocken aus dem Patronenlager getrieben werden so dass die Zuschauer den Eindruck bekamen es handele sich um Vorderlader 9 Dennoch wurde Kneissl schwer verletzt In seinem Film Rauber Kneissl lasst Marcus H Rosenmuller die Gendarmen das Gewehr 88 tragen also nicht den eigentlich fur Gendarmen korrekten Gendarmeriekarabiner 88 Dazu war der Karabiner 88 bei den bayerischen Gendarmen auch spater nicht eingefuhrt es gab nur ein preussisches und ein badisches Modell also ein Anachronismus in zweifacher Hinsicht Siehe auch BearbeitenFeldl GeschutzLiteratur BearbeitenAnonymus Das deutsche Reichsgewehr Modell 1871 In Polytechnisches Journal 216 1875 S 230 234 Anonymus Das Werder sche Ruckladungsgewehr vom technischen Standpunkt aus betrachtet In Polytechnisches Journal 190 1868 Miszelle 1 S 337 338 Hans Dieter Gotz Die deutschen Militargewehre und Maschinenpistolen 1871 1945 4 Auflage Stuttgart 1985 ISBN 978 3 87943 350 6 Wolfgang Piersig Erinnerungen an Johann Ludwig Werder anlasslich seines 125 Todestages Grin Munchen 2010 ISBN 978 3 640 64441 4 Dieter Storz Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 In Deutsche Militargewehre Kataloge des bayerischen Armee Museums Ingolstadt 8 Band 1 Wien 2011 ISBN 978 3 902526 43 4 Wolfgang Finze Reste Verwertung Ein Scheibenstutzen mit Werder System In Visier 8 2013 S 72 77 Einzelnachweise Bearbeiten Das Werdergewehr in ubersichtlicher Darstellung fur die K Bayrische Infanterie nebst einer Uebersicht der Ruckladungssysteme uberhaupt 2 Auflage Krull sche Buchhandlung Eichstatt 1870 S 8 9 Google Books abgerufen am 27 Juni 2014 Henry Darapsky Das Werder sche Hinterladungsgewehr In Polytechnisches Journal 192 1869 S 193 Die Feuergeschwindigkeit betrug bei ganz geubten Mannschaften beim Laden aus der Tasche 14 15 Schusse per Minute Seitens geubter Schutzen wurden in Amberg bei 18 Schussen in der Minute 18 Treffer gegen eine 4 Fuss breite 9 Fuss hohe Scheibe auf 200 Schritte erzielt Dieter Storz Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 S 88 Dieter Storz Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 In Deutsche Militargewehre Kataloge des bayerischen Armee Museums Ingolstadt Band 1 Nr 8 Wien 2011 ISBN 978 3 902526 43 4 S 70 Dieter Storz Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 In Deutsche Militargewehre Kataloge des bayerischen Armee Museums Ingolstadt Band 1 Nr 8 Wien 2011 ISBN 978 3 902526 43 4 S 54 Hans Dieter Gotz Die deutschen Militargewehre und Maschinenpistolen 1871 1945 4 Auflage Stuttgart 1985 ISBN 978 3 87943 350 6 S 14 Dieter Storz Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 In Deutsche Militargewehre Kataloge des bayerischen Armee Museums Ingolstadt 8 Band 1 Wien 2011 ISBN 978 3 902526 43 4 S 68 Anonymus Das deutsche Reichsgewehr Modell 1871 In Dinglers Polytechnisches Journal 1875 Band 216 S 233 Dieter Storz Vom Werdergewehr bis zum Modell 71 84 In Deutsche Militargewehre Kataloge des bayerischen Armee Museums Ingolstadt Band 1 Nr 8 Wien 2011 ISBN 978 3 902526 43 4 S 106 107 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Werdergewehr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Verschluss eines bayerischen Gewehrs M 69 Werdergewehr Bayrisches Armeemuseum abgerufen am 27 Juni 2014 aptiertes Werder Gewehr M 69 Abgerufen am 27 Juni 2014 mit vielen Abbildungen Benedikt Hammer Das Werder System M1869 In Bayrische Waffen Abgerufen am 27 Juni 2014 Werder Gewehr M69 apt Schutzenverein Sandhofen abgerufen am 27 Juni 2014 mit Abbildungen Das Werdergewehr M 69 Zollwaffen de abgerufen am 27 Juni 2014 historische Fotos Bajonette zum Werder Gewehr Abgerufen am 27 Juni 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werder Gewehr M 1869 amp oldid 227017596