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Das Feldl Geschutz war ein vierlaufiges Repetiergeschutz zeitgenossisch Kartatschgeschutz und somit ein Vorlaufer des Maschinengewehrs Das Geschutz wurde von der bayerischen Armee im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 verwendet Zum Laden und Abfeuern diente ein grosses Kurbelrad welches von Hand gedreht werden musste Wegen technischer Probleme und ungenugender taktischer Einsatzmoglichkeiten wurde es bald ausgemustert Schemazeichnung ohne Magazine Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung und Produktion 2 Technik 3 Bedienung 4 Einsatz 5 Weitere Verwendung 6 Vergleich mit der franzosischen Mitrailleuse 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntwicklung und Produktion BearbeitenDer Ingenieur Johann Feldl aus Forsthart 1 hatte 1867 68 ein vierlaufiges Repetiergeschutz entwickelt und die Plane bei der Maschinenfabrik Augsburg jetzt MAN eingereicht 2 Nach diversen Beschussversuchen die eine ubermassige Laufverbleiung zutage forderten empfahl die Prufungskommission die Anderung auf den Lauf des neu eingefuhrten Werder Gewehrs M 1869 welche von der Gewehrfabrik Amberg geliefert wurden 3 Acht Geschutze wurden im Oktober 1870 in der Maschinenfabrik Augsburg fur die Bayrische Armee gefertigt und in zwei Batterien zu je vier Stuck auf die zwei bayrischen Armee Korps verteilt 2 Mit weiteren produzierten Geschutzen erhohte sich die Zahl pro Batterie auf sechs 4 Osterreich hatte das Feldl Geschutz neben der Gatling Gun und der Mitrailleuse erprobt sich jedoch im Herbst 1870 fur die Montigny Mitrailleuse entschieden 5 Technik BearbeitenDie vier parallel nebeneinander liegenden Laufe waren den Laufen des Werder Gewehres fast identisch hatten aber eine grossere Wandstarke um der Warmeentwicklung besser zu widerstehen Es wurden die gleichen Patronen im Kaliber 11 50 mm R verwendet welche ein 22 g schweres Geschoss auf eine Mundungsgeschwindigkeit von 420 m s beschleunigten und uber eine effektive Reichweite von 1500 m verfugten Die Treibladung der Patrone war Schwarzpulver Ein Ruckstoss war praktisch nicht wahrnehmbar 2 In der Minute konnten technisch bis zu 400 Schuss abgegeben werden doch praktisch waren 300 Schuss die ausserste Schussfolge Hierbei musste der abfeuernde Mann 150 Umdrehungen des Kurbelrades per Minute machen was eine grossere korperliche Anstrengung bedeutete Die hohe Feuergeschwindigkeit konnte in der Praxis nicht lange aufrechterhalten werden da der Pulverrauch dem Schutzen die Sicht nahm Wahrend bei gewohnlichen Geschutzen sich der Pulverrauch beim Nachladen aufloste erneuerte beim Feldl Geschutz das kontinuierliche Schiessen die Rauchwolke immer wieder 6 Die vier Rohre sind auf einer Unterlageplatte befestigt und ragen mit ihrem hinteren Ende in das Gehause mit dem Lade und Abschussmechanismus 7 Dieser Mechanismus ist aus Stahl und Bronze gefertigt und ist in einem Gehause aus Messing untergebracht Auf der Gehauseoberseite befinden sich Aufnehmer fur die Magazine welche senkrecht hineingesteckt wurden Der Antrieb des Lade und Abfeuermechanismus war eine Handkurbel die sich an der linken Seite der Waffe befand und von einem stehenden Soldaten gedreht wurde Der Schutze hingegen sass auf einem Klappsitz welcher auf der Lafette befestigt war Er musste sich nach rechts lehnen um uber das rechts an der Waffe montierte Visier die Zielentfernung Ballistik zu korrigieren An der hinteren Seite gab es vier Schieber um den Lademechanismus pro Rohr auszukuppeln Dieses war notig wenn sich eine Patrone in dem Lademechanismus verklemmt hatte So konnte mit den ubrigen Rohren weiter gefeuert werden Ein weiterer Hebel auf Hinterseite diente zum Unterbrechen der Schussabgabe Der Schutze konnte eine Kurbel fur die Hohenrichtung sowie ein Handrad fur die Seitenrichtung benutzen 2 Die Seitenrichtung liess ein Schwenken der Waffe auf der stehenden Lafette bis zu 28 nach beiden Seiten zu 4 Das Visier war bis 1500 m einstellbar Im Training konnte unterhalb der Waffe eine Sammelbox fur die ausgeworfenen Patronenhulsen angebracht werden 2 Die Patronen befanden sich zu 41 Stuck in einfachen Magazinen waagrecht aufeinander gestapelt das Magazin verfugte uber keine Feder welche die Patronen herausdruckte sondern basierte ausschliesslich auf dem Eigengewicht der Patronen Die Magazine mussten vor dem Einsetzen in die Waffe voll befullt sein sonst bestand die Gefahr dass sich die Patronen im Magazin aufstellen Eine mit Federkraft gehaltene Klappe verhinderte dass die Patronen herausfielen Erst durch das Einstecken des Magazins in den Magazinaufnehmer wurde die Klappe aufgedruckt und die Patronen freigegeben Diese rutschten durch ihr eigenes Gewicht in den Zubringer 2 Das Geschutz konnte mit maximal mit 328 Patronen in 8 Magazinen davon jeweils 2 Magazine per Lauf geladen werden Da das linke Magazin eines jeden Laufes erst verwendet wurde nachdem das rechte alle Patronen abgegeben hatte war wahrend des Feuerns ein kontinuierliches Austauschen der Magazine und somit echtes Dauerfeuer moglich 6 Durch Betatigung der Handkurbel wurde uber vier exzentrische Korper und ein System von Kniehebeln die zeitliche Abfolge das Verschlussmechanismus gesteuert 8 7 Jeder Lauf hatte einen eigenen Munitionszubringer und Verschlussmechanismus 2 Wahrend der Verschluss zuruckgezogen und die leere Hulse herausgezogen wurde spannte sich der Schlaghammer und wurde festgehalten bis der wieder nach vorne gleitende Verschluss die Patrone in die Patronenkammer eingefuhrt hatte Dann schlug der Hammer auf den Schlagbolzen und dieser zundete die Treibladung der Patrone 8 7 Der Mechanismus funktioniert in der zeitliche Abfolge dass ein Lauf geoffnet der zweite geladen der dritte geschlossen und der vierte abgefeuert wurde 7 Pro halbe Umdrehung der Handkurbel feuerte das Geschutz einen Schuss ab 6 Die eigentliche Waffe wurde von einer Radlafette getragen Die grossen und leichten Rader ahnelten Radern an zeitgenossischen landwirtschaftlichen Geraten 2 Das Feldl Geschutz wog mit leerer Protze 490 kg voll aufmunitioniert und mit Ausrustung 658 kg 2 Von 6 864 Schuss waren 2 624 in Magazinen verpackt und somit schussbereit die ubrige Anzahl dient als Reserve zur Auffullung der Magazine 6 Das Geschutz wurde von 4 Pferden gezogen Jedes Geschutz wurde jeweils von zwei Munitionswagen begleitet Diese wurden in der Schlacht bei Worth August 1870 erbeutet und wurden ebenfalls von 4 Pferden gezogen Jeder Munitionswagen wog aufmunitioniert 1 660 kg 2 Der Munitionswagen war mit 16 016 Schuss ausgerustet hiervon 3 936 in Magazinen verpackt 6 Bedienung BearbeitenDie vollstandige Mannschaft bestand aus 6 Mann davon 2 direkt am Geschutz Der Richtschutze war fur die Zielausrichtung zustandig wahrend ein anderer Soldat die Handkurbel drehte Im Prinzip liess sich das Geschutz aber auch von einem Mann bedienen allerdings mit verringerter Feuergeschwindigkeit Zwei weiteren Soldaten oblag das Versorgen des Geschutzes mit vollen Magazinen und deren Nachfullung die ubrigen zwei dienten als Reserve 6 Einsatz BearbeitenDie erste Batterie traf in den ersten Tagen des Oktobers 1870 beim I Koniglich Bayerisches Armee Korps ein und wurde gleich beim Gefecht bei Artenay am 10 und Besetzung von Orleans am 11 Oktober eingesetzt So lange sich das Armee Corps in der Offensive befand wurden die Geschutze die meiste Zeit in Bereitschaftsstellung gehalten Wegen der im Vergleich mit gewohnlichen Geschutzen geringen Reichweite konnten sie nicht wie Artillerie eingesetzt werden Auch zur Unterstutzung der Infanterie konnte man sie in der Offensive nicht verwenden da es unmoglich war mit 4 Pferden in das gegnerische Infanteriefeuer zu fahren und unter Beschuss die Stellung aufzubauen Nur bei Artenay gelang es ein Feldl Geschutz in den Ortsausgang eines gerade geraumten Dorfes zu bringen und die abziehenden Franzosen zu beschiessen Dieses geschah ohne zwingende taktische Notwendigkeit sondern eher um die neue Waffe im Gefecht einzusetzen 6 Es wurden etwa 300 Schuss abgegeben 8 Der erste echte Einsatz erfolgte in Schlacht bei Coulmiers am 9 November 1870 Im Gegensatz zu den vorangegangenen Offensiven ging das Bayerisches Armee Korps hier in die Defensive Coulmiers musste aufgegeben werden Ein Bataillon Infanterie und eine Feldl Geschutz Batterie wurden im Dorf belassen um es moglichst zu halten um den franzosischen Angriff zu verzogern und so den Ruckzug des bayerischen Armee Corps zu decken Die Geschutze waren durch Hecken und Hauser einigermassen gedeckt Zwei Stunden lang wurde der zahlenmassig uberlegene Gegner aufgehalten Dreimal wurden vordringende feindliche Abteilungen zuruckgeworfen und auch eine Geschutz Batterie zur Veranderung ihrer Position gezwungen Das Feldl Geschutz hat zunachst seine Brauchbarkeit bewiesen Als die Batterie in beide Flanken beschossen wurde musste sie allerdings ihre Stellung wechseln Durch die bei der Bewegung der Geschutze entstandenen Erschutterungen stellten sich Patronen im Lademechanismus auf und verklemmten diesen Von den 16 Laufen der Batterie klemmten 13 und konnten erst nach dem Gefecht repariert werden Es wurde deutlich dass das Geschutz technisch noch nicht ausgereift war Die Waffe hatten vor dem Stellungswechsel leergeschossen oder vollstandig entladen werden mussen was aber im Gefecht realitatsfern war 6 Insgesamt wurden etwa 750 Schuss abgegeben 8 Auf Wunsch des Generalstabs inspiziere Johann Feldl die Geschutze vom 28 November bis 29 Dezember 1870 bei Paris Er bemangelte ihren schlechten Wartungszustand welcher durch mangelhafte Ausbildung der Bedienungsmannschaften entstand Die Patronenabmessungen waren ausserhalb der Toleranz und somit konnte der Auswerfer nicht richtig funktionieren Er stellte auch fest dass die Magazine zu empfindlich fur die Handhabung im Gefecht waren Der Generalstab entschied darauf dass die Waffe nicht zuverlassig genug sei und zog diese deshalb vom aktiven Dienst ab 2 Auch uberwog die Erkenntnis dass der Aufwand um das Feldl Geschutz in keinem Verhaltnis zum Nutzen stand 8 Weitere Verwendung BearbeitenNach dem Krieg wurden die 14 Feldl Geschutze an die Landesfestung Ingolstadt ubergeben aber schon 1875 durch Feldgeschutze ersetzt Der Grund war die Umstellung der Infanteriebewaffnung auf das reichseinheitliche Mauser Modell 71 mit seiner neuen Patrone Ausser einem wurden die Geschutze hauptsachlich ins Ausland verkauft Eines wurde wahrend des Boxeraufstandes 1900 von einem deutschen Major im Arsenal von Peking entdeckt und instand gesetzt aber nicht mehr eingesetzt 3 Dieses Exemplar wurde von den Expeditionstruppen in das Deutsche Reich zuruckgenommen 2 Ein Exemplar befindet sich heute in der Dauerausstellung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg 9 Vergleich mit der franzosischen Mitrailleuse Bearbeiten nbsp Reffye MitrailleuseEine dem Feldl Geschutz vergleichbare Waffe war die franzosische Reffye Mitrailleuse welche ebenfalls im Deutsch Franzosischen Krieg eingesetzt wurde Die schwerere Mitrailleuse verwendete grossere Patronen mit grosserer Reichweite von 2500 m 2 Dadurch wurde die Mitrailleuse eher der Artillerie zugeordnet wahrend das Infanteriekaliber nutzende Feldl Geschutz mit geringerer Reichweite eher als Begleiter der Infanterie angesehen wurde 6 Weblinks BearbeitenKartatschgeschutz Feldl in der Bayerischen Landesausstellung 2011 Gotterdammerung Konig Ludwig II im Neuen Schloss Herrenchiemsee 7 8 Feldl Kartatschgeschutz im Deutschen Historischen Museum 9 Eintrag der Stiftung Deutsches Historisches Museum in der Lost Art Datenbank 10 Modell des Feldl Kartatschgeschutzes 11 Einzelnachweise Bearbeiten Regierungs Blatt fur das Konigreich Bayern 1870 S 600 1 a b c d e f g h i j k l m Michel Bourget Les mitrailleuses bavaroises Feldl in Gazette des Armes Nr 430 April 2011 2 a b Deutsches Waffen Journal Extra Band 9 Maschinenwaffen I ISSN 1610 7039 a b Bernhard von Poten Handworterbuch der Gesamten Militarwissenschaften Band 5 1878 Velhagen amp Klasing S 141 3 Die erste osterreichische Mitrailleur Batterie in Streffleurs militarische Zeitschrift Band 3 Verlag Ludwig Wilhelm Seidel 1871 S 46 4 a b c d e f g h i Hermann Graf Thurheim Mitrailleusen und ihre Leistungen im Feldzuge 1870 1871 in Streffleur s Osterreichische militarische Zeitschrift Band 12 Ausgaben 3 4 R V Waldheim 1871 S 237 257 5 a b c d Bernhard von Poten Handworterbuch der Gesamten Militarwissenschaften Band 3 1877 Velhagen amp Klasing S 217 6 a b c d e Georg Ortenburg Waffen der Einigungskriege 1848 1871 Bechtermunz 2005 original 1990 ISBN 3828905218 S 96 HDBG Magazin Nr 2 Der Museumsfuhrer ISBN 978 3 937974 45 3 S 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feldl Geschutz amp oldid 237795175