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Der Weinzwirner Tibicina haematodes auch Blutrote Singzikade Lauer Weinbergzikade oder Blutaderzikade genannt ist eine Art der Singzikaden und in Sud und Mitteleuropa verbreitet WeinzwirnerWeinzwirner Tibicina haematodes Systematikohne Rang Zikaden Auchenorrhyncha Unterordnung Rundkopfzikaden Cicadomorpha Familie Singzikaden Cicadidae Unterfamilie TibicininaeGattung TibicinaArt WeinzwirnerWissenschaftlicher NameTibicina haematodes Scopoli 1763 Ein Exemplar aus ItalienEin prapariertes MuseumsexemplarEin Exemplar in Frontalansicht Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Gefahrdung 5 Taxonomie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDie reine Korperlange der Art betragt 26 38 mm unter Einschluss der Flugel sind es 38 46 mm Die Flugelspannweite betragt 75 87 mm 1 2 Damit ist der Weinzwirner nach der Gemeinen Singzikade die grosste Singzikade im deutschsprachigen Raum Der Korper ist kontrastreich schwarz und gelblich rotlich gefarbt die Flugel sind transparent Die Grundfarbe des Korpers ist schwarz bis schwarzbraun manchmal mit grauen Anteilen Der Rand der Tergite des Hinterleibs ist bei der Art orange bis weinrot gefarbt Auch auf dem Prothorax finden sich rote oder orangefarbene Zeichnungen Auf den Flugeln sind die Costalader und die Basis der ubrigen Langsadern rot oder orange ockerfarben seltener grunlich gefarbt Auch an den Beinen befinden sich rote bis orangefarbene Zeichnungen An den Femora der Vorderbeine befinden sich zwei Dornen An der Unterseite der ersten beiden Hinterleibssegmente Abdominalsegmente sitzt bei den Mannchen zur Gerauscherzeugung ein besonderes Trommelorgan das Tymbalorgan bestehend aus einer paarigen Membran Die erzeugten Tone sind durchdringend laut Die Tymbalorgane sind bei Tibicina von oben gesehen frei und ihre Tymbaldeckel Operculae sehr klein und weit getrennt Die Art ist in Mitteleuropa von der Mannasingzikade Cicada orni an der roten Basis der Vorderflugel und den fehlenden schwarzen Punkten im Randbereich Apikalteil der Flugel leicht unterscheidbar Die Cicadetta Arten Mitteleuropas z B die Bergsingzikade sind viel kleiner immer kurzer als 22 Millimeter Von der Gemeinen Singzikade Tibicen plebejus oder Lyristes plebejus unterscheidet das bei dieser Art von einem Deckel Operculum bedeckte Tymbalorgan ausserdem entspringen bei dieser die Langsadern Radius Media und Cubitus nahe beieinander aus der Basalzelle im Vorderflugel bei Tibicina der Cubitus abgesetzt in der Mitte der unteren Langsseite der Basalzelle In Sudeuropa und im sudlichsten Mitteleuropa schon im Tessin und Wallis ist mit weiteren Arten der Gattung zu rechnen die oft schwer voneinander unterscheidbar sind Von den beiden anderen in der Schweiz vorkommenden Arten ist diese Art anhand von Farbungsmerkmalen unterscheidbar 3 Bei Tibicina steveni sind die Basaladern des Vorderflugels gelb gezeichnet ausserdem tragt das Mesonotum gelbe Flecken und das Pronotum ist hinten gelb 3 Bei Tibicina quadrisignata ist das Basalbereich der Flugel rot aber mit schwarzen nicht mit roten Adern Der Rand der Hinterleibstergite ist nur sehr schmal rot gerandet dafur tragt der Mesothorax vier ockerrote mondformige Flecken 1 Die Arten sind trotz des lauten Gesangs der Mannchen nur schwer zu finden und zu orten Der Gesang der verschiedenen Arten der Gattung Tibicina lasst sich am Sonagramm aber nicht direkt durch Verhoren unterscheiden 4 Der Gesang des Weinzwirners ist ein uber meist 10 20 Sekunden lang anhaltender sehr lauter Schwirrton welcher mit Stotterlauten eingeleitet wird Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDie Art lebt in Sudeuropa im sudlichen Mitteleuropa und ostlich bis in den Kaukasus In Europa lebt die Art von den Pyrenaen uber Frankreich mit Ausnahme des Nordens uber den Suden Deutschlands die Schweiz das Festland Italiens Osterreich und Tschechien bis nach Slowenien Kroatien die Slowakei Ungarn Serbien Montenegro den Kosovo Albanien Nordmakedonien Griechenland Bulgarien Rumanien die Republik Moldau die Ukraine und das sudliche Russland 5 6 7 In alterer Literatur wird auch von Vorkommen auf der Iberischen Halbinsel Marokko der Turkei und Transkaukasien bis in den Iran berichtet dabei handelt es sich aber um nahe verwandte Arten und nicht den Weinzwirner selbst 8 In Deutschland kommt die Art nur an wenigen Stellen in Rheinland Pfalz Baden Wurttemberg und Bayern vor beispielsweise am Rhein Main und Neckar Auch in der Slowakei ist die Art nur stellenweise zu finden z B bei Trencin in den Strazovske vrchy und bei Banska Bystrica In Tschechien ist die Art nur aus dem Steinitzer Wald bekannt In der Schweiz lebt die Art nur im Kanton Genf und in Osterreich nur im Pannonikum In Mitteleuropa ist sie somit weitestgehend auf die Weinbauregionen beschrankt und kommt nur sehr lokal vor Die warmeliebende Art halt sich oft in xerothermen Hangen mit offenem Geholzbestand oft in Weinbergen Name oder auf Baumen in trockenen offenen Waldern bevorzugt Eichenwaldern auf Die Adulti leben auf Laubgeholzen haufig wird Schlehe genannt In West und Mitteleuropa lebt der Weinzwirner in Hohenlagen zwischen 100 und 500 m uber NN Im Kaukasus besiedelt er Hohenlagen zwischen 200 und 700 m Im Mittelmeergebiet lebt die Art auch in immergrunen Hartlaubwaldern Offene Felsbereiche werden gemieden Lebensweise BearbeitenDie Imagines finden sich von Juni bis September in warmeren Gebieten auch ab Mitte April In Mitteleuropa werden sie meist im Juni oder Juli gefunden Sie leben nur zwei bis drei Wochen und ernahren sich vom Xylemsaft verschiedener Pflanzen auch von Weinreben Die Mannchen singen von exponierten Stellen wie Baumkronen oder Pflanzen aus an warmen sonnigen Tagen mit Temperaturen von uber 22 C um Weibchen anzulocken Vom Gesang werden auch andere Mannchen angelockt die dann bei hohen Populationsdichten in Aggregationen singen Aggressionen treten zwischen den konkurrierenden Mannchen nicht auf eine Konkurrenz findet aber uber die Gesangsmuster statt Sobald Weibchen in der Nahe landen andert sich die Art des Gesangs zu einem Werbegesang Zur Paarung umklammert das Mannchen das Weibchen mit den Beinen Die Kopulation kann bis zu 20 Minuten andauern Die Eiablage erfolgt in junge Triebe von holzigen Pflanzen wie Schlehdorn Hainbuche Weinrebe oder Waldkiefer Mit dem sageartigen Ovipositor wird dabei das Holz durchschnitten und in die 5 8 mm langen Risse bis zu 30 weissliche Eier abgelegt Nach 1 3 Monaten schlupfen die 1 5 mm langen Larven fallen zu Boden und graben sich in die Erde ein Hier leben sie in einer Tiefe von 40 150 cm mehrere Jahre unterirdisch an den Wurzeln von Baumen Die Entwicklungsdauer kann dabei mehr als drei Jahre dauern und ist vom regionalen Klima abhangig Fur die Adulthautung verlassen sie im funften und letzten Larvenstadium den Boden wobei ein Loch von etwa 1 5 cm Durchmesser entsteht und klettern an Baumstammen Pflanzenstangeln oder Pfosten hoch In einer Hohe von etwa 30 cm findet dann der mehrstundige Prozess des Schlupfes und der Aushartung statt Die verlassenen Larvenhaute Exuvien sind glanzend braun gefarbt 26 30 mm lang und haben eine typische Anordnung der Stacheln an den Tibien der Vorderbeine Dadurch dass die Larven sich von Wurzeln verschiedener Baume ernahren kommt es manchmal zu Schadwirkungen in Forstkulturen In der Republik Moldau Ukraine Bulgarien und Turkei wurde von Schaden an Forstkulturen und Obstbaumen berichtet und in der Turkei kann die Art Schaden in Olivenhainen verursachen Jedoch handelt es sich bei den Tieren in der Turkei vermutlich um eine nahe verwandte Art Gefahrdung BearbeitenIn Deutschland gibt es nur wenige Fundstellen der Art Sie gilt als stark gefahrdet nbsp RL 2 mit einem massigen Bestandsruckgang 9 In der Schweiz in Osterreich und in Tschechien gilt die Art als vom Aussterben bedroht nbsp 8 In Sudeuropa ist sie dagegen haufiger und weit verbreitet Taxonomie BearbeitenDie Art wurde 1763 von Giovanni Antonio Scopoli unter dem Namen Cicada haematodes erstbeschrieben Weitere Synonyme der Art lauten 6 10 Cicada haemalodes Champion 1865 Cicada haematoda Hagen 1858 Cicada haematode Boulard 1984 Cicada haematodis Germar 1830 Cicada haematoides Linnaeus 1767 Cicada helvola Germar 1821 Cicada hematodes Tigny 1802 Cicada hoematodes Giorna 1791 Cicada plebeja Germar 1830 Melampsalta montana Gomez Menor 1957 Tettigonia cantans Fabricius 1794 Tettigonia haematodes Scopoli 1763 Tettigonia sanguinea Fabricius 1803 Tibicen haematodes Tibicen haematordes Moalla Jardak amp Ghorbel 1992 Tibicen sanguinea Amyot amp Audinet Serville 1843 Tibicien haematodes Tibicien haemotodes Boulard 1965 Tibicina haematedes Zamanian Mehdipour amp Ghaemi 2008 Tibicina haematodes P Muller 1969 Tibicina plebeja Fritsch 1880Literatur BearbeitenMichael Chinery Pareys Buch der Insekten Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09969 5 S 88 Roland Muhlethaler Werner E Holzinger Herbert Nickel Ekkehard Wachmann Die Zikaden Deutschlands Osterreichs und der Schweiz Quelle amp Meyer Verlag Wiebelsheim 2019 ISBN 978 3 494 01648 1 Jiri Zahradnik Der Kosmos Insektenfuhrer 6 Auflage Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 440 09388 3 S 124 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Weinzwirner Tibicina haematodes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tibicina haematodes auf cicadasong eu mit Aufnahmen des Gesangs Abgerufen am 3 April 2021 Einzelnachweise Bearbeiten a b Werner E Holzinger Ingrid Kammerlander Herbert Nickel The Auchenorrhyncha of Central Europe Die Zikaden Mitteleuropas Band 1 Fulguromorpha Cicadomorpha excl Cicadellidae Brill Leiden Boston 2003 ISBN 90 04 12895 6 Familie Cicadidae S 475 ff Tibicina haematodes S 485 Wolfgang Schedl Taxonomie Biologie und Verbreitung der Singzikaden Mitteleuropas In Berichte des naturwissenschaftlichen medizinischen Verein Innsbruck Band 87 2000 S 257 271 zobodat at PDF a b Thomas Hertach Peter Nagel Cicadas in Switzerland a scientific overview of the historic and current knowledge of a popular taxon Hemiptera Cicadidae In Revue Suisse de Zoologie Band 120 Nr 2 2013 S 229 269 Jerome Sueur Thierry Aubin Specificity of cicada calling songs in the genus Tibicina Hemiptera Cicadidae In Systematic Entomology Band 28 2003 S 481 492 Jiri Zahradnik Der Kosmos Insektenfuhrer 6 Auflage Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 2002 ISBN 3 440 09388 3 S 124 a b Tibicina haematodes Scopoli 1763 in GBIF Secretariat 2019 GBIF Backbone Taxonomy Checklist dataset doi 10 15468 39omei abgerufen via GBIF org am 3 April 2021 Tibicina haematodes im PESI Portal Pan European Species directories Infrastructure abgerufen am 3 April 2021 a b Tibicina haematodes in the Czech Republic Herbert Nickel Roland Achtziger Robert Biedermann Christoph Buckle Uwe Deutschmann Rolf Niedringhaus Reinhard Remane Sabine Walter und Werner Witsack Rote Liste und Gesamtartenliste der Zikaden Hemiptera Auchenorrhyncha Deutschlands 2 Fassung Stand 30 Juni 2015 In Naturschutz und Biologische Vielfalt Band 70 Nr 4 2016 S 247 298 Bundesamt fur Naturschutz uol de Tibicina haematodes in der Datenbank der European Environment Agency abgerufen am 3 April 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weinzwirner amp oldid 229853644