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Walther Schmied Kowarzik 22 Mai 1885 in Modling Osterreich Ungarn 24 Juli 1958 ebenda war ein osterreichischer Philosoph sowie Professor fur Philosophie und Psychologie an den Universitaten Wien Dorpat Estland und Giessen sowie an der Padagogischen Akademie in Frankfurt am Main Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nachkriegszeit 4 Publikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWalther Schmied Kowarzik Sohn des Bankbeamten und Fechtsporthistorikers Josef Schmied Kowarzik und dessen Ehefrau Luise studierte nach der Matura am Gymnasium in Modling seit 1904 Philosophie Psychologie und Geschichte an der Universitat Wien Das Studium in Wien unterbrach er auf Anraten seines Lehrers Friedrich Jodl fur ein Gastsemester in Berlin im Winter 1906 07 1 wo er an Wilhelm Diltheys Privatissimum Grundlegung der Geisteswissenschaften teilnahm 2 1908 wurde er mit der Dissertation Zeit und Raum Eine psychologische und transzendentalphilosphische Untersuchung bei Jodl promoviert 1909 immatrikulierte sich Schmied Kowarzik in Jena und horte Vorlesungen bei Rudolf Eucken 1911 heiratete er Margarete Heinrich 1917 wurde ihr Sohn Volker geboren 1923 wurde die Ehe geschieden 1925 heiratete er die aus Kurland stammende deutschbaltische Dichterin Gertrud von den Brincken 1892 1982 sie hatten drei Kinder Wieland 1929 Ilse Roswith 1934 und Wolfdietrich 1939 1913 habilitierte sich Walther Schmied Kowarzik an der Universitat Wien mit der Arbeit Umriss einer neuen analytischen Psychologie die Grundlegung einer nicht empirischen phanomenologischen Psychologie die die Ganzheitsgestaltungen des Bewusstseins in Fortentwicklung der Psychologie Diltheys und in Anschluss an die Philosophie Kants zu begreifen versucht Von 1913 bis 1920 war er Privatdozent an der Universitat Wien und bis 1926 Mitherausgeber der Beitrage zur Philosophie des Deutschen Idealismus Im Ersten Weltkrieg in dessen Verlauf sich Schmied Kowarziks Finanzen verschlechterten begann er sich in der Volksbildung an der Wiener Urania und als kulturpolitischer Publizist insbesondere im Sinne des Auslandsdeutschtum zu engagieren Ab Mai 1917 leistete er Militardienst bei der Infanterie wo er im November 1918 als Korporal entlassen wurde 3 Nach 1918 war er Vorsitzender des Durerbundes fur Osterreich wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung fur deutsch osterreichisches Recht und Minderheitenschutz in der Staatskanzlei 1918 19 Unter dem Pseudonym Dr Robert Pfeifer setzt er sich 1918 fur die Angliederung von Burgenland Heanzenland an Deutsch Osterreich ein Er war Grunder und Leiter der volkischen Fichte Hochschule in Wien und Referent fur den Deutschen Schulverein in Osterreich 2 Im Sommer 1920 nahm er eine Gastdozentur in Marburg sowie von September bis Dezember 1920 an der Hochschule in Goteborg Schweden wahr 4 1920 wurde er zum ordentlichen Professor fur Philosophie und Psychologie an die estnische Universitat Tartu Dorpat berufen Neben dem Aufbau des Seminars fur Philosophie und Psychologie verfolgte er in diesen Jahren vor allem kulturphilosophische Themen 1927 erschien seine kulturphilosophische Grundlegung Die Objektivation des Geistigen In den Jahren 1924 bis 1927 war er unter dem Pseudonym W Albrecht Schriftleiter des Estlandisch deutschen Kalenders Im Winter 1925 26 hatte er eine Gastprofessur an der Hochschule fur Welthandel in Wien 1927 wurde Walther Schmied Kowarzik vom Preussischen Minister fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung Carl Heinrich Becker als Professor fur Philosophie mit besonderer Berucksichtigung der Ethik und Psychologie an die neu gegrundete Padagogische Akademie in Frankfurt a M berufen die einzige simultane Padagogische Akademie an der Volksschullehrer fur evang kath und bekenntnisfreie Schulen ausgebildet werden konnten Hier entstand sein zweites Hauptwerk Ethik Mit Berucksichtigung padagogischer Probleme 1932 in dem er sich ausdrucklich zur freiheitlich demokratischen Weimarer Verfassung bekannte Von 1927 bis 1935 war er Mitherausgeber der Blatter fur Deutsche Philosophie der Deutschen Philosophische Gesellschaft Der Berufungsvorschlag Schmied Kowarzik als Nachfolger von Richard Honigswald auf die ordentliche Professur fur Philosophie Psychologie und Padagogik an die Universitat Breslau zu holen wurde vom Preussischen Minister fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung Adolf Grimme abgelehnt der statt seiner Siegfried Marck berief der nicht auf der Liste stand Anlasslich des Abbaus von acht Padagogischen Akademien in Preussen bereits 1932 wurde Schmied Kowarzik zum April 1933 in den Ruhestand versetzt Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenNach einer Umhabilitation lehrte er von 1933 bis 1939 als Privatdozent mit dem Titel Prof Philosophie an der Universitat Giessen 1933 erschien als vorerst letzte Schrift sein Glaubensbekenntnis eines freien Protestanten Am 1 April 1933 trat Schmied Kowarzik der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 767 151 5 2 6 Zudem war er zum 1 Mai 1933 in den NS Lehrerbund eingetreten und Mitglied im Volksbund fur das Deutschtum im Ausland 7 Die Berufung auf eine Professur fur Psychologie und Philosophie an der Hochschule fur Lehrerbildung in Friedberg wurde nach Angriffen des NSD Studentenbundes wegen einer Vorlesung uber Sigmund Freud und Alfred Adler zum August 1934 fristlos beendet Einem im Druck befindlichen Buch Erziehung und volkischer Idealismus wurde die Druckerlaubnis entzogen Hiernach bestritt Schmied Kowarzik vorubergehend nach vorausgehenden Kursen an der Gaufuhrerschule in Frankfurt a M sein Einkommen als volkischer Vortrags Redner unter anderem an der Kreisschule Gross Linden sowie als Kreisschulungsredner und Bezirksleiter fur den Volksbund fur das Deutschtum im Ausland vor SA HJ NSF und RAD 2 Hier referierte er uber deutsche Denker und uber Fragen der Ethik Nach dem Staatsexamen das ihm 1935 erlaubt worden war 2 erhielt Schmied Kowarzik als altester Studienassessor des Deutschen Reiches 8 eine Stelle fur Geschichte und Geographie an der Aufbauschule in Friedberg Zusammen mit seinen Schulern verhinderte er wahrend der Novemberpogrome 1938 die Zerstorung des Judenbades Mikwe in Friedberg 9 Seit 1934 hielt er auch philosophische Veranstaltungen an der Universitat Giessen ab 2 Einem Antrag auf Ernennung zum Dozenten neuer Ordnung war trotz eines negativen Gutachtens des Giessener Ordinarius fur Philosophie Hermann Glockner vom Reichserziehungsministerium im September 1939 entsprochen worden 1939 ubersiedelte Schmied Kowarzik mit seiner Familie in seine Heimatstadt Modling damals ein Bezirk von Wien wo er am Gymnasium unterrichtete Im Mai 1941 wurde er zum Studienrat am Gymnasium in Modling ernannt das er 1944 auch kommissarisch leitete Ebenfalls 1939 wurde er in die Philosophische Fakultat der Universitat Wien eingegliedert 10 An der Wiener Universitat wurde er durch Arnold Gehlen angefeindet der nach seiner Berufung auf das Ordinariat fur Philosophie 1940 unterstutzt von dem ebenfalls neu berufenen Prof fur Philosophie und Psychologie Gunther Ipsen eine nationalsozialistische Sauberung der Philosophischen Fakultat in seinem Sinne zu realisieren versuchte Dem widersetzten sich viele der alteingesessenen Professoren die sich teilweise ebenfalls zum Nationalsozialismus bekannten Fur Walther Schmied Kowarzik erwirkte der Dekan Viktor Christian einen Kompromiss der in seiner Ernennung zum apl Professor fur Philosophie bei gleichzeitiger Entpflichtung zum April 1942 bestand 2 Nachkriegszeit Bearbeiten1945 floh die Familie vor der Roten Armee zu Verwandten nach Schloss Unterbruck in der Oberpfalz Schmied Kowarzik wurde von den US Amerikanern ein Jahr in Moosburg interniert Nachdem er 1949 als Mitlaufer entnazifiziert worden war 11 ubersiedelte die Familie nach Regensburg wo Schmied Kowarzik wieder zu wissenschaftlichen Arbeiten kam Sein in wesentlichen Teilen fertiggestelltes letztes Werk Fruhe Sinnbilder des Kosmos Gotteserlebnis und Welterkenntnis in der Mythologie erschien posthum 1974 Walther Schmied Kowarzik starb am 24 Juli 1958 bei einem Besuchsaufenthalt in Modling drei Tage vor Eintreffen der Goldenen Doktor Urkunde die ihm auf Betreiben von Richard Meister und Friedrich Kainz in Anerkennung seines philosophischen und wissenschaftlichen Werks durch die Philosophische Fakultat der Universitat Wien verliehen worden war Beigesetzt wurde er im Familiengrab auf dem Modlinger Friedhof Anlasslich des 100 Geburtstag fand im Mai 1985 an der Universitat Wien und im Museum fur Volkerkunde in Wien ein Symposion Objektivationen des Geistigen Beitrage zur Erkenntnistheorie Ethik und Kulturphilosophie in Gedenken an Prof Dr Walther Schmied Kowarzik 1885 1958 statt Publikationen BearbeitenZeit und Raum Eine psychologische und transzendentalphilosophische Untersuchung unveroff Wiener Dissertation 1908 soweit rekonstruierbar hg v Wolfdietrich Schmied Kowarzik Kassel 1986 doi 10 17170 kobra 202003091049 Raumanschauung und Zeitanschauung Leipzig 1910 Intuition Ein Beitrag zur Psychologie des asthetischen Erlebens Leipzig 1911 Umriss einer neuen analytischen Psychologie und ihr Verhaltnis zur empirischen Psychologie Leipzig 1912 G W Leibniz Deutsche Schriften hg u eingel v Walther Schmied Kowarzik Philos Bibl 161 162 Leipzig 1916 Ein Weltbund des Deutschtums Leipzig 1917 Gotteserlebnis und Welterkenntnis in Festschrift fur Johannes Volkelt Munchen 1918 Die Gesamtwissenschaft vom Deutschtum und ihre Organisation Hamburg 1918 Das Heanzenland Burgenland veroffentlicht unter dem Pseudonym Dr Robert Pfeifer in Deutsch Osterreich IV V 1918 Stellung und Aufgabe von Wundts Volkerpsychologie und der Begriff des Volkes in W Wundt Eine Wurdigung hg v A Hoffmann 2 Teil Erfurt 1924 Gestaltpsychologie und Asthetik in Atti del 5 Congresso internazionale di Filosofia 1924 Napoli 1925 Die Objektivation des Geistigen Der objektive Geist und seine Formen Leipzig 1927 Umriss einer analytischen Psychologie I Grundlegung einer nicht empirischen Psychologie 2 erweiterte Auflage des ersten Teils Leipzig 1928 Phanomenologie und nicht empirische Psychologie in Einfuhrung in die Psychologie hg v E Saupe 4 5 Aufl Osterwieck 1931 Ethik Mit Berucksichtigung padagogischer Probleme Osterwieck 1932 Glaubensbekenntnis eines freien Protestanten Gorlitz 1933 Das unendliche Sein und das endliche Seiende in Zeitschrift fur Philosophie Psychologie und Padagogik III 4 1951 Wien 1952 Fruhe Sinnbilder des Kosmos Gotteserlebnis und Welterkenntnis in der Mythologie 1958 hg v Wolfdietrich Schmied Kowarzik Ratingen Kastellaun 1974 doi 10 17170 kobra 202003091050Literatur BearbeitenHerbert Cysarz Nachruf auf Walther Schmied Kowarzik In Wissenschaft und Weltbild 13 1960 Heft 2 Alexander Hesse Die Professoren und Dozenten der preussischen padagogischen Akademien 1926 1933 und Hochschulen fur Lehrerbildung 1933 1941 Deutscher Studien Verlag Weinheim 1995 ISBN 3 89271 588 2 S 657 659 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jorg Peter Jatho Gerd Simon Giessener Historiker im Dritten Reich Giessen 2008 ISBN 978 3 88349 522 4 S 73 259 265 Wieland Schmied Vermachtnis des Vaters In Wort in der Zeit 4 12 1958 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Hrsg Objektivationen des Geistigen Beitrage zur Kulturphilosophie in Gedenken an Walther Schmied Kowarzik 1885 1958 Berlin 1985 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Kulturnationalismus Intentionen und Gefahren Bemerkungen zu den kulturpolitischen Schriften von Walther Schmied Kowarzik In Nation und Nationalismus in wissenschaftlichen Standardwerken Osterreich Ungarn ca 1867 1918 hg v Endre Kiss Csaba Kiss Justin Stagl Wien Koln Weimar 1997 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Die Formen des Geistes Zur bewusstseinsanalytischen Philosophie von Walther Schmied Kowarzik In Michael Benedikt u a Hrsg Verdrangter Humanismus Verzogerte Aufklarung Bd 4 Philosophie in Osterreich 1880 1920 Klausen Leopoldsdorf 1998 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Der grosse Skandal an der Universitat Breslau um die Nachfolge des Philosophen Richard Honigswald im Jahre 1930 in Zblizenia Polska Niemcy Pismo Uniwersytetu Wroclawskiego 2 26 2000 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Wirklichkeitsphilosophie und ihre metaphysischen Rander Walther Schmied Kowarzik zwischen Friedrich Jodl und Friedrich Kainz In Michael Benedikt u a Hrsg Verdrangter Humanismus verzogerte Aufklarung Bd V Philosophie in Osterreich 1920 1951 Wien 2005 S 241 253 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Zum Wirken des Philosophen Walther Schmied Kowarzik an der Universitat Dorpat Tartu 1921 1927 in Deutsch Baltisches Jahrbuch Jahrbuch des baltischen Deutschtums Neue Folge Luneburg 2013 S 112 127 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walther Schmied Kowarzik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek https schmied kowarzik net page id 31Einzelnachweise Bearbeiten Hesse Professoren und Dozenten 1995 a b c d e f g Christian Tilitzki Die deutsche Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich Teil 1 Akademie Verlag Berlin 2002 S 749 ff ISBN 3 05 003647 8 Hesse Professoren und Dozenten 1995 Hesse Professoren und Dozenten 1995 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 19921314 Jatho Simon Giessener Historiker im Dritten Reich S 73 Hesse Professoren und Dozenten 1995 Hesse Professoren und Dozenten 1995 Monica Kingreen Das Judenbad und die Judengasse in Friedberg Ein Mikrokosmos judischen Lebens und deutsch judischer Geschichte von mehr als 750 Jahren Friedber 2008 Schmied Kowarzik Wirklichkeitsphilosophie 2005 S 246 Hesse Professoren und Dozenten 1995 Normdaten Person GND 116794666 lobid OGND AKS LCCN n86146779 VIAF 49253701 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmied Kowarzik WaltherALTERNATIVNAMEN Albrecht W KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Philosoph und PsychologeGEBURTSDATUM 22 Mai 1885GEBURTSORT Modling bei WienSTERBEDATUM 24 Juli 1958STERBEORT Modling Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walther Schmied Kowarzik amp oldid 232572173