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Walter Heinz Rummel 23 Oktober 1921 in Freiburg im Breisgau 4 Juli 2015 1 war ein deutscher Arzt und Pharmakologe Er war 32 Jahre Lehrstuhlinhaber fur Pharmakologie und Toxikologie an der Universitat des Saarlandes in Homburg 2 Walter Rummel 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Analeptika 2 2 Eisenresorption 2 3 Vanadium in Seescheiden 2 4 Abfuhrmittel 2 5 Lehre und Berufspolitik 3 Schuler 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeine Eltern waren der Musiklehrer Bruno Rummel und dessen Frau Gertrud geb Laternser Walter besuchte das humanistische Freiburger Berthold Gymnasium Als einem Mitglied des 1938 verbotenen Bundes der Deutschen Katholischen Jugend wurde ihm die Immatrikulation an einer Universitat verweigert Er bewarb sich deshalb um die Ausbildung zum Sanitatsoffizier begann das Medizinstudium an der Militararztlichen Akademie in Berlin und setzte es in Wurzburg Giessen Freiburg und Tubingen fort In Giessen und Wurzburg belegte er auch philosophische Lehrveranstaltungen Im Jahr 1946 bestand er das Staatsexamen und wurde mit einer bei dem Freiburger Pathologen Franz Buchner angefertigten Dissertation Beitrag zur normalen und pathologischen Histologie der sympathischen Cervical Ganglien des Menschen zum Dr med promoviert Ausser in der Pathologie arbeitete er auch am Freiburger Physiologischen Institut bei Paul Hoffmann 1947 folgte das Pharmakologische Institut der Medizinischen Akademie Dusseldorf geleitet von Hellmut Weese und ab 1951 von Fritz Hahn Bestimmend fur Rummels Zukunft wurden eineinhalb Jahre an der Universitat Bern und zwar am Physiologischen Institut bei Alexander von Muralt und am Pharmakologischen Institut bei Walther Wilbrandt Vor allem Wilbrandts Forschungen uber die Permeabilitat biologischer Membranen und den Membrantransport beeinflussten ihn kenntlich schon am Thema seiner Habilitationsschrift 1952 Energetik und Organisation selektiver Permeabilitat 1958 wurde er als Nachfolger von Robert Domenjoz 1908 2000 auf den Homburger Lehrstuhl berufen 1962 1963 war er Dekan der Homburger Medizinischen Fakultat Einen Ruf nach Tubingen lehnte er 1970 ab Auch nach seiner Emeritierung 1990 lebte er weiter in Homburg Mit seiner Frau Auguste Amalie geb Seitz die er 1947 heiratete hatte er drei Tochter und einen Sohn Werk BearbeitenNach Arbeiten uber die Wirkstoffgruppe der Analeptika haben besonders Rummels Forschungen zur Resorption des Eisens zu anderen Membrantransporten und zur Wirkstoffgruppe der Abfuhrmittel das pharmakologische Wissen erweitert Analeptika Bearbeiten Diese Untersuchungen hat Rummel unter Leitung von Fritz Hahn in Dusseldorf durchgefuhrt Zu den Analeptika zahlte Hahn in einem Ubersichtsartikel unter anderem Pentetrazol Nikethamid Strychnin Campher und die Methylxanthine wie das Coffein 3 Alle losen in hohen Dosen Krampfe aus Das Interesse der Dusseldorfer Pharmakologen galt vor allem der Wirkung auf den Blutkreislauf und mit Elektroenzephalografie als Methode den Wirkorten fur die Krampfauslosung Beim Pentetrazol war es das Gehirn Pentetrazol wird daher in der tierexperimentellen Epilepsieforschung benutzt Im Ubrigen sind die Analeptika bis auf die Methylxanthine therapeutisch verlassen sie sind auch was die Wirkmechanismen angeht inhomogen und darum als Klassifizierungseinheit obsolet Mit der Analeptika Forschung verwandt ist Rummels spatere Forschung gemeinsam mit Joachim Knabe vom Institut fur Pharmazeutische Chemie der Universitat des Saarlandes uber Wirkunterschiede zwischen den Enantiomeren von Barbituraten Manche wirkten nicht als Schlafmittel und krampfhemmend sondern im Gegenteil krampfauslosend Die Wirkunterschiede wiesen auf die Existenz von spezifischen Rezeptoren fur diese Stoffe hin 4 Eisenresorption Bearbeiten Von nachhaltiger Bedeutung sind Rummels Arbeiten uber die Resorption von Eisen aus dem Verdauungstrakt In seinen beiden ersten Publikationen zeigte er jetzt selbstandiger Wissenschaftler mit Hilfe des radioaktiven Eisenisotops 59Fe dass Phosphate die Resorption hemmen Komplexbildner wie Ascorbinsaure und Cystein sie dagegen fordern 5 6 Die Rolle von Komplexbildnern wurde eingehend gepruft Einige wie Ascorbinsaure und die Aminosaure Cystein wirken gleichzeitig als Reduktionsmittel die Fe III dreiwertiges Eisen zu Fe II zweiwertigem Eisen reduzieren Beim Nachdenken uber Eisen Komplexe schien es Rummel interessant einen Komplex von Eisen II sulfat mit einer nicht reduzierenden Aminosaure herzustellen namlich mit Glycin Dafur wurde ihm 1955 sowohl in Deutschland als auch in den USA ein Patent erteilt Der Fe II glycin sulfat Komplex wurde von der Dr Schwarz KG in Monheim am Rhein heute Teil des UCB Konzerns als ferro sanol auf den Markt gebracht Ferrosanol ist bis heute das am haufigsten verordnete Eisenpraparat zur Behandlung von Eisenmangelanamien und uberhaupt das am haufigsten verordnete Antianamikum In Deutschland wurden im Jahr 2009 34 4 Millionen Tagendosen verordnet 7 Rummel hat sich dann in die Details der Eisenresorption vertieft Proteine waren entscheidend beteiligt Eines Protein 2 war bei Mausen die durch Gendefekt an einer Anamie litten vermindert Es war nicht zur Aufnahme des Eisens aus dem Darmlumen in die Epithelzellen der Darmschleimhaut notwendig sondern zum Verlassen der Epithelzellen auf ihrer dem Blut zugekehrten Gegenseite 8 In beiden Fallen sowohl auf der Darmlumenseite wie auf der Gegenseite passierte das Eisen die Zellmembran als Fe II nicht als Fe III 9 10 1973 hat Rummel das Thema mit seinem Schuler Wolfgang Forth 1995 mit seinem Schuler Peter Wollenberg in Ubersichtsartikeln zusammengefasst 11 12 Spateren Methoden blieb es vorbehalten die Transportproteine und die das Eisen reduzierenden und oxidierenden Enzyme molekular zu identifizieren 13 Vanadium in Seescheiden Bearbeiten Wie man seit Anfang des 19 Jahrhunderts weiss enthalten Seescheiden Ascidien hohe Konzentrationen des chemischen Elements Vanadium In manchen ihrer Blutzellen ist es gegenuber dem Meerwasser millionenfach angereichert Die Tiere besitzen mehrere Vanadium bindende Proteine sogenannte Vanabine Rummel untersuchte die Anreicherung mit einer Gruppe von Wissenschaftlern um den Biochemiker und Meeresbiologen Hans Joachim Bielig 1912 in der Zoologischen Station Neapel 14 Die Tiere nahmen das Vanadium durch ihren Kiemendarm auf und die Anreicherung war ein aktiver Transport 15 Gerade seine Abgelegenheit machte das Thema neben antiken Statten wie Paestum fur Rummel attraktiv Bis heute 2011 ist die physiologische Funktion des Vanadiums bei den Seescheiden unbekannt Die Annahme es diene wie das Eisen im Hamoglobin zum Sauerstofftransport hat sich als falsch herausgestellt 16 Abfuhrmittel Bearbeiten Sie gehoren zu den ersten Stoffen deren pharmakologische Wirkung dem Menschen auffiel und sie besitzen grosse praktische Bedeutung Die Gruppe Rummels in Homburg hat fruhere vage Vorstellungen sie reizten die Darmschleimhaut und regten so die Darmperistaltik an prazisiert und die heute gultige Einteilung in Gleitmittel wie dickflussiges Paraffin osmotisch wirkende Stoffe wie Lactulose Quellmittel wie Leinsamen und schliesslich eine Namenspragung von Rummels Gruppe antiabsorptiv sekretagog wirkende Stoffe wie Rizinusol die Anthrachinone und das Bisacodyl etabliert 17 Fur ihre erste Untersuchung verwendeten Forth Rummel und ihre Mitarbeiter vor allem Bisacodyl Sie folgerten Die Laxantien die Gegenstand dieser Untersuchung waren werden zu der Gruppe der am Dickdarm angreifenden Abfuhrmittel gerechnet Die Wirkung soll auf einer Erregung der Motorik beruhen Es besteht keine Klarheit daruber ob es sich um eine direkte oder indirekte Erregung handelt Der fur die Aufklarung des Wirkungsmechanismus dieser Substanzen wichtigste Befund ist die Tatsache dass sie die Salz und Wasserresorption hemmen Der Dickdarm erwies sich dabei als mehrfach empfindlicher Daruber hinaus kam es am Colon im Gegensatz zum Verhalten am Jejunum nicht nur zu einer Hemmung der Na und Wasserresorption sondern bei hoheren aber durchaus im therapeutischen Bereich liegenden Konzentrationen von Bisacodyl z B zu einer Umkehr des Nettofluxes d h zu einem Nettoausstrom in den Darm Zum Schluss erscheint es uns empfehlenswert unter den Laxantien die Gruppe von Stoffen die in hoher Verdunnung den Natrium und Wasser Nettotransport vom Darm ins Blut hemmen bzw umkehren entsprechend ihrem besonderen Wirkungsmechanismus als antiresorptiv und sekretionsfordernd wirkende Laxantien von den primar osmotisch oder primar motorisch wirkenden Substanzen abzugrenzen 18 19 Heute wird erforscht inwieweit eine Hemmung der Natrium Kalium Pumpe Prostaglandine Plattchenaktivierender Faktor oder Stickstoffmonoxid an der antiabsorptiv sekretagogen Wirkung beteiligt sind Lehre und Berufspolitik Bearbeiten 1975 erschien erstmals von Wolfgang Forth dem Wurzburger Toxikologen Dietrich Henschler und Rummel verfasst die Allgemeine und systematische Pharmakologie und Toxikologie die heute 2015 von anderen herausgegeben in der 11 Auflage vorliegt 20 Rummel gehorte von 1966 bis 1993 der Arzneimittelkommission der deutschen Arzteschaft an von 1969 bis 1993 als Vorstandsmitglied ab 2003 als Ehrenmitglied Er war Grundungsmitglied der Ethikkommission der Arztekammer des Saarlandes Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Mitglied der Arzneimittelkommission des Grossherzogtums Luxemburg Schuler BearbeitenDie folgenden Wissenschaftler haben sich zu Rummels Zeit in Homburg habilitiert oder nach ihrer Tatigkeit dort fuhrende akademische Stellungen erreicht mit Eintrittsjahr ins Institut 21 Karl Pfleger 1958 spater Leiter einer neu gegrundeten Abteilung fur Toxikologie und Biochemische Pharmakologie Ilmar Jurna 1959 Ernst Seifen 1959 spater Professor am Department of Pharmacology and Toxicology der University of Arkansas in Little Rock Arkansas Wolfgang Forth 1960 spater Lehrstuhlinhaber an der Ruhr Universitat Bochum und der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Horst Paul Buch 1962 Josef Baldauf 1962 Gerfried Nell 1969 spater Prasident der osterreichischen Gesellschaft fur pharmazeutische Medizin e V GPMed und Prasident der International Federation of Associations of Pharmaceutical Physicians and Pharmaceutical Medicine IFAPP Helmut A Hubers 1970 spater an der Hamatologischen Abteilung der University of Washington in Seattle Washington Hans Hilarius Maurer 1979 spater Pflegers Nachfolger als Leiter der nun so genannten Abteilung fur experimentelle und klinische Toxikologie Robert J Bridges 1981 spater Professor fur Physiologie und Biophysik an der Rosalind Franklin University of Medicine and Science in Chicago Illinois Martin Diener 1986 spater Leiter des Instituts fur Veterinar Physiologie und Biochemie der Justus Liebig Universitat GiessenLiteratur BearbeitenUlrich Boehm Adolfo Cavalie Veit Flockerzi Hans H Maurer Wolfgang Muller In memoriam Prof Dr Walter Rummel sowie Klaus Starke In memoriam Walter Rummel Gedenken eines Freundes In Biospektrum 21 2015 S 659 661 Memento vom 18 Dezember 2015 im Internet Archive Weblinks BearbeitenRummel Walter in der Datenbank Saarland BiografienEinzelnachweise Bearbeiten Walter Heinz Rummel Traueranzeige Veit Flockerzi und Wolfgang Muller Prof Dr Walter Rummel 80 Jahre In Saarlandisches Arzteblatt 2001 10 28 29 F Hahn Analeptics In Pharmacological Reviews 1960 12 447 530 J Knabe W Rummel H P Buch N Franz Optisch aktive Barbiturate In Arzneimittel Forschung 1978 28 1048 1056 Haireddin Jacobi Karl Pfleger und Walter Rummel Einfluss von Phosphaten auf die enterale Resorption physiologischer Eisenmengen In Naturwissenschaften 1956 43 354 355 H Jacobi K Pfleger W Rummel Komplexbildner und aktiver Eisentransport durch die Darmwand In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur experimentelle Pathologie und Pharmakologie 1956 229 198 206 Klaus Mengel Antianamika In Ullrich Schwabe und Dieter Paffrath Hrsg Arzneiverordnungsreport 2010 Berlin Springer Verlag 2010 S 291 301 ISBN 978 3 642 13379 4 Helmut Huebers Eiko Huebers Wolfgang Forth Walter Rummel Iron absorption and iron bindung proteins in intestinal mucosa of mice with sex linked anaemia In Hoppe Seyler s Zeitschrift fur Physiologische Chemie 1973 354 1156 1158 P Wollenberg W Rummel Dependence of intestinal iron absorption on the valency state of iron In Naunyn Schmiedeberg s Archives of Pharmacology 1987 336 578 582 Peter Wollenberg Rolf Mahlberg Walter Rummel The valency state of absorbed iron appearing in the portal blood and ceruloplasmin substitution In Biological Metals 1990 3 1 7 W Forth W Rummel Iron Absorption In Physiological Reviews 1973 53 724 792 Walter Rummel Peter Wollenberg Eisen reichlich vorhanden aber schwer verfugbar In Hermann Josef Haas Hrsg Mechanismen des Transports von Mineralstoffen und Spurenelementen Stuttgart Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1995 S 73 82 P Wollenberg Eisen Pharmakotherapie des Eisenmangels In K Aktories U Forstermann F Hofmann und K Starke Hrsg Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 10 Auflage Munchen Elsevier GmbH 2009 S 741 751 ISBN 978 3 437 42522 6 H J Bielig K Pfleger W Rummel M de Vincentius Beginning of the accumulation of vanadium during the early development of the ascidian Phallusia mamillata Cuvier In Nature 1963 197 1223 1224 W Rummel H J Bielig W Forth K Pfleger W Rudiger E Seifen Absorption and accumulation of vanadium in tunicates In Proteides of the Biological Fluids 1966 14 205 210 Tatsuya Ueki Michibata Hitoshi Molecular mechanism of the transport and reduction pathway of vanadium in ascidians In Coordination Chemistry Reviews 2011 H Kilbinger Pharmaka zur Beeinflussung der Funktionen von Magen Dunn und Dickdarm In K Aktories U Forstermann F Hofmann K Starke Hrsg Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 10 Auflage Munchen Elsevier GmbH 2009 S 547 577 ISBN 978 3 437 42522 6 W Forth W Rummel J Baldauf H Andres H Wilbert Wasser und Elektrolytbewegung am Dunn und Dickdarm unter dem Einfluss von Laxantien ein Beitrag zur Klarung ihres Wirkungsmechanismus In Naunyn Schmiedebergs Archiv fur Pharmakologie und experimentelle Pathologie 1966 254 18 32 G Nell W Rummel Action mechanisms of secretagogue drugs In T Z Csaky Hrsg Pharmacology of Intestinal Permeation II Handbook of Experimental Pharmacology Band 70 II Berlin Springer Verlag 1984 S 461 508 ISBN 3 540 13101 9 K Aktories U Forstermann F Hofmann K Starke Hrsg Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 10 Auflage Elsevier GmbH Munchen 2009 ISBN 978 3 437 42523 3 Jurgen Lindner Heinz Lullmann Pharmakologische Institute und Biographien ihrer Leiter Editio Cantor Verlag Aulendorf 1996 Normdaten Person GND 1144981433 lobid OGND AKS VIAF 289522794 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rummel WalterALTERNATIVNAMEN Rummel Walter HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt und PharmakologeGEBURTSDATUM 23 Oktober 1921GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 4 Juli 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Rummel Mediziner 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