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Franz Buchner 20 Januar 1895 in Boppard 9 Marz 1991 in Freiburg im Breisgau war ein deutscher Pathologe und Hochschullehrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen und Mitgliedschaften 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Buchner war der Sohn des Volksschullehrers Michael Buchner 1865 1928 und dessen Ehefrau Anna geborene Pages 1861 1943 Er hatte vier Geschwister Seine Schullaufbahn beendete er am humanistischen Gymnasium in Boppard und begann 1914 15 ein Philologiestudium an der Universitat Strassburg das er bald nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges abbrach Ab dem Fruhjahr 1915 leistete er zuletzt im Rang eines Unteroffiziers Kriegsdienst an der Westfront und erlitt im Spatsommer 1916 eine schwere Kriegsverletzung Gepragt durch Kriegsbeschadigung und lebensrettenden Sanitatsdienst studierte er ab dem Wintersemester 1917 18 zunachst an der Universitat Munster Medizin Danach wechselte er bis zum bestandenen Physikum an die Universitat Heidelberg wo durch den Besuch von Vorlesungen bei Paul Ernst sein Interesse fur Pathologie geweckt wurde Anschliessend setzte er sein Studium an der Universitat Giessen fort wo er im Januar 1921 das Studium mit dem Staatsexamen abschloss und mit einer Dissertation uber die Bedingungen der Gallenabsonderung zum Dr med promoviert wurde Im Oktober 1922 wurde er Assistent Ludwig Aschoffs am Pathologischen Institut der Universitat Freiburg wo er seine Facharztausbildung absolvierte und sich 1927 fur Pathologie habilitierte 1 Der Privatdozent wirkte unter Aschoff schliesslich als Oberarzt und wurde 1931 zum ausserordentlichen Professor ernannt 2 3 Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus wurde Buchner 1933 als Nachfolger von Ludwig Pick Direktor des Pathologischen Instituts am Berliner Krankenhaus im Friedrichshain das in diesem Jahr in Horst Wessel Krankenhaus umbenannt wurde Ab 1934 war er zudem ausserordentlicher Professor an der Berliner Universitat 1936 folgte er einem Ruf an die Universitat Freiburg wo er bis zu seiner Emeritierung 1963 auch als Direktor des Pathologischen Instituts der Medizinischen Fakultat in der Nachfolge seines Lehrers Aschoff wirkte 4 Hier beschaftigte er sich zunachst vor allem mit der Koronarinsuffizienz dem Koronarinfarkt und den Wirkungen der Lungenembolie auf den Herzmuskel Der streng katholische Buchner gehorte nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nicht der NSDAP jedoch ab 1934 den nationalsozialistischen Organisationen Nationalsozialistischer Deutscher Arztebund NSDAB Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung NSKOV Reichsbund der Deutschen Beamten RDB Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV sowie ab 1937 dem Reichsbund der Kinderreichen RdK an 3 Er wurde 1938 zum Beratenden Pathologen in der Sanitatsinspektion der Luftwaffe ernannt 1 Wahrend des Zweiten Weltkrieges leitete Buchner ab Anfang Januar 1940 das dem Pathologischen Institut in Freiburg angeschlossene 5 Institut fur Luftfahrtmedizinische Pathologie des Reichsluftfahrtministeriums wo er sich der Luftwaffenforschung widmete Buchner bekleidete den Rang eines Oberfeldarztes 1943 und Sonderfuhrers und galt nach Generaloberstabsarzt Oskar Schroder als der oberste Arzt fur pathologische Zweckforschung Daruber hinaus wurde Buchner durch seine deutliche Kritik an der nationalsozialistischen Euthanasiepraxis bekannt die er in einem vielbeachteten offentlichen Vortrag mit dem Titel Der Eid des Hippokrates im November 1941 formulierte Dies ist der einzige bekannte Protest eines prominenten Mediziners gegen diese Verbrechen Trotzdem konnte Buchner seine Stellung behalten und legte auch sein Amt als Berater der Luftwaffe nicht nieder was ihm nach dem Krieg von Kritikern vorgehalten wurde Buchner nahm an der Tagung uber Arztliche Fragen bei Seenot und Winternot am 26 und 27 Oktober 1942 teil wo er am 26 Oktober uber die Pathologie der Unterkuhlung referierte Auf dieser Tagung wurde auch uber die Unterkuhlungsversuche im KZ Dachau referiert wogegen Buchner protestiert haben soll 3 6 Nachdem sein Institut durch den Bombenangriff auf Freiburg vom November 1944 weitgehend zerstort worden war konnte der wissenschaftliche Betrieb zunachst nur unter beengten raumlichen und finanziellen Bedingungen wieder aufgenommen werden Trotzdem konnte Buchner in dieser Anfangszeit mit seinem Team die Bedeutung der Hypoxie fur die Entstehung von Missbildungen nachweisen Wenige Tage nach Kriegsende traf er am 11 Mai 1945 mit dem Erzbischof Conrad Grober zusammen bei dem er sich fur den uberkonfessionellen Aufbau neuer demokratischer Parteien aussprach Des Weiteren betrieb er die Herausgabe der Schriftenreihe Das christliche Deutschland 1933 1945 die von Christen beider Konfessionen ubernommen werden sollte Beide Anliegen Buchners stiessen bei Grober auf Zustimmung Am 17 Juli 1945 begrundete er mit Constantin von Dietze die Christliche Arbeitsgemeinschaft eine Vorlauferorganisation der Badischen Christlich Sozialen Volkspartei BCSV und der CDU Buchner war Reprasentant des katholischen Flugels dieser Organisation 1 In der Nachkriegszeit widmete er sich dem Wiederaufbau des Pathologischen Instituts 1 Durch die franzosische Militaradministration als politisch unbelastet eingestuft gehorte er 1945 dem Reinigungsausschuss der Medizinischen Fakultat an 3 Im Zuge des Nurnberger Arzteprozesses gab er eidesstattliche Erklarungen fur die Verteidigung von Hermann Becker Freyseng Gerhard Rose und Oskar Schroder ab Buchner fuhrte spater einen Rechtsstreit gegen Alexander Mitscherlich und Fred Mielke wegen seiner Namensnennung in dem Werk Medizin ohne Menschlichkeit Dokumente des Nurnberger Arzteprozesses 4 Schliesslich widmete er sich wieder intensiv der Forschungs und Publikationstatigkeit 1 Er war 1958 59 Dekan der Medizinischen Fakultat 3 Nach seiner Emeritierung 1963 leitete er noch eine Forschungsstelle fur Pathologie der Zellatmung 4 In der Zeit nach 1945 wurde er hauptsachlich durch Untersuchungen zu angeborenen Fehlbildungen bei Kindern bekannt Ab 1958 wurden auffallige Fehlbildungen bei Neugeborenen erstmals im Bundestag diskutiert Zunachst wurden als eine mogliche Ursache die Kernwaffentests vermutet Da es in Westdeutschland nach der nationalsozialistischen Vergangenheit insbesondere durch die Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses keine Meldepflichten fur Fehlbildungen gab wurde diese Hypothese bezweifelt Buchner wollte seine teratologische Theorie beweisen wonach ungesunde Ernahrung und das Verhalten der Mutter zu Missbildungen beitrugen 7 Erst Ende 1961 wurde das Medikament Contergan als Ausloser fur die Fehlbildungen erkannt und vom Hersteller der Grunenthal GmbH vom Markt genommen Buchner war Mitglied der Kommission die zusammen mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft fur die Untersuchung beim Contergan Skandal eingesetzt wurde Buchner war 1955 mit Erich Letterer und Frederic Roulet Grundungsherausgeber des Handbuchs der Allgemeinen Pathologie dessen letzter Band 1977 erschien 8 Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten nbsp Ruhestatte von Buchner auf dem Hauptfriedhof Freiburg im Breisgau1952 Mitglied der Leopoldina 1953 54 Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 1954 Ehrenmitgliedschaft der Societe d Anatomie de Paris 1960 Trager des grossen Stadtsiegels von 1236 der Stadt Boppard 9 1965 Ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 10 1971 Paracelsus Medaille der deutschen Arzteschaft 1975 Romano Guardini Preis 1977 Verdienstmedaille des Landes Baden Wurttemberg 1981 Rudolf Virchow Medaille 1985 Ehrenburgerwurde der Stadt Freiburg im Breisgau 1990 Grosses Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 3 Schriften Auswahl BearbeitenDer Eid des Hippokrates Die Grundgesetze der arztlichen Ethik Das christliche Deutschland 1933 bis 1945 Vortrag der Kath Reihe Herder Freiburg i Br 1945 als Hrsg mit W Fischer Beitrage zur pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie Jena als Hrsg mit Erich Letterer und Frederic Roulet Handbuch der allgemeinen Pathologie Springer 1955 ff Plane und Fugungen Lebenserinnerungen eines deutschen Hochschullehrers Verl Urban amp Schwarzenberg Munchen Berlin 1965Literatur BearbeitenFreiburg und die japanische Medizin Reiseberichte von Ludwig Aschoff Theodor Axenfeld Franz Buchner Freiburg i Br Falk Foundation 1986 Franz Buchner in Internationales Biographisches Archiv 19 1991 vom 29 April 1991 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Michael Kitzing Buchner Franz Pathologe Hauptinitiator der Christlichen Arbeitsgemeinschaft in Freiburg In Baden Wurttembergische Biographien Band 4 Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 019951 4 S 35 38 Bernd Martin Die Freiburger Pathologie in Kriegs und Nachkriegszeiten 1906 1963 Konstitutionspathologie Wehrpathologie und Menschenversuche Pathologie des Verdrangens Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher Heidelberg 2018 ISBN 978 3 955 05067 2 Eduard Seidler Die Medizinische Fakultat der Albert Ludwigs Universitat Freiburg im Breisgau Grundlagen und Entwicklungen Springer Berlin Heidelberg 1993 ISBN 978 3 662 06666 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Franz Buchner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Buchner Franz auf den Seiten von leo bwKlaus Riexinger Pathologie des Verdrangens In Badische Zeitung vom 22 Juli 2018Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Michael Kitzing Buchner Franz Pathologe Hauptinitiator der Christlichen Arbeitsgemeinschaft in Freiburg In Baden Wurttembergische Biographien Band 4 Stuttgart 2007 S 35ff Eduard Seidler Die Medizinische Fakultat der Albert Ludwigs Universitat Freiburg im Breisgau Grundlagen und Entwicklungen Springer Berlin Heidelberg 1993 S 343 a b c d e f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 81 a b c Erschliessungsband zur Mikrofiche Edition Mit einer Einleitung von Angelika Ebbinghaus zur Geschichte des Prozesses und Kurzbiographien der Prozessbeteiligten S 85 Karsten Linne Hrsg Der Nurnberger Arzteprozess 1946 47 Wortprotokolle Anklage und Verteidigungsmaterial Quellen zum Umfeld Im Auftrag der Hamburger Stiftung Sozialgeschichte des 20 Jahrhunderts herausgegeben von Klaus Dorner Deutsche Ausgabe Mikrofiche Edition Munchen 1999 Wolfgang Thoenes Ein Kunstler im Entlocken Laudatio auf Prof Dr Dr h c Hans Werner Altmann zum 70 Geburtstag In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 5 1987 S 347 355 hier S 350 Timo Baumann Die Deutsche Gesellschaft fur Kreislaufforschung im Nationalsozialismus 1933 1945 Springer Berlin Heidelberg 2017 S 232 Ludwig Zichner Michael A Rauschmann Klaus Dieter Thomann Die Contergankatastrophe Eine Bilanz Nach 40 Jahren Gabler Wissenschaftsverlage 2005 190 Seiten Gotze Springer Verlag Band 2 Springer 1994 S 301 Heinz E Missling Hrsg Boppard Geschichte einer Stadt am Mittelrhein Dritter Band Boppard 2001 ISBN 3 930051 02 8 S 477 Mitglieder der HAdW seit ihrer Grundung 1909 Franz Buchner Heidelberger Akademie der Wissenschaften abgerufen am 19 Juli 2016 Normdaten Person GND 118664484 lobid OGND AKS LCCN n85124191 NDL 00519707 VIAF 109808539 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Buchner FranzKURZBESCHREIBUNG deutscher Pathologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 20 Januar 1895GEBURTSORT BoppardSTERBEDATUM 9 Marz 1991STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Buchner Mediziner amp oldid 238773230