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Walter Braunfels 19 Dezember 1882 in Frankfurt am Main 19 Marz 1954 in Koln war ein deutscher Komponist Musikpadagoge und Pianist Walter Braunfels 1902 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schaffen 3 Werke Auswahl 4 Diskographie Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWalter Braunfels wurde als jungster Sohn einer kunstinteressierten Familie in Frankfurt geboren Sein Vater war der Jurist und Literaturwissenschaftler Ludwig Braunfels der vom Judentum zum evangelischen Glauben ubergetreten war Seine Mutter Helene Spohr war eine Grossnichte des Komponisten Louis Spohr und mit Clara Schumann und Franz Liszt befreundet Den ersten musikalischen Unterricht erhielt Walter Braunfels bereits fruhzeitig von seiner Mutter Im Alter von 12 Jahren setzte er seine Ausbildung am Hoch schen Konservatorium in Frankfurt fort Spater nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften und Wirtschaft an der Universitat Munchen auf Um 1902 ging er nach Wien um sich bei Theodor Leschetizky als Pianist ausbilden zu lassen Wieder in Munchen studierte er Komposition bei Ludwig Thuille 1909 heiratete er Bertel von Hildebrand die jungste Tochter des Bildhauers Adolf von Hildebrand und fruhere Verlobte Wilhelm Furtwanglers Von den vier Kindern des Paares machten sich besonders Wolfgang Braunfels als Kunsthistoriker sowie Michael Braunfels als Musiker einen Namen Der Architekt Stephan Braunfels ist ein Enkel von Walter Braunfels Nach dem Erfolg seiner fantastischen Oper Prinzessin Brambilla die 1909 unter der Leitung von Max von Schillings in Stuttgart uraufgefuhrt wurde lobte man Braunfels als zukunftsweisenden Vertreter der Neuen Musik Die 1913 ebenfalls in Stuttgart uraufgefuhrte Oper Ulenspiegel hatte dagegen nur massigen Erfolg Im Ersten Weltkrieg wurde Braunfels 1915 zum Militardienst eingezogen und 1917 bei einem Fronteinsatz verwundet Nach seiner Heimkehr aus dem Krieg konvertierte der Protestant zum Katholizismus Das religiose Bekenntnis war wohl auch der Hauptgrund seine deutlich antikatholische Oper Ulenspiegel zuruckzuziehen Die Konversion schlug sich spater auch in zahlreichen seiner Kompositionen nieder wie dem Te Deum op 32 und der Grossen Messe op 37 Es folgten mehrere Jahre in denen er erfolgreich als Pianist auftrat Im Jahre 1925 wurde er gemeinsam mit Hermann Abendroth zum Direktor der neu gegrundeten Hochschule fur Musik in Koln berufen Am 2 Mai 1933 gleich zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur wurde er als sogenannter Halbjude durch ministerielle Anweisung aller Amter enthoben 1 Seine Werke durften nicht mehr aufgefuhrt werden 1934 wurde er aus der Berliner Akademie der Kunste 1938 aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen Braunfels blieb jedoch in Deutschland ging in die innere Emigration und widmete sich der Komposition Ab dem Jahr 1937 lebte er am Bodensee in der Nahe von Uberlingen in Sussenmuhle Der Walter Braunfels Weg in Uberlingen wurde 1983 nach ihm benannt 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er vom damaligen Kolner Oberburgermeister Konrad Adenauer mit der Aufgabe betraut die Musikhochschule erneut ins Leben zu rufen Im Jahre 1947 wurde er ein weiteres Mal zum Direktor der Hochschule berufen Alte Seilschaften von Musikern aus der Zeit des Nationalsozialismus die im Amt geblieben waren erschwerten ihm die Arbeit 1950 ging er in den Ruhestand zuruck an den Bodensee Zu seinen Schulern gehoren die Komponisten Carlos Veerhoff und Hermann Schroeder und der Dirigent und Musikwissenschaftler Frithjof Haas nbsp Grab von Walter und Michael Braunfels auf dem Kolner SudfriedhofDie Grabstatte von Walter Braunfels befindet sich auf dem Kolner Sudfriedhof Flur 43 Schaffen BearbeitenBraunfels kompositorisches Schaffen ist umfangreich und sehr vielfaltig Es umfasst zahlreiche Opern Orchesterwerke Chore Lieder Kammermusik und Werke fur Klavier Seinen grossen Durchbruch als Komponist erlebte er in den 1920er Jahren mit seiner Oper Die Vogel Zu dieser Zeit zahlte er neben Franz Schreker und Richard Strauss zu den herausragenden und meistgespielten deutschen Opernkomponisten Beruhmte Dirigenten seiner Zeit fuhrten seine Kompositionen auf so Bruno Walter Wilhelm Furtwangler und Otto Klemperer Braunfels sah sich selbst als spatromantisch traditionellen Komponisten in der Nachfolge von Hector Berlioz Richard Wagner Anton Bruckner und Hans Pfitzner Seine Tonsprache zeichnen vor allem stark durchchromatisierte bis an die Grenzen der Tonalitat getriebene Harmonien aus Eine sehr breite Ausdruckspalette reicht von asketischer Sparsamkeit uber ironische und groteske Wendungen wie bei Kurt Weill Anklange an den Neoklassizismus bis hin zu ekstatischen Ausbruchen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sein Stil von den Vertretern der musikalischen Avantgarde als nicht mehr zeitgemass empfunden So geriet der Komponist nach seinem Tod in Vergessenheit Erst in den 1990er Jahren wurden seine Werke in grosserem Masse fur das Musikleben wiederentdeckt Die Oper Ulenspiegel von der er sich distanziert hatte wurde erst 2011 in Gera zum ersten Mal nach der Urauffuhrung wieder auf die Buhne gebracht in der Ausstattung von Stephan Braunfels 2014 gab es beim Brucknerfest in Linz eine vielbeachtete Auffuhrung durch das Ensemble der Vereinigung EntArteOpera die sich der Wiederauffuhrung von Werken widmet die von den Nationalsozialisten als entartet gebrandmarkt wurden Werke Auswahl BearbeitenOpern Falada Marchenoper nach Karl Wolfskehl op 3 1905 Der goldene Topf Oper nach E T A Hoffmann Fragment op 6 1906 Prinzessin Brambilla op 12 Phantasiestuck nach E T A Hoffmann 1906 1908 UA Stuttgart 1909 Ulenspiegel op 23 Oper nach Charles de Costers Roman Die Legende und die heldenhaften frohlichen und ruhmreichen Abenteuer von Ulenspiegel und Lamme Goedzak UA Stuttgart 1913 Die Vogel op 30 lyrisch phantastisches Spiel nach Aristophanes 1913 1919 UA Munchen 1920 Don Gil von den grunen Hosen op 35 Musikalische Komodie nach Tirso de Molina 1921 1923 UA Munchen 1924 Galathea op 40 griechisches Marchen nach Sylvia Baltus 1924 1929 UA Koln 1930 Verkundigung op 50 Mysterium nach Paul Claudel 1933 1937 UA Koln 1948 L Annonce faite a Marie 1933 1935 2011 2013 Rekonstruktion der franzosischen Urfassung von Paul Claudel durch Martin Wettges 3 Der Traum ein Leben op 51 Oper nach Franz Grillparzer 1934 1937 Jeanne d Arc Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna op 57 Oper nach den Prozessakten 1939 1943 UA 2001 konzertant 2008 szenisch Der Zauberlehrling op 71 Tanzballade fur das Fernsehen nach Johann Wolfgang von Goethe 1951 1952 Spiel von der Auferstehung des Herrn op 72 basierend auf dem Alsfelder Passionsspiel um 1500 1938 1954 UA 1954 Schauspielmusik Was ihr wollt op 11 1909 Macbeth op 14 1909 Konzertante Werke Hexensabbat fur Klavier und Orchester op 8 1906 Konzert fur Orchester und Klavier A Dur op 21 1911 Konzert fur Orgel Streicher Blechblaser und Knabenchor op 38 1927 Schottische Phantasie fur Viola und Orchester op 47 1933 Tag und Nachtstucke fur oblig Klavier und Orchester posthum vormals op 44 1933 34 Konzertstuck fur Klavier und Orchester cis Moll op 64 1946 Sinfonia concertante Konzert fur Solo Violine Solo Viola 2 Horner und Streichorchester op 68 1948 Hebridentanze fur Klavier und Orchester op 70 1951 Orchesterwerke Symphonische Variationen uber ein altfranzosisches Kinderlied op 15 1909 Ariels Gesang fur kleines Orchester op 18 1910 Serenade fur kleines Orchester Es Dur op 20 1910 Carnevals Ouverture op 22 1911 Phantastische Erscheinungen eines Themas von Berlioz op 25 1914 1917 Don Juan Variationen op 34 1922 1924 Praludium und Fuge op 36 1922 1925 Der glaserne Berg op 39 1 1928 Suite fur kleines Orchester Divertimento fur Radio Orchester op 42 1929 Sinfonia Brevis f Moll op 69 1948 Chorwerke Offenbarung Johannis Kapitel VI fur Tenor Solo Doppelchor und grosses Orchester op 17 1909 Te Deum fur Sopran Tenor gemischten Chor grosses Orchester und Orgel op 32 1920 1921 Grosse Messe fur Sopran Alt Tenor Bass Knabenchor gemischten Chor Orgel und grosses Orchester op 37 1923 1926 UA 22 Marz 1927 Kolner Gurzenich Konzerte Der glaserne Berg Weihnachtsmarchen op 39 1928 Weihnachtskantate fur Sopran Bariton Chor und Orchester op 52 1934 1937 Passionskantate fur Bariton Chor und Orchester op 54 1936 1940 Kammermusik Toccata Adagio und Fugue op 43 1933 1942 Streichquartett Nr 1 a Moll op 60 1944 Streichquartett Nr 2 F Dur op 61 1944 Streichquintett fis Moll op 63 1945 Streichquartett Nr 3 e Moll op 67 1947 Vokalwerke Drei chinesische Gesange op 19 1914 fur hohe Stimme und Orchester Auf ein Soldatengrab op 26 1915 fur Bariton und Orchester nach Hermann Hesse Zwei Holderlin Gesange op 27 1916 1918 fur Bariton und Orchester nach Friedrich Holderlin Die Gott Minnende Seele op 53 1935 1936 fur Sopran und Kammerorchester nach Gedichten von Mechthild von Magdeburg Romantische Gesange op 58 1918 1942 fur Sopran und Orchester nach Gedichten von Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff Der Tod der Kleopatra op 59 1944 fur Sopran und Orchester Von der Liebe suss und bittre Frucht op 62 1945 japanische Lieder fur Sopran und OrchesterDiskographie Auswahl BearbeitenOrgelkonzert amp Orchestervariationen Iveta Apkalna Munchner Symphoniker Hansjorg Albrecht Oehms Classics OC 411 2012 4 String Quartets Nos 1 3 amp String Quintet Minguet Quartett Jens Peter Maintz Universal Music DG 2022 Literatur BearbeitenUte Jung Kaiser Walter Braunfels 1882 1954 Studien zur Musikgeschichte des 19 Jahrhunderts Band 58 Gustav Bosse Verlag Regensburg 1980 ISBN 3 7649 2215 X Walter Braunfels Hrsg von Ulrich Tadday edition text kritik Munchen 2014 Musikkonzepte Sonderband ISBN 978 3 86916 356 7 Rezension 5 Diemut Boehm Sehnsucht nach Freiheit Die Vogel von Walter Braunfels und sein musikalischer Nachlass In Bibliotheksforum Bayern 2020 Heft 4 S 18 21 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Walter Braunfels Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien offizielle Webseite www walterbraunfels de mit Biografische Daten und Werkverzeichnis Walter Braunfels im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Walter Braunfels bei Edition Gravis u a Die Verkundigung op 50 Werke von und uber Walter Braunfels im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Noten und Audiodateien von Walter Braunfels im International Music Score Library Project Nachlass in der Bayerischen StaatsbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten 1 Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS Zeit LexM Eugen Schnering Uberlingen Stadtgeschichte in Strassennamen 2 unveranderte Auflage Verlag der Gesellschaft der Kunstfreunde Uberlingen e V Uberlingen 1998 S 187 188 L Annonce faite a Marie Reconstitution de la version francaise par Martin Wettges Informationsbroschure des Verlags zur neuen Fassung 9 Dezember 2013 Ein spates Licht in FAZ vom 1 Dezember 2012 Seite Z5 Christoph Zimmermann auf info netz musik 14 Oktober 2015 abgerufen am 14 Oktober 2015 Normdaten Person GND 118514709 lobid OGND AKS LCCN n81017909 VIAF 5127985 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Braunfels WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und PianistGEBURTSDATUM 19 Dezember 1882GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 19 Marz 1954STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Braunfels amp oldid 234801389