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Die Vogel ist eine Oper in zwei Akten von Walter Braunfels Musik und Libretto nach der antiken Komodie Die Vogel von Aristophanes die in den Jahren 1913 bis 1919 entstand und am 30 November 1920 im Nationaltheater in Munchen uraufgefuhrt wurde OperndatenTitel Die VogelForm Lyrisch phantastisches Spiel in zwei Aufzugen op 30Originalsprache DeutschMusik Walter BraunfelsLibretto Walter BraunfelsLiterarische Vorlage Aristophanes Die VogelUrauffuhrung 30 November 1920Ort der Urauffuhrung Nationaltheater MunchenSpieldauer ca 2 StundenOrt und Zeit der Handlung Felsige Berggegend in mythischer ZeitPersonenHoffegut Burger einer grossen Stadt Tenor Ratefreund Burger einer grossen Stadt Hoher Bass Stimme des Zeus Bariton Prometheus Bariton Wiedehopf einstens ein Mensch nun Konig der Vogel Bariton Nachtigall hoher Sopran Zaunschlupfer Sopran 1 Drossel tiefer Sopran 2 Drossel 1 3 Schwalbe 1 2 Meise sechs Soprane 1 4 Wendehals vier Tenore 1 2 Kiebitz zwei Basse Adler Bass Rabe Bass Flamingo Tenor Vier Tauben vier Alte 3 Kuckucke drei Basse Chor Chor Grasmucken und andere Vogel Stimmen der Winde und Blumendufte Ballett Taube Tauberich Vogel Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Erster Akt 1 2 Zweiter Akt 2 Orchester 3 Geschichte 3 1 Entstehung 3 2 Veranderung des antiken Texts 3 3 Rezeption 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenErster Akt Bearbeiten Die beiden verwohnten grossstadtischen Lebemanner Ratefreund und Hoffegut suchen nach dem Reich der Vogel um sich ganz der Kunst zu widmen und die bisherigen Zerstreuungen hinter sich zu lassen Der Wiedehopf der Konig der Vogel empfangt sie widerwillig da er eigentlich vor allem seine Ruhe haben will Der sehr machtbewusste und gewitzte Ratefreund entwirft den Plan zu einer befestigten Stadt in den Luften namens Wolkenkuckucksheim Diese Residenz soll so prachtig werden dass sie den Vogeln die Herrschaft uber die Gotter und Menschen sichert denn der Opferrauch auf den der Himmel angewiesen ist konnte dann nicht mehr aufsteigen Neugierig geworden versammelt der Wiedehopf sein Volk um uber den Plan zu beraten Zunachst dominieren die Gegner denn mit den Menschen haben viele Vogel sehr schlechte Erfahrungen gemacht Doch schliesslich siegt der Wille zur Macht Begeisterung greift um sich und alle notigen Aufgaben bei den Bauarbeiten von der Beschaffung des Mortels bis zur Wasserversorgung werden auf die Vogel verteilt Zweiter Akt Bearbeiten In einer Vollmondnacht trifft der empfindsame Hoffegut auf die Nachtigall und lasst sich von deren Gesang verzaubern Sie ist fur ihn ein poetisches Sinnbild der Unendlichkeit wie der Unsterblichkeit Die imposante Vogel Stadt ist schliesslich errichtet alle Beteiligten sind wie berauscht von ihrem Erfolg Taube und Tauberich tanzen als erstes Paar hinein in die Festung Ein wilder grimmiger Mann tritt auf der sich als Prometheus erweist Er warnt die Vogel vor den Folgen ihres Hochmuts Noch schlafe Gottervater Zeus doch wenn er aufwache werde sein Zorn furchterlich sein Zum Beweis dafur schildert Prometheus sein eigenes Schicksal wurde er doch uber der Meeresgischt an einen Felsen gekettet nachdem er den Menschen das Feuer gebracht hatte Immerhin habe Zeus in seiner Gute sogar ihn begnadigt Der gewiefte Ratefreund lasst sich von Prometheus nicht beirren und stachelt die Vogel zum Krieg gegen die Gotter auf man werde sich zu verteidigen wissen Wind rauscht auf der Kampf beginnt und endet in der totalen Zerstorung von Wolkenkuckucksheim Die Vogel sehen sich gezwungen die unerreichbare Grosse der Gotter anzuerkennen Innerlich wenig beruhrt von diesem tragischen Ende kehren Ratefreund und Hoffegut in ihre Stadt zuruck Ratefreund sehnt sich bereits zuruck nach heimischer Gemutlichkeit Hoffegut hangt mit seinen Gedanken ganz der Nachtigall nach die allein es wert gewesen sei in die Welt der Vogel aufzubrechen Orchester BearbeitenDie Orchesterbesetzung der Oper enthalt die folgenden Instrumente 1 Holzblaser drei Floten 3 auch Piccolo zwei Oboen 2 auch Englischhorn zwei Klarinetten zwei Fagotte 3 auch Kontrafagott Blechblaser vier Horner zwei Trompeten drei Posaunen Tuba vier Pauken Schlagzeug grosse Trommel kleine Trommel Becken Tamburin Kastagnetten Triangel Glockenspiel Celesta zwei Harfen Streicher Buhnenmusik hinter der Szene Piccoloflote FloteGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Braunfels begann mit der Komposition 1913 und kam nach eigener Aussage bis zu der Stelle da das Werk der Aufrichtung eines wirklichkeitsfremden Staates durch das aufgewiegelte wirklichkeitsfremde Volk der Vogel gelungen zu sein scheint als er 1915 an die Westfront einberufen wurde Dort wurde er 1917 verwundet und konnte die Arbeit erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Ruckkehr in seine Heimatstadt Frankfurt am Main fortsetzen Uber seine Motive den antiken Komodienstoff zu vertonen sprach Braunfels 1948 in einer Rundfunkansprache und stellte sich in eine Reihe mit Johann Wolfgang von Goethe der die Vogel im Sommer 1780 ebenfalls bearbeitete und zu einem parodistischen Einakter machte Was konnte einen Komponisten an diesem krausen zeitlich gebundenen Stuck locken Nun zunachst dasselbe was einst Goethe lockte als er die Umdichtung dieser Komodie begann Die genial hingestellte sich ewig wiederholende Situation des Urbildes neu in der Zeit zu beleben Goethe dachte damals an die Weimarer Verhaltnisse ich naturlich zunachst an die Munchner und Sie werden wenn Sie die Textdichtung daraufhin betrachten noch manches von diesem ursprunglichen schopferischen Moment finden 2 Veranderung des antiken Texts Bearbeiten Braunfels griff erheblich in den antiken Text ein Aristophanes hatte seine Vogel im Jahr 415 v Chr als Warnung vor aussenpolitischer Uberheblichkeit geschrieben Athen bereitete damals angestachelt von Alkibiades die Sizilienexpedition vor einen Kolonialkrieg der zur Vernichtung des Expeditionsheers fuhrte und zur entscheidenden Schwachung Athens beitrug Wichtige Personen des Stucks wurden von Braunfels in ihrem Charakter verandert vor allem Prometheus der bei Aristophanes als Sendbote des Zeus eine kauzige Rolle verkorpert in der Oper jedoch zum tiefernsten Warner vor Hochmut und Realitatsverlust wird und nach Braunfels ein Reprasentant der Ubernatur der gottlichen Welt ist 3 Die Nachtigall ist in der antiken Vorlage stummes Sinnbild fur romantische Sehnsuchte des Menschen und verdreht in der Oper dem poetisch veranlagten Hoffegut mit ihrem lieblichen Gesang den Kopf Insgesamt sind die Vogel in der Opernfassung weitaus dusterer als bei Aristophanes ja Braunfels macht aus der Komodie eine Tragodie weil er den Krieg zwischen Vogeln und Gotter ausfuhrlich darstellt und in der Katastrophe enden lasst sicherlich inspiriert von seinen eigenen Zeitumstanden hatte Deutschland doch fur viele unerwartet den Ersten Weltkrieg verloren mit den verhangnisvollen mentalen Folgen Rezeption Bearbeiten Die Urauffuhrung am 30 November 1920 unter dem Dirigat von Bruno Walter war ein grosser Erfolg es folgten funfzig Auffuhrungen Die Hauptrollen waren prominent besetzt so sang Maria Ivogun die Lieblings Koloratursopranistin von Richard Strauss die Nachtigall der Startenor Karl Erb den Hoffegut Walter wurdigte das Werk in seinen Memoiren mit den Worten Wer Karl Erbs Gesang von der Sehnsucht des Menschen und die trostende Stimme der Nachtigall aus der Baumkrone uber ihm von der Ivogun gehort hat wen die grotesken Szenen des Werkes erheitert und die romantischen geruhrt haben wird dieser poesie und geistvollen Umwandlung der Komodie des Aristophanes zur Oper und ihrer Munchener Auffuhrung dankbar gedenken 4 Der Musikkritiker Alfred Einstein urteilte nach der Urauffuhrung Ich glaube nicht dass uber die deutsche Opernbuhne je ein so absolutes Kunstlerwerk gegangen ist wie dieses lyrisch phantastische Spiel nach Aristophanes Man erkennt sehr deutlich die Linie in der Opernbewegung in die es gehort Es ist eines der Dokumente des Antinaturalismus in der Oper der die Komponisten im letzten Jahrzehnt im wachsenden Masse ergriffen hat und zu dessen Marksteinen die unwirkliche Stilbalance der Ariadne die Marchenwelt der Frau ohne Schatten vielleicht auch die besten Elemente der Opern Schrekers zahlen Nur dass es scheinbar subjektiver und doch in seinem besonderen und tiefen Sinn notwendiger ist als alle diese Opern Man kann und muss es als Kunstlerwerk nicht etwa als Kunstlerdrama mit den Meistersingern und dem Palestrina Pfitzners vergleichen 5 In Koln Wien Stuttgart und Berlin wurden die Vogel nachgespielt Allerdings ging die Zahl der Auffuhrungen bereits ab 1927 drastisch zuruck da die damals aufkommende Neue Sachlichkeit in der Musik mit der spatromantischen an Richard Strauss orientierten Tonsprache von Braunfels schwer vereinbar war 6 Ab der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten Anfang 1933 bestand fur Braunfels Werke ohnehin ein Auffuhrungsverbot Nach dem Zweiten Weltkrieg passten die Vogel nicht mehr zum Zeitgeschmack der Neuen Musik und erst 17 Jahre nach dem Tod des Komponisten 1954 wagte das Theater Karlsruhe 1971 eine Neuinterpretation kurz darauf folgte eine Inszenierung in Bremen die allerdings auch kein nachhaltiges Interesse an der Oper wecken konnte Erst seit 1996 wurde die Rezeption mit einer Gesamteinspielung der Decca in der Reihe Entartete Musik entscheidend belebt Verdient gemacht hatte sich darum der Dirigent Lothar Zagrosek der auch eine konzertante Berliner Auffuhrung 2009 sowie eine Inszenierung 2019 bei den Tiroler Festspielen in Erl leitete In einer Produktion des Theaters Osnabruck im Sommer 2014 thematisierte Regisseurin Yona Kim die Entstehungsumstande der Oper So zeigte sie Filmsequenzen aus dem Ersten Weltkrieg stattete die Vogel mit Pickelhauben und Uniformen aus und nahm optisch auch den Nationalsozialismus vorweg Literatur BearbeitenWalter Braunfels Rundfunkrede zur Frankfurter Neuaufnahme der Vogel 1948 abgedruckt in Die Vogel Programmheft der Tiroler Festspiele Erl 2019 S 12 15 Weblinks BearbeitenDie Vogel Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Handlung von Die Vogel bei Opera GuideEinzelnachweise Bearbeiten Monika Schwarz Die Vogel In Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters Band 1 Werke Abbatini Donizetti Piper Munchen Zurich 1986 ISBN 3 492 02411 4 S 433 434 Walter Braunfels Rundfunkrede zur Frankfurter Neuaufnahme der Vogel 1948 abgedruckt in Die Vogel Programmheft der Tiroler Festspiele Erl 2019 S 12 Walter Braunfels Rundfunkrede zur Frankfurter Neuaufnahme der Vogel 1948 abgedruckt in Die Vogel Programmheft der Tiroler Festspiele Erl 2019 S 14 Bruno Walter Thema und Variationen Frankfurt 1988 S 306 Alfred Einstein Die Vogel von Walter Braunfels Kritik zur Urauffuhrung Munchener Kunstschau Nr 46 3 Dezember 1920 Vorwort zur vollstandigen Partitur der Vogel abgerufen am 31 Juli 2019 Normdaten Werk GND 7670202 9 lobid OGND AKS LCCN no97069156 VIAF 178428316 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Vogel Oper amp oldid 223147825