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Der Wald von Bikernieki auch Hochwald von Riga genannt lettisch Bikernieku mezs war noch bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ein Wald ostlich von Riga Im Lettischen Unabhangigkeitskrieg diente der Wald den Bolschewiki als Erschiessungsstatte In der Zeit des Nationalsozialismus fanden im Wald von Bikernieki Massenerschiessungen statt 2001 wurde eine Gedenkstatte eroffnet Inzwischen befindet sich das uberwiegend mit Waldkiefer bewaldete sandig hugelige Binnendunengebiet innerhalb der wachsenden baltischen Metropole und dient dort wie der im Wald befindliche See Linezers als Naherholungsgebiet Ausserdem ist der Wald von Bikernieki wegen seiner Motorsport Rennstrecke bekannt Diese wurde in der Sowjetzeit angelegt und ist die grosste Rennstrecke Lettlands Lage des Waldes im Stadtgebiet von Riga Inhaltsverzeichnis 1 Hinrichtungen im Lettischen Unabhangigkeitskrieg 2 Massengraber aus dem Zweiten Weltkrieg 2 1 Hinrichtungen 2 2 Leitung und Durchfuhrung der Erschiessungen 2 3 Spurenvernichtung 2 4 Gedenkstatte 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeHinrichtungen im Lettischen Unabhangigkeitskrieg BearbeitenWahrend des Lettischen Unabhangigkeitskrieges ubernahmen Bolschewiki im Jahre 1919 fur 4 Monate die Kontrolle uber Riga ferner uber weite Teile Lettlands Es kam zu zahlreichen Todesurteilen gegen sogenannte Konterrevolutionare Allein in Riga wurden 3654 Todesurteile vollstreckt Eine der Hinrichtungsstatten war der Wald von Bikernieki Ein prominentes Opfer war der evangelische Pastor Heinrich Bosse 1 Allein am fruhen Morgen des 14 Marz 1919 wurden 63 Personen aus vielen verschiedenen Bevolkerungsgruppen darunter die evangelischen Pastoren Eugen Berg und Theodor Scheinpflug 2 hier erschossen Unter den Getoteten waren Deutsche Letten Juden und Russen ferner waren viele verschiedene Berufe und Altersstufen vertreten Berg war mit 63 Jahren das alteste Opfer der 18 jahrige Ladenjunge Morduch Girsfeld das jungste nahe Verwandte starben gemeinsam 3 4 Die Todesurteile wurden unter anderem in der in Riga erscheinenden Roten Fahne veroffentlicht Diese Zeitschrift betonte die angebliche Notwendigkeit dieser Massnahmen im Klassenkampf und beklagte dass das revolutionare Volk stets zu milde zu grossmutig sei und nur zu leicht Jahrhunderte lange Knechtschaft und Sklaverei verzeihe 5 6 Massengraber aus dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenHinrichtungen Bearbeiten nbsp Wald von BikerniekiIm Wald von Bikernieki befinden sich die grossten Massengraber Lettlands 55 grossere und kleinere Graber mit einer Gesamtflache von 2885 m Es war die erste systematische Ermordung von Juden durch Massenerschiessung wahrend der Zeit des NS Regimes 7 Vom Sommer 1941 bis zum Herbst 1944 wurden hier nach unterschiedlichen Quellen 35 000 bis 46 500 Menschen von Sicherheitspolizei und lettischen Hilfskraften umgebracht 8 Die Ermittlung der genauen Opferzahl wird dadurch erschwert dass die zuruckweichenden deutschen Truppen gegen Ende des Krieges die verscharrten Leichen im Rahmen der Sonderaktion 1005 verbrannt hatten Als nachweisbar gelten folgende Opferzahlen ca 20 000 Juden aus Lettland Deutschland Osterreich und Tschechien ca 10 000 Kriegsgefangene sowie ca 5000 Widerstandskampfer 9 Im Marz 1942 wurden etwa 1 900 arbeitsunfahige Juden aus dem Ghetto Riga unter dem Vorwand in Dunamunde zu leichter Arbeit bei der Fischverarbeitung eingesetzt zu werden in den Wald von Bikernieki geschafft dort erschossen und verscharrt 10 Am 26 Marz 1942 wurden dann zwischen 1600 und 1700 Insassen des aufgelosten Lager Jungfernhof mit Lastwagen hierher gebracht erschossen und in Massengrabern verscharrt auch sie wurden dabei mit demselben fiktiven Lager in Dunamunde getauscht wo es bessere Unterkunftsmoglichkeiten gabe Zu diesen Erschossenen zahlte auch der Rabbiner Joseph Carlebach Viktor Marx aus Wurttemberg der dort inhaftiert war und dessen Frau Marga und Tochter Ruth erschossen wurden berichtet Im Lager wurde uns gesagt dass alle Frauen und Kinder vom Jungfernhof wegkamen und zwar nach Dunamunde Dort seien Krankenhauser Schulen und massiv gebaute Steinhauser wo sie wohnen konnten Ich bat den Kommandanten auch mich nach Dunamunde zu verschicken was er jedoch ablehnte weil ich ein zu guter Arbeiter sei 11 Im Wald von Bikernieki wurden auch der Essayist Schriftsteller und Dadaist Walter Serner und seine Frau Dorotea ermordet wahrscheinlich am 23 August 1942 Leitung und Durchfuhrung der Erschiessungen Bearbeiten Die Leitung der Erschiessungen lag wie bei denen im Wald von Rumbula beim SD Chef in Lettland SS Obergruppenfuhrer Friedrich Jeckeln Wahrend der ersten Exekutionen im Jahre 1941 waren die deutschen SS Fuhrer der Ghettokommandant SS Sturmfuhrer Kurt Krause 12 der Kommandant des Lagers Jungfernhof Unterscharfuhrer Rudolf Seck und der SS Standartenfuhrer Rudolf Lange anwesend Die Erschiessungen wurden von dem zum damaligen Zeitpunkt 50 bis 100 kopfigen Kommando Arajs einer lettischen Freiwilligenhilfsgruppe des Sicherheitsdienstes durchgefuhrt Bezuglich der sogenannten Aktion Dunamunde bei der am 26 Marz 1942 rund zweitausend Menschen ermordet wurden sagte der damalige Hilfssicherheitspolizist Peteris Iklavs aus Polizisten des Arajskommandos schossen auf sie mit Maschinenpistolen Ferner befanden sich an der Grube der Leiter der Sicherheitspolizei und des SD von Lettland Lange ausserdem einige deutsche Offiziere des SD Zusammen mit ihnen standen auch dort Arajs und einige Offiziere seines Kommandos 13 Spurenvernichtung Bearbeiten Nachdem die Massengraber im Wald von Rumbula 1944 durch das Sonderkommando 1005 beseitigt worden waren wurden auch die Gruben im Wald von Bikernieki geoffnet Sie erstreckten sich uber zwei getrennte Areale Das erste bestand aus etwa sieben Massengrabern mit 10 000 bis 12 000 Leichen die bis Ende Juli 1944 ausgegraben und auf Scheiterhaufen verbrannt wurden Der SS Hauptsturmfuhrer Walter Helfsgott liess anschliessend 60 entkraftete Arbeitshaftlinge erschiessen die zu dieser Arbeit gezwungen worden waren Danach wurde das zweite Graberfeld geoffnet das mindestens 10 000 oder gar 20 000 Korper enthielt Nachdem die Leichen verbrannt Knochenreste zerstossen und die Asche verstreut worden war wurden auch diese Arbeitshaftlinge erschossen und verbrannt 14 Gedenkstatte Bearbeiten In der Sowjetzeit wurden diese Graber kaum gepflegt es fanden aber vereinzelt Gedenkveranstaltungen statt Mit Unterstutzung vom Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge 15 wurde am 30 November 2001 im Wald von Bikernieki eine Holocaustgedenkstatte eroffnet Der Kantor der Judischen Gemeinde zu Riga Vlad Shulman sprach das Kaddisch Auf den Seiten des Gedenksteins steht auf Hebraisch Russisch Lettisch und Deutsch ACH ERDE BEDECKE MEIN BLUT NICHT UND MEIN SCHREIEN FINDE KEINE RUHESTATT Ijob 16 18 LUT Etwa 5000 Stelen aus ukrainischem Granit in grober Struktur und unterschiedlicher Grosse und Farbe erinnern an das Geschehen 16 nbsp Eingang zur Gedenkstatte nbsp Stelen und Mittelpunkt der Gedenkstatte nbsp Wien nbsp Prag nbsp Herford nbsp BibelzitatLiteratur BearbeitenWolfgang Scheffler Diana Schulle Bearb Buch der Erinnerung Die ins Baltikum deportierten deutschen osterreichischen und tschechoslowakischen Juden Herausgegeben vom Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge und dem Riga Komitee der Deutschen Stadte gemeinsam mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin Centrum Judaicum und der Gedenkstatte Haus der Wannsee Konferenz 2 Bande K G Saur Munchen 2003 ISBN 3 598 11618 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wald von Bikernieki Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Einweihung und Geschichte der Gedenkstatte Weiterfuhrende Informationen Links und Fotos zu dieser und anderen Holocaustgedenkstatten deutsch und englisch Memento vom 28 Marz 2014 im Internet Archive Belege Bearbeiten Friedrich Wilhelm Bautz Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band I 1990 Spalten 712 713 Memento vom 13 Juni 2007 im Internet Archive Alexander Burchard alle Deine Wunder Der letzte deutsche Propst in Riga erinnert sich Band 10 der Schriftenreihe der Carl Schirren Gesellschaft Schriftenvertrieb Carl Schirren Gesellschaft e V Luneburg 2009 ISBN 978 3 923149 59 9 S 126 Vor funf Jahren Chronologie in der Rigaschen Rundschau Nr 62 vom 15 Marz 1924 S 6 Digitalisat auf periodika lv W Zelm Vor zwanzig Jahren Artikel in Evangelium und Osten Nr 5 vom 1 Mai 1939 S 165 fr online bei periodika lv Memento des Originals vom 8 Januar 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot periodika lv Veroffentlichung der Todesurteile aus der Roten Fahne in der Libauschen Zeitung Nr 69 24 Marz 1919 online unter Berg issueType P Memento des Originals vom 28 April 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot periodika lv Vor funf Jahren Chronologie in der Rigaschen Rundschau Nr 62 vom 15 Marz 1924 S 6 Digitalisat auf periodika lv Axel Vogel Mitmenschlichkeit ging verloren Gedenken an die in Riga ermordeten Juden In Stimme amp Weg 4 2010 S 15 Axel Vogel Mitmenschlichkeit ging verloren Gedenken an die in Riga ermordeten Juden In Stimme amp Weg 4 2010 S 14 Margers Vestermanis Par memorialu nacisma terora upuriem Bikernieku meza Riga Uber die Gedenkstatte fur die Opfer des nationalsozialistischen Terrors im Wald von Bikernieki in Riga Andrej Angrick Peter Klein Die Endlosung in Riga Ausbeutung und Vernichtung 1941 1944 ISBN 3 534 19149 8 S 338 345 Bericht des Uberlebenden Viktor Marx Memento vom 2 Oktober 2008 im Internet Archive Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge e V et al Hrsg Buch der Erinnerung Die ins Baltikum deportierten deutschen osterreichischen und tschechoslowakischen Juden S 20 36 Google Books Andrej Angrick Peter Klein Die Endlosung in Riga Ausbeutung und 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