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Das Wacker Hoechst Verfahren ist ein grosstechnischer Prozess der chemischen Industrie bei dem durch die Oxidation von Ethylen in Gegenwart von Palladium II chlorid als Katalysator Acetaldehyd entsteht Der Sauerstoff der entstehenden Aldehydfunktion stammt dabei aus dem als Losungsmittel verwendeten Wasser der im Verfahren verwendete Sauerstoff dient der Reoxidation des Katalysators Bilanzreaktion des Wacker Hoechst VerfahrensDie installierte Produktionskapazitat betrug 2009 etwa zwei Millionen Jahrestonnen Acetaldehyd ist ein wichtiger Ausgangsstoff der chemischen Industrie und dient hauptsachlich der Herstellung von Essigsaure und Essigsaureanhydrid weitere Folgeprodukte sind 1 3 Butadien Acrolein oder Pentaerythrit Walter Hafner Jurgen Smidt Reinhard Jira und weitere Mitarbeiter der Wacker Chemie entwickelten gegen Ende der 1950er Jahre das Verfahren im Wacker Forschungszentrum dem Consortium fur elektrochemische Industrie Es nutzte als erstes Verfahren im industriellen Massstab eine Palladiumverbindung als Katalysator Die Veroffentlichung des Verfahrens bewirkte eine rege Forschungstatigkeit auf dem Gebiet der palladiumkatalysierten Olefinreaktionen im technischen und chemisch praparativen Bereich und fuhrte zu zahlreichen mechanistischen Studien der Reaktion Neben den vielfaltigen ausgearbeiteten Synthesewegen bei hoheren Olefinen entwickelte Hoechst basierend auf dem Wacker Hoechst Verfahren ein technisches Verfahren bei dem aus Propylen das Losungsmittel Aceton gewonnen wird welches wiederum Ausgangsstoff fur viele Synthesen ist Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Katalysator 3 Verfahren 3 1 Ein Stufen Verfahren 3 2 Zwei Stufen Verfahren 4 Produkte 5 Reaktionsmechanismus 6 Verfahrensvarianten 7 Wacker Oxidation 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Acetaldehyd das Primarprodukt des Wacker Hoechst VerfahrensDie direkt nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland in Betrieb genommenen grosstechnischen Chemie Verfahren beruhten noch auf der Kohlechemie der Vorkriegs und Kriegszeit Einer der Grundbausteine dieser Chemie war Acetylen aus der Hydrolyse von Calciumcarbid das wiederum aus Calciumoxid und Kohle gewonnen wurde Aus Acetylen stellte die Wacker Chemie mittels des Ersten Wacker Verfahrens den wichtigen Synthesebaustein Acetaldehyd her 1 Die Herstellung von Acetylen erforderte jedoch einen hohen Energieeinsatz wahrend Olefine aus Erdol nach dem Krieg leichter zuganglich wurden und damit preiswertere Rohmaterialien fur die chemische Synthese darstellten Ethylen aus den petrochemischen Crackeranlagen stand ab Mitte der 1950er Jahre in grossen Mengen zur Verfugung 1 Verfahren wie die von der Azienda Nazionale Idrogenazione Combustibili ANIC in Ravenna Italien eingesetzte Oxidation von Ethylen zu Acetylen welches wiederum nach dem Ersten Wacker Verfahren zu Acetaldehyd konvertiert wurde erwiesen sich als energetisch ungunstig und fanden keine Verbreitung 2 Fur die Darstellung von Acetaldehyd suchte Wacker daher ein Verfahren auf Basis der direkten Oxidation von Ethylen Ausgangspunkt dieser Suche war die bereits seit 1894 von Francis C Phillips entdeckte stochiometrische Oxidation von Ethen zu Acetaldehyd mittels Palladium II chlorid in wassriger Losung 3 Bei dieser Reaktion wurde das Palladiumsalz zu metallischem Palladium reduziert fiel dabei aus und stand fur weitere Oxidationsreaktionen nicht zur Verfugung 1 Forscher der Wacker Chemie suchten Ende der 1950er Jahre nach einer katalytischen Variante dieser Reaktion 4 Zunachst fokussierte sich die Suche auf ein heterogenkatalytisches Verfahren Hafner stellte bei Versuchen bei denen er Ethylen und Sauerstoff mit Spuren von Wasserstoff uber einen heterogenen Palladiumkontakt leitete olfaktorisch Spuren von Acetaldehyd fest 1 Neben den heterogenkatalytischen Gasphasenreaktionen untersuchte das Consortium auch die Reaktion von Ethylen in wassriger Phase Die Beobachtung dass das metallische Palladium mit Kupfer II chlorid wieder zum Palladium II chlorid oxidiert werden kann war dabei mitentscheidend fur die Entwicklung des katalytischen Verfahrens in wassriger Losung Die Oxidation von Kupfer I zu Kupfer II chlorid durch Sauerstoff war als schnelle Reaktion bekannt 5 Eine ahnliche Methode der Katalysatorregenerierung die Reoxidation von metallischem Quecksilber mittels Eisen III chlorid war schon aus dem Ersten Wacker Verfahren bekannt 4 Die Wacker Chemie entschied sich das Patent in drei Patentantrage aufzuteilen Die neu zu bauende Anlage sollte in Koln in der Nahe einer petrochemischen Anlage der Esso die das Ethylen liefern sollte errichtet werden In Zusammenhang mit den Gesprachen zum Erwerb des Grundstucks bei dem Hoechst als Teilhaber der Wacker Chemie zustimmen musste wurden Einzelheiten des Verfahrens an Hoechst weitergegeben 4 Hoechst nahm daraufhin selbst Forschungstatigkeiten zur Ethylenoxidation auf und platzierte ein eigenes Patent zwischen der zweiten und dritten Patentanmeldung der Wacker Chemie Hoechst erhielt dadurch einen Teilanspruch an dem Verfahren worauf Wacker und Hoechst das Gemeinschaftsunternehmen Aldehyd GmbH grundeten welche die Vermarktung des Patents ubernahm 1 Da fur den vorgesehenen Kolner Standort kein reiner Sauerstoff zu akzeptablen Preisen zu Verfugung stand entwickelte die Wacker Chemie im Folgenden ein Zwei Stufen Verfahren das mit Luftsauerstoff als Oxidationsmittel arbeitete Die erste Anlage nach dem Zwei Stufen Verfahren wurde im Januar 1960 in Koln in Betrieb genommen Lage 51 02063 6 95102 1 Wolfgang Hafner und Jurgen Smidt wurden fur ihre Forschungen und die Entwicklung des Verfahrens 1962 mit dem DECHEMA Preis ausgezeichnet 6 Das Wacker Hoechst Verfahren verdrangte im Laufe weniger Jahre alternative Verfahren wie die katalytische Dehydrierung oder die Oxidation von Ethanol 7 Es gehorte zu den ersten chemisch technischen Verfahren die auf die Bedeutung von Alkenen hinwiesen Bereits 1969 nur wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Anlage betrug die installierte Kapazitat etwa 350 000 Jahrestonnen 8 Um die Jahrtausendwende betrug die installierte Kapazitat etwa zwei Millionen Jahrestonnen 1 Es war die allgemeine Meinung dass die Erfindung des Wacker Verfahrens einen Triumph des gesunden Menschenverstandes darstellt 9 Durch die Entwicklung neuerer Verfahren wie dem Monsanto Prozess und dem Cativa Prozess zur Herstellung von Essigsaure aus Basis von Methanol und Kohlenstoffmonoxid verliert das Wacker Hoechst Verfahren an Bedeutung 10 C H 3 O H C O C H 3 C O O H displaystyle mathrm CH 3 OH CO longrightarrow CH 3 COOH nbsp Essigsaureanhydrid lasst sich aus Essigsauremethylester und Kohlenstoffmonoxid nach dem Tennessee Eastman Essigsaureanhydrid Prozess gewinnen 11 nbsp Katalysator BearbeitenPalladium II chlorid wird durch das Auflosen von metallischem Palladium in Konigswasser gewonnen Es lost sich leicht in Salzsaure unter Bildung des Tetrachloropalladats P d C l 2 2 C l P d C l 4 2 displaystyle mathrm PdCl 2 2 Cl longrightarrow PdCl 4 2 nbsp Als Reoxidationsmittel fur das im Prozess anfallende metallische Palladium dienen neben Kupferchlorid auch Kupfer II acetat Kupfer II nitrat Eisen III chlorid und weitere Oxidationsmittel etwa Salpetersaure oder Wasserstoffperoxid Bei der Verwendung chloridfreier Oxidationsmittel wird die Bildung chlorierter Nebenprodukte unter anderem Chloracetaldehyd reduziert 12 Verfahren BearbeitenDas Wacker Hoechst Verfahren kann ein oder zweistufig durchgefuhrt werden Die Ausbeute liegt bezogen auf Ethylen fur beide Verfahren bei etwa 95 7 Nebenprodukte sind chlorierte und hoher oxidierte Produkte des Ethylens und des Acetaldehyds Im Zwei Stufen Verfahren ist die Anforderung an die Reinheit des Ethens geringer als im einstufigen Verfahren Allerdings sind die Investitionskosten in die Anlagen sowie der Energieverbrauch beim zweistufigen Verfahren hoher weshalb das einstufige Verfahren bevorzugt eingesetzt wird wenn die Versorgung mit reinem Sauerstoff gewahrleistet ist Ein Stufen Verfahren Bearbeiten nbsp Blockdiagramm des Ein Stufen VerfahrensBeim einstufigen Verfahren wird in einem Reaktor die Oxidation des Ethens sowie die Regeneration des Katalysators bei Temperaturen von etwa 120 bis 130 C und Drucken von 3 bis 4 bar durchgefuhrt Die Regeneration erfolgt mit reinem Sauerstoff ausserdem muss das verwendete Ethen sehr rein sein Um unterhalb der Explosionsgrenze zu bleiben wird mit einem Uberschuss an Ethen gearbeitet dadurch sinkt die Ausbeute auf etwa 35 Nicht umgesetztes Ethen kann jedoch erneut in den Reaktor gefuhrt werden Das entstehende Roh Acetaldehyd enthalt niedrigsiedende Komponenten wie Methylchlorid Ethylchlorid oder Kohlenstoffdioxid die durch Extraktivdestillation abgetrennt werden 13 Die dabei entstehende Acetaldehyd Fraktion enthalt noch hohersiedende Anteile wie chloriertes Acetaldehyd Chloroform Methylenchlorid 1 2 Dichlorethan 2 Chlorethanol und Essigsaure die durch fraktionierende Destillation abgetrennt werden 13 Die verwendeten Reaktoren sind wegen der korrosiven Eigenschaften der Katalysatorlosung mit einer keramischen Auskleidung versehen Aus demselben Grund sind die Rohrleitungen und Pumpen aus Titan gefertigt Die Verwendung dieser schlecht warmeleitenden Materialien ist moglich da die Reaktionswarme durch die Verdampfung von Acetaldehyd und Wasser abgefuhrt werden kann 14 Zwei Stufen Verfahren Bearbeiten nbsp Blockdiagramm des Zwei Stufen VerfahrensBeim zweistufigen Verfahren sind die Oxidation des Ethens und die Regeneration des Katalysators raumlich getrennt Zunachst reagiert das Ethen in Abwesenheit von Sauerstoff im Oxidationsreaktor aus Titan meist einem Blasensaulenreaktor bei Drucken von etwa 10 bar und Temperaturen zwischen 100 und 110 C stochiometrisch mit dem Palladiumchlorid und dem Prozesswasser zu Acetaldehyd und Palladiummetall Nach Entspannung auf Normaldruck wird das Roh Acetaldehyd vom Prozesswasser getrennt und anschliessend destillativ gereinigt 14 Die palladium und kupferhaltige Losung wird in einen weiteren Blasensaulereaktor gepumpt und dort regeneriert Es kann mit Luftsauerstoff regeneriert werden Die erste Anlage nach dem Zwei Stufen Verfahren nahm die Wacker Chemie im Januar 1960 im Werk Koln Merkenich in Betrieb Es handelte sich dabei um die weltweit erste Chemieanlage mit Apparaten aus Titan 4 Produkte BearbeitenDas Hauptprodukt des Wacker Hoechst Verfahrens ist Acetaldehyd welches eine reiche Folgechemie aufweist Etwa 80 des produzierten Acetaldehyds werden zu Essigsaure und Essigsaureanhydrid weiterverarbeitet aus den verbleibenden 20 wird eine Vielzahl von weiteren Produkten hergestellt Die Herstellung der Essigsaure erfolgte durch die Oxidation von Acetaldehyd unter Verwendung von Mangan II acetat als Katalysator einem Verfahren das ebenfalls von der Wacker Chemie entwickelt wurde 4 2 CH 3 CHO O 2 2 CH 3 COOH displaystyle ce 2 CH3CHO O2 gt 2 CH3COOH nbsp Das Mangansalz katalysiert dabei den Zerfall der primar entstehenden Peroxyessigsaure Die Herstellung von 1 3 Butadien erfolgte zum Beispiel im Lebedew Prozess uber die Aldoladdition zweier Molekule Acetaldehyd nbsp zum Crotonaldehyd das mit Ethanol bei Temperaturen um 380 bis 500 C unter Bildung von 1 3 Butadien Acetaldehyd und Wasser reagiert 15 In einem dem Lebedew Prozess ahnlichen Prozess der vom russischen Chemiker Iwan Ostromislenski entwickelt wurde reagiert Ethanol direkt mit Acetaldehyd bei Temperaturen von etwa 325 bis 350 C uber einem Tantal modifizierten Silica Katalysator zu 1 3 Butadien Acrolein entsteht bei der Aldoladdition von Formaldehyd an Acetaldehyd 16 Pentaerythrit entsteht ebenfalls aus der Aldoladdition von Formaldehyd und Acetaldehyd 17 Reaktionsmechanismus Bearbeiten nbsp Mechanismus des Wacker Verfahrens zur Herstellung von Aldehyden aus EthenDer Reaktionsmechanismus wurde uber Jahrzehnte intensiv untersucht nicht nur wegen der industriellen Bedeutung der Reaktion sondern auch weil sie den Beginn der katalytischen Palladiumchemie markierte 5 Im ersten Schritt des Reaktionsmechanismus entsteht aus Palladium II chlorid Ethen und einem Chloridion ein zum Zeise Salz aquivalenter anionischer Palladium II Ethen Komplex das Trichloridoethylenpalladinat II Anion oben rechts in der Abbildung Aus Untersuchungen von Substitutionsreaktionen des Zeise Salzes war bekannt dass der Ethenligand einen starken trans Effekt ausubt Dadurch wird die Bindung des trans standigen Chloridoliganden geschwacht 18 und die Anlagerung von Wasser eines Aquoliganden unter Verdrangungen eines Chlorid Liganden erleichtert Durch diesen Austausch entsteht ein neutraler Palladium II Ethen Komplex Abbildung Mitte rechts 19 Durch Deprotonierung entsteht wieder ein anionischer Ethen Hydroxo Komplex Durch Addition von Wasser und Insertion des Ethen Liganden in die Pd OH Bindung entsteht ein 2 Hydroxyethyl Komplex 19 Ein weiterer wichtiger Schritt im Wacker Prozess ist die Migration des Wasserstoffs von Sauerstoff zu Chlorid und die Bildung der C O Doppelbindung Abbildung unten bis oben links Der genaue Mechanismus dieses Schritts ist nicht bekannt Eine Hypothese ist eine b Hydrid Eliminierung in einem zyklischen viergliedrigen Ubergangszustand nbsp Wacker Hydrid EliminierungBerechnungen ergaben jedoch dass ein viergliedriger Ubergangszustand unter b Hydrid Eliminierung fur diesen Reaktionsschritt energetisch ungunstig ist 151 kJ mol Ein durch Wassermolekule unterstutzter funfgliedriger Ubergangszustand mit anschliessender reduktiver Elimination ist energetisch gunstiger 78 6 kJ mol und wird damit als wahrscheinlicher angesehen 20 nbsp Der ablaufende katalytische Kreisprozess siehe Abbildung kann in folgenden Bilanzgleichungen zusammengefasst werden a PdCl 4 2 C 2 H 4 H 2 O CH 3 CHO Pd 2 HCl 2 Cl displaystyle ce a PdCl 4 2 C2H4 H2O gt CH3CHO Pd 2 HCl 2 Cl nbsp b Pd 2 CuCl 2 2 Cl PdCl 4 2 2 CuCl displaystyle ce b Pd 2 CuCl2 2 Cl gt PdCl 4 2 2 CuCl nbsp c 2 CuCl 1 2 O 2 2 HCl 2 CuCl 2 H 2 O displaystyle ce c 2 CuCl 1 2 O2 2 HCl gt 2 CuCl2 H2O nbsp mit der Gesamtbilanz C 2 H 4 1 2 O 2 CH 3 CHO displaystyle ce C2H4 1 2 O2 gt CH3CHO nbsp Die Teilreaktionen a bis c lassen sich als gekoppelte Teilreaktionen darstellen 19 nbsp Der genaue Mechanismus der Reaktion blieb lange Gegenstand kinetischer und mechanistischer Studien Fruhe kinetische Studien lieferten eine Geschwindigkeitsgleichung die erster Ordnung bezuglich des Tetrachloropalladats und des Ethylens war sowie eine Inhibierung erster Ordnung bezuglich des Protons und zweiter Ordnung bezuglich des Chloridions zeigte 5 v k P d C l 4 2 C 2 H 4 H C l 2 displaystyle v frac k mathrm PdCl 4 2 cdot mathrm C 2 H 4 mathrm H cdot mathrm Cl 2 nbsp Wahrend sich die inhibierende Wirkung des Chlorids durch die schnellen Gleichgewichtsreaktionen PdCl 4 2 C 2 H 4 PdCl 3 C 2 H 4 Cl displaystyle ce PdCl4 2 C2H4 lt gt PdCl3 C2H4 Cl nbsp PdCl 3 C 2 H 4 H 2 O PdCl 2 C 2 H 4 H 2 O Cl displaystyle ce PdCl3 C2H4 H2O lt gt PdCl2 C2H4 H2O Cl nbsp erklaren liess gab es fur die inhibierende Wirkung des Protons mehrere Erklarungsansatze 5 Die Oxidation von nicht deuteriertem Ethylen C2H4 in Schwerem Wasser D2O fuhrte nur zur Bildung von nicht deuteriertem Acetaldehyd CH3CHO 13 Umgekehrt fuhrte die Oxidation von deuteriertem Ethylen C2D4 in normalem Wasser H2O nur zur Bildung von deuteriertem Acetaldehyd CD3CDO Durch diese Versuche konnte die These dass der Prozess uber eine Vinylalkohol Zwischenstufe verlauft bei der ein Wasserstoffatom des Acetaldehyds etwa uber eine Keto Enol Tautomerie aus dem Wasser stammen sollte widerlegt werden Verfahrensvarianten BearbeitenWird im Wacker Hoechst Verfahren mit einem Gemisch aus Essigsaure und Alkaliacetaten statt Wasser als Losungsmittel gearbeitet entsteht Vinylacetat als Hauptprodukt welches das Monomer zur Herstellung von Polyvinylacetat und damit dem Polyvinylalkohol darstellt 21 C 2 H 4 CH 3 COOH 1 2 O 2 CH 3 COOCHCH 2 H 2 O displaystyle ce C2H4 CH3COOH 1 2 O2 gt CH3COOCHCH2 H2O nbsp Dieses homogenkatalytische Verfahren wurde fruh durch ein heterogenkatalytisches Oxidationsverfahren auf Basis eines Palladium Kontakts verdrangt 22 Neben Essigsaure konnen verschiedene andere Losungsmittel verwendet werden Mit Alkoholen als Losungsmittel entstehen meist Acetale mit Diolen erfolgt die Bildung von 1 3 Dioxolanen 23 Propylen kann mittels Wacker Hoechst Verfahren zu Aceton oxidiert werden Die Reaktion lauft bei einer Temperatur von etwa 110 bis 120 C und einem Druck von 10 bis 14 bar ab Wie bei der Oxidation von Ethylen wird das metallisch anfallende Palladium mit Kupferchlorid reoxidiert Die Selektivitat zum Aceton betragt 92 Als Nebenprodukt entsteht Propionaldehyd Das Verfahren kann ein oder zweistufig durchgefuhrt werden Die einzigen industriellen Anlagen nach diesem Verfahren wurden in Japan erbaut und betrieben 24 Ein von Wacker entwickeltes Verfahren zur Oxidation von 1 Buten zu Methylethylketon konnte sich nicht etablieren 1 Wacker Oxidation BearbeitenNeben den grosstechnischen Verfahren findet die dem Wacker Hoechst Verfahren zu Grunde liegende Reaktion als Wacker Oxidation bezeichnet in Laborsynthesen Anwendung etwa in Form der Wacker Tsuji Oxidation Dabei handelt es sich um die Oxidation hoherer a Olefine zu Methylketonen wie etwa die Oxidation von 1 Decen zu 2 Decanon 25 nbsp Generell reagieren hoher substituierte Alkene schneller als unsubstituierte und Diene mit konjugierten Doppelbindungen reagieren langsamer als nicht konjugierte Systeme Die Produktbildung folgt der Markownikow Regel nach der das Wasserstoffatom immer an das bereits wasserstoffreichere Kohlenstoffatom gebunden wird 26 Im Labormassstab wird die Reaktion meist bei Raumtemperatur mit Palladium II chlorid und Kupfer II chlorid unter Sauerstoffatmosphare durchgefuhrt Zur Vermeidung von Chlorierungsreaktionen werden neben dem klassischen Palladium Kupferchloridsystem andere losliche Palladiumsysteme wie Palladium II acetat oder Bis acetonitril chloronitropalladium II verwendet Starke anorganische Sauren wie die Perchlorsaure erhohen zum Teil die Reaktionsgeschwindigkeit Die Reaktionsgeschwindigkeit der Oxidation von schlecht wasserloslichen hoheren Alkenen lasst sich durch die Verwendung von Gemischen aus Wasser und polaren organischen Losungsmitteln wie Dimethylformamid oder N Methyl 2 pyrrolidon oder der Verwendung oberflachenaktiver Substanzen wie Natriumlaurylsulfat erhohen 27 Als haufige Nebenreaktion lasst sich die Doppelbindungsisomerisierung beobachten die Reaktionsgeschwindigkeit dieser Nebenreaktion scheint stark von der Wahl des Losungsmittels abhangig zu sein 27 Zur Re Oxidation des anfallenden Palladiummetalls werden unter Laborbedingungen neben dem klassischen Kupferchlorid verschiedene Oxidationsmittel verwendet Literatur BearbeitenPatrick Henry Palladium Catalyzed Oxidation of Hydrocarbons Catalysis by Metal Complexes Verlag Springer 1980 ISBN 978 94 009 9448 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wacker Hoechst Verfahren Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Reinhard Jira Acetaldehyd aus Ethylen ein Ruckblick auf die Entdeckung des Wacker Verfahrens In Angewandte Chemie 121 2009 S 9196 9199 doi 10 1002 ange 200903992 Albert Hester Karl Himmler Chemicals from Acetaldehyde In Industrial and Engineering Chemistry 51 12 1959 S 1424 1430 Francis C Phillips Am Chem J 1894 16 S 255 277 a b c d e Menschen Markte Molekule Die Erfolgsformel Wacker Chemie 1914 2014 S 154 und S 175 185 pdf a b c d John A Keith Patrick M Henry Zum Mechanismus der Wacker Reaktion zwei Hydroxypalladierungen In Angewandte Chemie 121 2009 S 9200 9212 doi 10 1002 ange 200902194 Die DECHEMA Preistrager seit 1951 a b Marc Eckert Gerald Fleischmann Reinhard Jira Hermann M Bolt Klaus Golka Acetaldehyde In Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry 2005 Weinheim Wiley VCH doi 10 1002 14356007 a01 031 pub2 James A Kent Hrsg Riegel s Handbook of Industrial Chemistry 7 Auflage Verlag Van Nostrand Reinhold ISBN 0 442 24347 2 S 790 George W Parshall Steven D Ittel 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5490 2 Salle ISBN 3 7941 2553 3 Sauerlander S 217 223 Boy Cornils Wolfgang A Herrmann Chi Huey Wong Horst Werner Zanthoff Catalysis from A to Z A Concise Encyclopedia Verlag Wiley VCH 2012 ISBN 3 527 33307 X S 337 H Schulz H Wagner Synthese und Umwandlungsprodukte des Acroleins In Angewandte Chemie 62 1950 S 105 118 doi 10 1002 ange 19500620502 P Rave B Tollens XXXIV Ueber den Penta Erythrit Tetramethylolmethan In Justus Liebig s Annalen der Chemie 276 1893 S 58 69 doi 10 1002 jlac 18932760106 Ido Leden Joseph Chatt The stability constants of some platinous halide complexes In Journal of the Chemical Society 1955 S 2936 2943 doi 10 1039 JR9550002936 a b c Dirk Steinborn Grundlagen der metallorganischen Komplexkatalyse Teubner Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8351 0088 6 S 283 292 John A Keith Jonas Oxgaard William A Goddard Inaccessibility of b Hydride Elimination from OH Functional Groups in Wacker Type Oxidation In Journal of the American Chemical Society 128 2006 S 3132 3133 doi 10 1021 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