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Virusartige Partikel auch virusahnliche Partikel englisch virus like particles VLP sind virusahnliche Molekule die keine funktionalen Nukleinsauren enthalten VLPs werden zu Impfzwecken eingesetzt Sie werden ferner in der Virologie und in der Immunologie benotigt um Immunreaktionen Viren und Zellfunktionen zu untersuchen Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Anwendungen 2 1 Nicht umhullte VLPs 2 2 Umhullte VLPs 3 Ausblick 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenVLPs bestehen aus strukturiert zusammengelagerten Proteinen der viralen Kapsel Kapsid oder Hulle Da sie keine viralen Nukleinsauren enthalten konnen sie nicht in den Zielzellen vermehrt werden Da sie ferner anders als virale Vektoren auch keine anderen funktionalen Nukleinsauren enthalten sind sie auch nicht in der Lage ein Transgen zu uberbringen VLPs sind dennoch oftmals nicht leer sondern konnen etwa zur Stabilisierung unspezifische Nukleinsauren oder nicht funktionelle DNA bzw RNA mit den jeweiligen Erkennungssequenzen enthalten In grosseren VLPs konnen gezielt Proteine verpackt werden Anwendungen BearbeitenVirusartige Partikel sind etwa fur die Impfstoffherstellung bedeutsam da sie durch das enthaltene Virusprotein immunogen wirken jedoch nicht vermehrungsfahig sind und sich im Gegensatz zu den Ganzvirus oder Spaltimpfstoffen die aus aufwandig zu kultivierenden Viren gewonnen werden auch rekombinant herstellen lassen Medizinisch verwendete VLPs lassen sich in Analogie zur Morphologie der pathogenen Viren einteilen in nicht umhullte und umhullte Partikel Als Expressionssysteme kommen Bakterien Hefen Insektenzellen Saugetier und Vogelzellen sowie Pflanzenzellen aber auch zellfreie Systeme zur Anwendung Nicht umhullte VLPs Bearbeiten Sie bestehen aus einem oder mehreren Proteinen die sich einschichtig oder mehrschichtig zusammenlagern Die rekombinant hergestellten Proteine lassen sich je nach Expressionssystem glykosiliert oder nicht gykosiliert erzeugen was sich auf die Effizienz der Immunisierung auswirken kann Als Weiterentwicklungen anzusehen sind Impfstoffantigene die mittels genetischer Fusion oder chemischer Konjugation an virale Strukturproteine hergestellt werden wobei chimare VLPs entstehen Technologisch existieren verschiedene Strategien zur Dekoration einer VLP Oberflache mit Antigenen unter denen bspw SpyTag SpyCatcher Technologie zu erwahnen ist 1 Fruhe VLP Impfstoffe stellen die Schutzimpfungen ab den 1980er Jahren gegen Hepatitis B dar die Partikel von Oberflachenantigenen des Hepatitis B Virus HBV enthalten HBsAg S Protein Die ersten Vertreter Heptavax B Hevac B wurden aus dem Blutplasma von mit HBV infizierten Patienten gewonnen wegen der Kontaminationsgefahr jedoch spater ersetzt durch rekombinant entweder mittels des Hefepilzes Saccharomyces cerevisiae monovalent Recombivax Engerix B oder mittels CHO Zellen bivalent GenHevac B trivalent Sci B Vac produzierter Impfstoffe Tabelle VLP Impfstoffe mit Zulassung 2 Ziel Plattform Expressions system e Antigen e Impfstoffname n Nicht umhullte VLPHBV HBsAg S cerevisiae HBsAg Recombivax Engerix BHBsAg P pastoris HBsAg Enivac HB Heberbiovac HBHBsAg H polymorpha HBsAg Hepavax GeneHBsAg CHO Zellen HBsAg pra S2 GenHevac BHBsAg CHO Zellen HBsAg pra S1 pra S2 Sci B VacHBsAg P pastoris E coli HBsAg HBcAg HeberNasvac CU P falciparum Malaria HBsAg S cerevisiae Circumsporozoit Protein CSP von P falciparum Mosquirix Anmerk 1 RTS S chimares VLP HEV HEV S cerevisiae HEV 239 HEV ORF2 3 Hecolin CN HPV HPV S cerevisiae HPV 6 11 16 18 L1 GardasilHPV S cerevisiae HPV 6 11 16 18 31 33 45 52 58 L1 Gardasil 9HPV IC BEVS HPV 16 18 L1 CervarixPCV2 PCV IC BEVS PCV2 ORF2 Ingelvac CircoFLEX Porcilis PCV IDVirosomale VLPIAV Influenza Virosom zellfrei Influenza A H1N1 A H3N2 B HA und NA Infexal V Anmerk 2 HAV Influenza Virosom zellfrei Inakiviertes HAV Stamm RG SB Epaxal Anmerk 2 Der Impfstoff hat noch keine Marktzulassung wird jedoch nach einer positiven Empfehlung durch die Europaische Arzneimittelagentur von der WHO in drei afrikanischen Landern im breiten Einsatz erprobt 1 a b Nicht mehr im HandelEinen therapeutischen Impfstoff zur Behandlung der chronischen Hepatitis B CHB stellt die Kombination von VLPs des HBsAg mit dem Kapsidproteins HBcAg dar die in Pichia pastoris bzw Escherichia coli exprimiert werden HeberNasvac 4 Hauptartikel Hepatitis B Impfstoff Bei den beiden 2006 und 2007 eingefuhrten Impfstoffen gegen durch Papillomviren ausgeloste Erkrankungen bestimmte Krebsarten des Gebarmutterhalses des Penis der Vulva des Anus und des Mundes sowie Genitalwarzen handelt es sich um virusartige Partikel die spontan oder induziert entstehen durch das Zusammenlagern von L1 Kapsidproteinen verschiedener Papillomvirusstamme Diese Proteine werden ebenfalls rekombinant hergestellt in Saccharomyces cerevisiae Gardasil oder in einer von dem Schmetterling Aschgraue Hockereule Trichoplusia ni abgeleiteten Insektenzelllinie mittels des Baculovirus Expressionssystems Cervarix Hauptartikel HPV Impfstoff Ein weiterer bis zur Marktreife gelangter VLP Impfstoff ist PCV2 ORF2 zur Impfung von Mastschweinen gegen die durch Infektion mit dem porcinen Circovirus 2 PCV2 verursachten Krankheitsbilder porcine circovirus diseases PCVD Sie sind insbesondere durch ausbleibendes Wachstum Gewichtsverlust und erhohte Sterblichkeit der Tiere gekennzeichnet einhergehend mit einer entsprechenden Viruslast in Blut und lymphatischen Geweben sowie Virenausscheidung Der Wirkstoff enthalt das Hauptkapsidprotein das von einem spezifischen Gen dem Open Reading Frame 2 Gen ORF2 des PCV2 kodiert wird Die Herstellung erfolgt in Baculovirus Insektenzell Expressionssystemen IC BEVS mittels Zelllinien aus den Ovarien des Schmetterlings Spodoptera frugiperda wobei die Zelltypen Sf 9 Ingelvac CircoFLEX 5 oder Sf 21 Porcilis PCV ID 6 zum Einsatz kommen Mit RTS S Mosquirix wurde 2015 ein chimares VLP als Malariaimpfstoff entwickelt zur Immunisierung gegen die durch Plasmodium falciparum ausgeloste Malaria Der Wirkstoff besteht aus zwei rekombinanten Proteinen dem RTS Fusionsprotein Teil des Circumsporozoiten Proteins von P falciparum und HBsAg und freiem S Protein des Hepatitis B Virus HBsAg Beide werden in Saccharomyces cerevisiae exprimiert und lagern sich intrazellular und spontan zu gemischten Partikelstrukturen zusammen 7 Erforscht wird auch die Eignung der Mantelproteine verschiedener Pflanzenviren Tabakmosaikvirus Alfalfa Mosaikvirus Augenbohnenmosaikvirus Kartoffelmosaikvirus als Fusionspartner fur Impfstoffantigene Als Zielantigene wurden diverse Krankheitserreger wie etwa P falciparum Tollwutvirus HIV 1 Humanes Respiratorisches Synzytial Virus oder Influenzavirus eingesetzt Komplexere VLPs stellen solche aus mehreren strukturellen Proteinen dar die sich beispielsweise aus Vertretern der Virenfamilie der Reoviridae erzeugen lassen aus bis zu nur vier der sieben Kapsidproteine des Blauzungenvirus konnten in Baculovirus Insektenzell Expressionssystemen VLP Impfantigene gegen die Blauzungenkrankheit der Wiederkauer gewonnen werden aus vier Strukturproteinen des Rotavirus entstanden stabile doppel und dreischichtige VLPs Das Core Protein des Hepatitis B Virus HBcAg dient auch als Basis fur die extravirale Proteindomane des Matrixprotein 2 des Influenzavirus zur Erzeugung von breitenwirksamen Impfstoffen gegen Influenza 8 Weiterhin werden VLPs basierend auf dem Norwalk Virus 9 10 dem Parvovirus 9 und Filoviren 11 eingesetzt Umhullte VLPs Bearbeiten Mit einer Hullmembran umgebene VLPs lassen sich unter Einsatz von Insektenzellen Saugetierzellen oder Pflanzenzellen herstellen Umhullte VLPs stellen komplexe Strukturen dar und bestehen aus der Wirtszellmembran als Hulle auf deren Aussenflache die integrierten Zielantigene prasentiert werden Umhullte VLPs bieten ein hoheres Mass an Flexibilitat fur die Integration von mehreren Antigenen aus denselben oder heterologen Pathogenen Die Herstellung von umhullten VLPs erfordert neben der Koexpression mehrerer struktureller viraler Proteine die sich zu Partikeln zusammenfugen und in die Wirtsmembran eingebaut werden auch die Abschnurung der VLPs aus der Membran der Wirtszelle Knospung Um eine solche Knospung auszulosen bedarf es eines Signals durch ein Protein eines behullten Virus Als geeignet gezeigt haben sich etwa bestimmte Strukturproteine des Influenza A Virus die gag und env Proteine von Retroviren sowie die Kern und Hullproteine des Hepatitis C Virus HCV Untersucht wurde die Integration von entsprechenden Oberflachenproteinen krankmachender Erreger wie SARS CoV in von Saugetierzelllinien oder die Oberflachenproteine von Ebolaviren in von Insektenzelllinien produzierten Membranhullen Die zellfreie in vitro Konstitution von Virusproteinen mit membranartigen Strukturen aus Phospholipiden fuhrt zu Virosome genannten Partikeln Sie ahneln im Aufbau den Liposomen tragen aber in ihrer Lipidmembran zusatzlich Proteine der Virushulle Abhangig von der gewunschten Art der Immunantwort die durch einen virosomalen Impfstoff induziert werden soll kann das Antigen entweder auf der Virosomenoberflache prasentiert werden durch Integration oder Verankerung in der Lipiddoppelschicht Vernetzung mit membranassoziierten viralen Proteinen oder Adsorption an der Doppelschichtoberflache oder in sein Inneres eingebettet werden wodurch die Antikorperproduktion bzw CTL Reaktionen stimuliert werden Beispiele fur Impfstoffe auf Basis zellfrei hergestellter VLPs sind der virosomal formulierte Influenza A Impfstoff Inflexal V und der Hepatitis A Impfstoff Epaxal Der Vertrieb wurde vom Hersteller aufgegeben 12 Ausblick Bearbeiten nbsp Das Diagramm zeigt wie das SARS CoV 2 Spike Protein exprimierende Surrogatviren verwendet werden konnen um die Aktivitat von Antikorpern zu messen die auf dieses Spike Protein abzielen um das Virus am Eindringen in die Wirtszelle zu hindern VLP wurden bzw werden in zahlreichen Anwendungsgebieten erprobt darunter auch als COVID 19 Impfstoff 13 Jedoch nicht nur Vorbeugung vor Infektionskrankheiten sind mogliche Indikationen sondern auch therapeutische Ansatze werden verfolgt beispielsweise fur die gezielte Freisetzung von Arzneistoffen drug delivery cellular targeting fur die Gentherapie und zur Behandlung von Krebserkrankungen 14 Literatur BearbeitenE V Grgacic D A Anderson Virus like particles passport to immune recognition In Methods Band 40 2006 S 60 65doi 10 1016 j ymeth 2006 07 018 N Kushnir S J Streatfield V Yusibov Virus like particles as a highly efficient vaccine platform Diversity of targets and production systems and advances in clinical development Vaccine Band 31 2012 S 58 83 doi 10 1016 j vaccine 2012 10 083 A Roldao M C Mellado L M Castilho et al Virus like particles in vaccine development Expert Reviews Vaccines Band 9 2010 S 1149 1176 doi 10 1586 erv 10 115 L H L Lua N K Connors F Sainsbury Y P Chuan N Wibowo AP J Middelberg Bioengineering Virus Like Particles as Vaccines Biotechnology and Bioengineering Band 111 2014 S 425 440 doi 10 1002 bit 25159 Einzelnachweise Bearbeiten K L Aves L Goksoyr A F Sander Advantages and Prospects of Tag Catcher Mediated Antigen Display on Capsid Like Particle Based Vaccines Viruses Band 12 2020 S 185 doi 10 3390 v12020185 nach Kushnir et al 2012 Hepatitis E Vaccine Composition Safety Immunogenicity and Efficacy A document prepared for Strategic Advisory Group of Experts on Immunization SAGE by the Hepatitis E Vaccine Working Group WHO 2014 PDF J K Ho B Jeevan Raj H J Netter Hepatitis B Virus HBV Subviral Particles as Protective Vaccines and Vaccine Platforms In Viruses Band 12 Nummer 2 01 2020 S 126 doi 10 3390 v12020126 PMID 31973017 PMC 7077199 freier Volltext Review Ingelvac CircoFLEX Scientific Disussion EMA 25 Februar 2008 PDF CVMP assessment report for Porcilis PCV ID EMA 9 Juli 2015 PDF Assessment report Mosquirix EMA 23 Juli 2015 PDF Memento des Originals vom 17 Juli 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte 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Wei H C Guo S Q Sun The application of virus like particles as vaccines and biological vehicles Applied Microbiology and Biotechnology Band 99 2015 S 10415 10432 doi 10 1007 s00253 015 7000 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Virusartige Partikel amp oldid 238892085