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Die Vietzer Schanze auch als Hohbeck Kastell bezeichnet ist eine Viereckschanze ostlich von Vietze die auf der Erhebung des Hohbeck an der Elbe liegt Ausgrabungen ergaben dass die kastellartige Anlage mit einem rechteckigen Grundriss der Befestigung gleicht die den Frankischen Annalen zufolge im fruhen 9 Jahrhundert unter der Bezeichnung Hohbuoki von Karl dem Grossen errichtet worden ist Vietzer SchanzeLageskizze von Carl Schuchhardt Ende des 19 Jahrhunderts Fluss nachtraglich eingefarbtLageskizze von Carl Schuchhardt Ende des 19 Jahrhunderts Fluss nachtraglich eingefarbtAlternativname n Kastell HohbeckStaat DeutschlandOrt HohbeckEntstehungszeit 808Burgentyp HohenburgErhaltungszustand Teile der BefestigungGeographische Lage 53 4 N 11 26 O 53 0722 11 43627 Koordinaten 53 4 19 9 N 11 26 10 6 OVietzer Schanze Niedersachsen p3 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baubeschreibung 3 Geschichte 4 Wortbedeutung 5 Forschungsgeschichte 5 1 Theorien und erste Grabung 5 2 Zweite Grabung 5 3 Dritte Grabung 5 4 Vierte Grabung 6 Bewertung 7 Tourismus 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Befestigungsanlage befindet sich auf der etwa 2 4 Kilometer grossen Erhebung des Hohbeck bei dem es sich um eine saaleglazial entstandene Stauchendmorane handelt Die markante Platte aus pleistozanem Kies Sand und Geschiebemergel uberragt um rund 60 Meter inselartig die holozane Elbtalniederung und wirkt als weit sichtbare Landmarke Diese Insellage war fruher ein gunstiger Punkt zum Ubergang uber die Elbe da das an anderen Stellen bis zu 12 Kilometer breite Flusstal am Hohbeck nur 2 bis 3 Kilometer breit ist Von der strategisch gunstigen Position auf dem Hohbeck liess sich der Ubergang uber den Fluss und der Schiffsverkehr der Elbe uberwachen Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Aussichtspunkt an der Elbuferseite der Vietzer Schanze als nachempfundener Turm nbsp Westlicher Wall vom Innenraum der Wallanlage gesehenAuf dem nordlichen Steilufer der Elbe ist eine rechteckige Befestigung von etwa 70 170 Meter Grosse mit etwa 1 2 Hektar erhalten geblieben Es handelt sich um die einzige Befestigung mit einem rechteckigen Grundriss im Bereich der Mittelelbe Gegen Westen und Suden wurde die Anlage von Wall und Graben geschutzt Im Norden und Osten schutzte daruber hinaus auch ein 25 m hoher Steilhang zur Elbe und zu einem Bachtal Der Wall war eine etwa sechs Meter breite Holz Erde Konstruktion die sich damals nach aussen als senkrecht stehende Mauer darstellte Heute hat der Wall an der Basis eine Breite von 10 Meter und weist noch eine Hohe von zwei Meter auf Er besteht aus einer Aufschuttung von Sand und Lehm die im Inneren durch quer liegende Holzer stabilisiert und versteift wurde Dabei wurde vermutlich viel minderwertiges Bauholz und Totholz verwendet was die Dendrodaten vermuten lassen Die Aussenfront des Walls bildete eine Pfostenreihe aus einzelnen Pfosten die zwei Meter entfernt voneinander standen und deren Pfostengruben sich erhalten haben Zwischen den Pfosten wird eine fruhere Wand aus Brettern oder Flechtwerk vermutet Auf der Wallkrone wird ebenso ein durch einen Flechtwerkzaun oder eine Bretterwand geschutzter Wehrgang mit einer Breite von bis zu drei Meter Breite vermutet Die Hohe des Walls wird bei dem Unterbau ohne konstruktive Holzverbindungen auf maximal vier Meter geschatzt In der Mitte der Sudseite befand sich eine 6 6 m grosse Toranlage vermutlich ein Torturm Bei den Ausgrabungen wurden keine Spuren einer Innenbebauung beobachtet Der Wall der Befestigungsanlage besteht aus hellem Sand in dem sich Anreicherungsbander aus Ton befinden Dies belegt das die Wallanlage nur eine Bauphase hatte Berechnungen ergaben dass fur den Bau des Walls etwa 2500 m Holz und 5700 m Erde erforderlich waren Beim verwendeten Holz handelte es sich mit 55 hauptsachlich um Eiche zu gut einem Drittel wurde Ulme verwendet Schatzungen ergaben das fur den Bau der Befestigungsanlage die Abholzung einer Waldflache von 14 Hektar notig war Daher ist anzunehmen dass die Erhebung des Hohbeck nach der Fertigstellung der Anlage weitgehend waldfrei war Aussen war dem Wall eine 2 Meter breite Berme vorgelagert die aus Sand Holz Grassoden und auch aus Findlingen bestand Der nach aussen vorgelagerte 2 6 Meter tiefe Graben hatte eine Breite von 10 Meter dieser ist heute noch etwa 1 2 Meter tief Geschichte BearbeitenLaut den Frankischen Annalen zog Karl der Grosse im Jahre 789 uber die Elbe gegen die Wilzen Moglicherweise wurden bereits zu dieser Zeit Befestigungen im Gebiet des Hohbeck angelegt Fur das Jahr 808 berichten die Annalen von zwei nicht namentlich genannten Befestigungen an der Elbe wobei es sich in einem Fall um das Kastell Hohbeck gehandelt haben konnte Als Grund fur den Bau der Anlage wird ein Zusammenhang mit dem Feldzug von Karl gegen die Linonen und Smeldinger vermutet Im Jahre 810 erfolgte die erste Erwahnung des Kastells Hohbeck als castellum hohbuoki aus Anlass seiner Zerstorung durch die Wilzen 811 erfolgte uber seinen Wiederaufbau eine weitere Nennung in den Frankischen Annalen Der Schriftquelle zufolge hatte das Kastell eine ostsachsische Besatzung unter Fuhrung des kaiserlichen Legaten Odo Wortbedeutung BearbeitenDie uberlieferte Bezeichnung Hohbuoki fur Hohbeck wird etymologisch als Benennung eines hochgelegenen Buchenwalds gedeutet der sich aber nicht mehr nachweisen lasst Wahrend die Erhebung des Hohbeck heute dicht bewaldet ist war sie in fruheren Zeiten zeitweise auch kahl Wie sich die Vegetation in der Zeit darstellte als die Befestigungsanlage bestand ist nicht bekannt Die bisherigen archaologischen Untersuchungen der Vietzer Schanze ergaben keine wesentliche Verwendung von Buchenholz was naheliegend gewesen ware wenn das nahere Umfeld damals mit Buchen bewaldet gewesen ware Der Prahistoriker Carl Schuchhard stellte bereits 1924 die Hypothese auf dass der uberlieferte Begriff Hohbuoki volksetymologisch zu Hohbeke fur einen hochgelegenen Bach umgedeutet wurde Tatsachlich gibt es auf dem Hohbeck Quellen die den Talmuhlenbach speisen Er durchquert die Erhebung und mundet nach steilem Abfall in die Elbe 1963 erfolgte dazu eine sprachwissenschaftliche Analyse Im Ergebnis wird es aus philologischer Sicht fur moglich gehalten dass sich der Begriff von Hohbuoki zu Hohbeck entwickelte was aber nicht als sicherer Beleg fur das Hohbeck Kastell zu sehen ist Forschungsgeschichte BearbeitenTheorien und erste Grabung Bearbeiten nbsp Der weitlaufige Innenraum der Wallanlage 2015Bereits 1828 stellte der Amtmann Wedekind aus Luneburg die These auf dass es sich bei der Vietzer Schanze auf dem Hohbeck um ein Kastell von Karl dem Grossen gehandelt habe Ein Heimatforscher schloss im 19 Jahrhundert diese These aus da er die Entstehung der Vietzer Schanze in der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges datierte Stattdessen sah er die nahe gelegene Befestigungsanlage der Schwedenschanze als das Kastell von Karl dem Grossen 1897 fuhrte der Prahistoriker Carl Schuchhardt eine nur wenige Tage dauernde Grabung auf der Vietzer Schanze durch um Belege fur ihren Entstehungs und Nutzungszeitraum zu finden Er schatzte die Anlage als eine der bedeutendsten fruhgeschichtlichen Denkmaler Deutschlands ein Zweite Grabung Bearbeiten 1920 unternahm Carl Schuchhard eine viereinhalb Wochen anhaltende Grabung bei der er den Wall den Innenraum und das Haupttor im Sudwall untersuchte Er ging von einer 6 Meter hohen Mauer aus Holz und Lehm aus Im Westen entdeckte er zwei kleine Tore von 1 5 Meter Breite Im Inneren der Wallanlage fanden sich Keramikscherben und Pfostenlocher von fruheren Gebauden Den Untersuchungen zufolge gab es im Inneren Wege aus reinem Sand einen freien Platz und mehrere Gebaude Die gefundene Keramik ordnete Schuchhardt frankischer und sachsischer Herkunft zu Wahrscheinlich war sie alter und stammte aus der romischen Kaiserzeit da zu Zeiten Schuchards die Datierung noch nicht so weit fortgeschritten war Metallgegenstande wurden nur in zwei Fallen gefunden Dabei handelt es sich um eine eiserne Lanzenspitze von 45 Zentimeter Lange die in der Berme des Nordwalls lag Des Weiteren wurde ein bronzener Messerscheidenbeschlag aus dem 11 bis 12 Jahrhundert gefunden Die Dokumentation der Grabung sowie die Fundstucke gingen im Zweiten Weltkrieg kriegsbedingt verloren Dritte Grabung Bearbeiten Im Jahr 1954 nahm der Prahistoriker Ernst Sprockhoff die Grabungen wieder auf die sich in nahezu jahrlichen Kampagnen bis 1965 fortsetzten Nach seinem Tod 1967 ruhten die Untersuchungen Seine Dokumentation und die Fundstucke befanden sich im Museum fur das Furstentum Luneburg Dazu zahlen etwa 1000 Scherben die erst 1985 inventarisiert wurden Sie wurden grosstenteils als kaiserzeitlich und spatmittelalterlich datiert Nach Abschluss der Ausgrabungen in den 1960er Jahren nutzte ein Hamburger Sportverein das Gelande der Befestigungsanlage als Sport und Zeltplatz fur Kinder Ab den 1980er Jahren wuchs das Gelande allmahlich zu und verwilderte Vierte Grabung Bearbeiten 2006 begann ein 5 jahriges Forschungsprojekt der Universitat Gottingen zur slawischen Besiedelung im unteren Mittelelbegebiet als dessen geographischer Schwerpunkt der Hohbeck und sein Umfeld ausgewahlt wurden Dies ist durch die zahlreichen fruhmittelalterlichen Befestigungen in diesem Gebiet begrundet 2008 erfolgte eine Ausgrabung als Schnitt durch den gut erhaltenen Westwall der Vietzer Schanze Ziel war das Auffinden von datierbarem Material Dazu eigneten sich verkohlte Holzer deren Lage von fruheren Grabungen in den 1950er und 1960er Jahren im Wallinneren bekannt war Als Ursache fur das Verbrennen des Holzes wird ein Schwelbrand im Wall vermutet der am Wallausseren entstanden war Eine C14 Datierung der Brandschicht ergab als Zeitpunkt des Brandes das Jahr 885 n Chr plus minus 80 Jahre Bei der Grabung fanden sich zahlreiche Holzer im Wall von denen 25 dendrochronologisch untersucht wurden Bei drei Holzern liess sich das Falljahr mit 805 809 und 810 n Chr genau bestimmen da die Waldkante noch vorhanden war Andere Holzer wiesen als Falljahre 656 bis 724 n Chr auf Diese Datierungen belegen dass es sich um das in den Schriftquellen genannte Kastell handelt An Keramik fanden sich neben spatmittelalterlichen Fundstucken Scherben slawischer sachsischer und westlicher Herkunft aus der Zeit um das Jahr 800 n Chr Bewertung Bearbeiten nbsp Infotafeln im Inneren der Vietzer SchanzeMit der letzten Ausgrabung im Jahre 2009 konnte datierbares Material aus der Zeit um das Jahr 800 gefunden werden Das liess den Schluss zu dass es sich um das in den Geschichtsquellen genannte Kastell Hohbeck handelt Auch die fur das Elbegebiet ungewohnliche Rechteckform und die weiteren archaologischen Indizien besonders eine nachgewiesene Torerneuerung nach Brandzerstorung sprechen fur eine Identifizierung mit dem von den Franken angelegten Kastell auf dem Hohbeck Es sollte anscheinend im Verbund mit der knapp einen Kilometer ostlich gelegenen Schwedenschanze als sachsisch frankischer Vorposten der Grenzsicherung gegenuber den auf der ostlichen Seite der Elbe siedelnden Slawen dienen Es wird angenommen dass die Sachsen das Gebiet des Hohbecks Mitte des 9 Jahrhunderts verliessen und es anschliessend von Slawen besiedelt wurde Die Befestigungsanlage durfte auf die damaligen Menschen einen ausserordentlichen Eindruck gemacht haben Mit seiner Grosse von 170 70 Metern und seiner Lage auf der Erhebung des Hohbecks ragte es aus der Landschaft heraus Bei dem drei Meter tiefen Graben und dem bis zu sechs Meter hohen mit Brettern verkleideten Wall stand der Betrachter vor einer rund neun Meter hohen senkrechten Wand Diese optische Wirkung ist auch aus grosserer Entfernung anzunehmen wie von der Elbe aus Die Absicht der Erbauer war anscheinend durch monumentale Bauweise Macht zu demonstrieren Tourismus BearbeitenDie Anlage liegt am Wendlandrundweg und ist touristisch erschlossen durch die Aufstellung von Infotafeln zur Geschichte sowie durch einen Holzbau als Wanderunterstand der als Turm das fruhere Aussehen darstellen soll 2017 forderte ein Kommunalpolitiker des Landkreises Luchow Dannenberg die Vietzer Schanze starker touristisch zu bewerben da sie in jungerer Zeit durch die Telenovela Rote Rosen offentliche Aufmerksamkeit erhalten hatte 1 Laut der Filmhandlung wollte der Archaologe Dr Arne Fries Christian Rudolf 2 mit Ausgrabungen am Hohbeck nachweisen dass die Varusschlacht nicht in der Region Kalkriese sondern an der Elbe bei Hohbeck stattgefunden hat 3 Siehe auch BearbeitenSchwedenschanze Hohbeck Literatur BearbeitenErnst Andreas Friedrich Das Kastell auf dem Hohbeck S 84 86 in Wenn Steine reden konnten Band I Landbuch Verlag Hannover 1989 ISBN 3 7842 03973 Hans Jurgen Hassler Hrsg Ur und Fruhgeschichte in Niedersachsen Theiss Stuttgart 1991 S 457 458 Hans Wilhelm Heine Fruhe Burgen und Pfalzen in Niedersachsen Von den Anfangen bis zum Mittelalter 2 3 1 Die Burgen der Sachsenkriege Hildesheim 1995 S 31 36 Thomas Saile Fruhgeschichtliche Burgwalle am Hohbeck bei Lenzen In Mamoun Fansa Frank Both Henning Hassmann Hrsg Archaologie Land Niedersachsen 400000 Jahre Geschichte Landesmuseum fur Natur und Mensch Oldenburg 2004 ISBN 3 8062 1926 5 S 562 565 Jens Schneeweiss Archaologische Streiflichter vom Hohbeck Zum 1200 Jahrestag seiner Ersterwahnung Von den Anfangen bis ins Mittelalter Nordlanddruck Luneburg 2010 ISBN 978 3 00 031553 4 Jens Schneeweiss Neues vom Hohbeck Kastell in Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte Bd 81 2012 S 81 110 Online Jens Schneeweiss Das Kastell hohbuoki und der Ort Schezla an der Elbe In Rainer Maria Weiss Anne Klammt Hrsg Mythos Hammaburg S 346 356 Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vietzer Schanze Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Sandy Bieler zu Vietzer Schanze in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Ausgrabungen am Hohbeck Kastell um 2008 Erwahnung der Vietzer Schanze bei Slawen an der unteren Mittelelbe Kurzbeschreibung Vortrag Karl der Grosse und das Wendland von 2010 in DannenbergEinzelnachweise Bearbeiten Gefordert Werbung fur Ausgrabungen in Vietze in Elbe Jeetzel Zeitung vom 19 Oktober 2017 Christian Rudolf als Arne Fries Memento vom 25 Juli 2017 im Internet Archive bei ard de zu Rote Rosen Dietmar Gehrke Der Archaologe Arne Fries und das Ratsel um die Romerschlacht am Hohbeck Teil 1 2 und 3 in Der Heidewanderer Heimatbeilage der Allgemeinen Zeitung Uelzen vom 23 Juni 2018 30 Juni 2018 und 7 Juli 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vietzer Schanze amp oldid 237064729