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Die Smeldinger waren ein westslawischer Stamm der im 9 Jahrhundert in der Gegend um Parchim im sudwestlichen Mecklenburg siedelte Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Siedlungsgebiet 3 Geschichte 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenName BearbeitenDer Name der Smeldinger ist fur die Jahre 808 und 809 in verschiedenen frankischen Annalen belegt 1 und findet sich sonst nur noch im Bayerischen Geographen Ob es sich um eine Fremdbezeichnung oder um eine identitatsstiftende Eigenbenennung handelt ist unbekannt Der Name wird haufig mit dem Fluss Elde in Zusammenhang gebracht 2 der durch das Siedlungsgebiet fliesst Siedlungsgebiet BearbeitenDas Siedlungsgebiet der Smeldinger lag rechts der Elbe 3 benachbart zu den Linonen und Bethenzern 4 Nach der herkommlichen Lesart des Bayerischen Geographen 5 verfugten die Smeldinger gemeinsam mit den Bethenzern und den Morizani uber 11 civitates also Burgen Burgbezirken oder Siedlungskammern Eine im Vordringen begriffene Auffassung hingegen versteht die Textpassage in der Volkertafel dahingehend es handele sich bei der Anfuhrung der Morizani um eine eigenstandige Erwahnung in einer neuen Reihe und die 11 civitates seien deshalb ausschliesslich den Morizani zuzuordnen 6 Unbeschadet dessen ist in den Reichsannalen jedenfalls eine Burg der Smeldinger uberliefert 7 Da es sich um die Grosste maximam civitatem ihrer Burgen gehandelt haben soll moglicherweise einen Furstensitz 8 liegt das Vorhandensein weiterer Burgen der Smeldinger zumindest nahe Der Chronik von Moissac zufolge soll die Burg den Namen Connoburg getragen haben Sie ist deshalb lange bei Conow an der unteren Elde namlich in Menkendorf vermutet worden 9 Allerdings konnte es sich bei der Benennung der Burg auch um eine schlichte Falschubertragung des Smeldingorum der Reichsannalen durch den mittelalterlichen Chronisten handeln 10 Da uberdies die Burganlage in Menkendorf nicht vor 900 errichtet wurde 11 verortet die Forschung die Burg heute in Friedrichsruhe 12 Dort entstand um das Jahr 800 eine Grossburg an einem bereits zuvor genutzten unbefestigten Siedlungsplatz 13 Im Einklang damit wird das Siedlungsgebiet der Smeldinger gegenwartig in der Gegend um Parchim vermutet 14 Diese Uberlegung beruht auf archaologischen Fundkartierungen die in dem Gebiet links und rechts der Elde eine fruhmittelalterliche in sich abgeschlossene slawische Siedlungskammer ausweisen Geschichte BearbeitenNachdem die Smeldinger zunachst wilzischer Herrschaft unterstanden 15 gelangten sie als Folge des Wilzenfeldzuges Karls des Grossen unter die Oberhoheit der Abodriten aus der sie sich 808 wieder zu losen versuchten Der danische Konig Gottrik hatte den von den Abodriten eingenommenen Handelsplatz Reric uberfallen und die Macht des abodritischen Samtherrschers Drasco vorubergehend stark geschwacht Daraufhin entsandte Karl der Grosse seinen Sohn Karl den Jungeren nach Norden Dieser kam zu spat um Drasco zu unterstutzen und schlug stattdessen eine Brucke uber die Elbe Auf der anderen Seite kampfte sein Heer gegen Smeldinger und Linonen die ebenfalls zu Gottrik abgefallen waren Das frankisch sachsische Heer verwustete zwar weit und breit Felder und Siedlungen musste aber auch schwere Verluste hinnehmen bevor es wieder uber den Fluss nach Sachsen zuruckkehrte Schon im darauffolgenden Jahr sahen sich die Smeldinger dem Rachefeldzug des wieder erstarkten abodritischen Samtherrschers Drasco ausgesetzt der mit reicher Beute aus einem Uberfall gegen die Wilzen in Nordalbingien sachsische Krieger angeworben hatte und mit einem slawisch sachsischen Heer in die Lewitz zog Die Abodriten eroberten die Hauptburg der Smeldinger Danach werden die Smeldinger in den frankischen Annalen nicht mehr erwahnt Ihre politische Bedeutung beschrankte sich fur die Franken auf die Rolle als militarischer Gegner Karls des Jungeren und ihres Verbundeten Drasco Ihr Untergang wird von der Forschung auf die mangelnde Befahigung zur Bildung eines eigenen Furstentums zuruckgefuhrt Die Burg bei Friedrichsruhe wurde um 1000 aufgegeben 16 Moglicherweise sind die Smeldinger gemeinsam mit den Bethenzern in den Warnowern 17 den Linonen 18 den Redariern 19 oder unmittelbar in den Abodriten aufgegangen Quellen BearbeitenFriedrich Kurze Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 6 Annales regni Francorum inde ab a 741 usque ad a 829 qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi Hannover 1895 S 125 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Friedrich Kurze Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 6 Annales regni Francorum inde ab a 741 usque ad a 829 qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi Hannover 1895 S 129 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 1 Annales et chronica aevi Carolini Hannover 1826 S 309 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 2 Scriptores rerum Sangallensium Annales chronica et historiae aevi Carolini Hannover 1829 S 258 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Literatur BearbeitenFred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 Weblinks BearbeitenAusgrabungen am slawischen Burgwall in Friedrichsruhe Kampagne 2004 Ausgrabungen am slawischen Burgwall in Friedrichsruhe Kampagne 2008 Anmerkungen Bearbeiten Annales regni Francorum 808 Smeldingos 809 Smeldingorum Chronicon Moissiacense 809 Semeldinc Connoburg Kurze 1895 S 129 Anm 1 emendiert Smeldingonoburg Chronicon Anianense 809 Semeldinc Connoburg dito Friedrich Wigger Mecklenburgische Annalen bis zum Jahre 1066 Eine chronologisch geordnete Quellensammlung mit Anmerkungen und Abhandlungen Hildebrand Schwerin 1860 S 110 f Annales regni Francorum 808 Filius autem imperatoris Carlus Albiam ponte iunxit Im Bayerischen Geographen heisst es dazu Linaa est populus qui habet civitates VII Prope illis resident quos vocant Bethenici et Smeldingon et Morizani qui habent civitates XI So z B bei Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 91 Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 75 94 f Sebastien Rossignol Aufstieg und Fall der Linonen Misslungene Ethnogenese an der unteren Mittelelbe in Karl Heinz Willroth Jens Schneewiess Hrsg Slawen an der Elbe Gottinger Forschungen zur Ur und Fruhgeschichte Bd 1 Wachholtz Gottingen 2011 S 15 38 hier S 20 Annales regni Francorum Thrasco Smeldingorum maximam civitatem expugnat Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 46 Zuerst Georg Christian Friedrich Lisch Die Burg Glaisin und die Connoburg In Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Bd 26 1861 S 196 212 hier S 208 Max Bathe Die Sicherung der Reichsgrenze an der Mittelelbe durch Karl den Grossen in Sachsen und Anhalt Bd 16 1940 S 1 44 hier S 13 f Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 90 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 90 Sebastian Messal Fruhe Slawen im sudwestlichen Mecklenburg in Sebastian Brather u a Hrsg Slawen an der unteren Mittelelbe Untersuchungen zur landlichen Besiedlung zum Burgenbau zu Besiedlungsstrukturen und zum Landschaftswandel Reichert Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 89500 962 4 S 61 63 hier S 62 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 91 Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 57 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 48 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Band 4 Rahden Westf 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S W H Fritze Eine Karte zum Verhaltnis der fruhmittelalterlich slawischen zur hochmittelalterlichen Siedlung in der Ostprignitz In W H Fritze Hrsg Germania Slavica II Berliner Historische Studien Bd 4 Berlin 1981 S 64 Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 bis 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 146 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Smeldinger amp oldid 225394975