www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum Ort in den Vereinigten Staaten siehe Drasco Arkansas Drasco slaw Drazǐko lat Thrasco 2 vor 789 810 zunachst Kleinkonig regulus 3 war ab 795 Heerfuhrer dux und von 804 4 bis zu seinem Tod 810 5 Samtherrscher 6 rex des westslawischen Stammesverbandes der Abodriten und Vasall der Franken unter Karl dem Grossen Herrschaftsgebiet des abodritischen Samtherrschers Drasco nach Uberlassung Nordalbingiens durch Karl den Grossen 804 810 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Leben 3 Tod und Nachfolge 4 Literatur 5 AnmerkungenGeschichtlicher Hintergrund Bearbeiten780 schloss Karl der Grosse mit den Abodriten an der damaligen Ohremundung bei Wolmirstedt ein Bundnis 7 Dessen Inhalt ist zwar nicht uberliefert aber aus dem Verhalten der Abodriten in den folgenden Jahrzehnten kann abgeleitet werden dass sie Heeresfolge Tributzahlungen und Huldigung am frankischen Konigshof Hoffahrt schuldeten Weiterhin hatte sich Karl der Grosse das Recht zu schiedsrichterlichen Entscheidungen bei Streitigkeiten unter den abodritischen Stammen und die Einsetzung zumindest aber die Bestatigung der abodritischen Heerfuhrer und Herrscher ausbedungen Demgegenuber leisteten die Franken militarische Unterstutzung gegen Wilzen Sachsen Smeldinger Bethenzer und Linonen Das Bundnis trug also Zuge eines Lehensverhaltnisses allerdings ohne dass die Franken das Gebiet der Abodriten in das Reich einbezogen oder diese missioniert hatten Die Abodriten hatten aufgrund ihrer exponierten geopolitischen Lage allen Anlass zum Abschluss einer Vereinbarung mit einem starken Bundnispartner Im Norden grenzte ihr Siedlungsgebiet an das der aufstrebenden Danen im Osten an den slawischen Stammesverband der Wilzen im Suden an das sachsische Ostfalen und im Westen an das ebenfalls sachsische Nordalbingien die untereinander wechselnde Koalitionen gegen die Abodriten bildeten Im Inneren setzte sich der Stammesverband der Abodriten Ende des 8 Jahrhunderts uberdies aus zwei raumlich voneinander getrennten Herrschaftsagglomerationen einer Vielzahl von Kleinstammen zusammen an deren Randern einzelne Stamme partikulare Interessen verfolgten 8 Leben BearbeitenDrasco nahm 789 im Gefolge seines Vaters 9 des abodritischen Konigs Witzan am frankischen Heerzug gegen die Wilzen teil 10 Einhard berichtet in der Vita Karoli Magni Ausloser des Feldzuges seien fortwahrende Angriffe der Wilzen gegen die Abodriten gewesen Karl der Grosse selbst fuhrte das Aufgebot aus Franken Sachsen Abodriten und Sorben das an der Havel noch mit Friesen verstarkt wurde die auf Schiffen die Elbe hinauf gefahren waren Die Truppen verwusteten das Land der Wilzen die sich angesichts der gewaltigen Ubermacht nicht erfolgreich verteidigen konnten Schliesslich unterwarf sich der wilzische Konig Dragowit und leistete Karl einen Treueid und stellte Geiseln Mutmasslich im Jahre 795 folgte Drasco Witzan in die Rolle des Heerfuhrers der Abodriten 11 In diesem Jahr war Witzan im Zuge der Heeresfolge gegen die Sachsen mit seinen Kriegern zu einem vereinbarten Treffpunkt mit Karl nach Bardowieck marschiert geriet aber beim Uberqueren der Elbe in einen sachsischen Hinterhalt und wurde erschlagen 12 Eine Bezeichnung als Heerfuhrer dux erhielt Drasco in den zeitgenossischen Quellen zwar erst drei Jahre spater aber eine mehrjahrige Vakanz dieser Schlusselstellung ist sehr unwahrscheinlich 798 errangen die Abodriten unter ihrem nunmehr auch in den Quellen als dux bezeichneten Heerfuhrer in der Schlacht auf dem Sventanafeld in der Nahe des Ortes Bornhoved den entscheidenden Sieg uber die in Nordalbingien lebenden Sachsen Den rechten Flugel des abodritischen Heeres befehligte der Drasco unterstellte frankische Militarberater Eburis moglicherweise mit frankischen Hilfstruppen Nach dem Sieg uber die Sachsen wurde Drasco ins nordliche Thuringen befohlen wo Karl den siegreichen Feldherrn fur seine Verdienste auszeichnete 13 Die Aussergewohnlichkeit dieser Ehrung kommt in der offiziellen frankischen Geschichtsschreibung zum Ausdruck wenn es in den Lorscher Annalen fur das Jahr 798 heisst Drasco habe sie erhalten obwohl er Heide fanatic sei nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Rekonstruierter Burgwall Hollenstedt bei Holdunsteti erhielt Drasco 804 von Karl dem Grossen die Konigswurde uber die Abodriten 804 erhielt Drasco im Sommerlager Karls des Grossen bei Hollenstedt die Konigswurde rex Abotritorum nomine Drosuc uber den abodritischen Stammesverband 14 Ob die Einsetzung nur die Anerkennung einer bereits zuvor durch die einzelnen Fursten der Kleinstamme gefassten Entscheidung 15 oder eine originare Verleihung darstellt ist umstritten Die Metzer Annalen jedenfalls schildern Karl der Grosse habe mit der Einsetzung Drascos einen Streit unter den abodritischen Fursten um die Fuhrung beendet 16 Zugleich unterstellte Karl die sachsischen Gaue in Nordalbingien also Dithmarschen Holstein und Stormarn Drascos Herrschaft Mit der Zuweisung des vordem sachsischen Siedlungsgebietes und einer wenn auch archaologisch nur in Teilbereichen nachweisbaren Ansiedlung der Abodriten beabsichtigte Karl einen Schutz der frankischen Nordgrenze vor den Danen vor allem aber wollte er den Sachsen fur den Fall einer erneuten Erhebung die Ruckzugsmoglichkeit zu den Danen abschneiden 17 Bereits 808 scheiterten Karls Plane In einem blitzartigen Uberfall landeten die Danen unter Gottrik an der abodritischen Ostseekuste im Raum Wismar und zerstorten binnen weniger Tage mehrere Dorfer und Burgen sowie den Handelsplatz Reric 18 Gleichzeitig wurden die Abodriten von den verfeindeten Wilzen sowie den Smeldingern und Linonen angegriffen Das Ausmass der Niederlage war enorm zwei Drittel der abodritischen Stamme fielen von Drasco ab erkannten Gottriks Oberhoheit an und wurden ihm tributpflichtig Godelaib ein mit den Abodriten verbundeter Herzog mit danischem Namen wurde von Gottrik in Reric als Verrater gehangt Die danischen Kaufleute Rerics mussten den Handelsplatz verlassen und wurden in Haithabu angesiedelt Da Drasco befurchtete von seinen eigenen Leuten an Gottrik ausgeliefert zu werden suchte er sein Heil in der Flucht Seinen Sohn Ceadrag musste er dem Danenkonig Gottrik 809 als Geisel uberlassen 19 Eingestandnis der Niederlage und Zeichen der Unterwerfung zugleich Die herbeieilenden Franken unter Karl dem Jungeren hingegen kamen zu spat um noch auf der Seite der Abodriten einzugreifen Die Danen hatten sich mit reicher Beute aber auch unter schweren Verlusten ebenso schnell wieder zuruckgezogen wie sie zugeschlagen hatten Angesichts der Uberlegenheit des Danenkonigs kundigten Teile des abodritischen Stammesverbandes Drasco die Gefolgschaft und erkannten entweder Gottrik als Herrscher an oder verfolgten wieder eigene Partikularinteressen Der Stammesverband drohte sich aufzulosen Dennoch gelang es Drasco bereits ein Jahr spater ein neues Heer aufzustellen bestehend aus den Mannern seines Stammes und sachsischen Hilfstruppen Mit diesem zog er jedoch nicht gegen die Danen denen er eben erst den Treueeid geleistet hatte sondern fiel in die Gebiete der mit diesen verbundeten Wilzen ein verheerte ihre Gebiete mit Feuer und Schwert und kehrte dann siegreich und mit reicher Beute zuruck Durch diese Erfolge konnte er weitere Sachsen anwerben eroberte bei Friedrichsruhe die grosste Burg der Smeldinger und notigte durch diese Erfolge die von ihm abgefallenen Stamme sich ihm wieder anzuschliessen Tod und Nachfolge BearbeitenIm Jahre 810 wurde Drasco in Reric von einem Vasallen des danischen Konigs Gottrik ermordet 20 Aufgrund der Bezeichnung als Vasall und dem Ort des Todes inmitten des eigenen Herrschaftsgebietes spricht viel dafur dass es sich bei dem Attentater um einen abodritischen Gefolgsmann Gottriks handelt Im Gegensatz zu der im Regelfall etwas detailreicheren Chronik von Moissac halten die offiziosen Annales regni Francorum den Tod Drascos fur 809 fest Im Absatz vor dieser Mitteilung berichten sie aber davon dass Kaiser Karl im November 809 in Aachen eine Kirchenversammlung abhielt Im nachsten Absatz der auch das Schicksal Drascos behandelt wird dann jedoch auf den 15 Marz verwiesen der im Folgejahr 810 einzuordnen ist 21 Nach Drascos Tod bestimmte Karl der Grosse dessen Bruder Sclaomir zum Herrscher der Abodriten Aber das Bundnis uberdauerte Karls Tod 814 nur noch um wenige Jahre Bereits 817 belagerten Sclaomir gemeinsam mit den Danen erfolglos die Burg Esesfelth Und 819 schufen die Abodriten mit Liubice einen bedeutenden militarischen Stutzpunkt von dem aus die frankischen Gebiete sudlich der Elbe bedroht wurden 22 Als Reaktion auf diese Bedrohung errichteten die Franken 822 die Delbende gegen die Abodriten Literatur BearbeitenWolfgang Herrmann Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat In H Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder Giessen 1960 S 141 219 Bernhard Friedmann Untersuchungen zur Geschichte des abodritischen Furstentums bis zum Ende des 10 Jahrhunderts Osteuropastudien des Landes Hessen Reihe 1 Giessener Abhandlungen zur Agrar und Wirtschaftsforschung des europaischen Ostens 197 Berlin 1986Anmerkungen Bearbeiten Siedlungsgebiet der Linonen Smeldinger und Bethenzer nach Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 85 Weitere Schreibweisen u a Thrasuco Thrasucho Thrasico Drosuc Drogo Fragmentum chesnii 789 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii Online als Kleinfurst bezeichnet ihn Wolfgang H Fritze Die Datierung des Geographus Bavarus in Ludolf Kuchenbuch Winfried Schich Hrsg Fruhzeit zwischen Ostsee und Donau Ausgewahlte Beitrage zum geschichtlichen Werden im ostlichen Mitteleuropa vom 6 bis zum 13 Jahrhundert Berlin 1982 S 119 Chronicon Moissiacense 804 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii Online Chronicon Moissiacense 810 in der MGH Wortlich ubersetzt bedeutet das lateinische rex Konig Gleichwohl werden die abodritischen Herrscher ublicherweise in der Literatur als Samtherrscher oder Grossfursten bezeichnet Annales regni Francorum 780 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii online umfassend hierzu schon Richard Wagner Das Bundnis Karls des Grossen mit den Abodriten In Verein fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Bd 63 1898 S 89 129 weblink Memento vom 7 September 2004 im Internet Archive Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Band 4 Rahden Westf 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 96 Fragmentum chesnii 789 in der MGH Dragitus et filius eius et alii reges Witsan et Drago Zur Auslegung des Quellentextes umfassend Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 bis 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 38 ff Fragmentum chesnii 789 in der MGH Wolfgang Herrmann Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat in H Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder Giessen 1960 S 154 unter ausdrucklicher Aufgabe seiner fruheren Auffassung Annales Einhardi 795 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii Online Annales Laureshamenses 798 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii Online Chronicon Moissiacense 804 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii Online Wolfgang H Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat in H Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder Giessen 1960 S 155 Feierliche Investitur Annales Mettenses priores 804 in der MGH Volker Hellten Zwischen Kooperation und Konfrontation Danemark und das Frankenreich im 9 Jahrhundert Koln 2011 S 41ff weblink Annales regni Francorum 808 in der MGH und weiterfuhrend in den Regesta Imperii Online Annales regni Francorum 809 in der MGH Chronicon Moissiacense 810 in der MGH Sandra Polzer Die Franken und der Norden Uber die Schwierigkeit der Interpretation von fruhmittelalterlichen Quellen zur Geschichte Danemark Wien 2008 S 66 Fussnote 210 weblink PDF 1 23 MB Henning Hellmuth Andersen Machtpolitik um Nordalbingien zu Anfang des 9 Jahrhunderts In Archaologisches Korrespondenzblatt Bd 10 1980 S 83VorgangerAmtNachfolgerWitzanSamtherrscher der Abodriten 804 810SclaomirPersonendatenNAME DrascoALTERNATIVNAMEN Drazǐko slawisch Thrasco lateinisch Thrasuco Thrasucho Thrasico Drosuc DrogoKURZBESCHREIBUNG Heerfuhrer und Konig des westslawischen Stammesverbandes der Abodriten und Vasall der FrankenGEBURTSDATUM vor 789STERBEDATUM 810 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drasco amp oldid 220952630