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Die Vatikanische Nekropole ist eine Nekropole in der Vatikanstadt direkt unter den Vatikanischen Grotten des Petersdoms Sie war eine romische Begrabnisstatte und ist erst seit den Ausgrabungen in den 1950er Jahren wieder zuganglich In ihr befindet sich das vermutete Grab des Apostels Petrus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung der Nekropole 1 2 Bau von Alt St Peter 2 Ausgrabungen 3 Petrusgrab Feld P 4 Grab M 5 Fuhrungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung der Nekropole Bearbeiten Die Vatikanischen Nekropolen waren ursprunglich eine Begrabnisstatte neben einem von Kaiser Caligula errichteten Circus am sudlichen Abhang des Vatikanischen Hugels Nach den romischen Gesetzen war es verboten die Verstorbenen innerhalb der Stadtmauern zu bestatten Aus diesem Grund entstanden entlang der Strassen ausserhalb der Stadt die Nekropolen Eine dieser Strassen die Via Cornelia verlief in Richtung Norden entlang des Vatikanischen Hugels 1 Auf der Spina des von Kaiser Caligula erbauten Circus stand ursprunglich ein agyptischer Obelisk Dieser befand sich seit der Antike bis 1586 am Originalplatz und wurde danach von Domenico Fontana auf Anordnung Papst Sixtus V auf den Petersplatz versetzt Der ursprungliche Standort direkt vor dem heutigen Excavation Office SCAVI der Fabbrica di San Pietro wird durch eine Gedenktafel im Boden markiert 2 Bau von Alt St Peter Bearbeiten Der Uberlieferung nach soll der Apostel Petrus im Jahr 64 oder 67 unter Kaiser Nero das Martyrium erlitten haben und in der Nekropole bestattet worden sein 1 Nach der Konstantinischen Wende und dem Toleranzedikt von Mailand begann Kaiser Konstantin I 324 mit dem Bau der ersten Peterskirche auch Alt St Peter oder Konstantinische Basilika Zu diesem Zeitpunkt war die romische Nekropole noch in Benutzung Dies beweist der Fund einer Munze in einer Urne aus dem Jahr 318 3 Wahrend dieser Zeit standen die Nekropolen unter einem besonderen gesetzlichen Schutz und waren unantastbar Dennoch entschloss sich Kaiser Konstantin I eine Basilika zu errichten die sich genau uber dem vermuteten Grab des Apostels Petrus befand Um eine entsprechend grosse Flache fur den geplanten Bau zu erhalten ordnete Kaiser Konstantin I an Teile der Gebaude der Nekropole sowie Teile des Vatikanischen Hugels abzutragen Mit dem abgetragenen Material des Vatikanischen Hugels wurde die Nekropole mit Ausnahme des Petrusgrabes aufgefullt 3 Durch diese Massnahme war die Nekropole in ihrer fast 2000 jahrigen Geschichte nur fur rund zwei bis drei Jahrhunderte dem Tageslicht ausgesetzt und seit dem Bau von Alt St Peter nicht mehr zuganglich 4 Die Schadelreliquie konnte zu diesem Zeitpunkt bereits dem Grab entnommen worden sein Zu einem nicht naher bekannten Zeitpunkt wurde sie in die capella sancti Laurentii im Lateran uberfuhrt und von Urban V 1367 in die Lateranbasilika Ausgrabungen BearbeitenDie ersten Ausgrabungen der Nekropole fanden unter dem Pontifikat Pius XII in den Jahren 1940 bis 1949 statt Ziel dieser Ausgrabungen war es das Petrusgrab unterhalb des Petersdoms zu finden Im Zuge der Forschungen wurden eine Reihe von Mausoleen ausgegraben Die gefundenen Mausoleen wurden in der Anfangsphase der Ausgrabungen mit dem griechischen Alphabet mit F Phi X Chi und PS Psi beziffert Spater wurden zur Kennzeichnung lateinische Buchstaben verwendet 5 Ein Teil dieser Mausoleen war jedoch bereits im Mittelalter bekannt und wurde mitunter auch geoffnet Das Mausoleum M die Juliergruft wurde bereits 1574 beschrieben das Mausoleum O wurde im Zuge der Errichtung des Fundamentes fur die Statue von Papst Pius VI geoffnet Die Mausoleen R und S wurden entdeckt als der sudliche Teil des Fundamentes fur den Baldachin von Gian Lorenzo Bernini geschaffen wurde 6 Zuerst wurde das Mausoleum A errichtet In spaterer Folge wurden die Mausoleen B C D und E in rascher Abfolge nebeneinander erbaut Das Mausoleum G fallt sehr wahrscheinlich in die gleiche Zeit wie Mausoleum B wahrend das Mausoleum F wahrscheinlich wahrend der Regierungszeit Kaiser Antoninus Pius 138 161 errichtet wurde Diese sieben Mausoleen wurden in einer Reihe als freistehende Gebaude mit unterschiedlicher Hohe errichtet und bilden eine rund 32 Meter lange Strasse 5 In der Regierungszeit Kaiser Hadrians wurde das Mausoleum O errichtet In spaterer Zeit wurde der Zwischenraum der Mausoleen G bis O mit weiteren Bauten ausgefullt Alle Bauten befinden sich in gerader Linie aneinandergereiht entlang eines Weges Lediglich Mausoleum H aus der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts ist hier eine Ausnahme und durchbricht den Weg aufgrund eines vorgebauten Atriums 5 In dieser Zeit war der Circus bereits nicht mehr in Gebrauch Dadurch war dieser kein Hindernis mehr fur die Ausbreitung der Nekropole in Richtung Suden Der Circus war zu dieser Zeit bereits mit verschiedenen Grabern uberbaut Ein Grab aus der gleichen Zeit wie der Bau von Mausoleum H wurde in der Nahe des Fundaments des Obelisken gefunden Als der Circus schlussendlich abgebrochen wurde entstand gegenuber der bereits bestehenden Reihe an Mausoleen eine weitere namlich die Mausoleen Z Phi Chi und Psi Die in der Zeit von Ende des 2 Jahrhunderts bis zur Mitte des 3 Jahrhunderts errichteten Mausoleen waren ebenfalls freistehende Gebaude 7 Alle Gebaude mit Ausnahme des Mausoleums R1 hatten ihren Eingang nach Suden in Richtung des Circus und der Via Cornelia 8 Die Mausoleen wurden uber Generationen von einer oder sogar mehreren Familien gemeinsam benutzt So fanden sich allein in Mausoleum F rund 120 Beisetzungen und in Mausoleum H mindestens 170 Eine ungefahre Berechnung der Anzahl von Korper und Urnenbestattungen in den 22 ausgegrabenen Mausoleen ergab eine Anzahl von mehr als 1000 Beisetzungen Diese grosse Anzahl ist auf die hohe Kindersterblichkeit und geringe Lebenserwartung im 2 Jahrhundert zuruckzufuhren 9 Die ehemaligen Besitzer von sechs Mausoleen A C H L N und O konnen aufgrund von Inschriften uber der Eingangsture identifiziert werden Mausoleum N ist ein Beispiel dafur dass diese auch von verschiedenen Familien gleichzeitig benutzt wurden Die Inschrift berichtet davon dass Mausoleum N von Marcus Aebutius Charito errichtet jedoch eine Halfte von Lucius Volusius Successus und Volusia Megiste erworben wurde 10 Petrusgrab Feld P BearbeitenDer Name Feld P Campus Petri bezeichnet den kleinen Bereich in welchem sich das vermutete Grab des Apostels Petrus befindet An dieser Stelle wurde Petrus der Uberlieferung zufolge nach seinem Martyrium im Circus in der Regierungszeit des Kaisers Nero beigesetzt Rund 100 Jahre nach dem Tod Petrus wurde eine Adikula uber dem angenommenen Grab errichtet Dieser Bau grenzt direkt an die sogenannte Rote Wand 11 Unmittelbar um das vermutete Petrusgrab herum wurden einige Grabstatten gefunden Die Anordnung der Graber lasst nach Ansicht des Ausgrabers Pietro Zander vermuten dass die Stelle des Petrusgrabes bereits sehr fruh Verehrung fand 12 Dagegen hat der Bonner Archaologe Harald Mielsch gezeigt dass bei der Anlage des Friedhofs im 2 Jahrhundert keine Rucksicht auf das vermeintliche Grab des Petrus genommen wurde So wurde die Rote Wand die den Aufstieg zur nachsten Terrasse vor abgeschwemmter Erde schutzen sollte unmittelbar uber einen Teil der Grabstelle hinweggefuhrt unter der das Apostelgrab liegen sollte Im Ergebnis gelangt Mielsch zu dem Schluss 13 Die archaologisch fassbare Geschichte des Petrusgrabes und seiner Verehrung beginnt erst um 160 180 n Chr mit der Errichtung der Memoria Diese Adikula auch Tropaion des Gaius genannt ist benannt nach dem zur Zeit des romischen Bischofs Zephyrinus 198 217 in Rom lebenden Presbyter und Theologen Gaius von Rom Von diesem ist folgendes bei Eusebius von Caesarea Kirchengeschichte II 25 5 7 uberliefert 14 15 Ich kann die Tropaia der Apostel zeigen Denn wenn du zum Vatikan gehen willst oder auf die Strasse nach Ostia wirst du die Tropaia derer finden die diese Kirche gegrundet haben Der von Gaius verwendete griechische Ausdruck Tropaion bezeichnete allerdings meist ein Denkmal oder Siegesmal Erst Eusebius deutete das Zitat 100 Jahre spater als Hinweis auf Grabstatten 16 An der rechten Seite des Tropaion des Gaius befindet sich rechtwinklig angebracht die sogenannte Graffiti Wand benannt nach der grossen Anzahl lateinischer Graffiti Erbaut wurde die Graffiti Wand in der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts 17 Wahrend der Ausgrabungen wurden im vermuteten Petrusgrab keine sterblichen Uberreste des Apostels gefunden Es wurden jedoch in der Graffiti Wand in einer mit Marmor ausgekleideten Offnung Gebeine gefunden Die Archaologin Margherita Guarducci stellte die Vermutung an dass wahrend der Zeit des Baus der konstantinischen Basilika die sterblichen Uberreste des Apostel Petrus aus seinem ursprunglichen Grab entfernt und in dieser Offnung untergebracht wurden 18 Die Archaologin deutete Inschriften in der Mauer hinter dem Saulenmonument darunter die Buchstabenfolge PETR EN I als Bezeichnung von Petrusreliquien An anderen Ausgrabungsorten in Rom fanden sich jedoch ahnliche Graffiti die dort nur ein Gedenken von Christen an Petrus und Paulus als Martyrer belegen 19 Die Uberreste der antiken Adikula und der Graffitimauer befinden sich heute verborgen hinter den barocken Verkleidungen der Palliennische nbsp Die Artikel Vatikanische Nekropole Grab M und Juliergruft uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Grab M Bearbeiten nbsp Christus mit den Attributen des Sol Invictus Sich baumende Pferde flatternder Mantel und Strahlenkranz Mosaik aus der Nekropole unter der Peterskirche in Rom 3 Jahrhundert n Chr Die Anfang des dritten Jahrhunderts n Chr entstandene nur 1 63 m breite und 1 98 m lange Kammer gilt als das einzige rein christliche Grab der Nekropole Grab M wurde bereits 1574 zufallig bei Bauarbeiten am Hauptaltar von Alt St Peter entdeckt als Arbeiter versehentlich eine Wand der Krypta durchbrachen wahrend sie einige Bodenveranderungen in der Basilika durchfuhrten Das Innere wurde damals kurz erforscht und dokumentiert bevor die Offnung wieder versiegelt wurde Nach der heute verlorenen Grabinschrift die von Giacomo Grimaldi 1568 1623 im Garten eines Privathauses gefunden und kopiert wurde war das Grab von Iulia Palatina einer Freigelassenen und ihrem Ehemann Maximus einem Sklaven fur ihren im Alter von einem Jahr neun Monaten und siebenundzwanzig Tagen verstorbenen Sohn Iulius Turpinus erbaut worden Das Grab M tragt den Beinamen Juliergruft In der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts wurde die Grabkammer mit Mosaiken ausgeschmuckt Auf der westlichen Wand sind nur sparliche Uberreste einer Darstellung des guten Hirten mit einem Lamm auf den Schultern zu erkennen die Nordwand zeigt einen Fischer und die ostliche Wand Jona als er vom Wal verschlungen wird Das Mosaik an der Decke stellt Christus mit den Attributen des Sonnengottes Helios dem romischen Gott Sol Invictus mit einer Aureole dar die Figur fahrt auf einem Streitwagen Alle Figuren sind von Weinranken mit Blattern aber ohne Trauben umgeben 20 Es ist anzunehmen dass diese sich im gegebenen Zusammenhang nicht auf die ubliche heidnische dionysische Lesart beziehen sondern auf die Darstellung des wahren Weinstocks im Johannesevangelium Kapitel 15 Vers 1 Dieses Mosaik stammt aus dem spaten 3 oder fruhen 4 Jahrhundert Die Darstellungen legen die Interpretation als christliche Grabstatte nahe Fuhrungen BearbeitenDie Vatikanische Nekropole und das Petrusgrab konnen im Rahmen von Fuhrungen besucht werden Fur den Besuch ist eine Genehmigung des Ufficio Scavi notwendig Hierfur ist eine vorhergehende schriftliche oder Online Anmeldung erforderlich Um die archaologischen Ausgrabungen langfristig zu erhalten ist die Zahl der Besucher auf 250 pro Tag begrenzt 21 Literatur BearbeitenPietro Zander The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican Hrsg Fabbrica di San Pietro 2010 ISBN 978 88 7369 081 8 Geza Alfoldy Der Obelisk auf dem Petersplatz in Rom Ein historisches Monument der Antike Heidelberg 1990 ISBN 3 533 04283 9 Margherita Guarducci Hier ist Petrus Die Gebeine des Apostelfursten in der Confessio von St Peter Josef Habbel Regensburg 1967 Engelbert Kirschbaum Die Graber der Apostelfursten Frankfurt am Main 1957 3 Auflage Frankfurt am Mainz 1974 Mit einem Nachtragskapitel von Ernst Dassmann Werner Eck Inschriften und Grabbauten in der Nekropole unter St Peter In Geza Alfoldy Hrsg Vom fruhen Griechentum bis zur romischen Kaiserzeit Steiner Heidelberg 1989 ISBN 3 515 05190 2 S 55 90 nicht ausgewertet Harald Mielsch Henner von Hesberg Die heidnische Nekropole unter St Peter in Rom 2 Bande 1986 1995 L Erma di Bretschneider Roma ISBN 88 7062 903 1 umfassende Publikation der Nekropole Kurt Weitzmann Redaktion Age of spirituality late antique and early Christian art third to seventh century no 467 1979 Metropolitan Museum of Art New York ISBN 9780870991790Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vatican Necropolis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Virtueller Rundgang durch die Vatikanische Nekropole Anmeldung zu den Fuhrungen italienisch Tomb of the Julii Mausoleum M in judaism and rome orgEinzelnachweise Bearbeiten a b Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 6 Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 10 a b Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 21 Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 21 22 a b c Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 13 Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 24 Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 14 Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 15 Pietro Zander Fabbrica di San Pietro Hrsg The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican 2010 S 18 AE 2001 523 Pietro Zander The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican Fabbrica di San Pietro Rom 2010 S 114 Pietro Zander The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican Fabbrica di San Pietro Rom 2010 S 115 zitiert nach Otto Zwierlein Petrus in Rom Memento vom 15 August 2021 im Internet Archive Internetveroffentlichung Bonn 2013 S 5 zitiert nach Christfried Bottrich Petrus Fischer Fels und Funktionar Leipzig 2001 S 228 229 Pietro Zander The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican Fabbrica di San Pietro Rom 2010 S 126 Erich Dinkler Petrus und Paulus in Rom Die literarische und archaologische Frage nach den tropaia ton apostolon In Gymnasium 87 1980 S 1 37 Pietro Zander The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican Fabbrica di San Pietro Rom 2010 S 131 Pietro Zander The Necropolis under St Peter s Basilica in the Vatican Fabbrica di San Pietro Rom 2010 S 243 244 Christfried Bottrich Petrus Fischer Fels und Funktionar Leipzig 2001 S 232 ff Pietro Zander La Necropoli di San Pietro 2014 S 297 303 Der Besuch des Petrusgrabes und der Nekropole unter der vatikanischen Basilika abgerufen am 27 November 201141 902301 12 453293 Koordinaten 41 54 8 3 N 12 27 11 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vatikanische Nekropole amp oldid 236404905