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Umm al Dschimal arabisch أم الجمال Mutter der Kamele nach anderen Umschriften Umm el Jimal Umm ej Jemal Umm al Jimal oder Umm idj Djimal ist eine Siedlung im nordlichen Jordanien Sie ist vor allem fur die aussergewohnlich gut erhaltenen Reste einer byzantinischen und fruhislamischen Stadt bekannt welche sich seit 2018 auf der Tentativliste zur Aufnahme in das UNESCO Welterbe befinden Die Ruinen von etwa 150 Gebauden meist aus byzantinischer Zeit sind heute noch gut sichtbar Sudostlich der byzantinischen Ruinen befinden sich auch Reste einer romischen Siedlung mit der lokalen Bezeichnung al Herri Blick auf die Ruinen der Siedlung Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Nabataer und Romer 3 2 Byzantiner 3 3 Umayyaden 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Landschaft in der zentralen Hauran Ebene Auf den Feldern gedeiht WinterweizenUmm al Dschimal befindet sich circa 17 Kilometer ostlich der heutigen Stadt Mafraq etwa 10 Kilometer sudlich der Grenze zu Syrien auf 675 m Seehohe Das umliegende Gebiet ist der sogenannte Hauran eine von vulkanischer Aktivitat geformte Gegend Charakteristisch fur diese ist der schwarze Basalt aus welchem auch Umm al Dschimal errichtet wurde Aufgrund des Mangels an Bauholz bestehen auch Decken Treppen Balkone etc aus Basaltblocken die aus dem Mauerwerk vorkragen und oft nur durch das einseitig auflastende Gewicht in der Horizontalen gehalten werden siehe Foto mit dem Doppelfenster Das dichte Basaltgestein ist ein guter Isolator gegen die vorherrschenden hohen Aussentemperaturen Die Stadt bildet ein Rechteck von etwa 400 mal 800 Metern und liegt am Zusammenfluss zweier Wadis welche zur Zeit der Schneeschmelze am Dschabal al Arab Wasser fuhren das in der Antike in Reservoirs gespeichert wurde Die Jahresniederschlage betragen nur rund 150 Millimeter doch trotz ihrer Trockenheit ist die Gegend fur Ackerbau und Viehwirtschaft nutzbar Dies zog eine kontinuierliche Besiedelung seit prahistorischer Zeit nach sich Wahrend der romischen Antike lag die Stadt nahe der Via Nova Traiana die von Philadelphia dem heutigen Amman in das heutige Syrien fuhrte 1 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Alter Plan bzw Rekonstruktion des PraetoriumsUmm el Jimal wurde im Lauf des 19 Jahrhunderts wiederentdeckt nachdem man in Europa begonnen hatte sich verstarkt fur den Orient zu interessieren Eine erste kurze Beschreibung verfasste William John Bankes im Jahr 1818 In weiterer Folge besuchten zahlreiche europaische und amerikanische Gelehrte die Ruinen lieferten jeweils aber nur recht kurze unzusammenhangende Berichte Die ersten systematischen Untersuchungen erfolgten 1905 und 1909 im Rahmen einer Expedition der Princeton University unter der Leitung von Howard Crosby Butler In der Nachfolge dieser Forschungen wuchs das internationale Interesse an den Ruinen weiter Den bedeutendsten Beitrag zur Erforschung von Umm el Djimal lieferte der Archaologe Bert de Vries vom amerikanischen Calvin College der von 1972 bis 1998 sowie von 2009 bis 2013 zusammen mit einer Mannschaft aus Archaologen und Studenten Ausgrabungen sowie Feldbegehungen durchfuhrte Seit der Jahrtausendwende liegt der Fokus der Forscher eher auf der Erhaltung und Zuganglichmachung der Bauten fur die Offentlichkeit 2 Im Jahr 2014 wurden durch Raubgraber grosse Schaden angerichtet nachdem Geruchte uber zu findendes Gold die Runde gemacht hatten Kriminelle plunderten zahlreiche Graber wobei auch Keramik Glasobjekte Lampen Reliefs etc mitgenommen und vermutlich am internationalen Kunstmarkt veraussert wurden 3 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Das Doppelfenster von Haus XVIII mit Treppe und GalerieUber die prahistorischen Entwicklungen rund um das spatere Umm al Jimal ist wenig Konkretes bekannt Es gibt Spuren kurzfristiger Siedlungen bzw Lagerplatze halb nomadischer Stamme in einigen Fallen konnte die Verarbeitung von Hornstein nachgewiesen werden In den nahen Wadis finden sich Spuren grossangelegter Tierfallen in denen ganze Herden in die Enge getrieben werden konnten 4 Nabataer und Romer Bearbeiten nbsp Ein romisches Gebaude das als Tempel interpretiert wirdIm ersten Jahrhundert n Chr entstand Umm al Jimal als fur Landwirtschaft und Handel genutzter Vorort der nabataischen Hauptstadt Bostra Dies wird durch einige Inschriften in altgriechischer und nabataischer Sprache oft auf Grabsteinen belegt Anhand dieser ist nachgewiesen dass zumindest zwei der Bewohner von Umm al Jimal im Stadtrat von Bostra tatig war Die Bevolkerung dieser Zeit wird auf 2000 bis 3000 Personen geschatzt 5 Im Westteil der Stadt fand man einen Altar fur den nabataischen Hauptgott Duschara auch andere uberlieferte Gotter weisen regionalen Bezug auf uberliefert sind ein Zeus Epikoos und die nur in einer einzigen Inschrift bekannte Gottheit Solmos 6 Mit der Ubernahme des Nabataerreiches durch Kaiser Trajan im Jahr 106 n Chr und der damit verbundenen Grundung der Provinz Arabia Petraea erfolgte ein Ausbau der Siedlung Unter der romischen Verwaltung wurde eine Reihe offentlicher Einrichtungen gebaut darunter das sogenannte Pratorium ein reprasentativer Bau der vermutlich der Verwaltung diente und ein grosses Wasserreservoir Ab dem Jahr 267 n Chr wurde die Gegend Teil des Palmyrenischen Reiches unter der Fuhrung der Zenobia Dieses hatte sich von dem in dieser Zeit krisengeplagten romischen Reich abgespalten Nachdem Kaiser Aurelian im Jahr 272 n Chr die Kontrolle uber das Gebiet zuruckerlangt hatte errichteten die Romer einen Militarstutzpunkt in Umm al Jimal das sogenannte tetrarchische Kastell In den ersten beiden Jahrhunderten ihrer Herrschaft waren die Romer den lokalen Kulten gegenuber noch sehr liberal aufgetreten nach der Niederschlagung des Palmyrenischen Reiches versuchte man jedoch verstarkt diese zuruckzudrangen 6 Als das romische Reich im Verlauf des vierten und funten Jahrhunderts zunehmend in Bedrangnis geriet schwand die Bedeutung von Umm el Jimal als Militarstutzpunkt wieder zugunsten einer agrarisch gepragten Siedlung 5 Byzantiner Bearbeiten nbsp Ruine der sogenannten Westkirche nbsp Ruine der sogenannten BarracksIm funften und sechsten Jahrhundert florierte die Stadt als ein Zentrum fur Landwirtschaft und Handel Die Bevolkerungszahl erreichte mit geschatzten 4000 bis 6000 Personen ihren Hochststand Die romische Verwaltung wurde graduell durch die byzantinische ersetzt Unter einem Dux namens Pelagius wurde wieder ein kleiner Militarstutzpunkt die heute so genannten Barracks errichtet Fast alle der etwa 150 heute noch sichtbaren Gebaude stammen aus dieser Blutezeit 5 Der Wohlstand der Stadt wahrend dieser Zeit zeigt sich auch daran dass im Lauf des sechsten Jahrhunderts zumindest 15 Kirchen errichtet wurden Auf vielen Gebauden der Stadt finden sich religiose Symbole der oben genannte Militarstutzpunkt wurde in ein Kloster umfunktioniert eine Kapelle und Turme wurden angebaut auf letzteren sind die Namen der Erzengel eingraviert 6 Diese Phase des Wohlstandes erfuhr im siebenten Jahrhundert einen Bruch als die Gegend im Zuge der islamischen Expansion an die Umayyaden fiel Umayyaden Bearbeiten Die islamische Herrschaft uber Umm al Dschimal begann nach 640 als die Araber dieses Gebiet in den Einflussbereich des Kalifats der vier rechtgeleiteten Kalifen bringen konnten Viele der Gebaude in der Stadt erfuhren eine neue Nutzung beispielsweise wurde das Praetorium zu einem Wohngebaude umgebaut Bereits in byzantinischer Zeit waren Stalle in einigen der Gebaude untergebracht gewesen die Zahl dieser hatte unter den Umayyaden noch zugenommen Die bestehenden Gebaude wurden instand gehalten und sogar einige Neubauten errichtet dennoch nahm die Bevolkerungszahl nach und nach ab Wesentlicher Faktor fur das Ende der Besiedelung war jedoch ein schweres Erdbeben das im Jahr 749 weite Teile der Gegend verwustete Um das Jahr 900 war die Stadt schliesslich unbewohnt die heute bestehende Siedlung entwickelte sich erst im zwanzigsten Jahrhundert 5 Bis zu dieser Zeit um 900 scheint Umm el Djimal von Muslimen und Christen gleichermassen bewohnt gewesen zu sein letztere waren durch das Gebot der Dhimma geschutzt Zumindest zwei der Wohnhauser wurden zu Moscheen inklusive Minaretten umgewandelt eventuell betraf dies auch einige der Kirchen Bei diesen wurde die Apsis abgemauert und der architektonische Fokus nach Suden Richtung Mekka verlagert 6 Literatur BearbeitenBert de Vries Umm el Jimal Gem of the Black Desert A brief guide to the antiquities Al Kutba Amman 1990 Bert de Vries Umm El Jimal A Frontier Town and Its Landscape in Northern Jordan Band 1 Journal of the Roman Archaeology Supplementary Series 26 Portsmouth Rhode Island 1998 ISBN 1 887829 26 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Umm al Jamal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Ausgrabungsstatte Antrag auf Aufnahme in das UNESCO WelterbeEinzelnachweise Bearbeiten http whc unesco org en tentativelists 6335 Bert de Vries The Umm el Jimal Project 1993 and 1994 Field Seasons In Annual of the Department of Antiquities of Jordan 39 1995 S 421 435 Bert de Vries Archaeology and Community at Umm el Jimal In Studies in the History and Archaeology of Jordan XI Changes and Challenges Department of Antiquities of Jordan Amman 2013 S 81 91 William Booth and Taylor Luck Looters raid Jordanian crypts in search of gold jewels and artifacts In Washington Post 30 Oktober 2014 Abgerufen am 2 November 2014 Benjamin Hoksbergen The Oldest Components The Paleolithic at Umm el Jimal In Annual of the Department of Antiquities of Jordan 54 2010 S 207 217 a b c d Bert de Vries et al Umm el Jimal A Nabataean Roman Byzantine and Early Islamic Town in Northern Jordan Journal of Roman Archaeology Supplementary Volume 1 Portsmouth Rhode Island 1998 a b c d Bert de Vries Between the Cults of Syria and Arabia Traces of Pagan Religion at Umm el Jimal In Studies in the History and Archaeology of Jordan 10 2009 S 177 192 Normdaten Geografikum GND 4540294 2 lobid OGND AKS VIAF 248273737 32 326666666667 36 369722222222 Koordinaten 32 20 N 36 22 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Umm al Dschimal amp oldid 227929715