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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Ulk Begriffsklarung aufgefuhrt Ulk war der Titel einer deutschen Satire Zeitschrift aus dem Rudolf Mosse Verlag Die vollstandige Bezeichnung lautete Ulk Illustriertes Wochenblatt fur Humor und Satire Die Zeitschrift erschien von 1872 bis 1922 als auflagensteigernde Gratisbeilage jeweils donnerstags im Berliner Tageblatt Parallel wurde der Ulk zwischen 1910 und 1922 auch der Berliner Volks Zeitung beigelegt Ab 1922 erschien das Blatt als selbstandige Publikation Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Mosse Konzerns wurde ab Herbst 1932 die Herstellung der Zeitschrift sukzessive eingestellt 1 2 Figuren des Ulk Jeheimrats Jette der blinde Seher Nunne Frau Rentier Schladeberg und Dr Ulk Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Unklarheiten letzte Ausgabe 2 Bekannte Mitarbeiter Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Titelseite des Ulk vom 4 Juni 1920Das illustrierte Wochenblatt fur Humor und Satire wurde am 3 April 1872 von Rudolf Mosse und Siegmund Haber gegrundet Es sollte ein norddeutsches Gegenstuck zu den suddeutschen Fliegenden Blattern sein 3 Die Abkurzung ULK steht fur die drei Abteilungen Unsinn Leichtsinn und Kneipsinn der 1857 in Haspe gegrundeten Gesellschaft ULK einer damals weithin bekannten satirischen Vereinigung 4 nbsp Ulk Figuren Nunne und Paula Erbswurst Siegmund Haber bestimmte als Chefredakteur bis 1895 den Stil des Blattes Er entwarf die Figuren des Eckenstehers Nunne der Mamsell Paula Erbswurst und Frau Rentier Schladeberg die sich alle regelmassig zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen ausserten Nach Habers Tode wurde der langjahrige Mitarbeiter Richard Schmidt Cabanis Chefredakteur der die Figuren der Jeheimrats Jette des blinden Sehers und des Dr Ulk einfuhrte Wahrend dieser Zeit war der Ulk massgeblich an den Auseinandersetzungen des Kulturkampfes beteiligt in dem er bis 1900 mit Hetzgedichten angeblichen Enthullungen und antikatholischen Karikaturen die Debatte regelmassig erneut anheizte obwohl der Streit offiziell 1878 beendet und 1887 diplomatisch beigelegt worden war 5 Ab 1912 wurde der Ulk farbig gedruckt 6 Die Auflage entsprach stets in etwa der Auflage des Berliner Tageblatts und der Berliner Volks Zeitung Konkrete Angaben hierzu sind nicht moglich da es bis 1933 keine amtlichen Erhebungen gab und nachweislich bis dahin die firmeneigene Statistik im Hause Mosse sehr grosszugig ausgelegt wurde Nachweislich durfte die Auflage des Ulk am Vorabend des Ersten Weltkriegs ihren Hochststand erreicht haben ging ab 1916 zuruck schwankte in der Weimarer Zeit stark und fiel ab 1928 extrem 7 8 Am 22 November 1907 erschien im Ulk unter dem Titel Marchen anonym die erste journalistische Arbeit des Satirikers und politischen Kritikers Kurt Tucholsky in welcher der 17 Jahrige den Kunstgeschmack Kaiser Wilhelms II parodierte Von Dezember 1918 bis April 1920 arbeitete Tucholsky als Chefredakteur beim Ulk und veroffentlichte seine Beitrage oft unter dem Pseudonym Theobald Tiger Ab 1919 geriet er zunehmend in Zwiespalt mit Theodor Wolff dem einflussreichen Chefredakteur des Berliner Tageblatts der eine einseitige Politisierung aller Mosse Blatter zugunsten der Deutschen Demokratischen Partei anstrebte und selbst im Ulk deren Wahlprogramme vertrieb Weil das Verhaltnis immer mehr abkuhlte kundigte Tucholsky am 1 April 1920 und beschrieb in einem abschatzigen Ruckblick Wolff als einen herablassenden etwas dummlichen Mann mit angeblich so liberalen aber einseitigen Prinzipien 9 10 Neuer Chefredakteur wurde Josef Wiener Braunsberg der die gewunschte Linie Theodor Wolffs fortfuhrte Die parteibezogene Einseitigkeit beziehungsweise satirische Unausgewogenheit stiess bei Hans Lachmann Mosse der 1920 die Firmenleitung ubernommen hatte und bei einer politisch immer weiter auseinanderklaffenden Leserschaft einen Auflagenruckgang voraussah ebenfalls zunehmend auf Kritik Weil ab 1926 mit dem Berliner Tageblatt nur noch Verluste erwirtschaftet werden konnten wurde zeitweise der Ulk wieder als Gratisbeilage dem Berliner Tageblatt beigefugt Diese Gegenmassnahme fuhrte wiederum zu Einnahme und Anzeigenverlusten beim Ulk Nach Intentionen von Wolff ubernahm im November 1929 Hermann Sinsheimer die Chefredaktion Damit war nicht nur ein neues Layout verbunden sondern auch der Wunsch von Theodor Wolff einer noch starkeren Politisierung 11 Zu diesem Zeitpunkt hatte die Hausbank des Verlags schon langst auf eine bevorstehende Zahlungsunfahigkeit hingewiesen Lachmann Mosse versuchte mit allen Mitteln das Ruder herumzureissen stiess aber mit Einsparmassnahmen und inhaltlichen Veranderungswunschen insbesondere bei Wolff auf wenig Verstandnis Ende Juni 1931 liess Hans Lachmann Mosse den langjahrigen Mitarbeiter Hans Flemming zu sich kommen und verlangte von ihm sein Ehrenwort weder mit Theodor Wolff noch mit anderen uber die Unterredung zu sprechen er erlauterte offen die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und sagte Sie ubernehmen ab 1 Juli 1931 die Ulk Chefredaktion fuhren ihn auf politischer Sparflamme und wenn wir damit nicht innerhalb von zwolf Monaten Gewinn erwirtschaften stellen wir das Blatt ein Flemming gab ihm das Ehrenwort 12 Dementsprechend wurde am 1 Juli 1931 Sinsheimer durch Hans Flemming abgelost Im gesamten Verlag folgten Einsparungen wie Honorarkurzungen Schliessung von Agenturen im In und Ausland Wegfall von Beilagen und Farbdrucken sowie Seitenanzahl Dezimierungen Viele junge und gute Mitarbeiter kundigten von sich aus Als Entlassungen altgedienter Kollegen anstanden ergriff die Belegschaft Streikmassnahmen 13 Der okonomische Zusammenbruch des Mosse Konzerns vollzog sich 1932 Alle Gegenmassnahmen erfolgten zu spat am 13 September 1932 musste das Konkursverfahren eroffnet werden Rund 8000 Glaubiger meldeten ihre Anspruche an 14 Unklarheiten letzte Ausgabe Bearbeiten Wann exakt die letzte Ausgabe der Satirezeitschrift erschien ist gegenwartig unbekannt Fest steht dass der Ulk ab 1931 nur noch unregelmassig und nicht mehr farbig gedruckt sowie teilweise nur noch als einseitige Beilage verteilt wurde Als Einstellungsdatum wird in der Literatur uberwiegend der 13 September 1932 genannt was wegen der Insolvenzeroffnung und der damit verbundenen Kundigungswelle wahrscheinlich erscheint 15 Gleichfalls sind im Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bucher fur den Ulk nach 1932 keine Eintrage vorhanden Hingegen wird im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek im Bestand das Jahr 1933 und gegensatzlich als letztes Erscheinungsdatum der 10 oder 11 Marz 1934 aufgefuhrt 16 Mit diesem Datum durfte jedoch die endgultige Uberfuhrung der insolventen Rudolf Mosse OHG in die speziell als Auffanggesellschaft am 11 Marz 1934 gegrundete Berliner Druck und Zeitungsbetriebe AG gemeint sein In digitalisierter Form stehen die vollstandigen Ausgaben des Ulks von 1901 bis 1930 online bei der Universitatsbibliothek Heidelberg zur Verfugung 17 Bekannte Mitarbeiter Auswahl BearbeitenVictor Auburtin Hans Brennert Sigmar Mehring Hans Reimann Ewald Gerhard Seeliger Hans Heinrich von Twardowski Hermann Abeking Lyonel Feininger Josef Fenneker George Grosz August Hajduk Walter Herzberg Karl Holtz Jesekiel David Kirszenbaum Willibald Krain Alfred Kubin Ernst Lubbert Jeanne Mammen Frans Masereel Erich Muhsam Rolf Niczky Kathe Olshausen Schonberger Alfred Pichel Albert Schaefer Ast Hermann Scherenberg Rudolf Schlichter Paul Simmel Ottomar Starke Ernst Stern Walter Trier Jupp Wiertz Hermann Wilke Heinrich ZilleLiteratur BearbeitenPeter de Mendelssohn Zeitungsstadt Berlin Menschen und Machte in der Geschichte der deutschen Presse Berlin Ullstein 1959 Zweite uberarbeitete und erweiterte Auflage Ullstein Berlin 1982 ISBN 3 550 07496 4 Ursula E Koch Der Teufel in Berlin Von der Marzrevolution bis zu Bismarcks Entlassung Illustrierte politische Witzblatter einer Metropole 1848 1890 mit Ausblick informationspresse c w leske Verlag Koln 1991 ISBN 3 921490 38 3 Klaus Haese Wolfgang U Schutte Frau Republik geht pleite Deutsche Karikaturen der zwanziger Jahre Edition Leipzig Leipzig 1989 ISBN 3 361 00251 6 Elisabeth Kraus Die Familie Mosse deutsch judisches Burgertum im 19 und 20 Jahrhundert C H Beck Munchen 1999 Norbert Frei Johannes Schmitz Journalismus im Dritten Reich C H Beck Munchen 2011 Weblinks BearbeitenUlk Illustriertes Wochenblatt fur Humor und Satire 1901 amp 1914 1933 digital UB Heidelberg Einzelnachweise Bearbeiten Bernd A Gulker Die verzerrte Moderne Die Karikatur als populare Kunstkritik in deutschen satirischen Zeitschriften LIT Verlag 2001 S 258 Staatsbibliothek Berlin Blitzschnell zum Ergebnis Historische Zeitungsschatze S 4 http staatsbibliothek berlin de fileadmin user upload zentrale Seiten katalogsystem wd dokumente e day eday 15 HO histor Zeitungen pdf Paul Schulte Die Geschichte der weltberuhmten Gesellschaft ULK in Haspe In Hasper Heimatblatter 1928 Bereits 1868 berichtete Die Gartenlaube auf den Seiten 613 615 in 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