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Die Strassenradsport Weltmeisterschaften 1960 fanden am 13 und 14 August auf dem Sachsenring bei Hohenstein Ernstthal statt Es waren die 33 Weltmeisterschaften und die einzigen in der Geschichte des Radsports die in der Deutschen Demokratischen Republik DDR ausgetragen wurden Den Weltmeistertitel der Profis gewann der Belgier Rik Van Looy bei den Amateuren siegte Bernhard Eckstein aus der DDR und bei den Frauen die britische Starterin Beryl Burton Zuvor waren die Bahn Weltmeisterschaften auf den Alfred Rosch Kampfbahn in Leipzig und Karl Marx Stadt ausgetragen worden WM LogoDie Weltmeisterschaften waren bereits im Vorfeld durch Bemuhungen der DDR Staatsfuhrung gepragt sowohl die Ausrichtung selbst als auch mogliche Erfolge von DDR Sportlern propagandistisch zu nutzen Durch den uberraschenden Sieg von Bernhard Eckstein im Einzelrennen der Amateure der auf einem taktischen Verzicht seines Mannschaftskameraden und Titelverteidigers Gustav Adolf Schur beruhte wurde die WM zu einem der denkwurdigsten Sportereignisse die je in der DDR stattfanden Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Amateur Rennen 3 Profi Rennen 4 Frauen WM 5 Propaganda und Legende 6 Ergebnisse 7 Literatur 8 WeblinksVorgeschichte Bearbeiten nbsp DDR Briefmarke zur Strassen Radweltmeisterschaft 1960Die Vergabe der Weltmeisterschaften an die DDR durch den internationalen Radsport Verband UCI war aus politischen Grunden nicht unumstritten Widerstand gegen die Entscheidung kam insbesondere von sportpolitischen Institutionen sowie von einigen Massenmedien der Bundesrepublik Deutschland da von deren Seite ein Imagegewinn fur die DDR befurchtet wurde Andererseits akzeptierte die DDR Staatsfuhrung zugunsten des zu erwartenden Propagandanutzens der Veranstaltung die Austragung von Profiwettkampfen obwohl dies der Sportsdoktrin der DDR widersprach Dem Prasidenten der UCI dem Italiener Adriano Rodoni wurde mit der Eroffnung der WM der Vaterlandische Verdienstorden in Silber verliehen Sowohl die Radsport Fans in der DDR als auch die Partei und Staatsfuhrung erwarteten fur das Rennen der Amateure die Titelverteidigung und damit den dritten Gewinn in Folge durch den popularen Fahrer Gustav Adolf Schur genannt Tave Im selben Jahr hatte er zwei Etappen der Friedensfahrt sowie zum vierten Mal in Folge die DDR Meisterschaft fur sich entscheiden konnen die DDR Mannschaft hatte zudem die Mannschaftswertung der Friedensfahrt vor der belgischen Mannschaft gewonnen Die Zeitungen in der DDR berichteten dementsprechend im Vorfeld mit Sonderseiten und Beilagen Zum Rennen selbst wurden bis zu 500 000 Zuschauer erwartet Zur Bewaltigung des Ansturms zum Sachsenring wurden dutzende Sonderzuge der Deutschen Reichsbahn eingesetzt Amateur Rennen Bearbeiten nbsp Neuer Weltmeister Bernhard Eckstein DDR Das Amateur Rennen am 13 August 1960 fuhrte uber den 8 7 Kilometer langen Rundkurs des Sachsenrings der 20 mal zu absolvieren war so dass sich eine Gesamtdistanz von 174 62 Kilometern ergab Das Rennen begann bei regnerischem Wetter was sich auch auf die Zahl der Zuschauer auswirkte Die Angaben dazu schwanken zwischen 150 000 und 300 000 Besuchern unmittelbar an der Strecke Im Rennverlauf setzten sich zunachst der Italiener Enzo Cerbini und Bernhard Eckstein vom Hauptfeld ab Sechs weitere Fahrer unter ihnen Livio Trape aus Italien und der Belgier Willy Vanden Berghen nahmen die Verfolgung des Spitzenduos auf Die so entstandene achtkopfige Ausreissergruppe lag drei Runden vor Ende des Rennens rund 90 Sekunden vor dem Hauptfeld mit Titelverteidiger Gustav Adolf Schur In der drittletzten Runde erhohte Schur das Tempo wodurch sich der Vorsprung der Spitzengruppe auf rund 30 Sekunden reduzierte Durch eine weitere Tempoverscharfung gelang es Schur sich allein der Gruppe zu nahern In der vorletzten Runde erreichte er schliesslich die fuhrenden Fahrer von denen sich kurz vorher jedoch Willy Vanden Berghen allein abgesetzt hatte und zum Beginn der letzten Runde einen Vorsprung von rund 30 Sekunden erreichte Aus der Verfolgergruppe versuchten nun nur noch Schur und Eckstein den Belgier einzuholen Dies gelang ihnen am Badberg einem steilen Anstieg rund vier Kilometer vor dem Ziel Kurz danach setzte sich Eckstein allein aus der Dreiergruppe ab Vanden Berghen zogerte und blieb bei Schur da er davon ausging dass sich Eckstein als Helfer von Schur dessen drittem Sieg unterordnen wurde Schur nahm die Verfolgung von Eckstein hingegen nicht auf und bremste damit den Belgier aus der weiterhin bei ihm blieb Dieser bemerkte zu spat dass der Titelverteidiger keinen Versuch unternahm seinen Mannschaftskameraden noch einzuholen Eckstein gewann durch diesen Verzicht das Rennen mit sieben Sekunden Vorsprung vor Schur der den Sprint gegen den Belgier fur sich entschied Vanden Berghen selbst ausserte sich einige Jahre spater positiv uber den Sportsgeist Gustav Adolf Schurs Egon Adler als 9 machte das positive Gesamtergebnis der DDR Mannschaft komplett Gunter Lorke Lothar Hohne und Erich Hagen landeten auf den Platzen 26 34 und 50 Die Fahrer des Bundes Deutscher Radfahrer konnten sich nicht unter den 30 besten Aktiven platzieren Profi Rennen BearbeitenDas Profi Rennen fand am 14 August 1960 ebenfalls auf dem Sachsenring statt und fuhrte in 32 Runden uber eine Distanz von 279 3 Kilometer Von den 67 gestarteten Sportlern erreichten 32 die Wertung Sieger wurde mit einer Zeit von sieben Stunden 47 Minuten und 27 Sekunden der Belgier Rik Van Looy der den Spurt aus dem geschlossen ins Ziel kommenden Hauptfeld vor dem Franzosen Andre Darrigade und Pino Cerami aus Belgien gewann Das Fahrerfeld war zuvor lange Zeit geschlossen gefahren lediglich die franzosischen Fahrer starteten immer wieder Ausreissversuche Diese verpufften aber immer wieder da die Belgier das Feld unter Kontrolle hielten Nachdem sich in der vorletzten Runde eine 18 kopfige Gruppe abgesetzt hatte ubernahmen die Belgier auf den letzten Kilometern die Spitze Pino Cerami machte fur Van Loy die Pace der kurz vor dem Ziel unwiderstehlich davon zog Als bester Deutscher kam Hennes Junkermann auf Platz 6 Als zweiter Deutscher landete Lothar Friedrich auf dem 26 Rang die weiteren sechs deutschen Teilnehmer gaben vorzeitig auf Frauen WM Bearbeiten nbsp Starterliste der FrauenZur 3 Strassenweltmeisterschaft der Frauen war Teilnehmerinnen aus sieben Landern gemeldet worden unter ihnen auch die Titeltragerin des Vorjahres Yvonne Reynders Am 13 August hatte das Fahrerinnenfeld auf dem Sachsenring bei sieben Runden eine Distanz von 61 km zu bewaltigen Nach einer Stunde 54 Minuten und 39 Sekunden und einer Alleinfahrt siegte die Britin Beryl Burton mit uber drei Minuten Vorsprung vor der belgischen Starterin Rosa Sels und Elisabeth Kleinhans aus der DDR Fur Beryl Burton war es dabei der zweite Titel bei dieser Weltmeisterschaft neben dem Sieg uber 3 000 Meter Einerverfolgung bei den ebenfalls ausgetragenen WM Wettbewerben im Bahnradsport Mit Karin Hansel 6 und Renate Kramer 10 konnte der DDR Radsportverband auch bei den Frauen ein gutes Ergebnis erzielen Der Bund Deutscher Radfahrer hatte keine Fahrerinnen ins Rennen geschickt Propaganda und Legende BearbeitenSowohl die Begeisterung der Sportfans in der DDR uber den Doppelsieg von Bernhard Eckstein und Gustav Adolf Schur seinerzeit der popularste DDR Sportler uberhaupt als auch die propagandistische Verwertung des Ergebnisses trugen dazu bei dass das Rennen in den Sportannalen der DDR einen legendaren Status erreichte Das Verhalten des Mannschaftskapitans wurde in der DDR Presse mit Schlagzeilen wie Schur schenkt Eckstein den Titel Unser Weltmeister verzichtet fur seinen Freund auf den Sieg als selbstlose Entscheidung zugunsten seines Freundes Eckstein dargestellt Schur der als Sieger der letzten beiden WM Austragungen als Top Favorit gehandelt worden war wurde noch vor Sieger Eckstein zum eigentlichen Helden des Rennens hochstilisiert der Ausgang wurde unter anderem als taktisch grossartigste Leistung in der bisherigen Geschichte des Radsports Leipziger Volkszeitung vom 14 August 1960 beschrieben Das Ergebnis das als Sensation und Triumph angesehen wurde galt als Sieg des sozialistischen Kollektivgeistes und als Beleg fur die Uberlegenheit des sozialistischen Gesellschaftssystems Der bis dato siebenfache DDR Sportler des Jahres Tave Schur wurde endgultig zur Legende und gewann folgerichtig auch in diesem Jahr die Sportlerumfrage Ergebnisse BearbeitenAmateure 174 62 kmPlatz Name Land Zeit0 1 Bernhard Eckstein Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR 4 43 31 h0 2 Gustav Adolf Schur Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR 0 17 min0 3 Willy Vanden Berghen Belgien nbsp BEL 0 17 min0 4 Juri Melichow Sowjetunion 1955 nbsp URS alle 0 22 min0 5 Jewgeni Klewzow Sowjetunion 1955 nbsp URS0 6 Roland Lacombe Frankreich nbsp FRA0 7 Jacques Simon Frankreich nbsp FRA0 8 Kurt Postl Osterreich nbsp AUT0 9 Egon Adler Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR10 Renzo Cerbini Italien nbsp ITA11 Ben Mohamed Marokko nbsp MAR12 Raymond Reaux Frankreich nbsp FRA13 Stanislaw Gazda Polen 1944 nbsp POL14 Alexei Petrow Sowjetunion 1955 nbsp URS15 Gilbert Maes Belgien nbsp BEL16 Thomas Laidlaw Vereinigtes Konigreich nbsp GBR17 William Bradley Vereinigtes Konigreich nbsp GBR18 Francisek Kosela Polen 1944 nbsp POL19 Arnold Ruiner Osterreich nbsp AUT20 Erwin Jaisli Schweiz nbsp SUI21 Livio Trape Italien nbsp ITA22 Jan Kudra Polen 1944 nbsp POL23 Jacques Gestraud Frankreich nbsp FRA24 Cornelius Lotz Niederlande nbsp NED25 Herman Schmiediger Schweiz nbsp SUI26 Gunter Lorke Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR27 Alexander Pawlow Sowjetunion 1955 nbsp URS28 Roger Thull Luxemburg nbsp LUX29 Wiktor Arsenjewitsch Kapitonow Sowjetunion 1955 nbsp URS30 Gainan Saidchushin Sowjetunion 1955 nbsp URS0 34 Lothar Hohne Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR50 Erich Hagen Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR Profis 279 3 kmPlatz Land Name Zeit0 1 Rik Van Looy Belgien nbsp BEL 7 47 27 h0 2 Andre Darrigade Frankreich nbsp FRA 0 min0 3 Pino Cerami Belgien nbsp BEL 0 min0 4 Imerio Massignan Italien nbsp ITA alle 0 min0 5 Raymond Poulidor Frankreich nbsp FRA0 6 Hennes Junkermann Deutschland nbsp GER0 7 Charly Gaul Luxemburg nbsp LUX0 8 Piet Damen Niederlande nbsp NED0 9 Jacques Anquetil Frankreich nbsp FRA10 Brian Robinson Vereinigtes Konigreich nbsp GBR11 Jef Planckaert Belgien nbsp BEL12 Raymond Mastrotto Frankreich nbsp FRA13 Graziano Battistini Italien nbsp ITA14 Jean Stablinski Frankreich nbsp FRA15 Frans De Mulder Belgien nbsp BEL16 Henry Anglade Frankreich nbsp FRA17 Seamus Elliott Irland nbsp IRL18 Frans Aerenhouts Belgien nbsp BEL 0 18 min19 Emile Daems Belgien nbsp BEL 0 22 min20 Nino Defilippis Italien nbsp ITA 0 22 min21 Piet Rentmeester Niederlande nbsp NED 0 44 min22 Ab Geldermans Niederlande nbsp NED 0 44 min23 Fernando Manzaneque Sanchez Spanien 1945 nbsp ESP alle 0 51 min24 Miguel Poblet Spanien 1945 nbsp ESP25 Gastone Nencini Italien nbsp ITA26 Lothar Friedrich Deutschland nbsp GER27 Marcel Rohrbach Frankreich nbsp FRA alle 0 57 min28 Jan Adriaensens Belgien nbsp BEL29 Rene Strehler Schweiz nbsp SUI30 Jean Graczyk Frankreich nbsp FRA Frauen 61 kmPlatz Name Land Zeit0 1 Beryl Burton Vereinigtes Konigreich nbsp GBR 1 54 39 h0 2 Rosa Sels Belgien nbsp BEL 3 39 min0 3 Elisabeth Kleinhans Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR 3 39 min0 4 Vera Gorbatschewa Sowjetunion 1955 nbsp URS alle 3 39 min0 5 Marie Therese Naessens Belgien nbsp BEL0 6 Karin Hansel Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR0 7 Yvonne Reynders Belgien nbsp BEL0 8 Lyli Herse Frankreich nbsp FRA0 9 Maria Lukschina Sowjetunion 1955 nbsp URS10 Renate Kramer Deutschland Demokratische Republik 1949 nbsp GDR11 Elsy Jacobs Luxemburg nbsp LUX0 15 Renee Vissac Frankreich nbsp FRA20 Andree Vaudel Frankreich nbsp FRALiteratur BearbeitenHelmer Boelsen Die Geschichte der Rad Weltmeisterschaft Covadonga Verlag Bielefeld 2007 ISBN 978 3 936973 33 4 S 80 Wolfgang Schoppe Werner Ruttkus Im Glanz und Schatten des Regenbogens Eigenverlag 2005 ISBN 3 00 005315 8 DDR Sportzeitung Deutsches Sportecho Ausgabe vom 15 August 1960Weblinks BearbeitenStrassenradsport Weltmeisterschaften 1960 auf cycling4fans deStrassenradsport Weltmeisterschaften Kopenhagen 1921 Liverpool 1922 Zurich 1923 Paris 1924 Apeldoorn 1925 Mailand 1926 Nurburgring 1927 Budapest 1928 Zurich 1929 Luttich 1930 Kopenhagen 1931 Rom 1932 Montlhery 1933 Leipzig 1934 Floreffe 1935 Bern 1936 Kopenhagen 1937 Valkenburg 1938 1939 1945 Zurich 1946 Reims 1947 Valkenburg 1948 Kopenhagen 1949 Moorslede 1950 Varese 1951 Luxemburg 1952 Lugano 1953 Solingen 1954 Frascati 1955 Ballerup 1956 Waregem 1957 Reims 1958 Zandvoort Rotheux 1959 Sachsenring 1960 Bern Douglas 1961 Salo 1962 Ronse 1963 Sallanches 1964 Lasarte Oria 1965 Nurburgring 1966 Heerlen 1967 Imola Montevideo 1968 Zolder Brunn 1969 Leicester 1970 Mendrisio 1971 Gap 1972 Barcelona 1973 Montreal 1974 Yvoir 1975 Ostuni 1976 San 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