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Turbina corymbosa Synonym Rivea corymbosa L Hallier f ist eine Kletterpflanze aus der Familie der Windengewachse und dient als rituelle Droge sowie Heilpflanze Die Droge Ololiuqui aus den Samen der Pflanze enthalt die psychoaktiven Wirkstoffe Lysergsaureamid LSA und Lysergsaurehydroxyethylamid LSH sowie weitere Alkaloide 1 Turbina corymbosaTurbina corymbosaSystematikAsteridenEuasteriden IOrdnung Nachtschattenartige Solanales Familie Windengewachse Convolvulaceae Gattung TurbinaArt Turbina corymbosaWissenschaftlicher NameTurbina corymbosa L Raf Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Geschichte 4 Anwendungen 5 Wirkstoffe 6 Dosierung 7 Wirkung 8 Rechtslage 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenTurbina corymbosa ist eine Kletterpflanze deren lange meist kahlen Stangel an der Basis verholzen an den Spitzen jedoch krautig sind Die Pflanze ist unbehaart oder verkahlend Die wechselstandigen papierigen meist kahlen oder nur selten fein behaarten einfachen und gestielten ganzrandigen Laubblatter sind herz eiformig werden 4 bis 10 cm lang und sind nach vorne spitz oder kurz zugespitzt Die funfzahligen gestielten Bluten mit doppelter Blutenhulle stehen in achsel oder endstandigen Thyrsen oder Schirmrispen Die ungleichen Kelchblatter sind etwa 8 bis 12 mm lang und kahl die ausseren zwei sind kurzer Die weisse 2 5 bis 3 cm lange und glockenformige verwachsene Krone weist im inneren unteren Teil der Kronrohre einen dunkelbraunen bis violetten Bereich auf Die kurzen Staubblatter im Schlund sind an der Basis drusenhaarig Der zweikammerige und kahle Fruchtknoten mit kurzem Griffel mit zweiteiliger Narbe ist oberstandig Die Blutezeit reicht im ursprunglichen Verbreitungsgebiet von Februar bis Marz Die kleine nicht offnende und kahle spitze ledrig holzige Frucht mit bestandigem Kelch und Griffelresten ist schmal eiformig 1 bis 1 5 cm lang und enthalt einen selten zwei fein behaarte Samen Verbreitung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet von Turbina corymbosa umfasst Mexiko bis Panama die Westindischen Inseln den Suden Floridas und Teile Sudamerikas Auf den Philippinen wurde die Art in ausgewilderter Form entdeckt Geschichte BearbeitenTurbina corymbosa war als rituelle aber auch medizinische Pflanze schon bei den Azteken bekannt bei denen sie den Namen Coatl xoxouqui Grune Schlange trug Die Samen wurden Ololiuqui Rundes Korn genannt Daher leitet sich auch der deutsche Name Ololiuquiranke ab Eine der fruhesten Dokumentationen uber den Gebrauch wurde im Jahr 1629 von Hernando Ruiz de Alarcon 1581 1639 2 einem spanischen Missionar unter dem Titel Traktat uber die heidnischen Aberglauben die heute zwischen den Indianischen Eingeborenen Neu Spaniens lebendig sind verfasst Anfang des 20 Jahrhunderts wurde lange Zeit angenommen dass der Ololiuquigebrauch ausgestorben war Es ist nun aber klar dass es immer noch mittelamerikanische Volker wie beispielsweise die Zapoteken Mixteken Mazateken oder Mixe gibt welche Ololiuqui zu rituellen Zwecken verwenden 2 Der beruhmte Ethnobotaniker Richard Evans Schultes 1925 2001 3 vermochte die Identitat der Pflanze in den 1940er Jahren zu bestimmen Im Jahr 1941 wurde die Monografie A Contribution to Our Knowledge of Rivea corymbosa The Narcotic Ololiuqui of the Aztecs veroffentlicht welche einen sehr guten Uberblick uber alle botanischen ethnologischen aber auch historischen Aspekte der Ololiuquiranke verschafft 4 Die Wirkstoffe wurden einige Jahre spater von Albert Hofmann 1906 2008 dem Entdecker des LSDs Lysergsaurediethylamid identifiziert Gefunden hatte er unter anderem Lysergsaureamid LSA welches als Mutterkornalkaloid nahe verwandt ist mit LSD 3 5 Anwendungen BearbeitenZur Anwendung werden meist die Samen genutzt seltener auch die Blatter oder Wurzeln Auch der Honig ist psychoaktiv und wurde vor allem bei den Maya zur Herstellung eines Ritualgetranks balche verwendet Das Vertreiben von bosen Geistern Totenbeschworung und Wahrsagung sind Beispiele der rituellen Verwendung der Ololiuquiranke Auch heute noch sollen die Mixe damit Hexen von Hausern fernhalten 5 Medizinisch kann Turbina corymbosa zur Behandlung von Wunden Quetschungen und Tumoren verwendet werden Auch eine diuretische harntreibende Wirkung wird beschrieben 5 Wirkstoffe BearbeitenLaut Albert Hofmann sind die Hauptwirkstoffe der Pflanze Ergin LSA Lysergsaurehydroxyethylamid LSH und Ergometrin 6 welche auch in der Pflanze selbst vorkommen und durch uber die Samen ubertragene epibiotische Pilze erzeugt werden 7 Dosierung BearbeitenTraditionellerweise werden 15 bis 22 zerriebene Samen in eine halbe Tasse Wasser gegeben Diese Dosierung erzielte bei Versuchen mit westlichen Personen jedoch keine Wirkung so wird die Dosierung deutlich hoher angegeben Allerdings wird ab 300 Samen an aufwarts meist nur noch von schlechten Nebenwirkungen wie Erbrechen und Durchfall berichtet Zudem sollte immer beachtet werden dass Turbina croymbosa als stark giftig klassifiziert ist 3 5 Wirkung BearbeitenDie Wirkung setzt sehr rasch ein und fuhrt zu leichten Halluzinationen die mit Schwindelzustanden abwechseln Danach folgen Mattigkeit Euphorie und schliesslich Schlafrigkeit Dieser hypnotische Zustand ist nicht zu vergleichen mit einem LSD Rausch die Wirkung lasst sich eher als eine Art Trance oder Dammerschlaf mit Traumbildern Ratsch 1998 beschreiben 5 Rechtslage BearbeitenIn Deutschland unterliegt Turbina corymbosa nicht dem BtMG Literatur BearbeitenDaniel F Austin Turbina corymbosa In Robert E Woodson Jr Robert W Schery Hrsg Flora of Panama In Annals of the Missouri Botanical Garden Band 62 1975 S 218 f online auf biodiversitylibrary org Henri Alain Liogier Descriptive Flora of Puerto Rico and Adjacent Islands Vol IV Editorial UDP 1995 ISBN 0 8477 2337 2 S 292 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Turbina corymbosa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Turbina corymbosa bei Kelich Andreas Enzyklopaedie der Drogen Turbina corymbosa bei CABI Invasive Species Compendium Einzelnachweise Bearbeiten Kelich Andreas Enzyklopaedie der Drogen Abel Alves The Animals of Spain Brill 2011 ISBN 978 90 04 19389 5 S 128 a b c Turbina corymbosa Erowid Ololiuqui abgerufen am 12 Mai 2008 Richard Evans Schultes A Contribution to our Knowledge of Rivea corymbosa The Narcotic Ololiuqui of the Aztecs Cambridge MA Botanical Museum of Harvard University 1941 a b c d e Christian Ratsch Enzyklopadie der psychoaktiven Pflanzen Botanik Ethnopharmakologie und Anwendungen 3 Auflage AT Verlag Aarau 1998 ISBN 3 85502 570 3 Stanislav Grof interviews Dr Albert Hofmann Esalen Institute Big Sur California 1984 online bei Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies MAPS Sabine Hellwig Ergolinalkaloidvorkommen bei Convolvulaceen Biochemische und okologische Interaktion einer Pflanze Pilz Symbiose Dissertation Bonn 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turbina corymbosa amp oldid 228221914