www.wikidata.de-de.nina.az
Die Tuchfabrik Carl Nellessen J M Sohn war eine der altesten und grossten Tuchfabriken Aachens und hatte ihren Hauptsitz in der Morgensgasse heute Morgensstrasse Sie erlangte einen denkwurdigen Bekanntheitsgrad als ihre Mitarbeiter sich massgeblich am Aachener Aufruhr vom 30 August 1830 beteiligten Ende der 1920er Jahre musste das Unternehmen infolge der Weltwirtschaftskrise stillgelegt werden Restbauten der Tuchfabrik Nellessen heute Morgens TheaterTeile der im Zweiten Weltkrieg schwer beschadigten Gebaude wurden ab 1952 durch Rene von Schofer aufwandig restauriert und saniert sowie spater unter Denkmalschutz gestellt Heute befindet sich in diesen Raumen unter anderem eine Aussenstelle des Theaters Aachen mit Buros Probenraumen und dem so genannten Theater Morgens eine Buhne fur neue Theaterformen fur ein junges Publikum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grundung des Unternehmens geht auf Franz Nellessen zuruck der zuvor in Burtscheid eine Tuchfabrik besessen hatte die er 1737 auf das Anwesen seines Schwiegervaters in die Aachener Morgensgasse verlegte Er baute den Komplex aus und richtete dort eine Spinnerei Farberei und Schererei ein und pachtete zudem eine Walkmuhle in Herzogenrath und eine Rauhmuhle in Nothberg Um die rigiden Zunftregeln des Aachener Gaffelbriefs auszuhebeln die den Tuchunternehmen in jener Zeit die Anzahl der Webstuhle des Personals und der Produkte vorschrieben organisierte er sein Unternehmen nach dem Verlagssystem Dadurch war es ihm moglich die Arbeit von zahlreichen Webern aus der nahen Eifel in Form von Heimarbeit zu nutzen sowie auf Webstuhle in Hauset Nothberg und Busbach zuruckzugreifen Siehe auch Geschichte der Tuchindustrie in Aachen Johann Matthias Nellessen 1726 1781 einer der Sohne von Franz Nellessen ubernahm die Fabrik seines Vaters und vererbte sie seinerseits an seinen Sohn Franz Carl Nellessen Dieser firmierte das Unternehmen unter Carl Nellessen J M Sohn und wurde im Aachener Rats und Staatskalender von 1791 als Kaufmann handelnd in spanisch wullenden Tuchern erwahnt Als Erganzung zu seinem Hauptunternehmen erwarb Franz Carl Nellessen um die Jahrhundertwende noch den Kupferhof Gedau im Tal der Inde bei Stolberg den er als Spinnerei und Weberei umbauen liess sowie die benachbarte Platschmuhle die er als Tuchspulmuhle fur die gefarbten Tuche benutzte 1 Nach dem Tod von Franz Carl Nellessen im Jahr 1819 ubernahmen dessen vier Sohne Heinrich 1789 1866 Carl 1799 1871 Theodor 1802 1880 und Franz 1805 1862 das Gesamtunternehmen Sie erweiterten den Komplex und liessen zwischen 1822 und 1830 neue grossraumige Produktionsgebaude errichten unter anderem den imposanten 22 achsigen Rechteckbau sowie den Kesselraum mit dem markanten Schornstein Im Jahr 1826 statteten sie die Fabrik zudem mit einer ersten 8 PS starken Dampfmaschine aus Um 1830 beschaftigte die Firma rund 1200 Mitarbeiter an 400 Handwebstuhlen Trotz der guten Auftragslage kam es vor den Fabriktoren zum Aachener Aufruhr vom 30 August 1830 bei dem sich die Fabrikarbeiter gegen Strafabzuge bei der Lohnauszahlung beschwerten nachdem einem Tuchscherer aufgrund eines beschadigten Tuches ein Zehntel seines Wochenlohnes abgezogen worden war Ebenso klagten sie uber den geringen Verdienst und uber die Einfuhrung der neuen per Dampf angetriebenen Maschinen die vorrangig von der Maschinenfabrik von James Cockerill geliefert wurden Die Einfuhrung dieser neuen Technik wurde von den Arbeitern als Konkurrenz angesehen und fur die Lohnkurzungen mitverantwortlich gemacht Daraufhin zogen die Arbeiter zum Stadtpalais von Cockerill auf dem Friedrich Wilhelm Platz Nr 7 und demolierten einen Grossteil seiner Wohnungseinrichtung Mit Unterstutzung der Polizei und einer Burgerwehr konnte der Aufruhr zum Teil blutig niedergeschlagen und die Produktion wieder aufgenommen und im Laufe der Zeit sogar angekurbelt werden 2 nbsp Burgerhaus MoirkeZwanzig Jahre spater stieg das Unternehmen mit 1700 Mitarbeitern und 85 mechanischen Webstuhlen zur grossten Tuchfabrik Aachens auf Im Jahr 1860 wurde ein weiterer Ausbau erforderlich und die Firmenleitung liess auf ihrem Areal eine neue Kraftanlage und eine Sheddachhalle als Wolllager errichten Daruber hinaus ubernahm sie auf der gegenuberliegenden Strassenseite das Anwesen sowie das ehemalige von Johann Joseph Couven erbaute Stadthaus der Familie Moirke aus der mehrere Burgermeister der Reichsstadt Aachen hervorgegangen waren und veranlassten den Umbau des Gebaudekomplexes zu einer Wolferei Spulerei und Spinnerei mit separatem Maschinenraum Nach dem Tod der vier Bruder wurde das Unternehmen Alfred Nellessen 1838 1902 dem altesten Sohn von Theodor ubertragen der dieses wiederum seinem Sohn Georg 1875 1948 vererbte Insgesamt konnte uber viele Jahrzehnte hinweg trotz der seit 1856 in der Nachbarschaft eingerichteten Tuchfabrik Kesselkaul das hohe Niveau der Tuchfabrik Nellessen gehalten werden und erst die Wirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre fuhrte unter Leitung des letzten Geschaftsfuhrers Hans Graf von Matuschka zur endgultigen Stilllegung von C Nellessen J M Sohn inklusive der Aussenstellen Im Rahmen einer Versteigerung gingen die Fabrikgebaude in der Morgensstrasse auf die von Paul Dechamps geleitete Tuchfabrik Dechamps amp Merzenich uber die dort bis zu den schweren Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg produzierte Die Anlage auf Gut Gedau ubernahm die Tuch und Reisswollfabrik Bartholomey und nutzte diese bis 1958 Gebaude BearbeitenDer ursprungliche Gebaudekomplex der im Rahmen der Erweiterung zwischen 1822 und 1830 erbaut worden war bestand aus einem langgestreckten 22x3 achsigen und funfgeschossigen Block mit 7 70 Meter Grundrisstiefe und wurde gemass Eintrag auf dem Ankersplint im Jahr 1825 fertig gestellt In der Fluchtung des Hauptbaus war das Kessel und Maschinenhaus mit dem erhaltenen Backssteinkamin angebaut an den sich ein weiterer funfgeschossiger Bau anschloss Um einen fast dreieckigen Innenhof herum kamen spater noch weitere Betriebsbauten hinzu wie beispielsweise die zweigeschossige Sheddachhalle und die heute noch erhaltene Blauerei Nach den schweren Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg wurde von dem Aachener Architekten und Professor an der RWTH Aachen Rene von Schofer lediglich der Eckbau einschliesslich des Schornsteins unter Nutzung der Restsubstanz in Anlehnung an das Original neu aufgebaut jedoch diesmal mit 18x5 Achsen und vier Geschossen Diese Veranderungen fuhrten dazu dass ausschliesslich der Schornstein von der Denkmalbehorde in die Liste der denkmalgeschutzten Bauten aufgenommen wurde Daruber hinaus sind noch Teile des von der Fabrik genutzten ehemaligen Burgerhauses der Familie Moirke erhalten geblieben die heute zum Komplex des benachbarten Alexianer Krankenhauses gehoren Sie sind ebenfalls restauriert und saniert sowie unter Denkmalschutz gestellt worden Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tuchfabrik Nellessen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Walter Buschmann Tuchfabrik Nellessen auf Rheinische IndustriekulturEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag von Fine Tonhauser zu Gut Gedau in der Datenbank KuLaDig des Landschaftsverbands Rheinland Aachener Aufruhr am 30 August 1830 auf wannewitz de50 770776 6 081182 Koordinaten 50 46 14 8 N 6 4 52 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tuchfabrik Nellessen amp oldid 214814989