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Die Tremiti Inseln italienisch Isole Tremiti auch Diomedesinseln genannt sind eine Inselgruppe die der Apenninhalbinsel ostlich vorgelagert in der Adria liegt Sie gehort administrativ zur italienischen Region Apulien und befindet sich 12 Seemeilen nordlich der Gargano Halbinsel sowie 24 Seemeilen ostlich der Kuste vor Molise Der Archipel mit einer Gesamtflache von etwa drei Quadratkilometern bildet die gleichnamige Gemeinde mit 464 Einwohnern Stand 31 Dezember 2022 und gehort zur Provinz Foggia Die Gemeinde ist Teil des Nationalparks Gargano Seit 1989 wurde ein Teil der Gemeinde zum marinen Naturschutzgebiet Riserva naturale marina Isole Tremiti erklart Die Inseln bilden einen der wichtigsten touristischen Anziehungspunkte der Region Tremiti InselnBlick auf San Nicola Blick auf San NicolaGewasser AdriaGeographische Lage 42 7 N 15 30 O 42 12 15 495527777778 Koordinaten 42 7 N 15 30 OKarte von Tremiti InselnAnzahl der Inseln 5Hauptinsel San DominoGesamte Landflache 3 13 km Einwohner 489 2016 Karte der Inselgruppe Karte der Inselgruppe Inhaltsverzeichnis 1 Inseln 1 1 Geographie 1 2 Klima 2 Geschichte 2 1 Ur und Fruhgeschichte 2 2 Antike 2 3 Mittelalter 2 4 Neuzeit 3 Legenden 3 1 Diomedes 3 2 Nikolaus 4 Verkehr 5 Nationalpark Gargano 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInseln BearbeitenInsel Flache ha Einwohner2008 max HoheSan Nicola 42 131 75San Domino 208 236 116Capraia 45 53Pianosa 13 15Cretaccio 4 30La Vecchia 0 1 Tremiti Inseln 313 496 116Geographie Bearbeiten Der Archipel besteht aus funf Inseln Bewohnt sind lediglich San Domino und San Nicola Die Inseln San Nicola auf der sich der grosste Teil der Einwohner und die bedeutendsten historischen Bauten der Inselgruppe befinden San Domino fruher Tremetis genannt ist die grosste der Inseln mit den meisten touristischen Betrieben dank des einzigen Sandstrandes Cala delle Arene der Inselgruppe Capraia auch Caprara oder Capperaia die zweitgrosste Insel unbewohnt Teil des Naturschutzgebiets Pianosa eine unbewohnte Felsflache etwa 20 km nordostlich der anderen Inseln gelegen Sie erhebt sich an der hochsten Stelle nur 15 Meter aus dem Meer Wahrend starker Sturme wird die Insel von den Wellen manchmal komplett uberspult Il Cretaccio ist ein grosses Kalk und Lehmkliff zwischen San Domino und San Nicola La Vecchia ist eine kleinere nahe am Cretaccio gelegene Klippe Klima Bearbeiten Die Inseln haben ein ausgepragtes mediterranes Klima mit folgenden Charakteristika Temperatur milde Winter heisse Sommer Eine ausgepragte sommerliche Trockenperiode fehlt 1 Niederschlage gering als Regen fast ausschliesslich im Herbst und Winter 476 mm mittlerer Jahresniederschlag 1 Winde es herrschen Winde aus dem 2 Levante Scirocco und dem 4 Quadranten vor Poniente Tramontana Maestrale 2 Meer im Sommer uberwiegend ruhig Sturmflut und Unwetter haufiger im Herbst und Winter 2 Geschichte BearbeitenUr und Fruhgeschichte Bearbeiten Zahlreiche prahistorische Funde bezeugen menschliche Besiedlung seit dem 7 Jahrtausend v Chr Auf der Insel San Domino wurde eine neolithische Siedlung ergraben in der Keramik mit eingedruckten und eingeritzten Mustern Schaber und Muschelhaufen gefunden wurden Die spektrographische Untersuchung der Obsidianfunde ergab dass sie von der Insel Lipari stammen 3 Bei Ausgrabungen in der Benediktinerabtei S Domino sind viele Fragmente aus verschiedenen Epochen von der Eisenzeit bis zur hellenistischen Zeit ans Licht gekommen Geschirr Skelett Teile Amphoren mit romischen und lateinischen Inschriften Antike Bearbeiten In der Antike waren die Inseln seit dem 4 Jh v Chr bewohnt Sie wurden schon fruh als Verbannungsort benutzt Im Imperium Romanum verbannte Kaiser Augustus die Enkeltochter Julia die Jungere dorthin angeblich wegen Sittenlosigkeit wahrscheinlich aber wegen Teilnahme an einer Verschworung gegen ihn Julia starb hier 28 n Chr nach zwanzig Jahren Zwangsaufenthalt Mittelalter Bearbeiten nbsp Blick auf San NicolaEine entscheidende Rolle spielten die Benediktiner bei der Besiedlung und Urbarmachung der Tremiti Inseln Deren Geschichte im Mittelalter fallt zusammen mit der Geschichte der Abtei Auf der Insel San Nicola stand in erhohter Position eine kleine Kirche die Keimzelle des kulturellen wirtschaftlichen und geistlichen Zentrums der Inseln der Abtei Santa Maria a Mare die der Kunsthistoriker Emile Bertaux das Montecassino mitten im Meer nannte 4 Ob das Benediktinerkloster S Maria a Mare schon im 8 Jahrhundert bestand ist zweifelhaft Der Bericht des Leo von Ostia Karl der Grosse habe Paulus Diaconus dorthin in die Verbannung geschickt diesem aber sei die Flucht gegluckt ist fiktiv 5 Nach dem Chartularium Tremitense wurde das Kloster im 9 Jahrhundert als unmittelbares Filialkloster der Benediktinerabtei Montecassino errichtet Der erste Abt ist jedoch erst 1005 belegt Im 11 Jahrhundert hatte die Abtei ihre glanzvollste Zeit Besitz und Reichtum waren so sehr gewachsen dass der Abt Alderich die Kirche durch einen grosseren Neubau ersetzte der 1045 vom Bischof von Dragonara heute Diozese von San Severo geweiht wurde Zahlreiche Schenkungen weltlicher Herren brachten umfangreichen Besitz auf dem Festland vor allem im Marserland im Prinzipat von Benevent und in den Diozesen Siponto Vieste Troia und Dragonara Nach Erlangung der Selbstandigkeit im 13 Jahrhundert besass das Kloster Landereien auf dem Festland vom Fluss Biferno in der Region Molise bis zur apulischen Stadt Trani In einer Bulle vom 22 April 1256 bestatigte Papst Alexander IV alle Besitztumer der Monchsgemeinschaft 1038 hatte Konrad II auf Bitten des Abtes Deodatus die Abtei in seinen Schutz genommen 6 was Heinrich III 1054 bestatigte 7 auch wenn das Reich keine dauerhafte Herrschaft in Suditalien ausuben konnte Enge zunehmend gespannte Beziehungen bestanden zu Montecassino Friedrich von Lothringen der spatere Papst Stephan IX hat sich auf der Flucht vor Heinrich III vorubergehend nach Tremiti zuruckgezogen Die reichhaltige Bibliothek unter Abt Eustasius um 1175 ist durch das erhaltene Bucherverzeichnis bekannt 8 Leo IX hat die Abtei direkt dem Hl Stuhl unterstellt dennoch versuchte Montecassino unter Nikolaus II sich das Kloster einzuverleiben allerdings ohne bleibenden Erfolg Abt Desiderius Daupherius Epiphani konnte eine Oberaufsicht ausuben Urban II und seine Nachfolger liessen Tremiti in die Besitzlisten der Privilegien fur Montecassino aufnehmen dennoch konnte das Inselkloster schliesslich seine Selbstandigkeit behaupten wie aus dem Eintrag im Liber censuum hervorgeht 1237 ist auch der Treueid eines Abtes dort nachgetragen Die Zwistigkeiten mit dem Mutterhaus einerseits die Plunderungen von Inseln und Kloster durch Piraten in der Zeit Innozenz III andererseits leiteten den geistlichen und weltlichen Niedergang ein Die von Gregor IX angeordneten Reformen fuhrten zum Anschluss des Klosters an die Zisterzienserabtei Casanova im Bistum Penne Auf Mandat des Papstes vollzog 1237 der Kardinal Rainer von Viterbo die Unterstellung unter Casanova In der Folge liess Karl von Anjou die Abtei mit Befestigungsbauten versehen 1334 wurde sie dennoch von korsarischen Almogavaren aus Almissa in Dalmatien das sich zu einem gefurchteten Zentrum der Seerauberei in der Adria entwickelt hatte erobert und geplundert Die Korsaren brachten alle Monche um damit endete die zisterziensische Periode auf den Tremiti Die Abtei begann zu verfallen 1412 ging der Klosterverband nachdem verschiedene Orden die Ubernahme abgelehnt hatten auf Anordnung Papst Gregor XII an die Augustiner Chorherren vom Lateran uber die aus San Frediano in Lucca kamen und von Leone da Carrara gefuhrt wurden Sie restaurierten das Kloster erweiterten es legten zahlreiche Zisternen an die zum Teil noch funktionieren und vergrosserten den Grundbesitz des Klosters auf dem Gargano in Molise und im Gebiet von Bari Neuzeit Bearbeiten Die Abteifestung von San Nicola war in der Folge immerhin so konsolidiert dass sie 1567 dem Ansturm der Flotte von Soliman dem Prachtigen trotzte 1783 wurde das Kloster von Konig Ferdinand IV von Neapel aufgehoben Im selben Jahr wurde auf den Inseln eine Strafkolonie eingerichtet In napoleonischer Zeit besetzten Gefolgsleute des neapolitanischen Konigs Joachim Murat die Inseln und verschanzten sich in der Festung Sie wehrten 1809 erfolgreich Angriffe der englischen Flotte ab die Einschlage der englischen Kanonenkugeln sind noch an der Fassade der Abtei zu sehen Murat begnadigte die Deportierten die sich an der Verteidigung gegen die Englander beteiligt hatten Damit entvolkerten sich die Inseln 1843 erfolgte eine neuerliche Kolonisation Ferdinand II siedelte arme Neapolitaner an die von den reichen Fischgrunden um die Inseln leben konnten Daher sprechen noch heute die Tremitesi einen neapolitanischen und keinen apulischen Dialekt Wahrend des Italienisch Turkischen Krieges wurden im Jahr 1911 von der Regierung Giolitti ca 1300 Libyer die gegen die italienische Besetzung Libyens Widerstand geleistet hatten auf die Tremiti deportiert 9 Nach etwa einem Jahr war ein Drittel von ihnen an Fleckfieber gestorben In der faschistischen Zeit blieben die Inseln Verbannungsort Prominente Gefangene waren unter anderen der spatere Staatsprasident Sandro Pertini und Amerigo Dumini Interniert waren auf der Insel San Domino einige hundert Homosexuelle obwohl es kein Gesetz gegen die Homosexualitat gab 10 11 Die Gemeindeautonomie wurde den Inseln 1932 zuerkannt Muammar al Gaddafi erklarte 1987 die heutigen Inselbewohner seien Nachkommen der uberlebenden libyschen Gefangenen und forderte die Inseln als Entschadigung fur Italiens Verbrechen der Kolonialzeit 12 Die Tremitianer nutzen das libysche Interesse und drohten am 3 Juni 1992 damit ihre Inseln von Italien abzuspalten und Libyen anzuschliessen 13 sollte Italien ihnen nicht mehr Fordergelder und wirtschaftliche Sonderrechte gewahren 14 Daraufhin wiederholte Gaddafi im Juli 1992 dass die Tremitianer libysche Abkommlinge seien und reklamierte die Inseln als Bestandteil libyschen Territoriums 15 Gentests ergaben 2008 jedoch dass die Inselbewohner nicht von Libyern abstammten 16 Legenden BearbeitenDiomedes Bearbeiten Fruher wurden die Inseln auch als die Inseln des Diomedes bezeichnet der hier nach dem Trojanischen Krieg gestrandet sein soll Nach einer Legende versteckte sich Diomedes auf einer seiner Irrfahrten nach dem Trojanischen Krieg auf der Insel Nach seinem Tod trauerten seine Kriegsbegleiter und wurden von Venus in weisse Vogel verwandelt um ihm in den Himmel zu folgen in die von Plinius d A so genannten Aves Diomedeae zoologisch der Gelbschnabel Sturmtaucher Calonectris diomedea nicht zu verwechseln mit der Gattung der Albatrosse Diomedea Nikolaus Bearbeiten Im Kloster auf San Nicola liegt der Monch Nicolo begraben Der Legende nach soll jedes Mal ein schwerer Sturm aufgezogen sein wenn jemand versuchte seine sterblichen Uberreste von der Insel zu entfernen Verkehr BearbeitenGanzjahrige Schiffsverbindungen bestehen nur von Termoli aus mit der Tirrenia di Navigazione in der Touristensaison Anfang Juni bis Ende September konnen die Inseln auch von Pescara Ortona Vasto Vieste Manfredonia Peschici oder Rodi Garganico bis Ende August mit dem Schiff erreicht werden In dieser Zeit sind mehrere Reedereien aktiv unter anderem auch mit Schnellbooten so dass auch Fahrten von Pescara Ortona und Vasto schnell moglich sind Vom Bahnhof der Stadt Termoli an dem alle Fernzuge halten besteht ein Zubringerdienst zum Hafen Das eigene Auto kann nicht auf die Inseln mitgenommen werden Ausserdem kann ganzjahrig mit dem Helikopter in 20 Minuten von Foggia zum Heliport San Domino geflogen werden Nationalpark Gargano Bearbeiten nbsp Nationalpark Zonen der Tremiti InselnDie Inselgruppe gehort seit 1991 zum Naturschutzpark Parco Nazionale del Gargano Die italienischen Nationalparks sind in verschiedene Schutzzonen aufgeteilt Die Insel Pianosa befindet sich in der hochsten Schutzzone A der Zugang ist verboten Teile von Capraia und die Westkuste von San Domino gehoren der zweithochsten Schutzzone B an Literatur BearbeitenWalther Holtzmann Italia Pontificia IX Samnium Apulia Lucania Berlin 1962 S 178 186 Armando Petrucci Codice diplomatico del monastero benedettino di S Maria di Tremiti 1005 1237 Rom 1960 Fonti per la storia d Italia 98 Matthias Egeler The Plane Trees of Diomedes Staging the Islands of the Blessed in the Adriatic Sea in Numen 62 2015 S 495 518 Charles B McClendon The Church of S Maria di Tremiti and Its Significance for the History of Romanesque Architecture In The Journal of the Society of Architectural Historians Vol 43 No 1 Mar 1984 S 5 19 Donatella Langiano Edoardo Agresti Isole Tremiti e Termoli Casa Editrice Polaris Florenz 2010 ISBN 978 88 6059 049 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tremiti Inseln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen bei comuni italiani it italienisch Tremiti Inseln Weitere Informationen italienisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Die Daten beziehen sich auf die Messungen der Station San Nicola uber 20 Jahre 1959 1979 publiziert in den meteorologischen Jahrbuchern des ISTAT a b Die Daten beziehen sich auf die Messungen 1930 1946 der meermeteorologischen Station auf der Insel Pelagosa ca 37 Seemeilen Ostnordost von den Tremiti Inseln publiziert vom Istituto Idrografico della Marina in Genua Rivista di Merceologia Band 19 Faszikel 1 Januar Februar 1980 hrsg von der Cooperativa Libraria Universitaria di Bologna lt http www lecinqueisole it storia ossidiane html testo gt Emile Bertaux Un Mont Cassin en plein mer 1899 Chronica monasterii Casinensis I 15 D K II 272 D H III 323 Armando Petrucci L archivio e la biblioteca del monastero benedettino di Santa Maria di Tremiti In Bull API n s 2 3 1956 1957 S 291 307 Artikel in der Zeit uber die italienischen Verbrechen in Libyen Mussolini erklarte in Italien gebe es nur wahre Manner und Personen die im Verdacht standen oder angezeigt wurden es nicht zu sein wurden deportiert in vielen Fallen auch hingerichtet Siehe The Independent Italy finally ready to recognise the suffering of gays in Holocaust 21 Januar 2005 A gay island community created by Italy s Fascists La Repubblica vom 8 Januar 2013 Gheddafi voleva le Tremiti e provo a prenderle Munzinger Archiv IH Zeitarchiv 46 93 Chronik 1992 Italien Seite 81 La Repubblica vom 3 Juni 1992 TREMITI SCOTTI ORDINA SOSPENDETELO E IL SINDACO CI RIPENSA Washington Report on Middle East Affairs Libya Eyes Italian Islands Welt online vom 29 Oktober 2008 Keine libyschen Nachfahren auf italienischer Insel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tremiti Inseln amp oldid 237681003