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Als Tubinger Fehde wird der Konflikt von 1164 bis 1166 zwischen Welf VI und Welf VII einerseits und dem Pfalzgrafen Hugo II von Tubingen andererseits bezeichnet Sie umfasste den gesamten schwabischen Raum und konnte nur durch mehrmalige Intervention Kaiser Friedrich Barbarossas gelost werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschehen 1 1 Ursache 1 2 Verlauf 1 3 Ende 2 Literatur 3 EinzelnachweiseGeschehen BearbeitenUrsache Bearbeiten Die Quellen Historia Welforum Otto von St Blasien berichten dass Hugo mehrere Strassenrauber latrones aufgriff wobei er die eigenen Ministeriale frei liess die welfischen jedoch hinrichtete und deren Burg Mohringen bei Stuttgart zerstorte Daraufhin sandte Welf VI eine Klage querimonia an Hugo die dieser unterwurfig beantwortete und so zunachst einer Fehde entging Die Welfen vergassen die Vorfalle jedoch nicht und so erneuerte Welf VII die Klage 1164 wahrend sein Vater in Italien weilte Angeblich von Herzog Friedrich IV von Schwaben aufgestachelt gab Hugo eine trotzige Antwort was nach Gerd Althoff einer ritualisierten Zustimmung zur gewaltsamen Losung des Konflikts entsprach Die altere Forschung v a Karl Schmid vermutet tiefere Ursachen und findet diese in einem Streit um das Erbe von Hugos Schwiegervater des Grafen Rudolf von Bregenz In der neueren Forschung bezeichnet Gerd Althoff diese Vermutung als sehr problematisch da das Vorgehen Hugos gegen die welfischen Gefolgsleute einen uberaus plausiblen Fehdegrund boten 1 Dies entspreche zudem der Sicht aller zeitgenossischen Quellen Dennoch kann der hohe Grad der Eskalation nur im Kontext der Konkurrenz der drei Herzoge Berthold von Zahringen Friedrich von Schwaben und Welf von Spoleto genauso wie der expansiven Territorialpolitik Hugos gesehen werden 2 Ein weiterer Aspekt ist der alte Feindschaftskomplex zwischen Welf und Konig Konrad III bzw dessen Sohn Friedrich IV von Rothenburg dem Herzog von Schwaben der mit welfischer Hilfe bei den Thronfolgeregelungen 1152 ubergangen wurde und durch die Geburt des ersten Sohnes Kaiser Friedrich Barbarossas 1164 keine Aussicht mehr auf den Konigstitel hatte Verlauf Bearbeiten Nachdem Hugo sich nicht einsichtig zeigte und keine satisfactio leisten wollte berichtete Welf VII seinen Verwandten Freunden und Getreuen von dem ihm angetanen Unrecht und schmiedete so eine machtige Allianz der die Bischofe von Augsburg Speyer und Worms Herzog Berthold von Zahringen und 15 Grafen darunter die Grafen Gottfried und Rupert von Ronsberg angehorten Am 5 September 1164 ruckten Welf und seine Verbundeten mit einem gewaltigen Heer von 2200 Mann vor die Burg Tubingen in deren Schutz sich Pfalzgraf Hugo und Herzog Friedrich mit 1100 Mann verschanzt hatten In der folgenden Nacht suchten Unterhandler einen friedlichen Ausgleich zu erzielen Am Sonntag dem 6 September 1164 entwickelte sich aus einem Scharmutzel jedoch ungeplant eine regelrechte Schlacht in der die welfische Seite unterlag Die Partei Pfalzgraf Hugos konnte 900 Gegner gefangen nehmen wahrend Welf VII sich laut der Historia Welforum mit nur drei Begleitern in die Burg Achalm retten konnte Die Ruckkehr Welfs VI aus Italien und ein kaiserlicher Hoftag in Ulm im November 1164 sorgten zunachst fur eine Waffenruhe und die Auslosung der Gefangenen Die Kampfe flammten jedoch zum Jahresende 1165 erneut auf Welfischen Truppen gelang dabei die Zerstorung der pfalzgraflichen Burgen in Kellmunz an der Iller Hildrizhausen und Pfalzgrafenweiler sowie der befestigten Kirche in Gultstein 3 die nach Schiffer s Literatur allesamt Vorposten der tubingischen Expansion waren Hugo konterte indem er den Herzog von Schwaben bat mittels seiner verwandtschaftlichen Beziehungen Hilfe vom bohmischen Herzog Konig Vladislav II zu erhalten Mithilfe dieser bohmischen Truppen verwustete er zu Jahresanfang 1166 die welfischen Besitzungen in Oberschwaben und zwang die Welfen sich in ihre Burg Ravensburg zuruckzuziehen Ende Bearbeiten Nach dem gescheiterten Waffenstillstand vom November 1164 verlangten die wiederaufflammenden Kampfe im Fruhjahr 1166 erneut eine Einmischung des Kaisers Auf dem Hoftag in Ulm Anfang Marz musste sich Pfalzgraf Hugo auf kaiserlichen Befehl dreimal vor Welf VII in Anwesenheit aller beteiligter Adliger auch Friedrich von Rothenburgs niederwerfen und wurde dann gefesselt in Gefangenschaft abgefuhrt Bis zum Tod des jungen Welfs 1167 verbrachte er so inhaftiert eineinhalb Jahre auf einer welfischen Burg in Churratien Unterwerfungsrituale waren im Hochmittelalter gangige offentliche Zeichen und losten so manchen Konflikt Eine offene Frage bleibt warum Herzog Friedrich von Schwaben nicht bestraft wurde Hansmartin Schwarzmaier fuhrt dies auf die Unterstutzung durch seinen Schwiegervater Herzog Heinrich den Lowen sowie seine Tante die byzantinische Kaiserin Bertha von Sulzbach zuruck 4 Literatur BearbeitenGerd Althoff Konfliktverhalten und Rechtsbewusstsein Die Welfen in der Mitte des 12 Jahrhunderts In Fruhmittelalterliche Studien 26 1992 S 331 352 Karin Feldmann Welf VI und sein Sohn Tubingen 1971 Peter Schiffer Mohringen und die Territorialpolitik der Pfalzgrafen von Tubingen Zur Ursache der Tubinger Fehde 1164 1166 In Wolfgang Schmierer Hrsg Aus sudwestdeutscher Geschichte Festschrift fur Hans Martin Maurer Stuttgart 1994 S 81 104 Karl Schmid Graf Rudolf von Pfullendorf und Kaiser Friedrich I Freiburg 1954 Hansmartin Schwarzmaier Die Welt der Staufer Wegstationen einer schwabischen Konigsdynastie Leinfelden Echterdingen 2009 S 99 105 Einzelnachweise Bearbeiten Althoff Konfliktverhalten S 62f siehe Literatur Feldmann Thomas Zotz Ottonen Salier und Fruhe Stauferzeit 911 1167 In Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 1 Allgemeine Geschichte Teil 1 Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 2001 ISBN 3 608 91465 X S 381 528 hier S 455f Schwarzmaier Die Welt der Staufer S 103f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tubinger Fehde amp oldid 224460915