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Die evangelische Stadtkirche St Marien und Andreas ist eine gotische Backsteinkirche in Rathenow im Landkreis Havelland im Land Brandenburg Sie gehort zur Kirchengemeinde Rathenow im Kirchenkreis Nauen Rathenow der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz und ist auch als Stadtkirche Rathenow bekannt Nach schweren Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg ist die Wiederherstellung noch nicht abgeschlossen Kirchenbesichtigung und Turmaufstieg sind taglich bis 17 Uhr moglich 1 St Marien und Andreas Rathenow Sudostansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baugeschichte 1 2 Zerstorung und Wiederaufbau 2 Architektur 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBaugeschichte Bearbeiten Der spatromanische Vorgangerbau der heutigen Kirche stammt aus dem fruhen 13 Jahrhundert und war bereits in Backstein errichtet Es handelte sich um eine kreuzformige Pfeilerbasilika mit einem kurzen Schiff einem vermutlich quadratischen Chor mit Hauptapsis und einem querrechteckigen Westturm Von diesem Bauwerk sind nur Teile des Querschiffs erhalten Der Neubau begann in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts und umfasste den Hallenumgangschor mit polygonalem Schluss aus sieben Seiten eines Zwolfecks Zwei Kapellen am geraden Chorjoch entstammen ebenfalls dieser Bauphase Die Grundrissgeometrie der Choranlage und die Details der Ausbildung sind wahrscheinlich am Vorbild des zur selben Zeit entstandenen Chors der St Nikolai Kirche in Spandau orientiert 2 In den Jahren 1517 bis 1562 erfolgte nach einer Inschrift am nordwestlichen Portal der Umbau des Langhauses zur spatgotischen Hallenkirche durch den Meister Andreas Lindemann bei dem die Seitenschiffsmauern in die Flucht der ehemaligen Querhausfassaden geruckt wurden Der fruhe neugotische Westturm wurde nach einem Entwurf von Carl Wilhelm Redtel in den Jahren 1824 bis 1828 anstelle des ursprunglichen Westbaus erbaut Ein aufwandigerer Entwurf aus dem Jahr 1821 von Karl Friedrich Schinkel wurde verworfen Zerstorung und Wiederaufbau Bearbeiten Am 27 April 1945 brannte die durch Brandgranaten getroffene Kirche mit grossen Teilen des Inventars bis auf die Umfassungsmauern aus Der Turm wurde durch Artilleriebeschuss stark beschadigt Die Gewolbe des Mittelschiffs des Chores und der Marienkapelle wurden zerstort Die Chorpfeiler sind ebenfalls verloren Das Langhaus wurde in den Jahren 1950 bis 1959 mit einer Flachdecke uber dem Mittelschiff behelfsmassig instand gesetzt und durch eine Mauer vom Chor abgetrennt Die westlichen Joche der Seitenschiffsgewolbe wurden abweichend vom ursprunglichen Zustand als Kreuzgewolbe wiederaufgebaut 3 In den Jahren 1990 bis 1998 wurde der Chor in reduzierter Form wiederhergestellt Die Mittelschiffsgewolbe wurden 2010 das Gewolbe in der Marienkapelle 2011 wiederaufgebaut Das beschadigte Turmobergeschoss musste 1972 abgetragen werden Im Jahr 2001 wurde der Turm wiederhergestellt Im Chor sollen kunftig die Gewolbe wiederhergestellt werden 4 nbsp Reste der romanischen Sudquerhausfassade mit Rundbogenportal nbsp Ansicht von NordwestArchitektur Bearbeiten nbsp Ausseres Bearbeiten Das vierjochige dreischiffige Langhaus ist im Ausseren schlicht mit vierteiligen Fenstern gestaltet in Nord und Sudwand ist im zweiten Joch von Osten jeweils ein Portal mit flankierenden Kreisblenden angeordnet Die Stirnseiten des ursprunglichen Querhauses die mit Kreuzbogenfries und Deutschem Band gegliedert waren sind im Mauerwerk des ersten Jochs von Osten deutlich zu erkennen In diesem Joch findet sich je ein rechteckig gerahmtes Stufenportal Das nordliche ist gedruckt spitzbogig das sudliche rundbogig Der Chor wurde im Ausseren weitgehend wiederhergestellt und ist durch ursprunglich dreiteilige Fenster Strebepfeiler und einen Masswerkfries unter dem Hauptgesims gegliedert Die Choraussenwande setzen an den ehemaligen halbkreisformigen Nebenapsiden des Querhauses an Diese Nahtstellen werden verdeckt durch zwei Chorwinkelkapellen Die sudliche Andreaskapelle ist ein unregelmassiges achteckiges Polygon mit einem steilen massiven Pyramidendach und wird als Sakristei verwendet Die nordliche Marienkapelle ist rechteckig mit einem Halbkreisschluss nach Norden und bildet eine Vorhalle mit einem gestuften Spitzbogenportal Das Obergeschoss mit reicher Blendenarchitektur zwischen fein profilierten Pfeilern wurde 1907 weitgehend erneuert und besitzt ein ursprunglich ebenfalls massives Kegeldach Der neugotische quadratische Westturm zeigt spitzbogige Offnungen und abgetreppte Eckstrebepfeiler und ein wiederhergestelltes Turmobergeschoss mit Spitzhelm Er ist 75 40 m hoch die Aussichtsplattform am Fuss des im Jahr 2001 aus drei Segmenten unter Benutzung eines Hubschraubers zusammengesetzten Turmhelms befindet sich in 51 m Hohe 5 Inneres Bearbeiten Das Innere ist eine geraumige Halle mit reich profilierten Arkaden auf Rundpfeilern und dazugehorigen Wandpfeilern die durch ansteigende Spiralbander aus glasierten Ziegeln geschmuckt sind Die Langs und Westwande der Seitenschiffe werden durch segmentbogige Nischen gegliedert In der ehemaligen Ostwand des Querhauses ist noch der spatromanische Triumphbogen erhalten der von den Nebenapsiden in den Seitenschiffen flankiert wird Die Seitenschiffe zeigten ursprunglich in den drei westlichen Jochen Parallelrippengewolbe und im ostlichen Joch Sterngewolbe die Mittelschiffsjoche achtteilige Rippengewolbe mit Scheitelsternen Im Chor waren ursprunglich Sterngewolbe im Mittelschiff und im Umgang Dreistrahlgewolbe eingezogen Die Chorpfeiler und gewolbe sind nicht mehr vorhanden Die sudliche Andreaskapelle ist mit einem Rippengewolbe auf niedrigen Konsolen geschlossen Ausstattung BearbeitenVon der alten Ausstattung wurden der Altar des 19 Jahrhunderts mit Ausnahme des alteren Altargemaldes von Bernhard Rode die Barockkanzel von 1709 der Orgelprospekt von 1778 und die Renaissanceemporen vernichtet 3 Erhalten ist ein dreiteiliger Flugelaltar aus der Zeit um 1380 der zwischen 1922 und 1925 restauriert wurde Er zeigt im Schrein funf edel gestaltete und komponierte Schnitzfiguren von Maria und vier weiblichen Heiligen die als die Virgines capitales gedeutet werden In den Zwickeln der bekronenden Wimperge sind Engel gemalt Auf den Innenseiten der Flugel sind in Temperamalerei sechs Apostel von einem Meister unter bohmischem Einfluss ahnlich der Predella des Bohmischen Altars im Brandenburger Dom dargestellt Ein grosses Olgemalde mit Christus vor dem Hohen Rat aus der Zeit um 1700 von einem niederdeutschen Maler ist mit einem Gemalde in der Kirche von Stolln vergleichbar Das bereits erwahnte Altargemalde von Bernhard Rode von 1779 zeigt die Darbringung Christi im Tempel Eine besondere Kostbarkeit ist ein spatromanischer vergoldeter Silberkelch der vermutlich aus einer niedersachsischen Werkstatt stammt Die gravierten Rundschilde der Kuppa sind thematisch auf die Reliefmedaillons am Fuss bezogen Das Epitaph fur den Stadtschreiber Andreas Nesen und Ehefrau Anna aus dem Jahr 1571 zeigt ein Tafelbild mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter und der altesten Rathenower Stadtansicht uber einer Inschriftkartusche auf dem Predellenbild ist die Familie des Verstorbenen beiderseits neben dem Salvator mundi kniend dargestellt Eine Bronzeglocke mit Inschriftband wurde um 1400 gegossen An der Nordwand der Kirche sind vier zusammengehorige Sandsteinepitaphien aus der Mitte des 18 Jahrhunderts mit reichem Rocailleschmuck und Putten erhalten Literatur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2000 ISBN 3 422 03054 9 S 911 913 Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Band 1 Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1980 S 170 Dirk Schumann Hrsg Rathenow St Marien Andreas Kirche Fotografien Gregor Peda Passau Kunstverlag Peda 2015Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien und Andreas Rathenow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09150307 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg St Marien und Andreas Rathenow Website der Kirchengemeinde Rathenow Forderkreis zum Wiederaufbau der Sankt Marien Andreas Kirche in Rathenow e V Einzelnachweise Bearbeiten Informationen auf der Website des Forderkreises Alte Kirchen in Brandenburg Abgerufen am 29 August 2020 Ulrike Gentz Der Hallenumgangschor in der stadtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350 1500 Eine kunstgeographisch vergleichende Studie Lukas Verlag 2003 ISBN 978 3 931836 75 7 S 86 91 Vorschau in der Google Buchsuche a b Gotz Eckardt Hrsg Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Band 1 Henschelverlag Kunst und Gesellschaft Berlin 1980 S 170 Informationen zur Stadtkirche Rathenow auf der Website der Gemeinde Abgerufen am 12 Januar 2018 Forderkreises Rathenow Geschichte des Turms Abgerufen am 30 September 2022 Normdaten Geografikum GND 4609081 2 lobid OGND AKS VIAF 247388192 52 60685 12 33212 Koordinaten 52 36 24 7 N 12 19 55 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien und Andreas Rathenow amp oldid 231161009