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St Martin in Kampill ist eine romisch katholische Filialkirche in der Sudtiroler Landeshauptstadt Bozen die dem hl Martin von Tours geweiht ist Die in Kampill auf der orographisch linken Seite knapp ober dem Eisack im ehemaligen Gemeindegebiet von Zwolfmalgreien gelegene Kirche besitzt sehr gut erhaltene gotische Fresken in ihrem Inneren Sie steht seit 1977 unter Denkmalschutz St Martin in Kampill oberhalb des Eisack Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Archiv 4 Literatur 5 Film 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Ortlichkeit Kampill ist bereits im Sommer 1166 unter der Bezeichnung Campillen im Lehen und Einkunfteverzeichnis der hier beguterten bayerischen Grafen von Neuburg Falkenstein dem sog Codex Falkensteinensis genannt 1 Ein erster Kirchenbau wurde nach Ausweis der sog Bozner Chronik einer annalistischen Aufzeichnung des 14 Jahrhunderts im Jahr 1180 vom Bischof von Trient gemeinsam mit funf weiteren Kirchen des Bozner Raums geweiht 2 Seine heutige Form mit dem wuchtigen Turm erhielt das Gebaude 1303 Die Sakristei baute Giovan Battista Delai 1610 an den Chor der Kirche an Ein wiederhergestelltes Kopfsteinpflaster erinnert daran dass hier schon in vergangenen Jahren ein alter Fahrweg unter dem Dach der seitlichen Vorhalle vorbeifuhrte Heute ist die Kirche zwischen der Brennerstaatsstrasse und der Brennerautobahn eingezwangt sodass kaum Besucher und Touristen den Weg hierher finden obwohl sie sehr bedeutende Kunstwerke der Bozner Schule in ihrem Inneren birgt Beim Bau der Autobahn bis 1974 erlitten die Fresken der Kirche durch Sprengungen Schaden weshalb anschliessend die Autobahngesellschaft die Renovierungskosten der Kirche finanzierte Baubeschreibung BearbeitenDas Gebaude ist eine Chorturmkirche Der Turm schliesst mit einer gemauerten Turmpyramide ab die nach Osten ausgerichtete Apsis besitzt einen polygonalen Schluss An der Fassade befindet sich ein Fresko mit der Darstellung des hl Christophorus aus der Renaissancezeit nbsp Fresko mit Gottvater im LanghausgewolbeDer Innenraum ist vollstandig mit Fresken ausgemalt Im Chor ist an zentraler Stelle des Tonnengewolbes das blutende Gotteslamm mit der Fahne dargestellt umgeben von den vier Evangelistensymbolen Die klugen und torichten Jungfrauen befinden sich in der Bogenwolbung In der Apsiskalotte sitzt eine sogenannte Madonna dell umilita Madonna der Demut umgeben von musizierenden Engeln Diese Fresken besitzen eine enge Verwandtschaft zum Meister von St Valentin in Seis und lassen den Einfluss der Veroneser Malerei eines Altichiero da Zevio erkennen In der unteren Zone der Apsis ist eine Reihe mit Aposteln zu sehen Bei einer Restaurierung kam hier rechts vom Altar die Jahreszahl 1403 zum Vorschein An der Nordwand des Chores befindet sich ein Fenster neben dem die hll Leonhard und Ulrich rechts und Thomas links dargestellt sind die Fensterlaibung hingegen ist mit dem hl Martin und einer Madonna mit Stifterbild daruber das Schweisstuch der Veronika geziert Diese Fresken sind um 1440 entstanden nbsp Innenraum der KircheDas Langhaus wird von einer Spitztonne uberwolbt Dort befindet sich zentral ein bartiger Gottvater in der Mandorla der von Kirchenvatern und musizierenden Engeln auf leuchtendem azurblauem Grund umgeben wird Im oberen Bereich der Triumphbogenwand ist die Verkundigung des Herrn an Maria dargestellt rechts darunter die Messe des hl Gregor oder die Ulrichsmesse und der hl Ulrich von Augsburg links der hl Georg als Drachenkampfer und der hl Leonhard Die Langhauswande sind wie auch schon der Chorbereich in zwei Bildzonen gegliedert Die untere Zone der Nordwand wird von einem einzigen grossen und figurenreichen Bild mit der Anbetung der hl Drei Konige eingenommen in dessen vorderen Bereich die Szene des hl Martin mit dem Bettler vorangestellt wird Der ubrige Teil der Langhauswande wird von grossen Bildfeldern mit Szenen aus der Passion Christi eingenommen beginnend mit dem Einzug Christi in Jerusalem an der Sudwand oben neben der Triumphbogenwand sich fortsetzend in der oberen Zone der Nordwand bei der Eingangswand und endend in der unteren Zone der Sudwand mit der Himmelfahrt Christi Der Zyklus verlauft somit im Uhrzeigersinn von links oben nach links unten An der Eingangswand ist der Erzengel Michael als Seelenwager am Jungsten Tag zu sehen Die Langhausfresken stammen von einem Kunstler aus dem Umkreis Hans Stotzingers und stellen Meisterwerke der sog Bozner Schule dar Aussergewohnlich sind die Farbintensitat und Vollstandigkeit der erhaltenen gotischen Wandmalereien Im Stadtmuseum Bozen befinden sich eine plastische Darstellung der hl Dreifaltigkeit in Form von drei gleich aussehenden Mannern und zwei Flugelschreine die aus der Kirche St Martin in Kampill stammen Archiv BearbeitenAus den Jahren 1533 bis 1797 sind 68 Rechnungsbucher von St Martin in Kampill am Stadtarchiv Bozen uberliefert Hss 1713 1781 die von den jeweiligen Kirchpropsten gefuhrt wurden 3 Literatur BearbeitenSebastian Marseiler Wege zur Kunst Die bedeutendsten Kunstdenkmaler Sudtirols Bozen Verlagsanstalt Athesia 2011 ISBN 978 88 8266 734 4 S 28 29 Hans Schmolzer Die Wandmalereien in St Johann im Dorfe St Martin in Campill und Terlan eine kunstgeschichtliche Studie Innsbruck Wagner 1888 Andrea De Marchi et al Hrsg Atlas Tr3cento Gotische Maler in Bozen Trient Temi 2001 Film BearbeitenDie Schatze von St Martin in Kampill Aus der Reihe Bozner Kostbarkeiten 30 Minuten RAI Sudtirol 2011 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin in Kampill Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Sudtiroler Landesdenkmalamts Website der Stadt BozenEinzelnachweise Bearbeiten Martin Bitschnau Hannes Obermair Tiroler Urkundenbuch II Abteilung Die Urkunden zur Geschichte des Inn Eisack und Pustertals Band 2 1140 1200 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2012 ISBN 978 3 7030 0485 8 S 186 189 Nr 627 Hannes Obermair Kirche und Stadtentstehung Die Pfarrkirche Bozen im Hochmittelalter 11 13 Jahrhundert In Der Schlern 69 Jahrgang Heft 8 9 1995 S 449 474 Bezug S 461 bozen it PDF Hannes Obermair Multiple Vergangenheiten Sammeln fur die Stadt Das Bozener Stadtarchiv 3 0 In Philipp Tolloi Hrsg Archive in Sudtirol Geschichte und Perspektiven Archivi in Provincia di Bolzano storia e prospettive Veroffentlichungen des Sudtiroler Landesarchivs 45 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2018 ISBN 978 3 7030 0992 1 S 211 224 Bezug S 214 46 49351 11 37859 Koordinaten 46 29 36 6 N 11 22 42 9 O Normdaten Geografikum GND 1076577830 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin in Kampill amp oldid 219828654