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St Leonhard ob Tamsweg ist eine romisch katholische Wallfahrtskirche in der Marktgemeinde Tamsweg im Lungau im Land Salzburg Das Patroziniumsfest wird am 6 November dem Gedenktag des hl Leonhard begangen Die Kirche steht am Abhang des Schwarzenbergs uber der Marktgemeinde von wo aus man die geostete Kirche mit Nordturm Befestigungsanlagen und mehreren mit Kapellen gesaumten Pilgerwegen die in Form von Serpentinen auf den Berg fuhren erkennen kann Die Wallfahrtskirche steht unter Denkmalschutz Nordwestansicht der WallfahrtskircheLanghaus Inhaltsverzeichnis 1 Legende 2 Geschichte 3 Kirche 4 Kultgegenstand 5 Wallfahrt 6 Orgel 7 Besonderheiten 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und AnmerkungenLegende Bearbeiten1421 sollen sich nahe der Stelle an der die Kirche steht mehrere Mirakel ereignet haben die anfangs zum Bau einer Kapelle fuhrten In der Grundungslegende wird berichtet dass eine Leonhardstatue aus der Tamsweger Pfarrkirche verschwand und auf dem Schwarzenberg uber dem Ort Tamsweg in einem Wacholderstrauch wieder auftauchte Sie wurde geborgen zuruckgebracht und in eine eisenbeschlagene Holztruhe gesperrt Von dort kehrte die Statue eines Nachts an ihren Fundort zuruck wo sie abermals auf einem Wacholderstrauch zwischen zwei Larchen gefunden wurde womit der heilige Ort angezeigt war 1 Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals worauf die damals verantwortlichen Personen beschlossen die Statue auf dem Strauch zu belassen und eine Kapelle zu errichten Noch heute steht die Leonhardfigur auf dem damals dann abgeschnittenen Stamm auf dem sie 1421 aufgefunden worden war 2 Geschichte BearbeitenDurch Einnahmen aus dem ab 1421 einsetzenden Zustrom an Wallfahrern konnte die Finanzierung einer grosser dimensionierten Konstruktion der Kirche in Angriff genommen werden 1433 wurde sie von Weihbischof Johann Ebser eingeweiht Baumeister war der Salzburger Peter Harperger 3 der einen basilikaartigen Kapellensaal mit einem komplizierten Sternrippengewolbe Harperger Figuration bzw Wechselberger Figuration und eingezogenem Chor mit Rippengewolbe in Geknickter Reihung vorsah 4 St Leonhard ist eine Filialkirche der Dekanatspfarrkirche Tamsweg im Dekanat Tamsweg der Erzdiozese Salzburg ein Umstand der von der Pfarre Mariapfarr bestritten wurde Nach einer Einigung zwischen Mariapfarr und Tamsweg wurden ab 1441 wahrend dreier Monate pro Jahr die Ertrage der Wallfahrtskirche an Mariapfarr abgetreten 5 Dompropst Burkhard von Weisspriach gab den Auftrag zum Bau des damals in Salzburg grossten Flugelaltares 6 der 1466 vollendet dem hl Leonhard und der hl Maria geweiht war Noch 1613 waren insgesamt sechs Altare in der Kirche aufgestellt 7 wovon jedoch keiner mehr erhalten ist Als im Juli 1478 osmanische Truppen in Karnten einfielen und in Folge erstmals das Salzburger Stiftsgebiet erreichten wurden noch im selben Jahr Wehranlagen errichtet die bis heute die Kirche umgeben In diesen Befestigungsanlagen installierten Streitkrafte des ungarischen Konigs Matthias Corvin ein militarisches Quartier das erst 1489 geraumt wurde 8 Kirche Bearbeiten nbsp Goldenes Fenster 1433 von Erzbischof Johann II von Reisberg gestiftetIn 17 von 19 Fenstern sind gotische Glasmalereien zu sehen 9 die aus verschiedenen Teilen Osterreichs stammen Das sogenannte Goldene Fenster ursprunglich mittig im Chorabschluss seit 1912 seitlich im Chor eingebaut 10 hatte um 1433 Erzbischof Johann II von Reisberg gestiftet in einer der Glasscheiben ist sein Portrat zu erkennen 11 Im Lungau waren die Lehren Martin Luthers fruh verbreitet worden erste Hinweise datieren aus dem Jahre 1534 Daher ubernahm 1633 der Kapuzinerorden auch in St Leonhard ob Tamsweg die Seelsorge im Lungau um die Bevolkerung dauerhaft zu rekatholisieren 12 Die Kapuziner wollten offenbar einer wesentlichen Forderung des Trienter Konzils namlich die einer sinnfalligen Anbetung des Herrn im Sakrament nachkommen Dabei sollte die siegreiche Wahrheit einen solchen Triumph uber Luge und Haresie feiern dass ihre Gegner in dem Anblick eines so grossen Glanzes und in eine so grosse Freude der gesamten Kirche versetzt entweder entkraftet und gebrochen dahinschwinden oder von Scham erfullt und verwirrt irgendwann einmal wieder zur Einsicht kommen 13 Vermutlich in diesem Sinne kam es in der Folgezeit zu einer Umgestaltung des Inneren der Kirche und damit einhergehend auch zu einer Anderung in der musikalischen Praxis in St Leonhard 1676 sorgten die dafur zustandigen Mitglieder des Kapuzinerordens dafur dass die Orgel auf die Westempore ubertragen wurde Sie verlor dadurch ihren hervorgehobenen Standplatz am Triumphbogen wo heute der nordliche Seitenaltar steht 14 Schon 1659 hatte der Tischler und Mesner Ulrich Seitlinger der 1626 an der Vergrosserung der Orgel mitgewirkt hatte 15 mit der Errichtung eines neuen Hochaltares begonnen 16 Im Weiteren wurden 1676 am sogenannten Triumphbogen zwei Altare aufgestellt 17 deren Entwurfe von Georg Haim stammten und die von Jakob Seitlinger getischlert wurden 18 Kultgegenstand Bearbeiten nbsp St Leonhard 1421 auf dem Wacholderstrauch aufgefundenKultgegenstand ist eine bauerliche Schnitzerei aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts sie stellt den hl Leonhard dar 19 Hinweise darauf warum die auf einem Wacholder Ast montierte Statue an der Ruckseite verkohlt ist konnten bisher nicht gefunden werden 20 Wallfahrt BearbeitenWallfahrtsmotive waren vornehmlich der Schutz der Nutztiere insbesondere der Hauspferde und Schutz vor Gefangennahme Der hl Leonhard gilt im Weiteren als Nothelfer Helfer in bauerlichen Angelegenheiten Patron der Gefangenen Patron der Wochnerinnen und Kranken Wetterpatron und Beschutzer von Hab und Gut 21 Votive waren haufig geschmiedetes Eisen in Form von Ketten da der hl Leonhard als Kettenloser als Befreier aus Gefangenschaft verehrt wurde 22 Kettenkirche aber auch Wachs Wolle Flachs und andere Materialien 23 Orgel Bearbeiten nbsp Dummel Orgel von 1838Die Orgel wurde 1837 38 von Johann Dummel geschaffen 24 2005 2007 wurde sie von Orgelbau Walter Vonbank umfassend restauriert Der Kalkant wird seither durch Balgaufzugsmaschinen mit Getriebemotoren ersetzt die alle drei Balge abwechselnd aufziehen 25 Disposition Anm 1 Manual C g3Principal 8 Gamba 8 Gedeckt 8 Flote 4 Dolce 4 Anm 2 Quint 2 2 3 Octav 2 Mixtur IV 1 1 3 Anm 3 Pedal C f0Subbass 16 Octavbass 8 Violon 8 PedalcoppelAnmerkungen Schreibweise der Register zitiert nach den Porzellanschildern am Spieltisch 2007 Dummel nannte sie Piramidflotte Pyramidflote Enthalt eine TerzreiheTechnische Angaben Stimmung Stimmtonhohe a1 446 9 Hz bei 15 C Stimmung Neithardt 1729 fur eine Stadt Winddruck 65 mm WS 26 Besonderheiten BearbeitenSeit Gregor Lederwasch I 1665 Mesner der Wallfahrtskirche wurde wird dieses Amt ununterbrochen bis heute von Nachfahren der Familie Lederwasch bekleidet Nach dem Tod von Heliodor Theobaldus Lederwasch 1828 1897 ubernahm dessen Tochter Krescentia verheiratete Resch den Mesnerdienst Von etwa 1950 bis zu ihrem Tod 1996 versah deren Schwiegertochter Marianne Resch diesen Dienst von 1996 bis zu ihrem Tod 2021 deren gleichnamige Schwiegertochter 27 Literatur BearbeitenKlaus Beitl Der Kult des hl Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter Tamsweg 1987 2 Auflage S 69 73 Handschriftenarchiv St Peter P Anselm Ebner Wegweiser Band 14 Der Lungau oder das Decanat Tamsweg 1 Theil Salzburg 1898 nicht foliiert Heinz Dopsch Salzburg im 15 Jahrhundert In Geschichte Salzburgs Stadt und Land hg von Heinz Dopsch Salzburg 1983 2 verbesserte Auflage Bd I 1 Teil Gustav Gugitz Osterreichs Gnadenstatten in Kult und Brauch Ein topographisches Handbuch zur religiosen Volkskunde in funf Banden Band 5 Wien 1958 Valentin Hatheyer Das 500jahrige Jubilaum der Kirche St Leonhard ob Tamsweg In Festschrift 1433 1933 500 Jahre Wallfahrtskirche St Leonhard ob Tamsweg 15 16 17 September Tamsweg 1933 S 2 41 Valentin Hatheyer Die protestantische Bewegung im Lungau und das Kapuzinerkloster in Tamsweg In Jahresbericht des f e Gymnasiums am Collegium Borromaum hg vom f e Kollegium Borromaum 53 Jg 1902 Leopold Kretzenbacher Die Verehrung des hl Leonhard in Europa In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter Tamsweg 1987 2 Auflage S 45 68 Osterreichische Kunsttopographie 22 Die Denkmale des politischen Bezirkes Tamsweg in Salzburg OKT 22 Wien 1929 Elisabeth Oberhaidacher Herzig Ein Stifterdiptychon in einem Fenster der Wallfahrtskirche St Leonhard ob Tamsweg In Bau und Bildkunst im Spiegel internationaler Forschung Festschrift zum 80 Geburtstag von Prof Dr Edgar Lehmann Berlin 1989 S 210 216 Elisabeth Oberhaidacher Herzig Die Rosenzweigmadonna von St Leonhard ob Tamsweg In Osterreichische Zeitschrift fur Kunst und Denkmalpflege 44 1990 S 137 140 Beate Rukschcio Die Glasgemalde der St Leonhardskirche ob Tamsweg Lungau Salzburg In Das Munster 27 1974 S 411 413 Roman Schmeissner Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen WiKu Verlag Duisburg amp Koln 2015 ISBN 978 3 86553 446 0 Friederike Zaisberger Das Bruderschaftsbuch von St Leonhard ob Tamsweg 1446 1482 In Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch hg von Johannes Neuhardt Salzburg 1986 S 75 80 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Leonhard ob Tamsweg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Markus Danner Wallfahrtskirche St Leonhard In Website des Pfarrverbandes Tamsweg Lessach Seetal Abgerufen am 21 Oktober 2021 Wallfahrtskirche soll wieder erstrahlen Bericht uber die Restaurierung der Kirche Rupertus Blatt der Erzdiozese Salzburg 2007 ein Hochstmass an Authentizitat des uberlieferten Zustands Bericht des Bundesdenkmalamtes uber die Restaurierung Oktober 2012Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Dieter Assmann Wallfahrten in der Erzdiozese Salzburg ein volkskundlicher Uberblick In Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch hg von Johannes Neuhardt Salzburg 1986 S 23 Johannes Neuhardt Die Wallfahrt im Leben der Christenheit In Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch hg von Johannes Neuhardt Salzburg 1986 S 10 zu Harperger siehe Walther Buchowiecki Harperger Peter In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 694 Digitalisat Franz Fuhrmann Bildende Kunst In Geschichte Salzburgs Stadt und Land hg von Heinz Dopsch Salzburg 1983 2 verbesserte Auflage Bd I 2 und 3 Teil S 1129 und Anmerkung S 1569 OKT 22 Die Denkmale des politischen Bezirkes Tamsweg in Salzburg Wien 1929 S 209 Mit einem Schreinmass von 2 97 m 3 58 m Siehe Fuhrmann Bildende Kunst S 1132 AES Visitationsprotokoll 1613 fol 76 Anselm Ebner Wegweiser Band 14 Der Lungau oder das Decanat Tamsweg 1 Theil Salzburg 1898 nicht foliiert Beate Rukschcio Die Glasgemalde der St Leonhardskirche ob Tamsweg In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter 2 Auflage Tamsweg 1987 S 87 Restauration der Filialkirche St Leonhard 1909 1913 AES Kasten 9 Fach 56 Faszikel 12 Johannes Neuhardt Wallfahrten im Erzbistum Salzburg Munchen und Zurich 1982 S 113 Valentin Hatheyer Festschrift 1433 1933 500 Jahre Wallfahrtskirche St Leonhard ob Tamsweg Tamsweg 1933 S 29 Konzil von Trient Dekret uber das Sakrament der Eucharistie Zit nach Heinrich Denzinger Kompendium der Glaubensbekenntnisse in kirchlichen Lehrentscheidungen Nr 1644 verbessert hg von Peter Hunermann 1991 37 Auflage S 531 Zit nach Rupert Klieber Bruderschaften und Liebesbunde nach Trient Ihr Totendienst Zuspruch und Stellenwert im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben am Beispiel Salzburg 1600 1950 Wien 1997 S 82 Roman Matthias Schmeissner Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiozese Salzburg Dissertation Universitat Mozarteum Salzburg 2012 S 344 Valentin Hatheyer Festschrift 1433 1933 500 Jahre Wallfahrtskirche St Leonhard ob Tamsweg Tamsweg 1933 S 29 Valentin Hatheyer Festschrift 1433 1933 500 Jahre Wallfahrtskirche St Leonhard ob Tamsweg Tamsweg 1933 S 9 AES Kasten 9 Fach 57 Faszikel 7 Teil 2 betreffend Tamsweg St Leonhard Moosham 14 Janner 1676 Valentin Hatheyer Festschrift 1433 1933 500 Jahre Wallfahrtskirche St Leonhard ob Tamsweg Tamsweg 1933 S 10 Dehio Salzburg Wien 1986 S 430 Klaus Beitl Der Kult des hl Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter 2 Auflage Tamsweg 1987 S 71 Leopold Kretzenbacher Die Verehrung des hl Leonhard in Europa In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter 2 Auflage Tamsweg 1987 S 45 68 Klaus Beitl Der Kult des hl Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter 2 Auflage Tamsweg 1987 S 72 Leopold Kretzenbacher Die Verehrung des hl Leonhard in Europa In 550 Jahre St Leonhard 1433 1983 Tamsweg hg von Georg Neureiter 2 Auflage Tamsweg 1987 S 67 Klangvorstellung der Orgel auf YouTube Abgerufen am 26 November 2022 Walter Vonbank Restaurierbericht Triebendorf 2007 S 25 Walter Vonbank Restaurierbericht Triebendorf 2007 S 15 Marianne Resch Salzburgwiki Abgerufen am 11 Februar 2020 Ausgewahlte Denkmalschutzobjekte in Tamsweg Ansitz Barbarahof Grimmingschloss Pfarrkirche Seetal Pfarrkirche Tamsweg Rathaus Tamsweg Schloss Kuenburg Schwarzenbichlkapelle Wallfahrtskirche TamswegAusfuhrliche Information zu allen Denkmalern Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Tamsweg 47 123055555556 13 802777777778 Koordinaten 47 7 23 N 13 48 10 O Normdaten Geografikum GND 4418771 3 lobid OGND AKS VIAF 236099517 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Leonhard ob Tamsweg amp oldid 236605993