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St Laurentius ist eine evangelische Kirche im kleinen Ort Steinkirchen bei Ortenburg im niederbayerischen Landkreis Passau Sie ist bekannt fur die zahlreichen historischen Grabdenkmale im Kirchenschiff sowie fur den sie umgebenden evangelischen Friedhof Heute wird St Laurentius hauptsachlich als Friedhofskirche der Gemeinde Ortenburg verwendet doch zahlt sie zu den altesten Kirchen im Wolfachtal Vor Einfuhrung der Reformation in Ortenburg war St Laurentius eine der grossten katholischen Pfarrkirchen des Passauer Raumes Aufgrund des Mauerwerks als die Steinkirche bezeichnet soll St Laurentius auch namensgebend fur den Ort Steinkirchen selbst gewesen sein St Laurentius Kirche in Steinkirchen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Katholische Nutzung bis 1573 1 2 Evangelische Nutzung ab 1573 2 Beschreibung 2 1 Bauwerk 2 2 Ausstattung 2 2 1 Altar 2 2 2 Kanzel 2 2 3 Orgel 2 2 4 Grabdenkmaler 3 Friedhof 4 Literatur 5 Anmerkungen 6 WeblinksGeschichte BearbeitenKatholische Nutzung bis 1573 Bearbeiten St Laurentius gilt als eine der altesten Kirchen im Wolfachtal Eine Kirche in der Ortschaft Steinkirchen wird 1130 urkundlich erwahnt Schon wesentlich fruher im Zeitraum zwischen 748 und 788 ist eine St Laurentius Kirche in den Traditionen des Bistums Passau genannt 1 Der Historiker Max Heuwieser ging davon aus dass es sich bei jener St Laurentius Kirche um eine Eigenkirche des Passauer Domstifts gehandelt haben muss und kam zum Ergebnis dass dies die Kirche in Steinkirchen war Heuwieser rechnete der Kirche in Steinkirchen auch eine verwaltungstechnische Aufgabe fur die Passauer Besitzungen in der Gegend zu Letztere Vermutung ist durchaus zulassig da es spater dort das Amt eines Verwalters gab Der Name Steinkirche kam bereits fruh auf wohl wegen ihrer Bauart aus Stein Die St Laurentius Kirche stand damit im Gegensatz zu anderen Kirchen in der Gegend die noch aus Holz gebaut waren Daher nimmt man an dass sie diesen Beinamen nicht von ihren Stiftern erhielt sondern von Neuansiedlern denen diese Eigenschaft auffiel Die erste gesicherte Nennung eines Pfarrers in Steinkirchen ist am 12 Februar 1241 im Testament Heinrichs I von Ortenburg in dem zwei Priester aus Steinkirchen als Zeugen angefuhrt werden Lange Zeit wurde angenommen die Hoheit der Reichsgrafen von Ortenburg uber St Laurentius gehe auf den Anfang des 16 Jahrhunderts zuruck als Graf Georg III von Ortenburg in Steinkirchen als Pfarrer aufscheint Jedoch stellte sich heraus dass dies bereits wesentlich fruher der Fall war 1404 hatte Graf Georg I von Neu Ortenburg in einem Offnungsvertrag mit den bayerischen Herzogen auch seine Vogtei zu Steinkirchen erwahnt Somit war St Laurentius bereits zu dieser Zeit im Besitz der Grafen Zu ihrer Zeit als Pfarrkirche hatte St Laurentius zahlreiche Filialkirchen und kapellen in der nahen und ferneren Umgebung Unter anderem gab es Filialkirchen in Ortenburg die heutige Marktkirche Holzkirchen Sandbach Rainding Sammarei Unteriglbach Soldenau und Ortenburg Ebenso betreute sie die Kapellen der graflichen Schlosser Neu Ortenburg und Soldenau Der heutige Kirchenbau stammt aus der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts und wurde 1478 konsekriert 40 Jahre spater wurde an der Ostseite von St Laurentius eine kleine Kapelle ein sogenannter Karner errichtet Diese wurde am 1 Juni 1518 von Weihbischof Bernhard von Passau geweiht Sie ist noch 1625 auf einem Aquarell des Grafen Friedrich Casimir zu finden wurde jedoch spater abgerissen heute befinden sich an dieser Stelle Graber des Friedhofs 1505 wurde eine Armenseelenbruderschaft eingerichtet In der Zeit unmittelbar vor Einfuhrung der Reformation durch Joachim von Ortenburg wurde die Messe in St Laurentius durch Monche des Klosters St Salvator gelesen Evangelische Nutzung ab 1573 Bearbeiten Nach der Bestatigung der Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft liess der regierende Graf Joachim die Filialkirche Zu unseren lieben Frauen vor dem Markt Ortenburg zur evangelischen Kirche umgestalten Dort fand am 24 Mai 1573 der erste offentliche evangelische Gemeindegottesdienst statt Einen Tag spater liess der Graf die St Laurentius Kirche sperren sodass die Monche von St Salvator dort nicht mehr die Messe lesen konnten 2 und alle kirchlichen Gerate und Kleider entfernen zudem wurden die Malereien ubertuncht Zwischen 1703 und 1706 wurden die zweitgrossten Glocken von St Laurentius im Zuge der Neugestaltung der Marktkirche durch Grafin Amalia Regina nach Ortenburg gebracht 1751 wurde der Spitzturm von St Laurentius wegen Baufalligkeit abgetragen und durch ein Notdach ersetzt 1821 wurde dieses durch das heute noch vorhandene Zeltdach ersetzt Im Jahre 1873 wurde im Kirchenschiff das Pflaster neu verlegt dabei wurden zahlreiche Epitaphe des Mittelganges in die Kirchenwande eingelassen Im Jahre 1921 wurden einige der alten Kirchenbemalungen die unter Joachim von Ortenburg ubertuncht worden waren unter dem Putz wieder freigelegt Im Jahre 1939 begann die umfangreiche Renovierung der St Laurentius Kirche Diese lieferte unter anderem Belege fur Beerdigungen im Schiff und im Chor der Kirche Die letzten Epitaphe wurden aus dem Mittelgang entfernt und in die Kirchenwande eingelassen Darauf wurde der Kirchenboden wurde neu verlegt der Altar und die Sakristei wurden restauriert Auch wurden weitere Fresken freigelegt Die Arbeiten zogen sich aufgrund des Zweiten Weltkrieges uber mehrere Jahre hin Im Jahre 1948 wurde auf dem Hamburger Glockenfriedhof eine abgegebene Glocke die kleine Seiser Glocke aus dem Jahre 1601 wiederentdeckt und wieder in der Kirche angebracht 1955 musste der Turm zum Schutz des Mauerwerks verputzt werden 30 Jahre spater fand eine umfangreiche Renovierung der Kirche und des Turmes statt Zahlreiche Steine des Schiffes wurden neu eingearbeitet Beschreibung BearbeitenBauwerk Bearbeiten Der heutige Kirchenbau geht wohl auf das Jahr 1474 zuruck Dies geht aus einer Inschrifttafel im Kirchenschiff hervor Darin wird als Bauherr ein T M erwahnt Bei diesem handelte es sich wohl um den zu jener Zeit anerkannten Baumeister Thomas M von Braunau Dieser errichtete im selben Zeitraum auch andere Kirchen in Grongorgen Gergweis Oberuttlau Wolfakirchen und Dietersburg Am 19 Mai 1478 wurde die Kirche durch Weihbischof Albert von Passau geweiht Fur die Zeit vor 1474 geht man bei St Laurentius von einer kleineren romanischen Kirche an derselben Stelle aus Von dieser sind heute noch die vier Untergeschosse des Turmes vorhanden Dieser hat einen quadratischen Grundriss mit einer Mauerstarke von 1 80 m Bis in etwa zehn Meter Hohe besteht dieser noch aus Granitbruchsteinen anschliessend wurden Ziegelsteine verwendet Das Kirchenschiff selbst ist ein spatgotischer Gewolbebau und somit eine einschiffige Hallenkirche Es ist nur an den Kirchturm angelehnt was durch die Bruchkante hinter der Orgelempore erkennbar wird Der Turm steht somit frei vom Kirchenschiff Im Schiff ist ausser der ursprunglichen Westempore aus Stein keine weitere Empore angebracht Ausstattung Bearbeiten Altar Bearbeiten Der heutige Altar ist seit 1946 eine Leihgabe des Bayerischen Nationalmuseums Er zeigt im Altarbild die Anbetung der Hl Drei Konige und ist wohl um 1450 60 entstanden Auf den Seitenflugeln des Altars sind die Pestheiligen Rochus und Sebastian dargestellt Der Altar passt sich somit gut in das Gesamtbild der Kirche ein Das fruhere Altarbild der Kreuzabnahme ist heute in der Ortenburger Schlosskapelle Kanzel Bearbeiten Die Kanzel befindet sich rechts am Chorbogen Die Bilder wurden erst 1966 wieder freigelegt und stellen eine Predigt uber das Gottvertrauen dar Die Kanzel und die Bilder stammen aus dem 18 Jahrhundert An ihr lasst sich deutlich der Wandel der Kirche seit dem Rechteverlust im Jahre 1573 erkennen dass sie lediglich noch als Begrabniskirche verwendet wurde Orgel Bearbeiten 1902 erhielt St Laurentius eine neue Orgel Es handelte sich dabei um die alte Orgel aus der Marktkirche die wohl noch aus Zeiten der Grafin Amalia Regina stammte Wahrend fur die Marktkirche fur 5000 Mark eine neue Orgel angeschafft wurde uberholte man die alte und brachte sie nach Steinkirchen Es ist eine der funf altesten noch bespielbaren Kirchenorgeln in Niederbayern Grabdenkmaler Bearbeiten 30 Grabdenkmaler schmucken die Kirchenwande von St Laurentius Fruher lagen diese im Mittelgang der Kirche erst 1873 und 1939 wurden diese in die Seitenwande eingelassen Im Gegensatz zur Marktkirche sind hier jedoch nicht Familienmitglieder der Grafen von Ortenburg vertreten sondern zahlreiche Burger aber auch bayerische Adelige unterschiedlicher Herkunft Die Epitaphe lassen sich in vier Gruppen einteilen Verstorbene aus Ortenburgs nachster Umgebung Dienstleute und Beamte der Grafen von Ortenburg Passauer Burger aus dem 16 Jahrhundert bayerische AdeligeAn dieser Stelle seien nun die wichtigsten erwahnt die Adeligen aus Bayern Zwei Epitaphe erinnern an Mitglieder des Geschlechtes Schwartzenstein ersteres an Hippolyt von Schwartzenstein zu Katzenberg 1587 letzteres an Hans Wolf von Schwarzenstein zu Furstenstein und Engelburg 1599 Dieser war der letzte seines Stammes und war verheiratet mit Martha von Maxelrein Freiin zu Waldeck Auch der nahe Verwandte dieser beiden Burkhard von Taufkirchen zu Guttenberg auf Clebing und Katzenberg 1600 ist mit einem Epitaph vertreten Dieser war verheiratet mit Maria von Tannberg zu Aurolzmunster und Maria Elisabeth von Schwartzenstein zu Furstenstein Die Familie der Taufkirchener beerbte die Schwartzensteiner Das letzte Epitaph zu dem auch ein Totenschild im Kirchenschiff gehort ist Bartholomaus Khevenhiller 25 Juli 1625 28 Juni 1678 Freiherr zu Aichelberg auf Lands Cron und Wernberg Erbherr auf Hochen Osterwitz und Carlsberg Erblandt Dieser hat keinen Bezug zu Steinkirchen bzw Adel aus dem bayerischen Umland Er nimmt somit eine Sonderstellung in St Laurentius ein Er war Karntner Adeliger und starb wohl auf der Reise per Schiff auf der Donau zum Immerwahrenden Reichstag in Regensburg St Laurentius war jedoch der einzige evangelische Friedhof in der Nahe wo er begraben werden konnte Am Zeitraum der Epitaphe aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts lasst sich erkennen dass sich evangelische Adelige auf Druck der Gegenreformation in Bayern nicht mehr in ihren angestammten Erbbegrabnissen bestatten lassen konnten Ebenso auffallig ist die Nahe der Adelsfamilien zum Ortenburger Grafenhaus so waren die Herren von Schwartzenstein und Maxelrein mit dem Grafen Joachim in der sogenannten Bayerischen Adelsverschworung mit angeklagt nbsp Das Portal der Kirche nbsp Blick in das Kirchenschiff nbsp Der gotische Altar mit dem zentralen Bild der Anbetung der Konige nbsp Die alteste Darstellung des heiligen Florian im Wolfachtal Friedhof BearbeitenDer die Kirche umgebende Friedhof dient seit jener Zeit in der St Laurentius eine katholische Pfarrkirche war der Bestattung verstorbener Gemeindemitglieder Diese Nutzung wurde auch nach Einfuhrung der Reformation beibehalten und auch als die Ortenburger Marktkirche St Laurentius als Pfarrkirche abloste Bis ins spate 18 Jahrhundert war Steinkirchen jener evangelische Friedhof welcher der Stadt Passau am nachsten lag Deshalb wurden hier nicht nur Gemeindemitglieder aus Ortenburg sondern Evangelische aus den ganzen ostbayerischen Raum bestattet Zu den Verstorbenen die auf dem Friedhof Steinkirchen ihre letzte Ruhe gefunden haben zahlt u a der bayerische Generalleutnant Paul von Koberle Literatur BearbeitenPeter Poscharsky Die evangelischen Kirchen in Ortenburg und Steinkirchen 3 Auflage Ortenburg 2012 Evangelisches Pfarramt Ortenburg Hrsg Evangelische Marktkirche Ortenburg 2006 Ortenburg 2006 Markt Ortenburg Burgerschrift der Marktgemeinde Ortenburg herausgegeben anlasslich der Einweihung des umgebauten Rathauses am Ortenburger Marktplatz und zum Abschluss der Umstrukturierung der Marktgemeindeverwaltung Ortenburg 1994 Arbeitskreis fur Heimatgeschichte Ortenburg Hrsg Steinkirchen Die Grabdenkmaler in der evangelischen Begrabniskirche der ehemaligen Reichsgrafschaft Ortenburg Niederbayern Ortenburger Heimatgeschichte Beitrage zur Ortenburger Geschichte Heft 1 Vilshofen 1991 Hans Schellnhuber Die Reformation in der Reichsgrafschaft Ortenburg erschienen in 400 Jahre evang luth Kirchengemeinde Ortenburg Ortenburg 1963 Carl Mehrmann Geschichte der evangelisch lutherischen Gemeinde Ortenburg in Niederbayern Denkschrift zur Jubilaumsfeier der 300jahrigen Einfuhrung der Reformation daselbst am 17 und 18 Oktober 1863 Landshut 1863 Digitalisat Anmerkungen Bearbeiten Im Traditionskodex des Bistums Passau werden Schenkungen von Grund und Boden an das Bistum Passau aufgelistet Unter den dort aufgefuhrten Schenkungen befindet sich auch eine Dotation an eine Kirche des heiligen Laurentius doch werden in diesem Zusammenhang weder Lage und Umfang der geschenkten Guter noch um welche Kirche es sich genau handelt erwahnt Bald darauf liess Joachim von Ortenburg den katholischen Filialkirchen in Bayern uber die er durch die Pfarrkirche St Laurentius noch das Patronat innehatte mitteilen dass er dort weiterhin fur einen katholischen Priester sorgen werde und die Gottesdienste dort in der bisherigen Form weiter stattfinden wurden In der Filialkirche zu Holzkirchen hingegen wurde der evangelische Gottesdienst verordnet Dies wurde durch herzoglichen Eingriff jedoch bald wieder gewaltsam beendet Hingegen blieb der katholische Priester Hohenkirchner weiterhin in Diensten des Grafen er trat ab 1567 als Benefiziat der Sixtuskapelle der katholischen Begrabnisstatte der graflichen Familie neben dem Passauer Dom auf Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Laurentius Steinkirchen Ortenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelisch lutherisches Pfarramt OrtenburgNormdaten Geografikum GND 4586409 3 lobid OGND AKS VIAF 238773633 48 533722 13 222931 Koordinaten 48 32 1 4 N 13 13 22 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Laurentius Ortenburg amp oldid 232502384