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St Bartholomaus ist die romisch katholische Pfarrkirche von Ortenberg im Ortenaukreis in Baden Wurttemberg Sie wurde in den 1820er Jahren in klassizistischem Stil erbaut und gehort zur Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal des Erzbistums Freiburg Nach vier drastischen Umgestaltungen zeigt sich das Innere heute als ein Miteinander von nazarenischer und zeitgenossischer Kunst St BartholomausIhre Geschichte und die Geschichte des Ortes hat besonders der aus Ortenberg stammende Heimatforscher Franz X Vollmer 1922 2011 erforscht 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 3 Gebaude 4 Ausstattung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp St BartholomausDie erste Kirche im heutigen Ortenberg war die Buhlwegkapelle auf einem Hugel zwischen den Dorfern Ortenberg und Kafersberg das heute ein zur Gemeinde Ortenberg gehorender Wohnplatz ist Die Buhlwegkapelle war auch kirchenrechtlich Pfarrkirche verlor diesen Status aber 1182 an die neu gegrundete Pfarrei Heilig Kreuz in Offenburg und wurde so Filiale Erst dank der Reformen Kaiser Josephs II wurde Ortenberg 1787 wieder selbstandige Pfarrei und die Buhlwegkapelle Pfarrkirche Sie war allerdings zu klein und nicht in gutem Zustand In einem Bericht von 1805 heisst es 2 Bei Abhaltung der Christenlehre kann nur entweder das mannliche oder das weibliche Geschlecht erscheinen Es ist daher kein anderes Mittel dem taglich uberhand nehmenden Verdorbnuss ein Damm zu setzen als eine der Seelenzahl angemessene Erbauung einer Kirche 1808 ubernahm die seit dem Frieden von Pressburg 1805 zustandige grossherzoglich badische Regierung die Baukosten fur den Chor und den Turm Die Kriegs und Notjahre des zweiten Jahrzehnts verhinderten aber vorerst eine Realisierung Man dachte auch daran die Buhlwegkapelle zu vergrossern oder einen Neubau an ihre Stelle zu setzen Schliesslich 1822 Pfarrer war Anselm Fey Pfarrer von 1822 bis zu seinem Tod 1839 3 fiel die Entscheidung fur einen Neubau in der Ebene nach Planen des Bezirksbaumeisters Hans Voss in die Detailanderungen durch dessen Lehrer Friedrich Weinbrenner eingegangen waren 4 Am 9 Juni 1823 wurde der Grundstein gelegt am 24 Oktober 1824 die Kirche geweiht Die Buhlwegkapelle wurde wieder Filiale Baugeschichte BearbeitenSt Bartholomaus teilte mit vielen Kirchen das Schicksal periodischer Anpassung an den Zeitgeschmack im Abstand einiger Jahrzehnte Den ursprunglichen Stuck hatte Jodok Friedrich Wilhelm geschaffen der letzte Vertreter der ruhmvollen alten Vorarlberger Bauschule 5 Die Gemeinde hatte ihm zum Dank das Ortsburgerrecht verliehen 6 Von seinen Beitragen Altare Kanzel Taufstein Kommunionbanke ist nichts geblieben Vergangene Ausstattungen nbsp Neoromanik nbsp Neoklassizismus nbsp Nach der Purifizierung Nach ca 60 Jahren siegte 1880 die Neuromanik 7 Pfarrer von 1877 bis 1899 war Franz Otto Klein 8 Wande und Decken wurden mit Bandern und Friesen in dunklen Farbtonen bemalt Wilhelms Stuckaltare durch holzerne Altare mit hohen saulen und turmchenreichen Aufbauten ersetzt 1932 wurde man des dusteren Eindruckes der Ausstattung des 19 Jahrhundert endgultig uberdrussig und versuchte eine neuklassizistische Formung zu finden 7 Pfarrer war Maximilian Walk 1872 1939 Stuck in Weiss und Gold kehrte zuruck Die Wande wurden durch Stuckpilaster gegliedert die Altare mit Saulen aus Stuckmarmor versehen die Decken in Langhaus und Chor mit Gemalden geschmuckt in der Eingangshalle die Berufung des Mose im Chor Jesus und die Junger von Emmaus im Langhaus 20 8 50 m gross Leben Tod und Verherrlichung des Apostels Bartholomaus 9 Das Gotteshaus sollte eine ecclesia triumphans gegen die Anfechtungen des Nationalsozialismus sein 10 nbsp Westeingang Jesus und seine JungerNach dem Zweiten Vatikanischen Konzil drangte sich nach einem Generationsablauf 1967 68 eine Erneuerung der Kirche auf 11 Pfarrer war Friedrich Isenmann Pfarrer von 1954 bis zu seinem Tod 1975 der auch eine Restaurierung der Buhlwegkapelle betrieb Die Gipsdecken in Langhaus und Chor mitsamt den Gemalden wurden abgeschlagen altes eichenes Gebalk wurde freigelegt Die Kanzel verschwand an die Stelle des pomposen Hochaltars trat ein einfacher Opferstein Nach den reichen Kirchenausstattungen von 1876 und von 1930 wirkte der neugestaltete Kirchenraum klar aber sehr nuchtern auf die wesentlichsten Einrichtungsgegenstande fur die Feier des Gottesdienstes konzentriert 12 Die letzte Renovierung von 1996 bis 1998 sollte dem Raum mehr Gestalt und Warme geben 13 Gebaude Bearbeiten nbsp Inneres nach OstenSt Bartholomaus gehort zu einer Reihe klassizistischer Landkirchen des Hans Voss beginnend 1819 mit St Nikolaus in Ichenheim Ihr Stil der Weinbrenner Stil Klassizismus in der Auspragung Friedrich Weinbrenners ist gekennzeichnet durch Konstruktion nur aus Gerade und Kreis kubische Baukorper Schmucklosigkeit zuweilen das Durftige streifend die rationale Klarheit und nicht das dunkle Geheimnis anstrebend Diese Kirchen bringen einen eigentumlich kargen Klang in die Landschaft eine Einfachheit die aber der Natur des Landes nicht widerspricht und etwas vom Hebelschen Geist frommer Aufklarung hat 14 nbsp Inneres nach WestenDas Ortenberger Gebaude das die Wechsel seiner Ausstattung uberstanden hat reprasentiert diesen Stil bis heute Es ist eine Saalkirche mit funf Fensterachsen Ein kreisformig gerundeter Triumphbogen fuhrt in den eingezogenen polygonal schliessenden Chor Der Turm ist in die Westfassade eingebunden das Eingangsportal in eine rundbogige Nische eingefugt Das Gesims unterhalb des Langhaus Walmdachs setzt sich auf die Fassade fort und bildet mit den Dachschragen einen Dreiecksgiebel Uber einem weiteren Gesims am Turm offnen sich rundbogige Klangarkaden Auf Turmuhren nach allen vier Seiten folgt ein Pyramidenhelm Trotz der schlichten Gestaltung steht der Bau an der Hauptstrasse des Ortes durch einen Vorplatz abgesetzt gunstig und gut eingefugt in Siedlung und Landschaft 7 Ausstattung Bearbeiten nbsp Chor und NebenaltareUber dem Westeingang empfangt seit Pfarrer Isenmanns Restaurierung 1967 68 ein Emailrelief von Hans Beyermann 1923 1999 den Besucher Jesus tritt zum Letzten Abendmahl zu seinen Jungern Dem Kunstler gelang eine spannungsvolle tief religiose Bildverkundigung die hier ihre hohe Aufgabe erfullt Gegenuber von Christus geht der Verrater Judas in die dunkle Welt hinaus 15 Im Inneren sind der Hochaltar aus Travertin der Tabernakel und der Ambo Werke des Bildhauers Bruno Knittel sowie der Email Kreuzweg Hans Beyermanns von der 1967 68er Kampagne geblieben Statt des reinen Weiss von Isenmanns Restaurierung gliedern von 1996 bis 1998 Faschen um die Fenster und den Triumphbogen das Langhaus gemalt von Reinhard Dassler und Hansjorg Edler 1956 in Riedlingen In die Umrahmung des Triumphbogens hat Dassler vier Symbolbilder eingelassen Links oben Schopfung mit einem Ei aus dem Vogel schlupfen Rechts oben Vanitas mit einem verbluhten Rosenstrauss Links unten Abendmahl mit Brot und Wein Rechts unten Auferstehung mit einer Rose die aus einem Totenkopf wachst Die Hauptgemalde der drei Altare sind wieder die nazarenischen Werke der Erbauungszeit Altare nbsp Linker Seitenaltar nbsp Hochaltar nbsp Rechter SeitenaltarHauptgemalde der Altare nbsp Maria mit dem Jesuskind nbsp Bartholomaus nbsp Joseph mit dem JesuskindIm Hochaltarbild von Marie Ellenrieder 1791 1863 sitzt Bartholomaus auf einer Wolkenbank zwischen Engeln von denen der linke einen Palmzweig und der rechte das Schindmesser seines Martyriums in der Hand halt Unten sind vor Hugeln die neu gebaute Kirche einige Hauser des Dorfs und die damals noch in Ruinen liegende Burg Ortenberg zu erkennen Barockkunstler wie Tiepolo oder de Ribera schilderten den Heiligen auf dem Hohepunkt seiner Qualen wehrlos und gefesselt mit einem Schergen der ihm die Haut abschalt Ellenrieder zeigte ihn nach dem Martyrium Bartholomaus sitzt unversehrt auf einer Wolke das Messer neben ihm halt ein Engel so liebenswurdig als sei es fur die Weihnachtsauslage eines Haushaltswarengeschafts bestimmt 16 Im Bild des linken Seitenaltars von Joseph Moser 1783 in Wolfach tragt vor einem Lichtbogen Maria das Jesuskind das ein Kreuz hochhalt auf dem Arm Das Bild des rechten Seitenaltars malte wieder Ellenrieder Neben Joseph mit einer Lilie in der Hand schreitet das Jesuskind in himmelblauem Kleidchen mit blonden Locken und himmelwarts gerichtetem Blick wobei man lt gt zweimal hinschauen muss um zu entdecken dass es sich bei dem kleinen Wesen das dort zu sehen ist nicht um ein Madchen handelt sondern um Jesus lt gt Dass Ellenrieder ihn lt gt mit einer Zartlichkeit ausstattete die viele heute Madchen zuordnen lag an ihrer Hochachtung fur das Feinfuhlige 16 Dem Hochaltarbild wurden bei der letzten Restaurierung zwei von Dassler gemalte Flugel zugesellt zeitgenossische Kunst wie am Triumphbogen Bilder hat man kommentiert bei denen man sich fragt ob sie die nachste Kirchenrenovierung an dieser Stelle wohl uberleben werden 17 Der linke Flugel symbolisiert das Gleichnis vom barmherzigen Samariter das rechte die Bergpredigt Mit Mutter Teresa und mit Martin Luther King sind zwei Menschen vertreten die ihr ganzes Leben beispielhaft in den Dienst der Bergpredigt gestellt haben 18 Holzbildwerke nbsp Marienkronung nbsp Kruzifix nbsp Pieta 17 Jahrhundert nbsp Pieta 19 Jahrhundert nbsp Tod des heiligen JosephAltere Holzbildwerke schmucken die Langhauswande namlich links eine Marienkronung des 17 Jahrhunderts ein Kruzifix des 18 Jahrhunderts und eine Pieta des 17 Jahrhunderts rechts eine Pieta des 19 Jahrhunderts von Peter Valentin und ein Tod des heiligen Joseph des 19 Jahrhunderts Literatur BearbeitenFriedrich Isenmann Hugo Schnell Die Kirchen von Ortenberg und Kafersberg Verlag Schnell und Steiner Munchen und Zurich 1974 Joseph Sauer Die kirchliche Kunst der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts in Baden In Freiburger Diozesan Archiv 58 1931 S 243 517 hier S 388 392 Digitalisat Franz X Vollmer Ortenberg Schritte zuruck in die Vergangenheit eines Ortenaudorfes Selbstverlag der Gemeinde Ortenberg Baden 1986 Hans Jakob Worner Ursula Stampfer Katholische Pfarrkirche St Bartholomaus Buhlwegkirche Mariae Ruh Ortenberg Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgau 2001 ISBN 3 89870 000 3 Dagmar Zimdars u a Bearb Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Dehio Handbuch Baden Wurttemberg II Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 1997 ISBN 3 422 03030 1 S 524 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Bartholomaus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien St Bartholomaus auf der Internetseite der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal Abgerufen am 22 Januar 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Ehrenburger gestorben In Badische Zeitung vom 19 Dezember 2011 Abgerufen am 23 Januar 2015 Sauer 1931 S 389 Vollmer 1986 S 435 Vollmer 1986 S 431 Julius Wilhelm Der Stukkator Jodok Friedrich Wilhelm 1797 1843 In Freiburger Diozesan Archiv 35 1907 S 239 268 hier S 240 Digitalisat Sauer 1931 S 391 a b c Isenmann und Schnell 1974 S 10 Vollmer 1986 S 343 Vollmer 1986 S 150 151 Vollmer 1986 S 68 Isenmann und Schnell 1974 S 11 Worner und Stampfer 2001 S 8 Worner und Stampfer 2001 S 9 Hubert Kewitz Der Weinbrenner Schuler Johann Hans Voss In Geroldsecker Land 16 1974 S 89 103 Isenmann und Schnell 1974 S 12 a b Julia Voss Das Wunder von Ortenberg In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24 Dezember 2014 online Edwin Fecker Die Altargemalde von Marie Ellenrieder in der Pfarrkirche von Ortenberg In Die Ortenau 93 2013 S 391 402 online Worner und Stampfer 2001 S 14 48 45175 7 96974 Koordinaten 48 27 6 3 N 7 58 11 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Bartholomaus Ortenberg amp oldid 238233061