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Die denkmalgeschutzte St Marien Kirche in Esgrus eine romanische Feldsteinkirche aus dem 12 Jahrhundert ist eine der altesten Kirchen in Angeln und besitzt eine reiche Ausstattung aus dem Mittelalter und der fruhen Neuzeit Die Kirchengemeinde gehort zum Kirchenkreis Schleswig Flensburg der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Beim Blick auf die Kirche von Nordosten sind die erhaltene Feldsteinmauer des romanischen Kirchenschiffs und Chor sowie der gotische Chorabschluss zu erkennen Der wuchtige Westturm stammt aus dem 15 Jahrhundert Beim Blick von Sudwest ist auch die Sudwand mit ihren grossen Fenstern zu sehen Renaissance Dekor der Gestuhlskasten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstattung 3 Gemeinde 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Esgrusser St Marien Kirche steht auf einem Hugel abseits des Ortes Nach der St Marien Kirche in Sorup wurde sie noch vor 1200 als zweite Kirche der Nieharde im Mittelpunkt ihres damaligen Kirchspiels errichtet Da das Kirchspiel schon um 1230 nach dem Bau der St Laurentius Kirche in Sterup geteilt wurde liegt die Kirche seitdem ohne eigentliches Kirchdorf am Rand des Gemeindebezirks Die dem Patrozinium der Gottesmutter Maria unterstellte Kirche bestand aus einem einschiffigen Langhaus und einem eingezogenen Chor aus Feldsteinen Nur die Ecken bestehen aus behauenen Quadern Im Langhaus haben sich die flache Holzdecke und zwei Portale an der Sud und Nordwand erhalten Der Chor erhielt im 15 Jahrhundert ein Gewolbe und einen 5 8 Schluss im gotischen aus Backsteinen der moglicherweise eine ursprungliche Apsis ersetzte Von der Ausmalung des Gewolbes sind noch Reste zu sehen Etwas spater wohl um 1500 wurden auch der massive Turm ebenfalls aus Backstein das Vorhaus vor dem Nordportal und eine nicht mehr bestehende Grabkapelle an der Nordseite des Chores angebaut Zum Kirchspiel gehorten Gut Rundhof und das 1292 erstmals erwahnte Gut Brunsholm 1 Die Gutsherren liessen um 1600 mit ihren Wappen gekennzeichnete ebenerdige Herrschaftsstuhle im bis zur Reformation der Geistlichkeit vorbehaltenen Chor der Kirche aufstellen die zu den altesten erhaltenen in Schleswig Holstein zahlen 2 und teilweise bis ins 20 Jahrhundert hinein von den Gutsherren genutzt wurden 3 Die Besitzer von Brunsholm besassen eine wohl gleichzeitig mit dem Turm errichtete nordlich an die Kirche angebaute im 20 Jahrhundert abgetragene Grabkapelle wahrend die Herren von Rumohr von Rundhof um 1794 ihre Grablage in der Turmhalle einrichten liessen 4 nachdem ihre bisherige Grablege der Vorgangerbau der heutigen St Nikolai Kirche in Kappeln abgerissen worden war 5 1725 wurden Emporen an der Nord und Westseite des Kirchenschiffs eingezogen 1824 wurde die Kirche sehr verbessert und erhielt erstmals eine Orgel 4 Ob die grossen spitzbogigen Fenster der Sudwand im Zusammenhang mit diesem Umbau geschaffen wurden oder bereits in spatgotischer Zeit ist nicht belegt Die schon im 19 Jahrhundert verfallene Brunsholmer Grabkapelle 5 wurde im 20 Jahrhundert abgetragen 1966 67 fand eine Renovierung statt bei der die romanischen Fenster der Nordwand wiederhergestellt wurden Ausstattung BearbeitenDas Altarretabel stammt aus der Zeit kurz nach 1450 Ursprunglich ein Flugelaltar wurde er im 17 bis 19 Jahrhundert mehrfach umgestaltet wie durch Inschriften dokumentiert ist 1650 1750 1824 Im Mittelschrein befindet sich eine Kreuzigungsszene die mit zehn aus zwei Eichenblocken geschnitzten Figuren in zeitgenossischer Kleidung unter den Kreuzen eher wenig Personen aufweist Gerahmt wird die Szene von den etwas grosseren Apostelfiguren Petrus und Paulus In den Seitenflugeln stehen die zwolf Apostel auf den Sockelbrettern mit Namen bezeichnet Anstelle des verlorenen gotischen Masswerks zieren barocke Akanthusranken von 1750 die Gefache Uber dem gekreuzigten Jesus halten zwei Putten einen Stern in dem der Gottesname JHWH in hebraischen Buchstaben steht Der Adikula Aufsatz und die Seitenschwunge die den gotischen Schrein umgeben wurden 1650 angebracht Im Aufbau befinden sich zwei Gemalde die die Auferstehung und Himmelfahrt zeigen 1824 wurde das bis dahin farbig mit viel Vergoldung gefasste Retabel klassizistisch weiss ubermalt und das Relief im Mittelschrein hinter einem davor befestigten Gemalde einer Abendmahlsdarstellung des Flensburger Malers Heinrich Friede verborgen Auch die schon stark beschadigte gotische Predella mit einer Darstellung des Schweisstuchs der Veronika wurde ersetzt Sie gelangte 1903 ins Thaulow Museum in Kiel und befindet sich inzwischen im Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf Das Abendmahlsgemalde wurde spatestens 1882 wieder abgenommen 1882 und 1923 24 erfolgten erneute Ubermalungen 1969 1974 legte Barbara Rendtorff die farbige Fassung von 1750 wieder frei 6 Zu weiteren mittelalterlichen Schnitzarbeiten gehort die Triumphkreuzgruppe von 1490 die seit 1966 wieder am ursprunglichen Ort im Chorbogen hangt Diese Gruppe befand sich lange an der Nordwand und prasentierte sich auf einzelnen Sockeln Die als Beifiguren zur Kreuzigungsgruppe zugehorigen Darstellungen von Maria und Johannes sind erhalten geblieben wahrend sie vielerorts im Laufe der Jahrhunderte abhandengekommen sind Diese Gruppe ist nun wieder auf einem alten Eichenbalken miteinander verbunden Die ursprungliche Bemalung ist nicht mehr nachvollziehbar da sie im 19 Jahrhundert neu gefasst wurde nbsp Sitzmadonna 15 Jh Eine thronende Madonna 7 oder auch Sitzmadonna aus der Mitte des 13 Jahrhunderts hat heute ihren Platz in einer Blendnische im sudlichen Chorraum Der ursprungliche Kopf der romanische Madonna ist oberhalb der Brust abgebrochen und verloren Stattdessen wurde im 15 Jahrhundert ein spatgotischer Kopf mit separat angebrachten Locken angefertigt und mit Dubeln an dem Torso befestigt Die Krone ist verloren Die jetzige Fassung ist aus der Zeit des Barock 8 Eine Anna selbdritt 9 wird aufgrund der Kleidung auf etwa 1510 datiert Diese aus Eichenholz geschnitzte Skulptur steht in einem Blendfenster in der Nordwand des Chores Die heilige Anna tragt halb sitzend halb stehend in der Rechten das munter sich bewegende nackte Christuskind wahrend auf der linken Schossseite die gekronte Maria als Kind in den Mantel ihrer Mutter eingeschlagen sitzt und Jesus eine Traube reicht Der linke Arm der Maria ist verloren Die Original Farbfassung mit viel Blattvergoldung und versilberung ist weitgehend erhalten 10 Ebenfalls mittelalterlich sind die drei in die Chorwand eingelassenen gotischen Sakramentsschranke Der Kleinste davon 91 cm hoch ist der Aufwendigste und stammt aus dem letzten Viertel des 15 Jahrhunderts Er ist mit funf Eisenbandern mit Kleeblattmitten beschlagen Die Innenseite tragt das in Ol gemalte Bild des Schmerzensmann dessen Blick bei geoffneter Schranktur auf den Altar den Ort der Eucharistie fallt Ein ahnlicher Sakramentsschrank aus dem letzten Viertel des 15 Jahrhunderts befindet sich in der St Nicolai Kirche von Quern 11 nbsp Taufkrone von 1619Aus der Zeit nach der Reformation stammt das bronzene von vier Evangelistenfiguren getragene Taufbecken das der Bronzegiesser Marcus Dibler der Sohn von Michel Dibler 1619 schuf Unter den acht deutlich sichtbaren Arkaden aus floralen Ornamenten af dem Becken sind Heiligenfiguren abgebildet Diese Figuren sind klar einzuordnen und zu benennen Die Taufe wurde vermutlich von der Familie Rumohr gestiftet Gleichzeitig entstand eine holzerne reich geschnitzte Taufkrone 12 um das Wasser im Taufbecken vor Verunreinigung zu schutzen Mit einer Grosse von 1 90 m ragt sie bis ins Gewolbe Diese ist ein Werk des Flensburger Holzschnitzers Hans Jakobs aus dem Umfeld der Ringerink Werkstatt und zeigt in einer hohen Laterne den sitzenden Schmerzensmann Umgeben ist er von funf freiplastischen Figuren der christlichen Tugenden Die Bedachung wird von Hermenpilastern getragen Die Krone endet in einer Bugelkrone auf der sich die Weltkugel befindet daruber schwebt die Taube an der Stangenkette Die Taufschale aus Messing mit einem Durchmesser von 56 cm wurde 1681 gestiftet 13 Die Kanzel mit Gemalden der Passionsgeschichte stammt von 1681 Sie scheint ihrer Ornamentik beraubt worden zu sein und wirkt schlichter als sie mal war Es wird auf Grund des Aufbaus und der Malereien vermutet dass die Kanzel eventuell alter ist als das angegebene Datum Die Kirche zeigt noch heute drei halbhohe rechteckige adlige Kastengestuhle der Spatrenaissance in unterschiedlicher Grosse Vermutlich sind sie von Hans Gudewerth d A in Eckernforde geschnitzt worden Von ehemals vier Kasten sind noch erhalten der Grosse Rundhof Stuhl der Ohrfelder Stuhl und der Brunsholmer Stuhl Nur der 1607 hergestellte Grosse Rundhof Stuhl befindet sich heute noch im Chorraum Ende der 1960er Jahre wurden die Kastenstuhle von einer braunen Lackierung im Rahmen einer Restaurierung befreit 14 Die Orgel mit ihrem ubergiebeltem neoklassizistischem Prospekt stellte Marcussen amp Son 1911 12 her 2009 wurde sie durch die Orgelwerkstatt Mike Zuber umfassend restauriert Das Gelaut besteht aus drei Glocken wovon eine aus der Vorkriegszeit aus dem Jahr 1936 stammt Die anderen beiden wurden 1954 neugegossen 15 Vaterunserglocke Ton f gegossen 1936 von M amp O Ohlsson in Lubeck Gebetsglocke Ton as gegossen 1954 von den Gebr Rincker in Sinn Taufglocke Ton b gegossen 1954 von den Gebr Rincker in SinnGemeinde BearbeitenAm 1 Oktober 2021 fusionierte die Kirchengemeinde Esgrus mit den Kirchengemeinden Steinbergkirche Quern Neukirchen Sorup und Sterup zur Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Nieharde innerhalb des Kirchenkreises Schleswig Flensburg 16 Literatur BearbeitenUwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 1 Ludwig Kiel 2020 ISBN 978 3 86935 342 5 S 117 133 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hamburg Schleswig Holstein 3 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2009 ISBN 978 3 422 03120 3 S 247 248 Kunst Topographie Schleswig Holstein Neumunster 1982 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alte Bilder der Esgrusser Kirche bei bildindex de Ev Luth Kirchengemeinde Esgrus Marienkirche Esgrus Einzelnachweise Bearbeiten Johannes von Schroder Topographie des Herzogtums Schleswig 1837 Bd 1 S 151 Kerstin Assmann Weinlich Adelskultur im Kirchenraum Herrschaftsstande in Schleswig Holstein aus nachreformatorischer Zeit Monsheim 2009 Diss S 60f pdf abgerufen am 1 September 2021 Kerstin Assmann Weinlich Adelskultur im Kirchenraum Herrschaftsstande in Schleswig Holstein aus nachreformatorischer Zeit S 135 a b Johannes von Schroder Topographie des Herzogtums Schleswig 1837 Bd 1 S 147 a b H N A Jensen Angeln Zunachst fur die Angler historisch beschrieben Flensburg 1844 S 370 Ulrike Nurnberger Esgrus Kreuzigungsretabel In Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 1 S 118 122 Jens Nielsen Die Marienkirche in Esgrus Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege S 30 Ulrike Nurnberger Esgrus Thronende Muttergottes In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 1 Kiel 2019 S 125 127 Jens Nielsen Die Marienkirche in Esgrus Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege S 31 Ulrike Nurnberger Esgrus Anna Selbdritt In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 1 Kiel 2019 S 128 130 Ulrike Nurnberger Esgrus Wandfester Sakramentsschrank In Uwe Albrecht Hrsg Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band IV 1 Kiel 2019 S 131 132 Jens Nielsen Die Marienkirche in Esgrus Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege S 38 Kirsten Riechert Taufbecken in Nordelbien zwischen 1500 und 1914 Gestalt und Bedeutungswandel eines Prinzipalstucks Hamburg 2010 S 50f Olaf Klose u Ellen Redlefsen Nordelbingen Band 37 1968 S 160 Daten der Glocken in Esgrus pdf Abgerufen am 24 Dezember 2022 Kirchengemeinde Nieharde 54 72315 9 7808 Koordinaten 54 43 23 3 N 9 46 50 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Kirche Esgrus amp oldid 236767235