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Simon Schwendener 10 Februar 1829 in Buchs Kanton St Gallen Schweiz 27 Mai 1919 in Berlin war ein Schweizer Botaniker und Universitatsprofessor Sein offizielles botanisches Autorenkurzel lautet Schwend Simon SchwendenerInhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Forschung 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenSchwendener wuchs auf einem Bauernhof auf und sollte diesen ubernehmen Seinen Neigungen entsprechend besuchte er zunachst das Lehrerseminar in St Gallen legte dort 1847 sein Examen ab und wurde anschliessend Lehrer an der Oberschule in Wadenswil Danach studierte er von 1849 bis 1850 Naturwissenschaften und Mathematik an der Akademie in Genf Eine kleine Erbschaft ermoglichte ihm das Studium an der Universitat Zurich wo er 1856 summa cum laude zum Dr phil promoviert wurde Ab 1857 war er zunachst als Assistent bei Carl Wilhelm von Nageli dann ab 1860 als Privatdozent fur Botanik an der Universitat Munchen tatig 1867 wurde er Ordinarius fur Botanik an der Universitat Basel und Direktor des dortigen Botanischen Gartens Nach einem Jahr als Ordinarius fur Botanik und Nachfolger von Wilhelm Hofmeister an der Universitat Tubingen wirkte Schwendener von 1878 bis zu seiner Emeritierung 1910 als ordentlicher Professor fur Botanik an der Universitat Berlin 1879 wurde er ordentliches Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1 1880 wurde er zum Mitglied der Leopoldina 2 und zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewahlt 1892 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Gottinger Akademie der Wissenschaften aufgenommen 3 1897 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden fur Wissenschaft und Kunst und 1898 den Pour le Merite 1900 wurde er korrespondierendes und 1912 auswartiges Mitglied associe etranger der Academie des sciences 4 Seit 1913 war er auswartiges Mitglied der Royal Society 5 nbsp Ehrengrab von Simon Schwendener auf dem Alten St Matthaus Kirchhof in Berlin SchonebergAnlasslich eines Austauschjahres als junger Biologiestudent 1890 91 lernte Martin Rikli in Berlin seinen Landsmann Schwendener kennen Er charakterisierte diesen als wohltatigen Junggesellen der sich um eine grosse Zahl von Unterstutzungsbedurftigen gekummert habe Gegen 13 Uhr oft auch schon fruher gab es besonders im Winter stets Besuch und nicht gerade selten wurde sogar vor seinem Amtszimmer Schlange gestanden Schwendener konnte Niemand abweisen Ausserdem sei er ein eigentlicher Pfaffenfresser gewesen der sich bei Kirchenfragen derart ereifern konnte wie man dies von ihm sonst nicht gewohnt war 6 Zu seinem 70 Geburtstag 1899 verfasste Hans Conrad Schellenberg eine Geburtstagsschrift fur Schwendener 7 Simon Schwendener starb im Mai 1919 im Alter von 90 Jahren in Berlin Die Beisetzung erfolgte auf dem Alten St Matthaus Kirchhof in Schoneberg Schwendeners letzte Ruhestatte ist ein schlichtes schmales Wandgrab aus rotbraunem Klinker mit schwarzer Inschriftentafel 8 Auf Beschluss des Berliner Senats ist die Grabstatte Grablage Q ol Erb 221 seit 1978 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet Die Widmung wurde zuletzt im Jahr 2021 um die ubliche Frist von zwanzig Jahren verlangert 9 Forschung BearbeitenNach der Promotion begann er unter Leitung von Carl Wilhelm von Nageli mit seinen Untersuchungen zum Bau des Flechtenthallus Dabei konnte er zeigen dass Flechten Doppelorganismen sind die aus Pilz und Alge bestehen Mit dieser Erkenntnis stiess er auf heftigen Widerstand der damaligen Lichenologen Der finnische Botaniker William Nylander sprach von einer stultitia Schwendeneriana schwenderianischen Dummheit Weitere Untersuchungen bedeutender Botaniker konnten jedoch Schwendeners Symbiose Auffassung beweisen Schwendener stellte auch Untersuchungen uber die mechanischen Gesetze in Bau und Entwicklung der hoheren Pflanzen an insbesondere uber die Anordnung der pflanzlichen Festigungsgewebe Schwendener ging davon aus dass Bau und Funktion des pflanzlichen Festigungsgewebes zusammenhangen dass letztlich also die Konstruktion des Gewebes den Prinzipien der Mechanik folgen musse Er schreibt hierzu was mir vorschwebt ist eine anatomisch physiologische Betrachtung der samtlichen Gewebesysteme welche das zwar stattliche aber an sich doch tote Lehrgebaude der Anatomie durch die Klarlegung der Beziehungen zwischen Bau und Funktion zu erganzen und neu zu beleben hatte Auch mit dieser Ansicht stiess er auf volliges Unverstandnis einiger seiner Zunftkollegen Er beschaftigte sich bei seinen Untersuchungen vor allem mit Themen wie dem Bau der Blattgelenke dem Saftstieg in der Pflanze sowie der Blattstellung Weiter konnte er zeigen wie die charakteristischen Wandverdickungen der Schliesszellen in enger Beziehung zur Funktion der Spaltoffnungen stehen Schwendeners Untersuchungsergebnisse uber den Bewegungsmechanismus der Spaltoffnungen Amaryllideen Gramineen Typ sind noch heute in Schul und Lehrbuchern der Botanik zu finden Als Universitatslehrer hatte Schwendener zahlreiche Schuler und Assistenten die spater selbst in der wissenschaftlichen Botanik Ruhm erlangten so unter anderen Hermann Ambronn Carl Correns Gottlieb Haberlandt sein Nachfolger auf dem Berliner Lehrstuhl Emil Heinricher Richard Kolkwitz Ernst Kuster Kurt Noack Wilhelm Ruhland Heinrich Schenck Alexander Tschirch Alfred Ursprung Georg Volkens Otto Warburg und Max Westermaier erster Inhaber des Botaniklehrstuhls an der Universitat Freiburg Schweiz Ehrungen BearbeitenNach ihm benannt ist die Pflanzengattung Schwendenera K Schum aus der Familie der Rotegewachse Rubiaceae 10 Schriften Auswahl BearbeitenUeber die periodischen Erscheinungen der Natur insbesondere der Pflanzenwelt nach den von der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft fur die gesammten Naturwissenschaften veranlassten Beobachtungen Kiesling Zurich 1856 Digitalisat Ueber den angeblichen Protothallus der Krustenflechten Sonderdruck Aus Flora 1866 Das Mikroskop Theorie und Anwendung desselben Mit Carl Wilhelm von Nageli Engelmann Leipzig 1867 Digitalisat Die Algentypen der Flechtengoniden 1869 Aus der Geschichte der Culturpflanzen Schwabe Basel 1872 Digitalisat Das mechanische Princip im anatomischen Bau der Monocotylen Engelmann Leipzig 1874 Digitalisat Mechanische Theorie der Blattstellungen Engelmann Leipzig 1878 Digitalisat Uber Spiralstellungen bei Florideen 1881 Digitalisat Uber die durch Wachsthum bedingte Verschiebung kleinster Theilchen in trajectorischen Curven 1881 Digitalisat Uber Bau und Mechanik der Spaltoffnungen Digitalisat Uber das Winden der Pflanzen Digitalisat Uber das Scheitelwachsthum der Phanerogamen Wurzeln Digitalisat Die Schutzscheiden und ihre Verstarkungen 1883 Digitalisat Zur Theorie der Blattstellungen 1883 Digitalisat Einige Beobachtungen an Milchsaftgefassen 1885 Digitalisat Uber Scheitelwachsthum und Blattstellungen 1885 Digitalisat Untersuchungen uber das Saftsteigen 1886 Digitalisat Die Spaltoffnungen der Gramineen und Cyperaceen 1889 Digitalisat Untersuchungen uber die Orientirungstorsionen der Blatter und Bluthen 1892 Digitalisat Kritik der neuesten Untersuchungen uber das Saftsteigen Sitzungsberichte der Koniglich Preussische Akademie der Wissenschaften 2 Band S 911 946 1892 Das Wassergewebe im Gelenkpolster der Marantaceen 1896 Digitalisat Uber den Offnungsmechanismus der Antheren 1899 Digitalisat Literatur BearbeitenEkkehard Hoxtermann Schwendener Simon In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 64 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Simon Schwendener Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Simon Schwendener im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Simon Schwendener in der Deutschen Digitalen Bibliothek Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Simon Schwendener beim IPNI Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Simon Schwendener an der Universitat Zurich Wintersemester 1857 Eintrag zu Schwendener Simon 1829 1919 im Archiv der Royal Society LondonEinzelnachweise Bearbeiten Mitglieder der Vorgangerakademien Simon Schwendener Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 8 April 2017 Mitgliedseintrag von Simon Schwendener bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 26 Juni 2016 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 220 Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe S Academie des sciences abgerufen am 28 Februar 2020 franzosisch Eintrag zu Schwendener Simon 1829 1919 im Archiv der Royal Society London Martin Rikli Erinnerungen aus meinem Studienjahr in Berlin In Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Schaffhausen Band 22 Schaffhausen 1948 S 263 284 doi 10 5169 seals 585723 Geburtstagsschrift fur Schwendener doi 10 5169 seals 572466 769 Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Begrabnisstatten Pharus Plan Berlin 2018 ISBN 978 3 86514 206 1 S 743 Ehrengrabstatten des Landes Berlin Stand August 2021 PDF 2 3 MB S 72 Auf Webseite der Senatsverwaltung fur Umwelt Mobilitat Verbraucher und Klimaschutz Abgerufen am 23 Juli 2022 Vorlage zur Kenntnisnahme Anerkennung Verlangerung und Nichtverlangerung von Grabstatten als Ehrengrabstatten des Landes Berlin PDF 195 kB Abgeordnetenhaus von Berlin Drucksache 18 3959 vom 4 August 2021 S 2 5 Abgerufen am 23 Juli 2022 Lotte Burkhardt Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Erweiterte Edition Teil I und II Botanic Garden and Botanical Museum Berlin Freie Universitat Berlin Berlin 2018 ISBN 978 3 946292 26 5 doi 10 3372 epolist2018 Normdaten Person GND 117417815 lobid OGND AKS LCCN no90024921 VIAF 61663979 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwendener SimonKURZBESCHREIBUNG Schweizer Botaniker und UniversitatsprofessorGEBURTSDATUM 10 Februar 1829GEBURTSORT Buchs Kanton St Gallen SchweizSTERBEDATUM 27 Mai 1919STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Simon Schwendener amp oldid 239148901