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Die Siebtheorie bezeichnet eine Reihe von Techniken aus der analytischen Zahlentheorie Die Grundidee ist mittels eines mathematischen Siebes eine Grundmenge zu filtern so dass am Ende eine gewunschte gesiebte Menge ubrig bleibt die nicht durch das Sieb gefallen ist Dies konnen zum Beispiel Primzahlen Primzahlzwillinge oder Fastprimzahlen sein Der Archetyp eines Siebes ist das Sieb des Eratosthenes zum Ermitteln der Primzahlen In erster Linie ist man an der Kardinalitat der gesiebten Menge interessiert Die Siebtheorie hat sich zu einem machtigen Instrument der analytischen Zahlentheorie entwickelt die viele bedeutende mathematische Aussagen ermoglicht hat wie z B den Satz von Chen und Yitang Zhangs Resultat uber Primzahlabstande Sie lasst sich aber auch auf andere mathematische Gebiete ubertragen Siebmethoden haben aber auch Grenzen so verhindert das sogenannte Paritatsproblem das Finden von nicht trivialen unteren Schranken fur die Primzahlzahlfunktion Klassische Siebmethoden konnen nicht zwischen Zahlen mit einer geraden und solchen mit einer ungeraden Anzahl von Primfaktoren unterscheiden diese Eigenschaft nennt man das Paritatsproblem 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siebtheorie 2 1 Grundidee 2 1 1 Das Inklusion Exklusion Prinzip 2 1 2 Das Siebproblem 2 1 3 Beispiel 2 2 Zahlen durch eine abstrakte Folge 2 2 1 Kongruenz Teilfolgen 2 3 Identitaten fur die Siebfunktion 2 3 1 Legendres Identitat 2 3 2 Beispiel 2 3 3 Approximation der Kongruenzsumme 2 3 4 Identitat fur die Mobiusfunktion und eine multiplikative Funktion 2 4 Zusammengefasst 3 Beispiele 3 1 Das Sieb von Eratosthenes Legendre 3 2 Bruns reines Sieb 3 2 1 Sieb Gewichte 3 2 2 Anwendung Primzahlzwillinge 3 3 Das Sieb von Goldston Pintz Yildirim 4 Literatur 4 1 Allgemeine Siebtheorie 4 2 Literatur uber das grosse Sieb 4 3 Geschichte der Siebtheorie 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Viggo BrunDas erste bekannte Sieb ist das antike Sieb des Eratosthenes zum Berechnen der Primzahlen Das Sieb kann als Anwendung des Prinzips der Inklusion und Exklusion aus der Kombinatorik interpretiert werden und fur die Berechnung der Primzahlfunktion benutzt werden Dies fuhrt zu einer ersten Verallgemeinerung des Siebs von Eratosthenes von Adrien Marie Legendre Obwohl der Algorithmus sehr intuitiv ist ist es nicht ganz einfach das Konzept zu abstrahieren deshalb entstand die moderne Siebtheorie erst Anfangs des 20 Jahrhunderts Der abstrakte Begriff des Siebs entstand mit der 1915 erschienenen Publikation des norwegischen Mathematikers Viggo Brun 2 Bruns Arbeit war inspiriert durch die Arbeiten des Franzosen Jean Merlin dieser verstarb aber im Ersten Weltkrieg und nur zwei seiner Manuskripte haben uberlebt 3 Als endgultiger Start der modernen Siebtheorie gilt Bruns 1919 veroffentlichte Publikation in der er bewies dass die Summe der reziproken Werte der Primzahlzwillinge konvergiert 4 p p 2 Primzahl 1 p 1 p 2 lt displaystyle sum limits p p 2 text Primzahl left frac 1 p frac 1 p 2 right lt infty nbsp Die Konstante B 2 1 9021 displaystyle B 2 approx 1 9021 dots nbsp zu der diese Summe konvergiert nennt man Bruns Konstante Das Brun Sieb ist ein kombinatorisches Sieb das auf der Idee eines gewichteten Prinzip der Inklusion und Exklusion basiert In seiner einfachsten Form bezeichnet man es auch als Bruns reines Sieb 1934 erschien ein einfaches Sieb von Pal Turan das Turan Sieb genannt wird 1941 erschien das grosse Sieb von Juri Linnik der probabilistische Methoden einfuhrte Linniks Ideen stellten sich als ausserst fruchtbar heraus und sukzessiv wurde das Sieb von vielen Mathematikern weiterentwickelt darunter Renyi Roth Bombieri Halberstam Gallagher uvw Diese heutige Form befasst sich mit einem viel grosseren Kontext als Linniks ursprungliche Arbeit Das grosse Sieb kann von der grossen Sieb Ungleichung abgeleitet werden 5 1947 erschien ein weiteres wichtiges Sieb von Atle Selberg genannt Selberg Sieb Selberg nutzte dabei Bruns Ansatz und gab eine einfache Folge von Gewichten an 6 In den 1970ern erschien das asymptotische Sieb von Bombieri Bombieri lieferte asymptotische Formeln fur die verallgemeinerte Mangoldt Funktion 1 Mitte der 1990er veroffentlichten John Friedlander und Henryk Iwaniec partitatsempfindliche Siebe welche das sogenannte Partiatsproblem in manchen Fallen losen 7 Dies bezeichnet die Eigenschaft dass die Siebtheorie im Allgemeinen nicht zwischen Zahlen mit einer geraden und einer ungeraden Anzahl von Primfaktoren in einer Menge unterscheiden kann Dies hat zur Folge dass es ausserst schwierig ist nicht triviale untere Schranken fur Primzahlmengen zu finden 2005 veroffentlichten Goldston Pintz und Yildirim eine Variante des Selberg Siebs mit verallgemeinerten mehrdimensionalen Sieb Gewichten das unter dem Namen GPY Sieb bekannt ist Mit dieser Methode zeigten sie dass es unendlich viele Primzahltupel gibt deren Abstande die Primzahllucke beliebig kleiner sind als der Durchschnittsabstand der aus dem Primzahlsatz folgt Aus diesem folgt namlich dass der Abstand zwischen zwei benachbarten Primzahlen p n 1 p n displaystyle p n 1 p n nbsp deren Grosse etwa x displaystyle x nbsp ist in etwa log x displaystyle log x nbsp ist 2013 erweiterte Yitang Zhang diese Sieb Methode und zeigte dass es unendlich viele Primzahlpaare mit Differenz kleiner als 7 10 7 displaystyle 7 times 10 7 nbsp gibt Kurz darauf im selben Jahre wurde diese Grenze von James Maynard mit einer weiteren Modifikation des GPY Siebs durch neue Gewichte auf 600 displaystyle 600 nbsp gedruckt 8 Siebtheorie BearbeitenWir folgen dem Ansatz aus Opera de Cribro von Friedlander und Iwaniec 9 Notation Wir bezeichnen mit P displaystyle mathbb P nbsp die Menge der Primzahlen A a n displaystyle mathcal A a n nbsp die Indikatorfunktion einer Menge A displaystyle A nbsp A d x displaystyle A d x nbsp die Kardinalitat einer Kongruenzmenge in der Literatur wird diese auch mit A d x displaystyle A d x nbsp notiert a b displaystyle a b nbsp den grossten gemeinsamen Teiler a b ggT a b displaystyle a b operatorname ggT a b nbsp x displaystyle lfloor x rfloor nbsp die Abrundungsfunktion x displaystyle x nbsp den Nachkommateil das heisst x x x displaystyle x x lfloor x rfloor nbsp Grundidee Bearbeiten Sei A a a x N displaystyle A a mid a leq x subseteq mathbb N nbsp eine beliebige abzahlbare Grundmenge bis zur Zahl x displaystyle x nbsp Die Restriktion bis x displaystyle x nbsp muss nicht sein ist aber ublich Angenommen wir mochten nun alle Primzahlen in A displaystyle A nbsp finden die sich nicht in einer vorgegebenen Primzahlmenge P 2 3 5 p k P displaystyle mathcal P 2 3 5 dots p k subset mathbb P nbsp befinden Wenden wir das Sieb des Eratosthenes an dann entfernen wir von A displaystyle A nbsp in einem ersten Schritt alle Vielfachheiten von 2 displaystyle 2 nbsp und danach sukzessiv fur jedes p P displaystyle p in mathcal P nbsp alle anderen Mengen der Form E p p n n N displaystyle E p pn n in mathbb N nbsp Die resultierende Menge ist die gesiebte Menge englisch sieved set A sift A p P E p A E 2 E 3 E 5 E p k displaystyle A operatorname sift A setminus bigcup p in mathcal P E p A setminus left E 2 cup E 3 cup E 5 cup cdots cup E p k right nbsp bestehend aus den zu P displaystyle mathcal P nbsp teilerfremden Zahlen A sift a A a p 1 p k 1 displaystyle A operatorname sift a in A a p 1 cdots p k 1 nbsp Aus Notationsgrunden definieren wir fur P displaystyle mathcal P nbsp folgende Funktion P z P z P p P p lt z p displaystyle P z P z mathcal P prod limits p in mathcal P p lt z p nbsp Das Inklusion Exklusion Prinzip Bearbeiten Mochte man die Kardinalitat von A sift displaystyle A operatorname sift nbsp berechnen so zieht man in einem ersten Schritt die Kardinalitat von E 2 displaystyle E 2 nbsp und E 3 displaystyle E 3 nbsp ab Da man jetzt aber die Zahlen welche durch 2 displaystyle 2 nbsp und 3 displaystyle 3 nbsp teilbar sind doppelt abgezogen hat muss man die Menge E 6 displaystyle E 6 nbsp wieder dazuzahlen Wiederholt man diese Schritte nun fur alle Primzahlen P displaystyle mathcal P nbsp so fuhrt das zum Prinzip von Inklusion und Exklusion Das Siebproblem Bearbeiten Die Menge A displaystyle A nbsp nennt man Siebmenge englisch sifting set und die Menge P displaystyle mathcal P nbsp Siebbereich englisch sifting range Die Kardinalitat der Menge A sift displaystyle A operatorname sift nbsp bezeichnet man als Siebfunktion englisch sifting function S A P z A sift displaystyle S A mathcal P z A operatorname sift nbsp Die Siebfunktion zahlt somit alle Elemente in der Menge A displaystyle A nbsp die nicht durch ein Element der Menge p P p lt z displaystyle p in mathcal P p lt z nbsp teilbar sind Haufig kann man S A P z displaystyle S A mathcal P z nbsp nicht explizit berechnen deshalb versucht man eine obere und untere Schranken zu finden Das Abschatzen der Siebfunktion nennt man Siebproblem Beispiel Bearbeiten Sei A 1 x N displaystyle A 1 x cap mathbb N nbsp betrachte alle Primzahlen P P displaystyle mathcal P mathbb P nbsp und sei 1 lt z lt x displaystyle 1 lt z lt x nbsp dann zahlt S A P z displaystyle S A mathcal P z nbsp alle Elemente in A sift z x N displaystyle A operatorname sift z x cap mathbb N nbsp welche nicht durch eine der Primzahlen bis z displaystyle z nbsp teilbar sind Zahlen durch eine abstrakte Folge Bearbeiten Da wir im Wesentlichen an der Evaluation einer Summe der Form S A P z s A sift 1 displaystyle S A mathcal P z sum limits s in A operatorname sift 1 nbsp interessiert sind ist es naturlich den Zahlfaktor 1 displaystyle 1 nbsp als abstrakte Folge zu betrachten Im Allgemeinen wahlt man dafur eine endliche Folge von nicht negativen reellen Zahlen A a n displaystyle mathcal A a n nbsp Dieser Abstraktionsschritt hat den Vorteil dass man spater auch ziemlich allgemeine Folgen wahlen kann zum Beispiel komplex wertige wie im grossen Sieb um das Problem in andere Raume zu ubertragen Dadurch kann man analytisch interessantere Funktionen als die Indikatorfunktion analysieren Wir wahlen fur A displaystyle mathcal A nbsp die charakteristische Funktion von A displaystyle A nbsp das heisst a n 1 n A 0 sonst displaystyle a n begin cases 1 amp n in A 0 amp text sonst end cases nbsp Die Folge ist so sortiert dass sich die Zahl 1 A n displaystyle 1 A n nbsp an der Position n displaystyle n nbsp befindet Die charakteristische Funktion von A sift displaystyle A operatorname sift nbsp ist eine Teilfolge b n displaystyle b n nbsp von A displaystyle mathcal A nbsp Kongruenz Teilfolgen Bearbeiten Zusatzlich definieren wir Teilfolgen von A displaystyle mathcal A nbsp bestehend aus den a n displaystyle a n nbsp mit n 0 m o d d displaystyle n equiv 0 mathrm mod d nbsp das heisst A d a n n x n 0 mod d displaystyle mathcal A d a n mid n leq x n equiv 0 operatorname mod d nbsp und fuhren deren Summen ein welche wir Kongruenzsumme nennen A d x n x n 0 mod d a n displaystyle A d x sum limits n leq x n equiv 0 operatorname mod d a n nbsp In der Regel betrachtet man nur A d x displaystyle A d x nbsp fur quadratfreie Zahlen d displaystyle d nbsp 9 Identitaten fur die Siebfunktion Bearbeiten Die Siebfunktion ist S A P z n x n P z 1 a n displaystyle S mathcal A mathcal P z sum limits n leq x n P z 1 a n nbsp und die Restriktion durch die Teilerfremdheit lasst sich mit Hilfe der Mobiusfunktion ausdrucken denn es gilt d n P z m d 1 wenn n P z 1 0 wenn n P z gt 1 displaystyle sum limits d mid n P z mu d begin cases 1 amp text wenn n P z 1 0 amp text wenn n P z gt 1 end cases nbsp Somit erhalten wir fur die Siebfunktion S A P z n a n d n P z m d d P z m d n 0 mod d a n displaystyle S mathcal A mathcal P z sum limits n a n sum limits d mid n P z mu d sum limits d mid P z mu d sum limits n equiv 0 pmod d a n nbsp wobei die letzte Summe eine Kongruenzsumme ist Legendres Identitat Bearbeiten Wir haben somit folgende Identitat fur die Siebfunktion hergeleitet S A P z d P z m d A d x displaystyle S mathcal A mathcal P z sum limits d mid P z mu d A d x nbsp die auch Legendres Identitat genannt wird Die Kongruenzsumme ist die Masse aller Vielfachheiten von d displaystyle d nbsp Beispiel Bearbeiten Sei z 7 displaystyle z 7 nbsp und P P displaystyle mathcal P mathbb P nbsp Die Mobiusfunktion ist fur alle Primzahlen negativ somit gilt S A P 7 A 1 x A 2 x A 3 x A 5 x A 6 x A 10 x A 15 x A 30 x displaystyle begin aligned S mathcal A mathbb P 7 amp A 1 x A 2 x A 3 x A 5 x A 6 x A 10 x A 15 x A 30 x end aligned nbsp Approximation der Kongruenzsumme Bearbeiten Wir nehmen an wir konnen die Kongruenzsumme aufteilen A d x g d X r d x displaystyle A d x g d X r d x nbsp wobei X displaystyle X nbsp eine Approximation der gesamten Masse ist X A x A 1 x n x a n displaystyle X approx A x A 1 x sum limits n leq x a n nbsp Die Funktion g d displaystyle g d nbsp kann als Wahrscheinlichkeit interpretiert werden und wird deshalb Dichtefunktion genannt Wir setzen voraus dass g d displaystyle g d nbsp eine multiplikative Funktion ist und folgendes gilt g 1 1 und 0 g d lt 1 d gt 0 displaystyle g 1 1 quad text und quad 0 leq g d lt 1 quad d gt 0 nbsp Die Funktion r d x displaystyle r d x nbsp bezeichnet einen Restterm den man moglichst klein halten mochte Die Siebfunktion lasst sich nun als S A P z X d P z m d g d d P z m d r d x displaystyle S mathcal A mathcal P z X sum limits d mid P z mu d g d sum limits d mid P z mu d r d x nbsp schreiben was oft abgekurzt wird mit S A P z X G x z R displaystyle S mathcal A mathcal P z XG x z R nbsp Identitat fur die Mobiusfunktion und eine multiplikative Funktion Bearbeiten Sei g displaystyle g nbsp eine multiplikative Funktion mit g 1 1 displaystyle g 1 1 nbsp dann gilt fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp d n m d g d p n p P 1 g p displaystyle sum limits d mid n mu d g d prod limits begin array c p n p in mathbb P end array 1 g p nbsp Zusammengefasst Bearbeiten Die Ausgangslage einer Siebmethode lasst sich grob wie folgt zusammenfassen 9 Wir beginnen mit einer nicht negativen Folge A a n displaystyle mathcal A a n nbsp und einer Primzahlmenge P P displaystyle mathcal P subseteq mathbb P nbsp sowie P z p P p lt z p displaystyle P z prod limits p in mathcal P p lt z p nbsp Dann definiert man die Siebfunktion S A P z X G x z R displaystyle S mathcal A mathcal P z XG x z R nbsp wobei G x z d P z m d g d X A 1 x R d P z m d r d x displaystyle G x z sum limits d mid P z mu d g d quad X approx A 1 x quad R sum limits d mid P z mu d r d x nbsp Beispiele BearbeitenDas Sieb von Eratosthenes Legendre Bearbeiten Wir betrachten das Sieb von Eratosthenes Sei A n n N 0 lt n x displaystyle A n mid n in mathbb N 0 lt n leq x nbsp a n 1 A n displaystyle a n 1 A n nbsp P P displaystyle mathcal P mathbb P nbsp und X x displaystyle X x nbsp sowie 10 A x n N a n n 0 lt n x 1 A d x x d displaystyle A x sum limits n in mathbb N a n sum limits n 0 lt n leq x 1 quad A d x left lfloor frac x d right nbsp sowie g d 1 d r d x d r d x 1 displaystyle g d frac 1 d quad r d left frac x d right quad r d x leq 1 nbsp Die Siebfunktion ist somit S A P z x G x z R displaystyle S mathcal A mathcal P z xG x z R nbsp mit G x z d P z d x m d d R x z d P z d x m d x d displaystyle G x z sum limits d mid P z d leq x frac mu d d qquad R x z sum limits d mid P z d leq x mu d left frac x d right nbsp Wahlt man z x displaystyle z sqrt x nbsp so erhalt man gerade alle Primzahlen im Interval x x displaystyle sqrt x x nbsp und somit S A P z p x p z 1 displaystyle S mathcal A mathcal P z pi x pi z 1 nbsp Fur G displaystyle G nbsp gilt G x z p z 1 1 p 2 e g O 1 log z displaystyle G x z prod limits p leq z left 1 frac 1 p right frac 2e gamma mathcal O 1 log z nbsp wobei wir in der letzten Gleichung den Satz von Mertens mit Restterm verwendet haben Fur den Restterm nutzen wir die Abschatzung R d P z 1 2 p x displaystyle left R right leq sum limits d mid P z 1 2 pi sqrt x nbsp Wir kriegen folgende Abschatzung x log z 2 e g O 1 O 2 p x p x p z 1 p x z displaystyle frac x log z left 2e gamma mathcal O 1 right mathcal O 2 pi sqrt x geq pi x pi z 1 geq pi x z nbsp Wir konnen den Restterm verbessern wenn wir z log x displaystyle z log x nbsp wahlen denn dann gilt 2 p log x 2 log x x log 2 displaystyle 2 pi log x leq 2 log x x log 2 nbsp und wir erhalten p x x log z 2 e g O 1 z O x log 2 displaystyle pi x leq frac x log z left 2e gamma mathcal O 1 right z mathcal O x log 2 nbsp Daraus folgern wir p x O x log log x displaystyle pi x leq mathcal O left frac x log log x right nbsp was aber ein schlechteres Resultat als der Primzahlsatz ist Bruns reines Sieb Bearbeiten Bruns Idee beruht auf der Beobachtung dass das Sieb von Eratosthenes Legendre betrachtet als das Prinzip der Inklusion und Exklusion jeweils fur jede Partialsumme abwechselnd uber und unterzahlt Seine Idee war es deshalb die Partialsummen zu gewichten in dem er die Mobiusfunktion m d displaystyle mu d nbsp durch eine passende Folge L l d displaystyle Lambda lambda d nbsp auf einem kleineren Trager ersetzt l d m d falls d D 0 sonst displaystyle lambda d begin cases mu d amp text falls d in mathcal D 0 amp text sonst end cases nbsp Hierzu wahlte er die Menge D d w d lt k displaystyle mathcal D d omega d lt k nbsp wobei w d displaystyle omega d nbsp die Prim Omega Funktion bezeichnet welche die distinkten Primfaktoren zahlt Sei D displaystyle D nbsp die Anzahl Elemente in D displaystyle mathcal D nbsp dann sagt man L l d displaystyle Lambda lambda d nbsp ist ein Sieb mit Niveau D displaystyle D nbsp englisch sieve of level D Sieb Gewichte Bearbeiten Die l d displaystyle lambda d nbsp nennt man Sieb Gewichte oder siebende Gewichte und die neue Siebfunktion wird mit S L A P z displaystyle S Lambda mathcal A mathcal P z nbsp notiert Allgemein ist diese nun nicht mehr gleich gross wie die ursprungliche Siebfunktion Wahlt man zwei verschiedene Folgen L l d displaystyle Lambda lambda d nbsp und L l d displaystyle Lambda lambda d nbsp mit der Eigenschaft d n l d d n m d d n l d n N displaystyle sum limits d n lambda d leq sum limits d n mu d leq sum limits d n lambda d quad forall n in mathbb N nbsp dann erhalt man ein unteres und oberes Schrankensieb S L A P z S A P z S L A P z displaystyle S Lambda mathcal A mathcal P z leq S mathcal A mathcal P z leq S Lambda mathcal A mathcal P z nbsp Haufig notiert man diese Schranken auch nur mit S displaystyle S nbsp und S displaystyle S nbsp Diese Ungleichung ist die einfachste Form der Methode von Brun und sie tragt daher den Namen Bruns reines Sieb 11 Anwendung Primzahlzwillinge Bearbeiten Sei A m m 2 x displaystyle A m m 2 leq x nbsp a n 1 A n displaystyle a n 1 A n nbsp P P displaystyle mathcal P mathbb P nbsp A p a m p m m 2 displaystyle mathcal A p a m p m m 2 nbsp und X x displaystyle X x nbsp Weiter sei l d m d falls w d lt k 0 sonst displaystyle lambda d begin cases mu d amp text falls omega d lt k 0 amp text sonst end cases nbsp dann ist fur p P displaystyle p in mathbb P nbsp g p 2 p p ungerade 1 2 p 2 displaystyle g p begin cases 2 p amp p text ungerade 1 2 amp p 2 end cases nbsp Fur den Restterm gilt r d x 2 n d displaystyle r d x leq 2 nu d nbsp Es lasst sich mit Hilfe von Bruns Sieb folgende Ungleichung fur die Primzahlzwillinge herleiten p x p P p 2 P S A z x log log x log x 2 displaystyle p leq x p in mathbb P p 2 in mathbb P leq S mathcal A z ll x left frac log log x log x right 2 nbsp woraus Bruns Theorem uber die Primzahlzwillinge folgt 11 Das Sieb von Goldston Pintz Yildirim Bearbeiten Hauptartikel Goldston Pintz Yildirim Sieb Sei H h 1 h k displaystyle mathcal H h 1 dots h k nbsp mit h i Z 0 displaystyle h i in mathbb Z cup 0 nbsp und n ℓ N R R displaystyle n ell in mathbb N R in mathbb R nbsp und D n d R d n h 1 n h 2 n h k displaystyle D n d leq R d mid n h 1 n h 2 cdots n h k nbsp Das GPY Sieb hat verallgemeinerte Selberg Gewichte von der Form L R n H ℓ d D n l d l d 1 k ℓ m d log R d k ℓ 0 ℓ k displaystyle Lambda R n mathcal H ell sum limits d in D n lambda d qquad lambda d frac 1 k ell mu d left log left frac R d right right k ell quad 0 leq ell leq k nbsp 12 Literatur BearbeitenAllgemeine Siebtheorie Bearbeiten John Friedlander und Henryk Iwaniec Opera de Cribro In American Mathematical Society Hrsg American Mathematical Society Colloquium Publications Band 57 2010 ISBN 978 0 8218 4970 5 englisch Alina Carmen Cojocaru und M Ram Murty An Introduction to Sieve Methods and Their Applications Hrsg Cambridge University Press 2005 doi 10 1017 CBO9780511615993 englisch George Greaves Sieves in Number Theory Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete 43 Springer 2001 Heini Halberstam und Hans Egon Richert Sieve Methods Hrsg Academic Press 1974 englisch Nachdruck Dover ISBN 978 0 486 47939 2 Andrew M Odlyzko Sieve Methods Hrsg California Institute of Technology 1971 doi 10 7907 28FN 8P32 caltech edu Senior Thesis Diplomarbeit Literatur uber das grosse Sieb Bearbeiten Emmanuel Kowalski The Large Sieve and its Applications Arithmetic Geometry Random Walks and Discrete Groups In Cambridge University Press Hrsg Cambridge Tracts in Mathematics 2008 doi 10 1017 CBO9780511542947 englisch Geschichte der Siebtheorie Bearbeiten Yōichi Motohashi An Overview of the Sieve Method and its History Hrsg arXiv 2005 doi 10 48550 ARXIV MATH 0505521 arxiv math 0505521 englisch Alina Carmen Cojocaru und M Ram Murty An Introduction to Sieve Methods and Their Applications Hrsg Cambridge University Press 2005 doi 10 1017 CBO9780511615993 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Kevin Ford On Bombieri s asymptotic sieve Hrsg arXiv 2004 doi 10 48550 ARXIV MATH 0401215 arxiv math 0401215 Viggo Brun Uber das Goldbachsche Gesetz und die Anzahl der Primzahlpaare In Archiv for Math Naturvidenskab Band 34 1915 Alina Carmen Cojocaru und M Ram Murty An Introduction to Sieve Methods and Their Applications Hrsg Cambridge University Press 2005 doi 10 1017 CBO9780511615993 englisch Viggo Brun La serie 1 5 1 7 1 11 1 13 1 17 1 19 1 29 1 31 1 41 1 43 1 59 1 61 ou les denominateurs sont nombres premiers jumeaux est convergente ou finie In Bulletin des Sciences Mathematiques Band 43 1919 S 100 104 124 128 franzosisch bnf fr John Friedlander und Henryk Iwaniec Opera de Cribro In American Mathematical Society Hrsg American Mathematical Society Colloquium Publications Band 57 2010 ISBN 978 0 8218 4970 5 S 151 Atle Selberg On an elementary method in the theory of primes In Norsk Vid Selsk Forh Band 19 Nr 18 1947 S 64 67 John Friedlander und Henryk Iwaniec Using a parity sensitive sieve to count prime values of a polynomial In PNAS Band 94 Nr 4 1997 S 1054 1058 doi 10 1073 pnas 94 4 1054 PMID 11038598 PMC 19742 freier Volltext Zusammenfassung der Resultate James Maynard Small gaps between primes In Annals of Mathematics Band 181 Nr 1 2015 S 383 413 doi 10 4007 annals 2015 181 1 7 arxiv 1311 4600 abs a b c John Friedlander und Henryk Iwaniec Opera de Cribro In American Mathematical Society Hrsg American Mathematical Society Colloquium Publications Band 57 2010 ISBN 978 0 8218 4970 5 John Friedlander und Henryk Iwaniec Opera de Cribro In American Mathematical Society Hrsg American Mathematical Society Colloquium Publications Band 57 2010 ISBN 978 0 8218 4970 5 S 5 31 33 a b John Friedlander und Henryk Iwaniec Opera de Cribro In American Mathematical Society Hrsg American Mathematical Society Colloquium Publications Band 57 2010 ISBN 978 0 8218 4970 5 S 6 55 56 Daniel A Goldston Janos Pintz und Cem Y Yildirim Primes in Tuples I In Annals of Mathematics Band 170 Nr 2 2009 S 827 829 doi 10 4007 annals 2009 170 819 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siebtheorie amp oldid 239251672