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Das Prinzip von Inklusion und Exklusion auch Prinzip der Einschliessung und Ausschliessung oder Einschluss Ausschluss Verfahren ist eine zur Bestimmung der Machtigkeit einer Menge hilfreiche Technik Sie findet vor allem in der Kombinatorik der Zahlentheorie und der Stochastik Anwendung Das Prinzip druckt dazu die Kardinalitat einer Ursprungsmenge X displaystyle X durch die Kardinalitaten ihrer Teilmengen aus Diese sind in aller Regel einfacher zu bestimmen Namensgebend ist dabei das Vorgehen bei dem zunachst durch die Summe der Grossen nicht notwendigerweise disjunkter Teilmengen die Grosse von X displaystyle X von oben abgeschatzt wird Inklusion anschliessend jedoch durch die Subtraktion der Grosse des gemeinsamen Schnittes der Teilmengen dies wieder zu korrigieren versucht wird Exklusion Inhaltsverzeichnis 1 Das Prinzip 2 Satz 3 Anwendung 4 Beispiel 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDas Prinzip Bearbeiten nbsp Prinzip von Inklusion und Exklusion am Beispiel von drei MengenEs ist ein bekanntes Ergebnis dass fur je zwei endliche Mengen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp A B A B A B displaystyle A cup B A B A cap B nbsp gilt Hierbei kann man bereits das Prinzip von Inklusion und Exklusion erkennen Durch A B displaystyle A B nbsp wird zunachst die Kardinalitat von A B displaystyle A cup B nbsp von oben abgeschatzt Diese zu hohe Zahl wird anschliessend durch die Subtraktion von A B displaystyle A cap B nbsp korrigiert Zweck dieser Korrektur ist es diejenigen Elemente einmal wieder abzuziehen die sowohl in A displaystyle A nbsp als auch in B displaystyle B nbsp enthalten sind und somit zunachst doppelt gezahlt wurden Anhand der nebenstehenden Abbildung lasst sich erkennen dass eine Verallgemeinerung auf drei endliche Mengen A B C A B C A B A C B C A B C displaystyle A cup B cup C A B C A cap B A cap C B cap C A cap B cap C nbsp ergibt Im Allgemeinen wollen wir die Kardinalitat der Vereinigung von n displaystyle n nbsp endlichen Mengen X A 1 A 2 A n displaystyle X A 1 cup A 2 cup dotsb cup A n nbsp bestimmen Als erste Naherung erhalten wir durch Inklusion die Summe der Kardinalitaten der A i displaystyle A i nbsp Diese Summe kann jedoch zu gross sein da wir Elemente aus dem Schnitt zweier Mengen A i A j displaystyle A i cap A j nbsp mehrfach zahlen wurden es gilt also X 1 i n A i displaystyle X leq sum 1 leq i leq n A i nbsp Um dies zu korrigieren konnen wir nun durch Exklusion die Summe der Kardinalitaten der Schnittmengen aller Mengenpaare wieder abziehen Dann gilt X 1 i n A i 1 i lt j n A i A j displaystyle X geq sum 1 leq i leq n A i sum 1 leq i lt j leq n A i cap A j nbsp Denn Elemente des Schnittes dreier Mengen A i A j A k displaystyle A i cap A j cap A k nbsp wurden obwohl nur zweimal zu haufig bei der Inklusion mitgezahlt durch A i A j displaystyle A i cap A j nbsp durch A i A k displaystyle A i cap A k nbsp und durch A j A k displaystyle A j cap A k nbsp dreimal wieder abgezogen Dies nun durch Inklusion also durch Addition der Summe der Grosse aller Schnitte aus drei Mengen zu korrigieren ergibt X 1 i n A i 1 i lt j n A i A j 1 i lt j lt k n A i A j A k displaystyle X leq sum 1 leq i leq n A i sum 1 leq i lt j leq n A i cap A j sum 1 leq i lt j lt k leq n A i cap A j cap A k nbsp Darauf folgt durch Exklusion X 1 i n A i 1 i lt j n A i A j 1 i lt j lt k n A i A j A k 1 i lt j lt k lt l n A i A j A k A l displaystyle X geq sum 1 leq i leq n A i sum 1 leq i lt j leq n A i cap A j sum 1 leq i lt j lt k leq n A i cap A j cap A k sum 1 leq i lt j lt k lt l leq n A i cap A j cap A k cap A l nbsp und so weiter wobei beispielsweise 1 i lt j lt k n displaystyle sum 1 leq i lt j lt k leq n nbsp bedeutet dass uber alle geordneten Tripel i j k displaystyle i j k nbsp summiert wird die den Ungleichungen 1 i lt j lt k n displaystyle 1 leq i lt j lt k leq n nbsp genugen Satz BearbeitenEs lasst sich folgende allgemeine Aussage beweisen Gegeben sei eine endliche Menge X displaystyle X nbsp die sich als Vereinigung von n displaystyle n nbsp Teilmengen A 1 A 2 A n displaystyle A 1 A 2 dotsc A n nbsp schreiben lasst d h X i 1 n A i displaystyle X bigcup i 1 n A i nbsp Es bezeichne im Folgenden zu einer Indexmenge I 1 2 n displaystyle I subseteq 1 2 dotsc n nbsp die Menge A I displaystyle A I nbsp den Schnitt uber alle durch die Elemente der Indexmenge bezeichneten Teilmengen also A I i I A i displaystyle A I bigcap i in I A i nbsp mit dem Spezialfall A X displaystyle A emptyset X nbsp Dann gilt X I 1 n 1 I 1 A I displaystyle X sum emptyset not I subseteq 1 dotsc n left 1 right I 1 A I nbsp oder gleichwertig auch I 1 n 1 I 1 A I 0 displaystyle sum I subseteq 1 dotsc n left 1 right I 1 A I 0 nbsp Mit anderen Worten Betrachtet man alle moglichen Schnitte A I displaystyle A I nbsp ausser dem leeren Schnitt A displaystyle A emptyset nbsp so ist die Kardinalitat von X displaystyle X nbsp gleich der Summe der Kardinalitat aller Schnitte einer ungeraden Anzahl an Teilmengen Inklusion minus der Summe der Kardinalitat aller Schnitte einer geraden Anzahl an Teilmengen Exklusion formal X I 1 n I ungerade A I I 1 n I gerade A I displaystyle X sum I subseteq 1 dotsc n atop I text ungerade A I sum emptyset not I subseteq 1 dotsc n atop I text gerade A I nbsp Anwendung BearbeitenEine Anwendung des Prinzips liefert die Siebformel von Poincare und Sylvester auch Additionssatz fur Wahrscheinlichkeiten genannt Fur die Wahrscheinlichkeit von beliebigen Ereignissen A i displaystyle A i nbsp aus einem Wahrscheinlichkeitsraum W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp gilt P i 1 n A i k 1 n 1 k 1 I 1 n I k P i I A i displaystyle P left bigcup i 1 n A i right sum k 1 n left 1 k 1 sum I subseteq 1 dotsc n atop I k P left bigcap i in I A i right right nbsp Wegen der Additivitat von Massen lasst sich der oben angegebene heuristische Beweis fur das Prinzip von Inklusion und Exklusion der mit Mitteln der elementaren Mengentheorie gefuhrt wurde direkt auf Wahrscheinlichkeiten ubertragen Beispielsweise gilt fur drei Ereignisse A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp und C displaystyle C nbsp stets P A B C P A P B P C P A B P A C P B C P A B C displaystyle P A cup B cup C P A P B P C P A cap B P A cap C P B cap C P A cap B cap C nbsp Allgemein gilt diese Aussage auch schon fur endliche Inhalte auf Ringen Beispiel Bearbeiten Hauptartikel Fixpunktfreie Permutation Beim vorweihnachtlichen Brauch des Wichtelns beschenkt sich eine Gruppe gegenseitig Jeder beschenkt genau eine Person und wird wiederum von genau einer Person beschenkt Dabei wird per Los zufallig festgelegt wer welches Geschenk erhalt Idealerweise sollte jeder das Geschenk eines anderen erhalten Es kann jedoch passieren dass jemand zufallig sein eigenes Geschenk bekommt Fur die betreffende Person ware es mit der Uberraschung vorbei Doch wie wahrscheinlich ist dieser Fall bei einer Gruppe von n displaystyle n nbsp Personen Mathematisch ausgedruckt mochte man die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A Mindestens eine Person erhalt ihr eigenes Geschenk ermitteln Dies ist aquivalent dazu dass mindestens eines der Ereignisse Ai Person i erhalt ihr eigenes Geschenk fur i 1 n displaystyle i in 1 dotsc n nbsp zutrifft wobei n displaystyle n nbsp die Anzahl Personen ist die am Wichteln teilnimmt Der rechte Term der Siebformel P i 1 n A i k 1 n 1 k 1 I 1 n I k P i I A i displaystyle P left bigcup i 1 n A i right sum k 1 n left 1 k 1 sum I subseteq 1 dotsc n atop I k P left bigcap i in I A i right right nbsp kann vereinfacht werden zu n P A 1 n 2 P A 1 A 2 n 3 P A 1 A 2 A 3 n 4 P A 1 A 2 A 3 A 4 displaystyle nP A 1 binom n 2 P A 1 cap A 2 binom n 3 P A 1 cap A 2 cap A 3 binom n 4 P A 1 cap A 2 cap A 3 cap A 4 nbsp n 5 P A 1 A 2 A 3 A 4 A 5 1 n 1 P A 1 A n displaystyle binom n 5 P A 1 cap A 2 cap A 3 cap A 4 cap A 5 dotsb dotsb 1 n 1 P A 1 cap dotsb cap A n nbsp dd da in diesem Beispiel die Wahrscheinlichkeiten aller Schnittmengen mit derselben Anzahl an Teilmengen gleich sind Die Wahrscheinlichkeit dass k displaystyle k nbsp bestimmte Personen jeweils ihre eigenen Geschenke ziehen betragt P A 1 A 2 A 3 A k 1 n n 1 n 2 n k 1 displaystyle P A 1 cap A 2 cap A 3 cap dotsb cap A k frac 1 n cdot n 1 cdot n 2 cdot dotsm cdot n k 1 nbsp Mit Hilfe der Definition des Binomialkoeffizienten erhalt man somit P A 1 A n n 1 n n n 1 1 2 1 n n 1 n n 1 n 2 1 2 3 1 n n 1 n 2 displaystyle P A 1 cup dotsb cup A n n cdot frac 1 n frac n n 1 1 cdot 2 cdot frac 1 n n 1 frac n n 1 n 2 1 cdot 2 cdot 3 cdot frac 1 n n 1 n 2 nbsp n n 1 n 2 n 3 1 2 3 4 1 n n 1 n 2 n 3 n n 1 n 2 n 3 n 4 1 2 3 4 5 1 n n 1 n 2 n 3 n 4 displaystyle frac n n 1 n 2 n 3 1 cdot 2 cdot 3 cdot 4 cdot frac 1 n n 1 n 2 n 3 frac n n 1 n 2 n 3 n 4 1 cdot 2 cdot 3 cdot 4 cdot 5 cdot frac 1 n n 1 n 2 n 3 n 4 nbsp 1 n 1 1 1 2 3 n displaystyle dotsb dotsb dotsb dotsb 1 n 1 cdot frac 1 1 cdot 2 cdot 3 cdot dotsm cdot n nbsp dd Nach dem Kurzen der Bruche ergibt sich P A 1 A n 1 1 1 2 1 1 2 3 1 1 2 3 4 1 1 2 3 4 5 1 n 1 1 1 2 3 n displaystyle P A 1 cup dotsb cup A n 1 frac 1 1 cdot 2 frac 1 1 cdot 2 cdot 3 frac 1 1 cdot 2 cdot 3 cdot 4 frac 1 1 cdot 2 cdot 3 cdot 4 cdot 5 dotsb dotsb dotsb dotsb 1 n 1 cdot frac 1 1 cdot 2 cdot 3 cdot dotsm cdot n nbsp Mit der Summenschreibweise lasst sich das verkurzt als P A 1 A n 1 k 0 n 1 k k displaystyle P A 1 cup dotsb cup A n 1 sum k 0 n frac 1 k k nbsp ausdrucken Bei grossen Gruppen mussen ziemlich viele Summanden addiert werden und die Fakultat k displaystyle k nbsp wird schnell extrem gross In diesem Fall ist es zweckmassig den Grenzwert dieser Summe fur n displaystyle n to infty nbsp zu bilden lim n 1 k 0 n 1 k k 1 k 0 1 k k 1 e 1 1 1 e 63 2 displaystyle lim n to infty left 1 sum k 0 n frac 1 k k right 1 sum k 0 infty frac 1 k k 1 e 1 1 frac 1 e approx 63 2 nbsp Bei der Reihe handelt es sich um die Auswertung der Taylorreihe mit Entwicklungsstelle 0 displaystyle 0 nbsp der naturlichen Exponentialfunktion an der Stelle x 1 displaystyle x 1 nbsp weshalb sich die Losung auf insgesamt 1 1 e displaystyle 1 frac 1 e nbsp vereinfacht Dieser Wert kann als Naherung fur grosses n displaystyle n nbsp betrachtet werden In grossen Gruppen betragt die Wahrscheinlichkeit demnach etwa 63 2 displaystyle 63 2 nbsp dass mindestens eine Person ihr eigenes Geschenk erhalt 1 2 Siehe auch BearbeitenBonferroni Ungleichung SchubfachprinzipWeblinks Bearbeiten nbsp Wikiversity Eine Vorlesung uber die Siebformel im Rahmen eines Kurses zur diskreten Mathematik KursmaterialienLiteratur BearbeitenNorbert Henze Stochastik fur Einsteiger Eine Einfuhrung in die faszinierende Welt des Zufalls Springer Spektrum 10 Auflage Wiesbaden 2016 S 70 76 Klaus Dohmen Improved Bonferroni Inequalities via Abstract Tubes Inequalities and Identities of Inclusion Exclusion Type Springer Verlag 2003 ISBN 3 540 20025 8 Stasys Jukna Extremal Combinatorics Springer Mai 2001 ISBN 3 540 66313 4 Einzelnachweise Bearbeiten Sinngemass in leicht anderer Einkleidung in Norbert Henze Stochastik fur Einsteiger Eine Einfuhrung in die faszinierende Welt des Zufalls Springer Spektrum 1 Auflage Wiesbaden 1997 S 74 77 Stefan Bartz Selbst Bewichtelungen in 2 von 3 Spielen In Stochastik in der Schule Nr 33 2013 stefanbartz de PDF 684 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prinzip von Inklusion und Exklusion amp oldid 233817399