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Ein Inhalt ist in der Masstheorie eine spezielle Mengenfunktion die fur gewisse Mengensysteme definiert wird und dazu dient den intuitiven Volumenbegriff zu abstrahieren und zu verallgemeinern In der englischen Literatur wird auch haufig der Begriff endlich additives Mass verwendet auch wenn es sich im Allgemeinen nicht um ein Mass handelt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Auf beliebigen Mengensystemen 1 2 Bemerkung 1 3 Auf vereinigungsstabilen Mengensystemen 2 Beispiele 3 Eigenschaften 3 1 Im Halbring 3 2 Im Ring 4 Abgeleitete Begriffe 5 Fortsetzung von Inhalten 6 Verwandte Konzepte 6 1 Wahrscheinlichkeitsinhalt 6 2 Signierter Inhalt 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Endliche Additivitat fur ein Inhalt m displaystyle mu nbsp Der Inhalt einer endlich disjunkten Vereinigung ist gleich der Summe uber die Inhalte der einzelnen Teilmengen Auf beliebigen Mengensystemen Bearbeiten Gegeben sei ein Mengensystem C displaystyle mathcal C nbsp das die leere Menge enthalt Dann heisst eine Mengenfunktion m C 0 displaystyle mu mathcal C to 0 infty nbsp ein Inhalt wenn gilt 1 Die leere Menge hat den Wert null m 0 displaystyle mu emptyset 0 nbsp Die Funktion ist endlich additiv Sind also A 1 A 2 A n displaystyle A 1 A 2 dotsc A n nbsp endlich viele paarweise disjunkte Mengen aus C displaystyle mathcal C nbsp und i 1 n A i C displaystyle textstyle bigcup i 1 n A i in mathcal C nbsp dann gilt m i 1 n A i i 1 n m A i displaystyle mu left bigcup i 1 n A i right sum i 1 n mu A i nbsp Bei dem Mengensystem handelt es sich meist um einen Mengenhalbring 2 3 Bemerkung Bearbeiten Zu beachten ist dass in der Definition nicht gefordert wird dass endliche Vereinigungen von disjunkten Mengen wieder im Mengensystem liegen Es wird lediglich gefordert dass falls die disjunkte Vereinigung wieder im Mengensystem liegt die endliche Additivitat gilt So liegen beispielsweise endliche Vereinigungen disjunkter Mengen in Halbringen im Allgemeinen nicht wieder im Halbring Beispiel hierfur ist der Halbring auf R displaystyle mathbb R nbsp der aus den halboffenen Intervallen der Form a b displaystyle a b nbsp besteht Ebenso folgt im Allgemeinen aus der Additivitat also aus der Eigenschaft m A B m A m B displaystyle mu A cup B mu A mu B nbsp fur disjunkte Mengen A B displaystyle A B nbsp mit A B C displaystyle A cup B in mathcal C nbsp nicht die endliche Additivitat Dies beruht darauf dass aus A B C displaystyle A cup B in mathcal C nbsp in allgemeinen Mengensystemen nicht A B C C displaystyle A cup B cup C in mathcal C nbsp folgt fur disjunktes C C displaystyle C in mathcal C nbsp Der ruckwarts induktive Schluss von der Additivitat zur endlichen Additivitat gilt somit nur in vereinigungsstabilen Mengensysteme Auf vereinigungsstabilen Mengensystemen Bearbeiten Aufgrund der obigen Uberlegungen erhalt man in vereinigungsstabilen Mengensystemen folgende vereinfachte Definition Ist V displaystyle mathcal V nbsp ein vereinigungsstabiles Mengensystem dass die leere Mengen enthalt so heisst eine Mengenfunktion m V 0 displaystyle mu mathcal V to 0 infty nbsp ein Inhalt wenn gilt Die leere Menge hat den Wert null m 0 displaystyle mu emptyset 0 nbsp Die Funktion ist additiv das heisst fur je zwei disjunkte Mengen A B V displaystyle A B in mathcal V nbsp gilt m A B m A m B displaystyle mu A cup B mu A mu B nbsp Dabei handelt es sich bei den vereinigungsstabilen Mengensystem meist um einen Mengenring Beispiele BearbeitenDer wichtigste Inhalt ist der sogenannte Lebesgue sche Inhalt m a b b a displaystyle mu a b b a nbsp auf dem Halbring der halboffenen Intervalle a b displaystyle a b nbsp auf den reellen Zahlen Aus ihm wird durch Erweiterung und diverse Fortsetzungssatze schliesslich das Lebesgue Integral konstruiert Tatsachlich ist dieser Inhalt bereits ein Pramass Ein weiterer wichtiger Inhalt ist der Stieltjes sche Inhalt aus dem sich das Lebesgue Stieltjes Mass und das Lebesgue Stieltjes Integral ableitet m F a b F b F a displaystyle mu F a b F b F a nbsp wobei F displaystyle F nbsp eine monoton wachsende reellwertige Funktion ist Durch ihn lassen sich alle endlichen Inhalte auf den reellen Zahlen beschreiben Ein weiterer Inhalt ist das Jordan Mass Entgegen dem Namen handelt es sich nicht um ein Mass im Sinne der Masstheorie Eigenschaften BearbeitenJe nachdem auf welchem Mengensystem Inhalte definiert werden treffen gewisse Eigenschaften zu Im Halbring Bearbeiten Falls C H displaystyle mathcal C mathcal H nbsp ein Halbring ist dann gilt Jeder Inhalt m displaystyle mu nbsp ist monoton es gilt folglich A B m A m B displaystyle A subseteq B Rightarrow mu A leq mu B nbsp fur A B H displaystyle A B in mathcal H nbsp Jeder Inhalt m displaystyle mu nbsp ist subadditiv es gilt also m A B m A m B displaystyle mu A cup B leq mu A mu B nbsp fur A B displaystyle A B nbsp aus H displaystyle mathcal H nbsp mit A B H displaystyle A cup B in mathcal H nbsp Im Ring Bearbeiten Wahlt man als Mengensystem einen Ring gelten da jeder Ring ein Halbring ist zusatzlich zu den Eigenschaften im Halbring die folgenden Aussagen Subtraktivitat fur B A displaystyle B subseteq A nbsp mit m B lt displaystyle mu B lt infty nbsp gilt m A B m A m B displaystyle mu A setminus B mu A mu B nbsp A B R m A B m A B m A m B displaystyle A B in mathcal R Rightarrow mu A cup B mu A cap B mu A mu B nbsp Subadditivitat A i R i 1 2 n m i 1 n A i i 1 n m A i displaystyle A i in mathcal R i 1 2 dotsc n Rightarrow mu left bigcup i 1 n A i right leq sum i 1 n mu A i nbsp s displaystyle sigma nbsp Superadditivitat Seien A i R i 1 2 displaystyle A i in mathcal R i 1 2 dotsc nbsp paarweise disjunkt mit i 1 A i R displaystyle bigcup i 1 infty A i in mathcal R nbsp Dann folgt aus der Additivitat und Monotonie m i 1 A i i 1 m A i displaystyle mu left bigcup i 1 infty A i right geq sum i 1 infty mu A i nbsp Falls m displaystyle mu nbsp endlich ist also fur alle A R m A lt displaystyle A in mathcal R Rightarrow mu A lt infty nbsp gilt dann gilt die Siebformel von Poincare und Sylvester m i 1 n A i k 1 n 1 k 1 I 1 n I k m i I A i displaystyle mu left bigcup i 1 n A i right sum k 1 n 1 k 1 sum I subseteq 1 dotsc n atop I k mu left bigcap i in I A i right nbsp dd mit A i C displaystyle A i in mathcal C nbsp fur i 1 n displaystyle i in 1 dotsc n nbsp Abgeleitete Begriffe BearbeitenEin Inhalt heisst endlich wenn m A lt displaystyle mu A lt infty nbsp fur alle A C displaystyle A in mathcal C nbsp gilt Ein Inhalt heisst s endlich wenn es eine Zerlegung A i i N displaystyle A i i in mathbb N nbsp von W displaystyle Omega nbsp in C displaystyle mathcal C nbsp gibt so dass m A i lt displaystyle mu A i lt infty nbsp fur alle i N displaystyle i in mathbb N nbsp gilt Fortsetzung von Inhalten BearbeitenMan kann zu jedem Inhalt m displaystyle mu nbsp auf dem Halbring H displaystyle mathcal H nbsp einen Inhalt m displaystyle mu nbsp auf dem von H displaystyle mathcal H nbsp erzeugten Ring R displaystyle mathcal R nbsp konstruieren Aufgrund der Eigenschaften eines Halbringes gibt es fur alle A R displaystyle A in mathcal R nbsp paarweise disjunkte Mengen A 1 A 2 A m H displaystyle A 1 A 2 dotsc A m in mathcal H nbsp mit A j 1 m A j displaystyle textstyle A bigcup j 1 m A j nbsp Indem man m displaystyle mu nbsp durch m A j 1 m m A j displaystyle mu A sum j 1 m mu A j nbsp definiert erhalt man eine eindeutig bestimmte Fortsetzung m displaystyle mu nbsp Die Fortsetzung m displaystyle mu nbsp ist genau dann s displaystyle sigma nbsp endlich wenn m displaystyle mu nbsp s displaystyle sigma nbsp endlich ist Verwandte Konzepte BearbeitenWahrscheinlichkeitsinhalt Bearbeiten Ein Inhalt m displaystyle mu nbsp wird ein Wahrscheinlichkeitsinhalt genannt wenn die Grundmenge W displaystyle Omega nbsp im Mengensystem C displaystyle mathcal C nbsp enthalten ist und m W 1 displaystyle mu Omega 1 nbsp gilt 4 Signierter Inhalt Bearbeiten Ein signierter Inhalt ist eine Mengenfunktion n displaystyle nu nbsp auf einem Mengensystem M displaystyle mathcal M nbsp das abgeschlossen bezuglich endlichen Vereinigungen ist und die leere Menge enthalt fur die gilt n 0 displaystyle nu emptyset 0 nbsp Die Bildmenge der Mengenfunktion ist displaystyle infty infty nbsp oder displaystyle infty infty nbsp Es gilt endliche Additivitat also n A B n A n B displaystyle nu A cup B nu A nu B nbsp fur disjunkte A B M displaystyle A B in mathcal M nbsp 5 Literatur BearbeitenJurgen Elstrodt Mass und Integrationstheorie 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 89727 9 doi 10 1007 978 3 540 89728 6 Achim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 3 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 36017 6 doi 10 1007 978 3 642 36018 3 Klaus D Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2 durchgesehene Auflage Springer Verlag Heidelberg Dordrecht London New York 2011 ISBN 978 3 642 21025 9 doi 10 1007 978 3 642 21026 6 Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2011 S 44 Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 2013 S 12 Elstrodt Mass und Integrationstheorie 2009 S 27 Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2011 S 194 Elstrodt Mass und Integrationstheorie 2009 S 277 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inhalt Masstheorie amp oldid 233541045