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Ein Mengen Halbring auch Mengen Semiring genannt ist ein spezielles Mengensystem in der Masstheorie einem Teilgebiet der Mathematik welches die Grundlage fur die moderne Integrationstheorie und Stochastik bildet Aufgrund ihrer guten Handhabbarkeit werden Halbringe beispielsweise als Definitionsbereiche von Inhalten verwendet die dann schrittweise zu Massen erweitert werden Ebenso sind sie beliebte Erzeuger von s Algebren insbesondere der Borelschen s Algebra da nach dem Masseindeutigkeitssatz ein Mass durch seine Werte auf einem Halbring bereits auf der erzeugten s Algebra eindeutig festgelegt ist Die Definition wurde von John von Neumann als Verallgemeinerung eines Mengenrings eingefuhrt 1 Der hier verwendete Begriff des Halbrings unterscheidet sich grundlegend von dem eines Halbrings im Sinne der Algebra also einer speziellen algebraischen Struktur Beide stehen nicht in engem Zusammenhang Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Eigenschaften 4 Operationen 4 1 Schnitte von Halbringen 4 2 Produkte von Halbringen 4 3 Spur eines Halbrings 5 Aquivalente Definitionen 6 Halbringe im engeren Sinne 7 Verwandte Mengensysteme 7 1 Mengenringe 7 2 Semi Algebren 7 3 Weitere Mengensysteme 8 Literatur 9 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenSei W displaystyle Omega nbsp eine beliebige Menge Ein Mengensystem H displaystyle mathcal H nbsp von Teilmengen von W displaystyle Omega nbsp heisst ein Mengenhalbring oder Halbring uber W displaystyle Omega nbsp wenn folgende drei Eigenschaften erfullt sind 2 H displaystyle mathcal H nbsp enthalt die leere Menge H displaystyle emptyset in mathcal H nbsp H displaystyle mathcal H nbsp ist durchschnittsstabil das heisst wenn A H displaystyle A in mathcal H nbsp und B H displaystyle B in mathcal H nbsp so ist auch A B H displaystyle A cap B in mathcal H nbsp Die Differenz zweier Mengen A B displaystyle A B nbsp aus H displaystyle mathcal H nbsp lasst sich als endliche Vereinigung von paarweise disjunkten Mengen aus H displaystyle mathcal H nbsp darstellen Es existieren also immer paarweise disjunkte Mengen C 1 C 2 C n displaystyle C 1 C 2 dotsc C n nbsp aus H displaystyle mathcal H nbsp sodassA B i 1 n C i displaystyle A setminus B bigcup i 1 n C i nbsp dd dd Beispiele BearbeitenUber jeder beliebigen Menge W displaystyle Omega nbsp ist H 1 displaystyle mathcal H 1 emptyset nbsp der kleinste und die Potenzmenge H 2 P W displaystyle mathcal H 2 mathcal P Omega nbsp der grosste mogliche Mengenhalbring Beide enthalten trivialerweise die leere Menge Der Halbring H 1 displaystyle mathcal H 1 nbsp ist schnittstabil da die leere Menge mit sich selbst geschnitten wieder die leere Menge ist Dasselbe gilt fur die Differenz der leeren Menge mit sich selbst Die Aussagen fur H 2 displaystyle mathcal H 2 nbsp folgen aus der Tatsache dass die Potenzmenge alle Teilmengen enthalt und daher stabil gegenuber allen Mengenoperationen ist Ein in der Anwendung wichtiger Halbring uber den reellen Zahlen R displaystyle mathbb R nbsp ist das Mengensystem der endlichen rechts halboffenen Intervalle I a b a b R a b displaystyle mathcal I a b mid a b in mathbb R a leq b nbsp Halbringe dieser Art werden haufig als Erzeuger fur die Borelsche s Algebra auf R displaystyle mathbb R nbsp gewahlt teils mit leichten Abwandlungen links offene rechts geschlossene Intervalle nur rationale Grenzen etc Halbringe dieser Art lassen sich auch auf dem R n displaystyle mathbb R n nbsp formulieren wo sie ebenfalls als Erzeuger fur die Borelsche s Algebra auf R n displaystyle mathbb R n nbsp dienen Setzt man fur a a 1 a 2 a n R n displaystyle a a 1 a 2 dotsc a n in mathbb R n nbsp und b b 1 b 2 b n R n displaystyle b b 1 b 2 dotsc b n in mathbb R n nbsp als Intervalle a b x R n a 1 x 1 lt b 1 a 2 x 2 lt b 2 a n x n lt b n displaystyle a b x in mathbb R n mid a 1 leq x 1 lt b 1 a 2 leq x 2 lt b 2 dotsc a n leq x n lt b n nbsp und definiert a b displaystyle a leq b nbsp genau dann wenn a i b i displaystyle a i leq b i nbsp fur alle i 1 n displaystyle i 1 dotsc n nbsp so ist I n a b a b R n a b displaystyle mathcal I n a b mid a b in mathbb R n a leq b nbsp ein Halbring der aus n displaystyle n nbsp dimensionalen endlichen rechts halboffenen Intervallen Quadern besteht Ein Spezialfall hiervon sind die dyadischen Elementarzellen Hier liegen die Eckpunkte der Intervalle alle auf einem Gitter Eigenschaften BearbeitenAus der Durchschnittsstabilitat folgt induktiv dass auch jeder nichtleere endliche Durchschnitt von Elementen des Mengenhalbrings H displaystyle mathcal H nbsp in ihm enthalten ist d h fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp gilt A 1 A n H A 1 A n H displaystyle A 1 dotsc A n in mathcal H Rightarrow A 1 cap dotsb cap A n in mathcal H nbsp Mengenhalbringe treten insbesondere als Erzeugendensysteme von s Algebren auf Aufgrund der Durchschnittsstabilitat der Halbringe folgt dabei nach dem Dynkinschen p l Satz dass die von einem Halbring erzeugte s Algebra gleich dem erzeugten Dynkin System ist es gilt also s H d H displaystyle sigma mathcal H delta mathcal H nbsp Ebenso sind daher nach dem Masseindeutigkeitssatz Masse bereits durch die Angabe ihrer Werte auf dem Halbring eindeutig bestimmt Operationen BearbeitenSchnitte von Halbringen Bearbeiten Im Gegensatz zu den meisten Mengensystemen der Masstheorie ist der Schnitt von Halbringen also das Mengensystem H 1 H 2 A W A H 1 und A H 2 displaystyle mathcal H 1 cap mathcal H 2 A subset Omega A in mathcal H 1 text und A in mathcal H 2 nbsp im Allgemeinen kein Halbring Gegenbeispiel sind die Halbringe H 1 1 4 2 3 1 2 3 4 displaystyle mathcal H 1 emptyset 1 4 2 3 1 2 3 4 nbsp und H 2 1 2 3 4 1 2 3 4 displaystyle mathcal H 2 emptyset 1 2 3 4 1 2 3 4 nbsp Dann ist H 1 H 2 1 1 2 3 4 displaystyle mathcal H 1 cap mathcal H 2 emptyset 1 1 2 3 4 nbsp kein Halbring Produkte von Halbringen Bearbeiten Definiert man fur zwei Mengensysteme M 1 displaystyle mathcal M 1 nbsp und M 2 displaystyle mathcal M 2 nbsp auf W 1 displaystyle Omega 1 nbsp und W 2 displaystyle Omega 2 nbsp das Produkt dieser Mengensysteme als M 1 M 2 A B W 1 W 2 A M 1 B M 2 displaystyle mathcal M 1 times mathcal M 2 A times B subset Omega 1 times Omega 2 A in mathcal M 1 B in mathcal M 2 nbsp so ist das Produkt von zwei Halbringen wieder ein Halbring Denn sind H 1 H 2 displaystyle mathcal H 1 mathcal H 2 nbsp Halbringe und A 1 B 1 H 1 displaystyle A 1 B 1 in mathcal H 1 nbsp sowie A 2 B 2 H 2 displaystyle A 2 B 2 in mathcal H 2 nbsp so sind A 1 A 2 displaystyle A 1 times A 2 nbsp und B 1 B 2 displaystyle B 1 times B 2 nbsp in H 1 H 2 displaystyle mathcal H 1 times mathcal H 2 nbsp enthalten Da aber A 1 A 2 B 1 B 2 A 1 B 1 A 2 B 2 displaystyle A 1 times A 2 cap B 1 times B 2 A 1 cap B 1 times A 2 cap B 2 nbsp gilt A 1 B 1 displaystyle A 1 cap B 1 nbsp in H 1 displaystyle mathcal H 1 nbsp liegt und A 2 B 2 displaystyle A 2 cap B 2 nbsp in H 2 displaystyle mathcal H 2 nbsp ist A 1 A 2 B 1 B 2 H 1 H 2 displaystyle A 1 times A 2 cap B 1 times B 2 in mathcal H 1 times mathcal H 2 nbsp das Produkt ist also schnittstabil Eine analoge Uberlegung unter Verwendung von A 1 A 2 B 1 B 2 A 1 B 1 A 2 B 2 A 1 B 1 A 2 B 2 A 2 B 2 A 1 B 1 displaystyle A 1 times A 2 setminus B 1 times B 2 lbrack A 1 setminus B 1 times A 2 setminus B 2 rbrack cup lbrack A 1 setminus B 1 times A 2 cap B 2 rbrack cup lbrack A 2 setminus B 2 times A 1 cap B 1 rbrack nbsp liefert die Differenzeigenschaft eines Halbringes fur die Produkte Beispiel fur die Stabilitat von Halbringen unter Produktbildung sind die Mengensysteme der halboffenen Intervalle im obigen Beispiel fur die I 2 I I displaystyle mathcal I 2 mathcal I times mathcal I nbsp gilt Fur viele weitere Mengensysteme der Masstheorie wie Ringe Algebren und s Algebren gilt im Allgemeinen nicht dass ein Produkt dieser Mengensysteme wieder ein Mengensystem gleicher Art ist Enthalten Mengensysteme jedoch jeweils einen Halbring so ist das Produkt stets mindestens ein Halbring Typisches Beispiel hierfur sind Ringe oder Algebren Der als Produkt entstehende Halbring wird dann teils als Erzeugendensystem genutzt um wieder ein Mengensystem mit entsprechender Struktur zu erhalten das die kartesischen Produkte aller Mengen in den einzelnen Mengensystemen enthaltener Mengen enthalt Beispiel hierfur ware die Produkt s Algebra oder das hier definierte Produkt von Ringen R 1 R 2 displaystyle mathcal R 1 boxtimes mathcal R 2 nbsp Spur eines Halbrings Bearbeiten Die Spur eine Halbrings H displaystyle mathcal H nbsp bezuglich einer Menge U displaystyle U nbsp also das Mengensystem H U A U A H displaystyle mathcal H U A cap U A in mathcal H nbsp ist immer ein Halbring unabhangig von der Wahl von U displaystyle U nbsp Aquivalente Definitionen BearbeitenH displaystyle mathcal H nbsp sei ein System von Teilmengen von W displaystyle Omega nbsp Wenn A B displaystyle A B nbsp Mengen sind und wenn A B A B B A displaystyle A triangle B A setminus B cup B setminus A nbsp die symmetrische Differenz von A B displaystyle A B nbsp bezeichnet dann sind wegen displaystyle bigcup emptyset emptyset nbsp und A B A A B displaystyle A setminus B A triangle A cap B nbsp sowie A B A A B displaystyle A setminus B A setminus A cap B nbsp folgende Aussagen aquivalent H displaystyle mathcal H nbsp ist ein Mengenhalbring H displaystyle mathcal H cap nbsp ist ein Halbverband und es gilt A B H displaystyle A B in mathcal H Rightarrow nbsp Es gibt paarweise disjunkte C 1 C n H n N displaystyle C 1 dotsc C n in mathcal H n in mathbb N nbsp mit A B C 1 C n displaystyle A setminus B C 1 cup dotsb cup C n nbsp H displaystyle emptyset in mathcal H nbsp und es gilt A B H A B H displaystyle A B in mathcal H Rightarrow A cap B in mathcal H nbsp und es existiert ein endliches Teilsystem C H displaystyle mathcal C subseteq mathcal H nbsp dessen Elemente paarweise disjunkt sind mit A B C displaystyle A setminus B bigcup mathcal C nbsp C displaystyle mathcal C nbsp kann hierbei auch leer sein H displaystyle mathcal H neq emptyset nbsp und es gilt A B H A B H displaystyle A B in mathcal H Rightarrow A cap B in mathcal H nbsp und es gibt paarweise disjunkte C 1 C n H n N displaystyle C 1 dotsc C n in mathcal H n in mathbb N nbsp mit A B C 1 C n displaystyle A triangle B C 1 cup dotsb cup C n nbsp H displaystyle mathcal H neq emptyset nbsp und es gilt A B H A B H displaystyle A B in mathcal H Rightarrow A cap B in mathcal H nbsp und falls B A displaystyle B subseteq A nbsp gilt gibt es paarweise disjunkte C 1 C n H n N displaystyle C 1 dotsc C n in mathcal H n in mathbb N nbsp mit A B C 1 C n displaystyle A setminus B C 1 cup dotsb cup C n nbsp Ausserdem ergibt sich induktiv C 1 C n H n N displaystyle C 1 dotsc C n in mathcal H n in mathbb N nbsp sind paarweise disjunkt C 1 C n C 1 C n displaystyle Rightarrow C 1 cup dots cup C n C 1 triangle dotsb triangle C n nbsp Halbringe im engeren Sinne BearbeitenManche Autoren nennen das oben definierte Mengensystem einen Semiring Halbring im weiteren Sinne i w S und definieren noch einen Semiring Halbring im engeren Sinne i e S als eine Mengensystem W displaystyle mathcal W nbsp 3 das die leere Menge enthalt das schnittstabil ist in dem gilt dass fur alle A B W displaystyle A B in mathcal W nbsp mit A B displaystyle A subset B nbsp ein n N displaystyle n in mathbb N nbsp existiert sodass paarweise disjunkte C 1 C n displaystyle C 1 dotsc C n nbsp aus W displaystyle mathcal W nbsp existieren fur dieB A i 1 n C i displaystyle B setminus A bigcup i 1 n C i nbsp dd dd gilt und zusatzlichA i 1 k C i W displaystyle A cup bigcup i 1 k C i in mathcal W nbsp dd dd fur alle k 1 n displaystyle k in 1 dots n nbsp dd Verwandte Mengensysteme BearbeitenMengenringe Bearbeiten Jeder Mengenring ist ein Mengenhalbring jedoch ist nicht jeder Mengenhalbring ein Mengenring Uber der Grundmenge W 0 1 2 3 4 displaystyle Omega 0 1 2 3 4 nbsp ist das Mengensystem H 1 2 3 1 2 3 displaystyle mathcal H emptyset 1 2 3 1 2 3 nbsp ein Halbring aber kein Mengenring da es nicht differenzstabil ist Verwendet man einen Halbring H displaystyle mathcal H nbsp als Erzeuger eines Ringes so hat der erzeugte Ring die Form R j 1 n A j A 1 A n H A j paarweise disjunkt displaystyle mathcal R left left bigcup j 1 n A j right A 1 dotsc A n in mathcal H quad A j text paarweise disjunkt right nbsp Semi Algebren Bearbeiten Per Definition ist jeder Halbring im engeren Sinn im weiteren Sinn genau dann eine Semialgebra im engeren Sinn im weiteren Sinn wenn er die Obermenge W displaystyle Omega nbsp enthalt Beispiel fur einen Halbring der keine Semialgebra ist ware somit der Halbring H 1 2 3 1 2 3 displaystyle mathcal H emptyset 1 2 3 1 2 3 nbsp auf der Grundmenge W 0 1 2 3 4 displaystyle Omega 0 1 2 3 4 nbsp Weitere Mengensysteme Bearbeiten Da jeder Mengenring ein Halbring ist sind Mengenalgebren s Ringe d Ringe und s Algebren immer auch Halbringe da sie alle auch Ringe sind Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht wie das obige Beispiel zeigt Literatur BearbeitenJurgen Elstrodt Mass und Integrationstheorie 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 89727 9 doi 10 1007 978 3 540 89728 6 Ernst Henze Einfuhrung in die Masstheorie 2 uberarbeitete Auflage Bibliographisches Institut Mannheim u a 1985 ISBN 3 411 03102 6 Caratheodory s Extension Skript bei probability net PDF Datei 115 kB Einzelnachweise Bearbeiten Elstrodt Mass und Integrationstheorie 2009 S 20 Elstrodt Mass und Integrationstheorie 2009 S 20 Norbert Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie Eine Einfuhrung 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 45386 1 S 13 doi 10 1007 978 3 642 45387 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Halbring Mengensystem amp oldid 233501576