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Schwermaschinenbau Wildau ist ein 1890 begrundeter Industriestandort in der brandenburgischen Stadt Wildau am sudostlichen Stadtrand von Berlin Im Laufe der Jahrzehnte wurden hier unter anderem Lokomotiven Flugzeuge Rustungsguter und Maschinenteile hergestellt Schichtwechsel 1957Das ansassige Unternehmen war zunachst die BMAG Berliner Maschinenbau AG vormals Louis Schwartzkopff nach dem Zweiten Weltkrieg zunachst die LOWA Vereinigung volkseigener Betriebe des Lokomotiv und Waggonbaus ab 1950 ABUS Ausrustungen fur Bergbau und Schwerindustrie ab 1969 das SKET Schwermaschinenbau Kombinat Ernst Thalmann und ab 1990 die SMB Schwermaschinenbau AG Wildau Im nordlichen Werksteil produzierten ab 1907 die Maffei Schwartzkopff Werke ab 1936 die AEG 1949 wurden beide Werksteile vereinigt Von 1952 bis 1990 trug das Wildauer Werk den Namen des Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission der DDR Heinrich Rau Das Gelande des durch die Treuhandanstalt zerschlagenen Industriestandorts wird heute durch die Technische Fachhochschule Wildau sowie einige kleinere Nachfolgefirmen des Schwermaschinenwerks u A SMB Wildau GmbH genutzt Inhaltsverzeichnis 1 Schwartzkopffs Lokomotivfabrik 2 Rustungsproduktion im Zweiten Weltkrieg 3 Besetzung und Nachkriegszeit 4 VEB Schwermaschinenbau Heinrich Rau 5 Der Standort Wildau seit 1990 6 EinzelnachweiseSchwartzkopffs Lokomotivfabrik Bearbeiten nbsp 1 B Guterzuglok Weishaupt Im Jahr 1897 kaufte die Berliner Maschinenbau AG BMAG in Wildau ein grosses direkt an der Gorlitzer Bahn gelegenes Grundstuck um eine Lokomotivfabrik zu errichten Die Anbindung an die Dahme und damit der Wasserstrasse Richtung Spree wurde mittels eines Stichkanals realisiert Bereits drei Jahre spater erfolgte die Betriebsubergabe der Fabrik Ab 1910 wurden auch elektrische Lokomotiven gebaut der wirtschaftliche Erfolg hielt an So konnte 1913 die 5000 Lok ausgeliefert werden Die Berliner Maschinenbau AG entwickelte sich aus der Mitte des 19 Jahrhunderts von Louis Schwartzkopff in Berlin gegrundeten Eisengiesserei und Maschinenfabrik Diese Unternehmung entwickelte sich schnell und stellte Bergwerksausrustung Dampfpumpen Weichen Eisenbahnschwellen Drehscheiben und auch Gewehre und Geschutzteile her 1867 stellte die damalige Eisengiesserei und Maschinenfabrik von L Schwartzkopff ihre erste Lokomotive eine 1 B Guterzuglok Weishaupt fur die Niederschlesisch Markische Eisenbahn her 1 Zur Zeit der Wildauer Werkseroffnung lebte der Grunder bereits nicht mehr das Unternehmen wurde von den Direktoren Klemperer Rumschottel Eich Bachmeyer und Schreibhardt geleitet 2 Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 profitierte die AG sehr bald von der Produktion von Kriegsgutern Musste die Produktion im Werk in Wildau anfanglich noch durch Einberufungen und Einstellung von Auftragen an verfeindetes Ausland gedrosselt werden wurden bald Lokomotiven und Torpedoteile fur den Kriegseinsatz gebaut Im Jahr 1915 wurde eine moderne Hammerschmiede eingeweiht 1917 die autogene Metallbearbeitung mit dem Bau einer Wasserstofferzeugungsanlage eingefuhrt und 1918 eine Wasserenteisungsmaschine erbaut Schon 1916 wurde ein Kriegsgefangenenlager im Werk errichtet um den Arbeitskraftemangel auszugleichen 3 Nach dem Ersten Weltkrieg wurden weiter Vergrosserungen des Werks vorgenommen Im Jahr 1922 erhielt es den grossten Sammelauftrag der Reichsbahn uber 700 Heissdampflokomotiven Das Werksgelande das heute als zusammengehorig wahrgenommen wird war in dieser Zeit entlang des Stichkanals in zwei Betriebe getrennt Im Suden produzierte die BMAG im Norden die Maffei Schwartzkopff Werke die ab 1907 Pumpen Turbinen und Elektromotoren bauten Die Weltwirtschaftskrise machte Anfang der 1930er Jahre auch vor Wildau nicht halt Im Oktober 1930 streikten auch im Werk Wildau die Metallarbeiter und brachten die Produktion in der BMAG zum Stillstand Die Maffei Schwartzkopff Werke wurden geschlossen die Turbinenproduktion nach Munchen verlegt und alle Arbeiter entlassen Rustungsproduktion im Zweiten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Diese Kriegslok der Baureihe 52 erinnert heute auf dem ehemaligen Werksgelande an den Wildauer LokomotivbauIm Zuge der Aufrustung von Reichswehr und Wehrmacht wurden ab 1934 auch in Wildau verstarkt Rustungsguter gefertigt Es ergingen Auftrage fur Geschutze Geschutzrohre Minenwerfer Kartuschen Flugzeug Propellernaben Teile fur Torpedos sowie U Bootausrustungen Die geschlossenen Werksanlagen nordlich des Stichkanals wurden 1936 von der AEG ubernommen und stellten ab 1938 nur noch Rustungsguter fur die Luftwaffe her Es wurde praktisch ein Zweigbetrieb der Junkerswerke Dessau der Flugzeugrumpfe Zellen und andere Flugzeugteile fertigte Diese wurden mit der Reichsbahn zu den Henschel Flugzeugwerken auf dem Gelande des heutigen Flughafens Berlin Brandenburg transportiert und dort fertigmontiert Bei der BMAG wurden 1940 die letzten Schnellzuglokomotiven gebaut Das Unternehmen wurde komplett auf Rustungsproduktion umgestellt und stellte nun sogenannte Kriegslokomotiven der Baureihe 52 her Insgesamt verliessen 6719 Stuck das Werk in Wildau Der Anteil der direkten Rustungsguter betrug ein Drittel der Produktion Zwei Drittel machte der Lokomotivbau aus 4 Ab 1942 wurden Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Wildau interniert und zur Arbeit in den Industriebetrieben beim Bau der Luftschutzstollen und in der Landwirtschaft eingesetzt Insgesamt gab es bis Kriegsende 13 Lager in der Ortschaft das grosste davon direkt an der Jahnstrasse Etwa 10 000 Menschen wurden 1945 so festgehalten davon arbeiteten 6000 bei der BMAG 5 Die russische Arztin Galina Romanowa war eine Schlusselfigur des organisierten Widerstands unter den Zwangsarbeitern in Wildau Berlin und Oranienburg Sie wurde wie auch Nikolaj Romanenko sowie Aleksej Kalenycenko welche in Wildau arbeiten mussten durch den NS Volksgerichtshof verurteilt und 1944 hingerichtet Nikolaj Romanenko war Dolmetscher und Lageraltester im Wildauer Lager fur Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion Konstantin Zadkevic war der Kopf dieser Gruppe und hatte Verbindungen zur Widerstandsgruppe Europaische Union Widerstandsgruppe um Robert Havemann 6 Heute erinnern nur noch Fundamente der Baracken und die Westhangtreppe ein Gedenkstein auf dem Wildauer Friedhof ein Erinnerungsort auf dem Campus der Technischen Hochschule direkt neben der Lokomotive und ein Denkmal vor der Schwimmhalle in der Jahnstrasse an die Leiden dieser Menschen Am 8 Marz 1944 wurde das Werk Ziel eines alliierten Bombenangriffs der einige Schaden anrichtete aber die Produktion nur kurz beeintrachtigen konnte Das Werk erhielt ab 1943 Splitterschutzgraben und am Westhang errichtete man fur die Arbeiter ein Bunkersystem Die Wildauer Arbeiter Paul Schutze und Otto Grabowski wurden 1944 hingerichtet da sie aktiv im Widerstand gegen Nationalsozialismus und Krieg tatig waren Besetzung und Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Ingenieure im VEB ABUS Wildau 1951Am 25 April 1945 wurde Wildau von der sowjetischen Armee besetzt Der Ort erhielt einen sowjetischen Ortskommandanten Der sowjetische Betriebskommandant Tarassow war fur den Weiterbetrieb und die Demontage des Wildauer Werkes in dieser Zeit zustandig Diese erfolgte ab dem Juni 1945 die letzte Lokomotive eine E h 2 Lok verliess das Werk im November 1945 und wurde bei der Reichsbahn unter der Nummer 42 856 in Bruck Mark in Dienst gestellt Die Demontage zog sich bis 1946 hin und endete mit dem kompletten Leerstand aller Hallen Die Produktionshallen der AEG wurden sogar bis 1948 vollstandig niedergerissen nur das Verwaltungsgebaude blieb bestehen Am 3 Februar 1949 wurde die LOWA Lokomotivbau Wildau VEB gegrundet damit wurden die Reste beider Schwartzkopff Werke zu einem Volkseigenen Betrieb Die erste Produktion mittels alter schrottreifer Maschinen umfasste die Reparaturen von Waggons Haldenpflugen fur die UdSSR aber auch den Bau von Aschekasten Auf der Leipziger Messe 1950 wurde dann schon eine dieselgetriebene Feldbahnlok vorgestellt die in Wildau produziert wurde 7 Auf Anordnung der SMAD wurde im Juni 1950 der VEB in ABUS Ausrustungen fur Bergbau und Schwerindustrie umbenannt Wildau sollte sich zukunftig nicht mehr mit Lokomotivbau beschaftigen und sich auf den Schwermaschinenbau spezialisieren VEB Schwermaschinenbau Heinrich Rau Bearbeiten nbsp Jugendbrigade 1984Im Jahr 1951 arbeiteten wieder 2000 Menschen in dem Werk das jetzt auch Walzwerksausrustungen herstellte Die sowjetischen Soldaten verliessen das Werk Im Jahr 1952 wurde der Betrieb in Schwermaschinenbau Heinrich Rau SHR umbenannt es wurde die neu erbaute Schmiede eroffnet 1954 wurde die Betriebspoliklinik eroffnet sowie das Sportstadion in Hoherlehme erbaut Im Jahr 1969 wurde das Werk Teil des Schwermaschinenbaukombinats Ernst Thalmann SKET mit Hauptsitz in Magdeburg Der Wildauer Betrieb hatte ca 3500 Beschaftigte und produzierte vorrangig Kurbelwellen fur Schiffsdieselmotoren uberwiegend Export Walzlager Maschinen fur die Rohrproduktion aber auch Konsumguter fur den Binnenmarkt der DDR Mit viel freiwilliger Arbeit verbunden wurde 1970 die Sport und Schwimmhalle eroffnet Der Standort Wildau seit 1990 BearbeitenNach der politischen Wende und noch vor dem Ende der DDR wurde am 1 Juli 1990 die Schwermaschinenbau AG Wildau SMB gegrundet Sie gehorte zu 100 Prozent der Treuhandanstalt Alle sozialen Betriebseinrichtungen wurden geschlossen oder an die Gemeinde Wildau ubergeben Im Dezember 1991 hatte das Werk noch 1700 Mitarbeiter Im Juni 1993 wurde das Ringwalzwerk stillgelegt Im Dezember 1993 betrug die Mitarbeiterzahl noch 700 Im August 1994 wurde die Wildauer Kurbelwellen GmbH ausgegrundet Zusammen mit den Schmiedewerken Groditz gehort dieser Betrieb seit 1997 zur Georgsmarienhutte Holding GmbH Die SMB Sondermaschinenbau GmbH Wildau seit 2018 SMB Wildau GmbH wird mit 129 Mitarbeitern gegrundet Die Schwermaschinenbau Aktiengesellschaft geht am 1 Marz in die Liquidation Die Technische Hochschule Wildau FH erwarb einen nordlichen Teil des ehemaligen Betriebsgelandes und errichtete dort ihren neuen Campus 8 Einzelnachweise Bearbeiten N N 100 Jahre Industriestandort Wildau Hoherlehme In Wildauer Heimatbuch Horb am Neckar 1999 S 48 ff Geschaftsberichte der Berliner Maschinenbau Aktien Gesellschaft vormals L Schwartzkopff 1901 1941 Digitalisat bei der Universitatsbibliothek Mannheim abrufbar 1 H J Caesar B Welsch H Zissel Unser Werk VEB Schwermaschinenbau Heinrich Rau Wildau In Wildauer Heimatbuch Band II Horb am Neckar 2001 S 35 H J Ceasar B Welsch H Zissel Unser Werk VEB Schwermaschinenbau Heinrich Rau Wildau In Wildauer Heimatbuch Band II Horb am Neckar 2001 S 33 U Bohm Die Fremdarbeiter in Wildau In Wildauer Heimatbuch Band II Horb am Neckar 2001 S 18 Johannes Tuchel Der vergessene Widerstand Wallstein Verlag 2005 S 120 H J Ceasar B Welsch H Zissel Unser Werk VEB Schwermaschinenbau Heinrich Rau Wildau In Wildauer Heimatbuch Band II Horb am Neckar 2001 S 56 H J Ceasar B Welsch H Zissel Unser Werk VEB Schwermaschinenbau Heinrich Rau Wildau In Wildauer Heimatbuch Band II Horb am Neckar 2001 S 140 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwermaschinenbau Wildau amp oldid 237702446