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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gravimetrie Begriffsklarung aufgefuhrt Der Begriff Gravimetrie von lateinisch gravitas Schwere und metrie von griechisch tὸ metron das Mass bezeichnet die Methoden mit denen das lokale und regionale Schwerefeld der Erde vermessen wird Die Bestimmung dieses fundamentalen Potentialfeldes ist fur Geodasie Geophysik und Technik gleichermassen von Bedeutung In der Geodasie sind lokale Schwerewerte fur die Hohenbestimmung genaue Reduktion des Nivellements und die Geoidbestimmung von Bedeutung in der Geophysik und der Geodynamik fur die Erforschung des Erdinnern und seiner Bewegungen Ferner benotigen prazise Waagen und andere technische Messmethoden gravimetrische Daten zu ihrer Eichung Anhand der unterschiedlichen Starke der Schwerebeschleunigung an verschiedenen Orten lassen sich Aussagen uber die Verteilung der Massen in der Erdkruste und uber die jeweilige Gesteinsdichte treffen Die Interpretation ist allerdings nicht immer eindeutig Umkehrproblem der Potentialtheorie Auch in der Erforschung anderer Himmelskorper Planetologie Erdmond gewinnt die Schweremessung an Bedeutung Schwerefeld der Erde im Sudpolarmeer Blau negative Abweichung Rottone positive Abweichung Inhaltsverzeichnis 1 Messprinzipien 2 Gelande Reduktion und Interpretation 3 Gravimetrische Methoden 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMessprinzipien BearbeitenDie Gravitation lasst sich zum Beispiel aus der Schwingungsdauer eines Pendels oder mit einer Drehwaage bestimmen doch ist die Genauigkeit auf einige Millionstel der Schwerkraft beschrankt Mit modernen Gravimetern die nach dem Prinzip der Federwaage arbeiten sind hingegen relative Messunsicherheiten bis herab zu 5 10 9 erreichbar mit supraleitenden Gravimetern sogar bis 10 11 Seit Beginn der 2000er Jahre wurden mit Methoden der Materiewelleninterferometrie kalter Atome Absolutgravimeter mit Messunsicherheiten der Grossenordnung 10 10 demonstriert 1 Mit dem Messprinzip Freier Fall im Vakuum lasst sich die Schwere auch absolut bestimmen In einer magnetisch abgeschirmten Hochvakuumkammer wird bei einer Temperatur von etwa 1 mK eine Testmasse aus 106 bis 107 Rubidium Atomen fallen gelassen und die Abwartsbewegung mit einer ultrahohen Auflosung gemessen 2 Eine weitere Moglichkeit relative Unterschiede der Schwere zu messen besteht in der Verwendung von Gangunterschieden von Uhren Nach der Allgemeinen Relativitatstheorie ist die Geschwindigkeit von Uhren abhangig von der Position im Gravitationsfeld Aktuelle Atomuhren erreichen Genauigkeiten im Bereich von 10 18 womit Hohen im Gravitationsfeld im Zentimeterbereich relativ zueinander bestimmbar waren 3 Zur spateren Wiederauffindung der Gravimeterpunkte und zur genauen Reduktion der Messungen mussen die geografischen oder die Landeskoordinaten der Messpunkte bestimmt werden Dies erfolgt i d R durch ortliche Einmessung Die lokale Umgebung samt Sperrmassen wird in Punktbeschreibungen dokumentiert Gelande Reduktion und Interpretation BearbeitenVor einer exakten Interpretation der Messergebnisse Erforschung der Erdkruste oder des Erdschwerefeldes mussen sie um den Einfluss des Gelandes reduziert werden Dieser Rechenschritt heisst Gelandereduktion oder topografische Reduktion Hat man sie fruher mit Folien auf Landkarten bestimmt so wird sie heute mit digitalen Gelandemodellen DGM berechnet Die typische Entfernung zwischen den Punkten eines DGM liegt zwischen 50 m und 500 m nbsp Berge krummen die Lotrichtung um bis zu 0 01 und andern die Schwerkraft um bis zu 0 02 weshalb eine Gelandereduktion notig ist Die Schwerkraft hangt mit dem gegenseitigen Abstand der Niveauflachen zusammen wahrend die Lotlinien auf ihnen und auf dem Geoid immer senkrecht stehen Diese Reduktionen und die verbleibenden Schwereanomalien konnen uber 200 Milligal 2 mm s2 erreichen was 0 02 der durchschnittlichen Fallbeschleunigung bedeutet Die Anomalien geben Aufschluss uber geologische Unregelmassigkeiten im Untergrund welche durch abweichende Dichte unterschiedlicher Gesteine durch Erdol oder Erzlagerstatten bzw unterschiedlich tiefen Erdmantel verursacht werden Sie werden bei der Exploration haufig zur Ortung von Lagerstatten genutzt Eine andere Anwendung der Gravimetrie ist die Ermittlung von Niveauflachen des Erdschwerefeldes fur die Geoidbestimmung Das Geoid weicht global um 50 Meter maximal 75 m 110 m vom mittleren Erdellipsoid ab und kann durch dynamische Methoden der Satellitengeodasie heute auf dm genau bestimmt werden Bei gut verteilten Lotrichtungs oder Schweremessungen in Abstanden einiger Kilometer sind sogar Genauigkeiten im Zentimeter Bereich moglich Gravimetrische Methoden Bearbeiten Gravimetrisch nennt man jene Methoden die den Verlauf des Geoids bzw der Niveauflachen durch Messung der Schwerkraft ermitteln bzw Methoden der Angewandten Geophysik welche Rohstoffe und Gesteine der Erdkruste durch Berechnung von Schwereanomalien erforscht zum Unterschied von seismischen elektrischen oder magnetischen Verfahren In flachen Landern sind diese Methoden besonders wirtschaftlich Hingegen sind im Gebirge die Einflusse des Gelandes auf die Schwerkraft nur schwierig zu erfassen Daher sind dort andere Methoden vorteilhafter z B die astrogeodatische Geoidbestimmung Messung der Lotabweichung oder Verfahren der Seismik Siehe auch BearbeitenAngewandte Geophysik Erdmessung Geopotential Gradiometrie Grundlagenvermessung Isostasie Potsdamer Schweresystem SchweregrundnetzLiteratur BearbeitenWolfgang Torge Gravimetry de Gruyter Verlag Berlin 1989 ISBN 978 3 11 010702 9 Lehrbuch 477 S Karl Ledersteger Astronomische und Physikalische Geodasie Erdmessung JEK Band V J B Metzler Verlag Stuttgart 1968 W A Magnizki Theorie der Figur der Erde Lehrbuch der Gravimetrie Moskau 1961 russisch und Verlag fur Bauwesen Ostberlin 1964 340 S Alexander A Kaufman Richard O Hansen Principles of the gravitational method Elsevier Amsterdam 2008 ISBN 978 0 444 52993 0 Jakob Flury Future satellite gravimetry and earth dynamics Springer Dordrecht 2005 ISBN 0 387 29796 0 Rune Floberghagen Lunar gravimetry Kluwer Dordrecht 2002 ISBN 1 4020 0544 XEinzelnachweise Bearbeiten Steven Chu Achim Peters Keng Yeow Chung Measurement of gravitational acceleration by dropping atoms In Nature 1999 400 S 849 852 doi 10 1038 23655 Menoret V Vermeulen P Desruelle B et al Gravity measurements below 10 9 g with a transportable absolut quantum gravimeter Nature ScientificReports 8 2018 abgerufen am 17 August 2018 englisch T L Nicholson S L Campbell R B Hutson G E Marti B J Bloom R L McNally W Zhang M D Barrett M S Safronova G F Strouse W L Tewn J Ye Systematic evaluation of an atomic clock at 2 10 18 total uncertainty In Nature Communications 2015 6 doi 10 1038 ncomms7896 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gravimetrie amp oldid 236888304