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Die Schlosskapelle ist ein Sakralraum im Aschaffenburger Schloss Johannisburg Sie ist Johannes dem Taufer geweiht Schlosskapelle in der Westhalfte des Nordflugels von Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kapelle der mittelalterlichen Burg 1 2 Im Renaissanceschloss 1 3 Zerstorung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau 2 Architektur und Ausstattung 2 1 Portal 2 2 Innenraum 2 3 Altar 2 4 Kanzel 3 Nutzung 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenKapelle der mittelalterlichen Burg Bearbeiten Aus dem Jahr 1285 stammt die alteste schriftliche Erwahnung einer vom Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein geweihten neuen Kapelle in der damaligen Burg 1 auf dem jetzigen Schlossgelande Erzbischof Werner hielt sich ab dem 18 Juli 1283 bis zu seinem Todestag dem 2 April 1284 mehrmals langere Zeit in seiner Nebenresidenz Aschaffenburg auf Die Weihe zu Ehren Johannes des Taufers durfte daher in diesem Zeitraum liegen 2 Auch nach der Zerstorung der Burg im Markgraflerkrieg 1552 bestand im erhalten gebliebenen Bauteil die Kapelle weiter Im Renaissanceschloss Bearbeiten Von 1605 bis zum Einweihungsjahr 1614 liess Kurfurst Erzbischof Johann Schweikhard von Cronberg ein neues Schloss bauen und beauftragte damit den Strassburger Baumeister Georg Ridinger Die umfangreichsten Veranderungen liess Kurfurst Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal vornehmen der 1792 vor anruckenden franzosischen Truppen aus Mainz nach Aschaffenburg geflohen war Nach Planen seines Hofarchitekten Emanuel Herigoyen wurde das Innere des Schlosses gegen Ende des 18 Jahrhunderts klassizistisch umgestaltet In der Schlosskapelle wurden die beiden Emporen geschlossen Hinter dem Altar blieben Treppe und Stein Balustrade erhalten der Aufgang wurde aber zugemauert Nach einem Entwurf des Landbaumeisters Wolfgang Streiter dem Nachfolger Herigoyens baute Zimmermann Andreas Kleber 1803 in die westliche Empore der Kapelle eine geschlossene Patronatsloge mit einem halbrund in den Kirchenraum vorspringenden Erker ein Auf dem Erker halten zwei Putten das Erthal Wappen in den Handen Hofschreiner A Clemens Eckart fertigte zwischen 1800 und 1802 einen mit Reliefszenen geschmuckten Schalldeckel uber der Kanzel im Empire Stil Er wird von einem Adler mit ausgebreiteten Flugeln und einer Blumenranke im Schnabel bekront 3 Zerstorung im Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau Bearbeiten Nachdem bereits im September 1939 die Staatliche Gemaldesammlung ausgelagert worden war wies die Bayerische Schlosserverwaltung am 21 September 1942 das zustandige Landbauamt Aschaffenburg an fur den Altar der Schlosskapelle wegen der steigenden Luftgefahr umfassende Sicherheitsmassnahmen zu treffen Nach Anweisung sollte die 38 cm starke Wand so gestellt werden dass sie bei Luftdruckeinwirkung nicht nach innen gedruckt werden kann und das Kunstwerk beschadigt ebenso sollte mit der Kanzel verfahren werden Wurde das Schloss von den ersten Luftangriffen im Oktober November 1944 noch verschont erhielt es am 21 November 1944 Hauptangriff auf Aschaffenburg funf Sprengbombenvolltreffer Beim zweiten schweren Angriff auf Aschaffenburg am 21 Januar 1945 wurde auch das Schloss schwer getroffen Das Kreuzrippengewolbe der Schlosskapelle sturzte ein doch die Schutzwand hielt Die herannahenden Amerikaner erhielten am Karfreitag dem 30 Marz 1945 Unterstutzung durch Jagdbomber deren Beschuss mit Phosphorgranaten das Schloss wie eine riesige Fackel brennend in sich zusammenfallen liess 4 Erst nach Abriss der Schutzwand im September 1945 konnte man das Ausmass der Schaden am Altar feststellen In den Zwischenraum waren brennende Teile gesturzt Durch die grosse Hitzeentwicklung wurden die Kopfe Arme Beine und Engelsflugel abgeschmolzen bzw abgesprengt Die Teile wurden eingesammelt und in der Wache des Schlosses untergebracht Die Abdeckung des Altars wurde von der Militarregierung genehmigt 5 1951 begann man den Dachstuhl uber der Schlosskapelle zu errichten Zehn Jahre spater wurde das Netzgewolbe rekonstruiert 1962 begann der Ansbacher Bildhauer Ingram Spengler mit der Restaurierung des Alabasteraltars die 1975 vorlaufig abgeschlossen wurde 6 7 Man hat nur die vorhandenen Teile eingesetzt Erganzungen wurden nicht vorgenommen So blieb das Kreuz bis 1985 ohne Corpus Ein Wurzburger Bildhauermeister rekonstruierte den Corpus der 1989 angebracht wurde 1993 kamen aus Amerika vier Alabasterkopfe die sich ein amerikanischer GI aus dem Trummerschutt als Souvenir mitgenommen hatte zuruck nach Aschaffenburg und wurden wieder in den Altar integriert Da die bewegliche Einrichtung und die Kunstschatze wahrend des Krieges ausgelagert waren blieben sie erhalten Sie werden in der Paramentenkammer des Schlosses gezeigt Von allen bedeutenden Raumen des Schlosses hat allein die Kapelle ihre ursprungliche Raumgestalt bewahren konnen Zur 400 Jahrfeier des Schlosses im Jahre 2014 wurde der Altar aufwandig restauriert Eine 10 minutige Video Installation zeigt auf beeindruckende Weise die Geschichte des Altars und erklart seine Bedeutung en Detail Diese Vorfuhrung lauft dreimal pro Stunde jeweils zu den Offnungszeiten des Schlosses Die Kapelle ist fur Besucher nur im Rahmen einer Besichtigung des Schlosses zuganglich Architektur und Ausstattung BearbeitenPortal Bearbeiten nbsp Portal der SchlosskapelleDas Portal zur Schlosskapelle ist ein Gemeinschaftswerk des Schloss Baumeisters Georg Ridinger und des Bildhauers Hans Juncker Das Portal leichter in den Proportionen als die Schlossarchitektur bildet den triumphbogenartigen Rahmen fur die Figuren Beiderseits des Eingangs stehen zwischen kannelierten Saulenpaaren die beiden Johannes Patrone des Schlosses und der Kirche Johannes der Taufer links im Fellgewand mit Lamm und Johannes der Evangelist rechts mit Adler zu den Fussen Uber dem Portal befindet sich ein Relief die Taufe Jesu im Jordan darstellend im Giebel eine gekronte Marienfigur und dem Jesusknaben auf dem Arm Das Portal besteht aus rotem Main Sandstein und die Figuren aus Trachyt Tuff Innenraum Bearbeiten Die Kirche befindet sich in der Westhalfte des Nordflugels angebaut an den Bergfried der mittelalterlichen Burg Der rechteckige Raum zu funf Jochen erstreckt sich uber das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss der Anlage Das Gewolbe ist eine Tonne mit Stichkappen mit Rippen rautenformig figuriert die Rippen ruhen auf Renaissancekonsolen An der Ostseite befindet sich eine Empore uber der Toreinfahrt an der Westseite ein Oratorium Privatempore fur den Hof Die dreijochige Unterwolbung offnet sich gegen das Kirchenschiff mit Rundbogenarkaden die Front zeigt Renaissancedekor Die Fenster sind mit geradem Sturz Mittelpfosten und doppeltem Kreuz in Stein gestaltet Ein Dachreiter mit einer kleinen Glocke zur Schlosskirche gehorig steht auf dem Dach des nordlichen Schlossflugels Zwei Pfosten tragen ein achteckiges Kuppeldach mit Konsolengesims Uber der Kuppel ragt eine hohe Spitze Altar Bearbeiten nbsp Altar Aufnahme von Constantin Samhaber aus dem Jahr 1896 Der Altar ist ein Meisterwerk von Johannes Hans Juncker In schwarzem und achatfarbigem Marmor reicht er bis zum Gewolbescheitel Die 150 Figuren und die Ornamente sind in Alabaster ausgefuhrt 8 In der Mittelbahn uber dem achatfarbenen Marmortabernakel steht von Engeln flankiert eine grosse Kreuzigungsgruppe Jesus Maria Johannes Maria Magdalena und die beiden Schacher im Hintergrund Kriegsvolk Uber der Gruppe halten zwei Engel eine Kartusche mit Christusmonogramm Zu beiden Seiten der Kreuzigungsgruppe befinden sich jeweils funf Reliefs mit Passionsdarstellungen im Auszug ein Relief der Auferstehung Christi flankiert von zwei Engeln mit Kreuz und Geisselsaule aussen die beiden Johannes Im gebrochenen Giebel sitzen zwei Engel die Mitte bildet das Wappen des Erzbischofs Johann Schweickhard Die Seitenteile des Altares werden durch korinthische Saulen vom Mittelfeld getrennt und seitlich durch kleinere Saulen eingerahmt In Muschelnischen steht links der Mainzer Bistums und Aschaffenburger Stadtpatron St Martin von Tours als romischer Soldat der mit einem Bettler seinen Mantel teilt Rechts steht der Erbauer des Schlosses Johann Schweikhard von Cronberg mit dem Modell des Schlosses in der Hand Putten Vasen und Blumenranken erganzen den Altarschmuck 9 Der Altar begonnen 1609 war bis zum Einweihungsjahr 1614 fertig Danach arbeitete Juncker noch vier Jahre an der Kanzel Kanzel Bearbeiten nbsp Kanzel Aufnahme 1896 Die Kanzel vollendete Hans Juncker 1618 10 Auf einem breiten Sockel erhebt sich ein etwas schmalerer Pfeiler in dessen Nischen Mose David und Salomo stehen 11 Auf einem halbrunden Korpus ist der aus grauem Tuff gemeisselte Kanzelkorb aufgesetzt Die Figuren bestehen aus Alabaster der Fries aus rotlichem Marmor An den Lisenen stehen die vier Evangelisten dazwischen sind Alabaster Reliefs mit der Darstellung der vier lateinischen Kirchenvater Ambrosius Hieronymus Augustinus und Gregor eingelassen Am Ubergang zur Stiege ist Christus als Weltenherrscher segnend und die Weltkugel haltend zwischen den Apostelfursten Petrus und Paulus dargestellt An der Stiegenbrustung im Unterbau befindet sich ein Putto mit Akanthusranke an der Brustung ein Engelskopf mit Rankenwerk Schalldeckel von 1802 Empire Stil Erthalzeit Nutzung BearbeitenDie Schlosskapelle gehort zur Pfarrei Unsere Liebe Frau Aschaffenburg in der Pfarreiengemeinschaft St Martin Fur Taufen und Trauungen kann die Schlosskapelle von der Schloss und Gartenverwaltung angemietet werden ebenso fur Konzerte und musikalische Darbietungen oder Lesungen im stilvollen Rahmen Zwei durch einen Mittelgang getrennte Bankreihen mit insgesamt 22 Banken bieten ca 160 Personen Platz Literatur BearbeitenAlois Grimm Aschaffenburger Hauserbuch II Hrsg Hans Bernd Spies und Peter Fleck Geschichts und Kunstverein Aschaffenburg e V Aschaffenburg 1991 ISBN 3 87965 053 5 Schloss Aschaffenburg Amtlicher Fuhrer bearbeitet von Burkard von Roda und Werner Helmberger Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlosser Garten und Seen Munchen 1997 Bernd Pattloch Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Zerstorung und Wiederaufbau 1944 bis 1999 Hrsg Geschichts und Kunstverein Aschaffenburg e V Aschaffenburg 2007 ISBN 978 3 87965 108 5 Thomas Richter Hrsg Der Bildhauer Hans Juncker Wunderkind zwischen Spatrenaissance und Barock Aschaffenburg 2014 ISBN 978 3 7774 2227 5 Einzelnachweise Bearbeiten Gudenus Cod diplom I S 816 Hans Bernd Spies Wann wurde die Kapelle im alten Aschaffenburger Schloss geweiht in Mitteilungen aus dem Stadt und Stiftsarchiv Aschaffenburg Bd 2 Heft 1 Marz 1987 Mitteilung Jakob Heinrich von Hefner Alteneck an den Kunsthistoriker Adolf von Oechelhauser in Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses II S 231 v A Oechelhauser Alois Stadtmuller Aschaffenburg im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffe Belagerung Ubergabe Veroffentlichungen des Geschichts und Kunstvereins Aschaffenburg i K Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg 1970 Bernd Pattloch Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Zerstorung und Wiederaufbau 1944 bis 1999 Geschichts und Kunstverein Aschaffenburg 2007 S 15 Bauchronik des Landbauamtes Staatl Bauamt Aschaffenburg Bayer Verwaltung der Staatlichen Schlosser Garten und Seen Main Echo vom 24 Mai 2013 Der Bildhauer Hans Juncker Wunderkind zwischen Spatrenaissance und Barock hrg von Thomas Richter Aschaffenburg 2014 Schlossbaurechnung 1618 19 Schloss Aschaffenburg Amtlicher Fuhrer bearbeitet von Burkard von Roda und Werner Helmberger Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlosser Garten und Seen Munchen 1997Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlosskapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Johannisburg bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlosser Garten und Seen Schlosskapelle Schlossweinstuben Events49 976166666667 9 1411666666667 Koordinaten 49 58 34 2 N 9 8 28 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlosskapelle Aschaffenburg amp oldid 234825269