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Schloss Martinskirchen ist eine Schlossanlage im Ortsteil Martinskirchen der sudbrandenburgischen Kleinstadt Muhlberg Elbe im Landkreis Elbe Elster Schloss Martinskirchen mit 1991 97 sanierter FassadeEs entstand in den Jahren von 1751 bis 1756 durch den Grafen Friedrich Wilhelm von Bruhl 1699 1760 der die Herrschaft Martinskirchen einige Jahre zuvor mit Hilfe seines Bruders dem kursachsischen Premierminister Heinrich von Bruhl 1700 1763 erworben hatte Das barocke und in der Fassade bereits vom franzosischen Klassizismus beeinflusste Bauwerk gilt als ein fruhes Hauptwerk von Friedrich August Krubsacius 1718 1789 einem Schuler Johann Christoph Knoffels 1686 1752 und befindet sich heute unter Denkmalschutz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Herrschaft Martinskirchen 1 2 Die Errichtung des Schlosses und seine Entwicklung unter den Bruhls und Stephanns 1 3 Von der Bodenreform bis heute 2 Beschreibung 2 1 Lage 2 2 Architektur des Schlosses 2 3 Einstige Wirtschafts und Nebengebaude 3 Weblinks 4 Literatur 5 Anmerkungen und EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHerrschaft Martinskirchen Bearbeiten Im Laufe der Jahrhunderte war das Dorf im Besitz verschiedener Adelsfamilien die in Martinskirchen zum Teil auf unterschiedlichen Rittergutern zur selben Zeit sassen Genannt werden hier die von Monch teilweise auch von Monch von Munch oder Monnich genannt die das sogenannte adlige Rittergut besassen und in Martinskirche von 1346 bis 1593 ansassig waren Weitere hier ansassige Adelsgeschlechter waren die von Korbitz von Seydewitz von Luttichau von Hartitzsch von Wengen und von Wehlen Das in Muhlberg ansassige Kloster Marienstern besass in Martinskirchen ein Klostergut 2 3 4 Nach der im Jahre 1539 erfolgenden Sakularisation des Klosters ging dessen gesamtes Stiftsgebiet im Jahre 1570 im Amt Muhlberg auf 5 Im Jahre 1687 soll dann durch die Vereinigung von funf Martinskirchener Gutern das Rittergut um das noch heute bestehende Schloss entstanden sein 2 3 4 Die Errichtung des Schlosses und seine Entwicklung unter den Bruhls und Stephanns Bearbeiten nbsp Schloss Martinskirchen sudwestliche Ansicht 2014 nbsp Mittelrisalit 2014 nbsp Schloss Martinskirchen sudostliche Ansicht 2014 Das Martinskirchener Schloss wurde unter dem Grafen Friedrich Wilhelm von Bruhl 1699 1760 in den Jahren 1751 bis 1756 im Stil des Dresdner Rokoko errichtet 6 7 8 Die Kosten beliefen sich auf 160 000 Taler 2 Der Adlige war koniglich polnischer und kurfurstlich sachsischer Geheimer Rat Landeshauptmann in Thuringen und Obersteuereinnehmer Er entstammte der einflussreichen Adelsfamilie von Bruhl und hatte 1738 mit Hilfe seines Bruders dem spater beruhmt gewordenen kursachsischen Premierminister Heinrich von Bruhl 1700 1763 die Herrschaft Martinskirchen erworben 6 7 2 Dazu gehorten unter anderem auch die beiden Lehnsguter Altbelgern und Brottewitz sowie das Vorwerk Langenrieth Sein alterer Bruder der kursachsische Premierminister Heinrich von Bruhl nutzte das Schloss dann auch als Jagd und Lustschloss 7 nbsp Martinskirchen auf einem Urmesstischblatt um 1847 nbsp Schloss Martinskirchen 1911 Als Baumeister des Martinskirchener Schlosses das ursprunglich eigentlich als zweigeschossiger Bau errichtet werden sollte gilt Friedrich August Krubsacius 1718 1789 Krubsacius war ein Schuler des Dresdner Oberlandbaumeisters Johann Christoph Knoffel 1686 1752 und Schloss Martinskirchen gilt zwar als eines seiner fruhen Werke aber gleichzeitig auch als eines seiner Hauptwerke Er wurde noch wahrend der Bauzeit des Schlosses im Jahre 1755 zum kursachsischen Hofbaumeister ernannt Im Umfeld des Schlosses wurden grosszugig Park und Gartenanlagen angelegt Sudlich des Schlosses entstand der sogenannte Franzosische Garten mit zierlich verschnittenen Hecken Bosketten und Springbrunnen 7 Nach dem Tod Friedrich Wilhelm von Bruhls ging der Besitz in Martinskirchen an seinen Sohn Hans Moritz von Bruhl 1736 1809 Der Besitz in Martinskirchen wurde verpachtet 7 9 10 Das Schloss wechselte im Jahre 1795 schliesslich fur 153 000 Taler in den Besitz der einflussreichen Kaufmannsfamilie Stephann aus Torgau Der Kaufer Andreas Christoph Stephann 1801 ein kursachsischer Kammerkommissar hatte sein Vermogen nicht ganz unumstritten mit Holzhandel gemacht indem er sachsisches Holz uber die Elbe nach Hamburg bringen liess und dort mit vielfachen Gewinn verkaufte 11 Um 1800 ubernahm dann sein Sohn Johann Andreas Christoph Stephann den Martinskirchener Besitz Er veranlasste bald umfangreiche Bauarbeiten auf dem Gelande Dabei musste aus wirtschaftlichen Grunden allerdings auch bald ein Teil der Gartenanlagen weichen Anstelle des Franzosischen Garten wurde ein neuer Wirtschaftshof errichtet 7 9 10 Johann Andreas Christoph Stephann folgte Franz Theodor Stephann dann Ernst Stephann 1847 1897 Ernst Stephann war Mitglied des Deutschen Reichstags starb aber fruh an einem Nervenleiden Dessen Erbe ging zunachst in die Hande seiner Frau Ilka geb Freiin von Babarrzy dann bekam ihn mit vollendetem 25 Lebensjahr deren gemeinsamer Sohn Christoph Horst Stephann 1920 10 Eigentum der Stephanns war es dann noch bis zum Jahre 1945 Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte eine Erbengemeinschaft um Ernst Brendel das Schloss und weitere Guter in Martinskirchen besessen seine Frau Elfriede Brendel eine geborene Stephann war bereits im Sommer 1937 gestorben 9 Von der Bodenreform bis heute Bearbeiten Ende April 1945 wurde Martinskirchen durch die vorruckenden Truppen der 1 Ukrainischen Front der Roten Armee eingenommen Die ortliche Gutsherrschaft war vorher geflohen 9 Es folgte bald die Bodenreform Sie begann im Kreis Bad Liebenwerda bereits im Herbst 1945 Dabei erfolgte gemass der Bodenreformverordnung BRVO die Enteignung und Aufteilung von privatem und staatlichem Grossgrundbesitz uber 100 Hektar mit allen Gebauden lebendem und totem Inventar sowie anderem landwirtschaftlichen Vermogen Bis zum 1 Marz des folgenden Jahres waren im Landkreis Liebenwerda insgesamt 9580 Hektar enteignet und verteilt 12 nbsp Bau von Wohnhausern 1955 nbsp Reinigung einer Kartoffelerntemaschine in der MTS Martinskirchen 1955 Auch die Eigentumer der Guter in Martinskirchen verloren infolge der Uberschreitung der 100 Hektar Hochstgrenze Grund und Boden 12 Ihnen wurden im Zuge dieser Bodenreform einer spater veroffentlichten Kreisstatistik vom 3 April 1948 zufolge 694 Hektar Land enteignet und damit die grosste Flache im gesamten Landkreis 13 Das Martinskirchener Gut wurde zunachst in ein Provinzialgut fur Vieh und Pflanzenzucht verwandelt Im Jahre 1948 wurden die Landereien dann aber doch aufgeteilt wobei 56 Siedlerstellen entstanden Im Oktober 1952 kam es dann zur Grundung der LPG Fortschritt in Martinskirchen welche zunachst 206 Hektar landwirtschaftliche Flache bewirtschaftete Im Schloss beziehungsweise im nun ehemaligen Rittergut war bereits 1949 eine Maschinen und Traktorenstation kurz MTS eingezogen Ausserdem entstanden Anfang der 1950er Jahre nahe dem Schloss ein Gebaude mit Speisesaal und einer Grosskuche fur 250 Personen sowie mit Unterkunften fur 12 Traktoristen und neue Mehrfamilienhauser 14 15 In den 1950er Jahren wurde im Schloss eine landwirtschaftliche Berufsschule mit Internat eingerichtet Ab dem Jahre 1968 ubernahm dann die Gemeinde den westlichen Teil des Schlosses die ihn kommunal nutzte und hier unter anderem eine Schwesternstation einrichtete Die hier immer noch ansassige Berufsschule wurde in den 1970er Jahren wieder ausgegliedert Einige Jahre spater ubernahm die Gemeinde das Gebaude 1985 dann komplett 10 Nach der Wende wurde die Anlage von 1991 bis 1997 durch die Brandenburgische Schlosser GmbH restauriert 8 Die Brandenburgische Schlosser GmbH ist eine von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der brandenburgischen Landesregierung gegrundete gemeinnutzige Gesellschaft Sie wirbt fur das Martinskirchener Schloss bis heute und prasentiert es auf ihren Internetseiten 16 17 Die Restauration des Innenraums begann 1998 wurde aber bislang nicht weitergefuhrt 8 Die Anlage befindet sich gegenwartig im Eigentum der Gemeinde Martinskirchen und das historische Ambiente des prunkvollen Marmorsaals wird sporadisch fur kleinere Konzerte genutzt Aktuell wird ein neuer Eigentumer fur die historische Schlossanlage gesucht 18 17 Beschreibung BearbeitenLage Bearbeiten Die Schlossanlage von Martinskirchen befindet sich etwa dreihundert Meter sudlich des Ortskerns mit der Dorfkirche und vier Kilometer nordwestlich des Stadtkerns der sudbrandenburgischen Kleinstadt Muhlberg Elbe Unmittelbar westlich des Schlossgelandes ist ein alter Flusslauf der Elbe zu finden wo die Reste eines Landschaftsparks erhalten geblieben sind Ihr heutiger Flusslauf befindet sich reichlich einen Kilometer westlich Verkehrstechnisch angebunden ist das Schloss uber die hier entlangfuhrende Kreisstrasse 6214 und touristisch unter anderem uber den Elbe Radweg Architektur des Schlosses Bearbeiten Modell des Schlosses im Miniaturenpark Elsterwerda nbsp Nordseite nbsp Sudseite Beim Martinskirchener Schloss handelt es sich um eine dreigeschossige verputzte Dreiflugelanlage aus Sandstein mit einem Mansarddach In den beiden Dachzonen befinden sich verzierte Gaupen Vom Baustil her gehort die Anlage noch zum Barock In der Fassade des Gebaudes befinden sich schwach ausgebildete Risalite mit flachen Dreiecksgiebeln und Sandsteinreliefs Sie ist bereits vom franzosischen Klassizismus beeinflusst worden 8 Die historische Innenausstattung des Schlosses ist insbesondere in den Nachkriegsjahren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen 8 Der prachtige ovale Marmorsaal ist der das Bauwerk pragendste Raum Er ist ein Beispiel des Dresdner Rokoko und hat eine Lange von 14 Metern 2 Ein hier vorhandenes Deckengemalde stellt die Jagdgottin Diana mit ihrem Gefolge dar und ist ein Werk des italienischen Kunstmalers Stefano Torelli 1712 1784 Der Saal befindet sich in den oberen beiden Stockwerken welche er von der Hohe her vollstandig einnimmt Er besitzt roten Stuckmarmor als Wandverkleidung dem der Saal seinen Namen verdankt Ausserdem gehoren zwei Marmorkamine mit Spiegelaufsatzen zu seiner Ausstattung 7 Beiderseits des Hauptsaals sind in Enfilade angeordnete Gesellschaftsraume und Appartements zu finden 8 Ein weiterer erwahnenswerter Raum im Schloss ist das Jagdzimmer Er ist mit einer grunen Wandvertafelung und Eichenholzschnitzereien die Symbole der Jagd darstellen ausgestattet 7 Sieben Sale und dreiunddreissig Zimmer besitzt das Schloss insgesamt das von der Raumaufteilung her weitgehend unverandert erhalten ist 2 8 Einstige Wirtschafts und Nebengebaude Bearbeiten nbsp Schloss Martinskirchen mit einem 1923 errichtetem Wohnhaus im Osten 2014 Die gesamte Schlossanlage von Martinskirchen wurde inzwischen unter Denkmalschutz gestellt Unter Schutz stehen das Schloss und der sich ihm westlich anschliessende Landschaftspark sowie die beiden Gutshofe Hier wird unter einem sachsischen und einem preussischen Hof unterschieden 1 Der sogenannte Sachsische Hof befindet sich nordlich des Schlosses Dieser Gutshof wird auf die Zeit um das Jahr 1700 datiert und besteht aus Stallungen mit einem Pachterhaus im Norden einem Fachwerkgebaude im Westen und einem sich diesem anschliessenden Wohnhaus mit Mansarddach im Osten 1 8 Der etwa ab dem Jahre 1800 angelegte sogenannte Preussische Hof schliesst sich unmittelbar sudlich des Schlosses an Dieser besteht unter anderem aus einem landwirtschaftlichen Quergebaude einem Ochsenstall und einem Kuhstall mit anschliessendem Wohnhaus einem nach 1950 errichtetem Wohnhaus sowie einem weiteren zweigeschossigen Wohnhaus mit Mansarddach an der Schlosszufahrt welches 1923 errichtet wurde 1 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Martinskirchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt des Fordervereins Schloss Martinskirchen auf den Seiten der Brandenburgischen Schlosser GmbH Das Martinskirchener Schloss auf der stadtischen Homepage von Muhlberg Elbe Schloss Martinskirchen auf einer privaten HomepageLiteratur BearbeitenAngela Beeskow Schloss Martinskirchen Berlin 1993 Schlosser und Garten der Mark hrsg Sibylle Badstubner Groger Freundeskreis Schlosser und Garten der Mark Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Datenbank des Brandenburgischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum Memento des Originals vom 9 Dezember 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot bldam brandenburg de abgerufen am 22 Oktober 2016 a b c d e f Martinskirchen In Die Schwarze Elster Nr 28 1906 heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt a b M Karl Fitzkow Die Junker von Martinskirchen In Arbeitsgemeinschaften der Natur und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes Kreis Bad Liebenwerda Hrsg Heimatkalender fur den Kreis Bad Liebenwerda Bad Liebenwerda 1955 S 82 bis 85 a b M Muhlhaus Die von Munch auf Martinskirchen In Die Schwarze Elster Nr 571 1940 heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt Matthaus Karl Fitzkow Zur alteren Geschichte der Stadt Liebenwerda und ihres Kreisgebietes Hrsg Kreismuseum Bad Liebenwerda Bad Liebenwerda 1961 S 14 a b Lange Altbelgern einst In Die Schwarze Elster Nr 424 1931 kostenlose heimatkundliche Beilage zum Liebenwerdaer Kreisblatt a b c d e f g h Das Martinskirchener Schloss auf der stadtischen Homepage von Muhlberg Elbe abgerufen am 3 September 2017 a b c d e f g h i Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg 2 Auflage 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 682 684 a b c d Die Geschichte des Martinskirchener Schlosses auf der Homepage des Fordervereins abgerufen am 3 September 2017 a b c d Schloss Martinskirchen auf der privaten Homepage www maegel net de abgerufen am 3 September 2017 Roch Bemerkungen uber die Sachsische Forstwirtschaft und Forstkultur Leipzig Halle 1797 S 75 a b Torsten Lehmann Die Durchfuhrung der Bodenreform im Altkreis Liebenwerda In Arbeitsgemeinschaft fur Heimatkunde e V Bad Liebenwerda Hrsg Heimatkalender fur den Altkreis Bad Liebenwerda das Muckenberger Landchen Ortrand am Schraden und Uebigau Falkenberg Bad Liebenwerda 1997 S 101 Fritz Wilhelm Sie kampften fur ein besseres Deutschland Aufzeichnungen uber den antifaschistischen Widerstandskampf im Kreis Liebenwerda Hrsg Kreiskommission zur Erforschung der ortlichen Geschichte der Arbeiterbewegung bei der Kreisleitung der SED Bad Liebenwerda S 123 Max Lindau Die Erbzehnter von Martinskirchen Altbelgern und ihre Nachkommen In Arbeitsgemeinschaften der Natur und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes Kreis Bad Liebenwerda Hrsg Heimatkalender fur den Kreis Bad Liebenwerda Bad Liebenwerda 1962 S 62 bis 66 M Karl Fitzkow Stein auf Stein so wuchs das neue Haus In Arbeitsgemeinschaften der Natur und Heimatfreunde des Deutschen Kulturbundes Kreis Bad Liebenwerda Hrsg Heimatkalender fur den Kreis Bad Liebenwerda Bad Liebenwerda 1959 S 151 Projekte der Brandenburgische Schlosser GmbH auf deren Internetseite abgerufen am 10 September 2017 a b Schloss Martinskirchen auf den Internetseiten der Brandenburgischen Schlosser GmbH abgerufen am 10 September 2017 Eintrag von Schloss Martinskirchen auf www lausitz de abgerufen am 9 September 201751 473061111111 13 203563888889 Koordinaten 51 28 23 N 13 12 12 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Martinskirchen amp oldid 229845580