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Die Cyriakus Schlacht auch Schlacht am Cyriakustag und Schlacht bei Kitzingen war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Wurzburger Domkapitel und den Herren von Henneberg am 8 August 1266 Die beiden Parteien waren wegen der Kandidaten fur die Wurzburger Bischofswahl zerstritten Wahrend die Schlacht ursprunglich als eine der grossten des Mittelalters in Franken angesehen wurde uberwiegt heute die Meinung dass es sich lediglich um einen kleinen Waffengang gehandelt hat Cyriakus SchlachtDie Schlacht auf einer Zeichnung in der Fries Chronik aus dem 16 JahrhundertDatum 8 August 1266Ort Muhlberg zwischen Sulzfeld am Main und Kitzingen 49 43 6 N 10 8 29 O 49 71820216 10 14145374 Koordinaten 49 43 6 N 10 8 29 OCasus Belli Konflikt uber Bischofswahl Bistum WurzburgAusgang Sieg des Wurzburger Domkapitels und der HohenloheKonfliktparteienDomkapitel Wurzburg Hohenlohemehrere Frankische Rittergeschlechter Henneberg CastellBefehlshaberDomdekan Berthold von Sternberg Graf Hermann I von HennebergTruppenstarkeca 600 Wurzburger Burger 50 Berittene 300 bis 600 Reiter Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ablauf der Schlacht 3 Folgen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIn der Vorgeschichte zur Cyriakusschlacht spiegeln sich die Konflikte wider die auch im Heiligen Romischen Reich virulent waren Mit der Absetzung des letzten staufischen Kaisers Friedrich II durch Papst Innozenz IV begann 1245 das Interregnum in dem die Fursten des Reiches nach mehr Macht unabhangig von der Zentralgewalt strebten So gelang es dem Wurzburger Bischof Hermann I von Lobdeburg sein Gebiet zu erweitern Mit dem Erwerb der Burg Botenlauben bei Kissingen im Jahr 1234 drang der Bischof in den Machtbereich der Grafen von Henneberg ein 1 Die Grafen hatten jahrhundertelang den machtigen Wurzburger Burggrafen gestellt und waren schliesslich von den Bischofen verdrangt worden Dennoch waren die Henneberger das machtigste Adelsgeschlecht im nordlichen Franken und konnten immer wieder ihre Besitzungen auf Kosten des Furstbistums erweitern Unter dem Bischof Iring von Reinstein Homburg bildeten sich in Wurzburg zwei Parteien heraus die entweder fur den wachsenden Einfluss der Henneberger waren oder gegen sie standen Gleichzeitig trieben die Henneberger den Konflikt mit den Herren von Hohenlohe voran Graf Hermann I von Henneberg und seine Bruder weigerten sich die Mitgift ihrer Schwester Kunigunde an Albrecht von Hohenlohe auszuzahlen nachdem diese verstorben war Hermann von Henneberg wurde kurze Zeit spater die Burg Uffenheim als Lehen zugesprochen Er beschnitt damit den Machtbereich der Hohenlohe und drang bis zu ihrem Stammsitz vor 2 Die schwelenden Konflikte traten wahrend der Bischofswahl nach dem Tod des Iring im Jahr 1265 zutage Das Wurzburger Domkapitel war gespalten Eine Minderheit der Wahlmanner bevorzugte den Kandidaten Berthold von Henneberg Die meisten Mitglieder des Domkapitels angefuhrt vom Domdekan Berthold von Sternberg standen hinter einer Wahl des Dompropstes Poppo von Trimberg Nachdem die Wahl kein Ergebnis gebracht hatte wurde der Konflikt kriegerisch ausgetragen Die Burger von Wurzburg konnten vom Domdekan gegen die Henneberg gewonnen werden Diese riefen ihre Verwandten die Grafen zu Castell zu Hilfe und nutzten deren Gebiet im Steigerwaldvorland als Aufmarschgebiet ihrer Truppen Das Domkapitel vereinbarte am 6 August 1266 einen Hilfeleistungsvertrage mit den Herren von Weinsberg die ebenfalls gegen die Henneberger zu Felde zogen Wahrscheinlich wurden auch andere Adelsgeschlechter mit solchen Vertragen auf die Seite des Kapitels gezogen 3 Ablauf der Schlacht BearbeitenAm 7 August 1266 verliessen die Truppen des Domkapitels die Stadt Wurzburg aus dem Rennwegtor und marschierten in Richtung Castell Man hatte die Handwerker der Stadt mit leichten Waffen ausgerustet Zusatzlich verstarkten mehrere berittene Sohne der reicheren Burger die wurzburgische Armee Insgesamt ist davon auszugehen dass etwa 600 Fusssoldaten und 50 Reiter auf Seiten des Domkapitels kampften Zusatzlich ruckten die Soldaten der kleineren Adelsgeschlechter aus Die Henneberger zogen mit 300 bis 600 Pferden und einem uberwiegend aus Rittern bestehenden Heer in die Schlacht In der hochstiftischen Geschichtsschreibung wurden oft falsche Angaben gemacht so sprach man von uber 1400 Rittern von denen lediglich 150 entkommen konnten Die hoheren Zahlen dienten dazu den Sieg des Domkapitels zu untermauern und die Bedrohung durch die Henneberger zu verstarken 4 Die Grafen von Henneberg und ihre Casteller Verwandten verliessen den Steigerwaldort Castell am Morgen des 8 August und planten wohl die Hohe zwischen Repperndorf und Biebelried zu erreichen und dort in einer offenen Feldschlacht die Kapitelstruppen zu stellen Hierzu mussten sie bei Kitzingen den Main uberqueren Die Stadt Kitzingen mit ihrer steinernen Brucke war allerdings in den Handen der Hohenlohe und so passierte man weiter sudlich bei Sulzfeld den Main Dort erwarteten die Soldaten des Domkapitels die herannahenden Feinde bereits und verwickelten sie wohl noch wahrend der Mainuberquerung in ein Gefecht Anschliessend begann die eigentliche Schlacht am sogenannten Muhlberg Der Name tauchte erstmals im Jahr 1448 auf als dort eine Muhle errichtet wurde Er wurde allerdings schon damals mit der Schlacht in Verbindung gebracht Die Landschaft zwischen Sulzfeld und Kitzingen ist zerkluftet und bot den leichten Truppen des Kapitels bessere Moglichkeiten zuzuschlagen Insgesamt dauerte die Schlacht am von Weinstocken besetzten Muhlberg funf bis sechs Stunden In der alteren Literatur wurde davon ausgegangen dass sich die Gefechte bis nach Kitzingen ausgedehnt hatten Wahrscheinlicher ist allerdings dass sich die Schlacht auf den Hang beschrankte Eine Sage die vom bayerischen Edelmann Tannhauser berichtet der wahrend der Schlacht die Seiten gewechselt haben soll entbehrt ebenfalls der Realitat 5 Wahrscheinlich brachen die Henneberger die Schlacht ab nachdem ihre Verluste zu hoch wurden Genaue Gefallenenzahlen liegen nicht vor weil auch hier die hochstiftische Geschichtsschreibung mit ubertriebenen Angaben lange Zeit massgeblich war Noch im 20 Jahrhundert ging man von drei toten Grafen Castell 500 erschlagenen und 200 gefangenen Soldaten aus Wahrscheinlicher ist jedoch dass kein einziges Mitglied der beteiligten Geschlechter den Tod fand weil keine Namen in den Nekrologien auftauchten 6 Folgen BearbeitenObwohl die Schlacht fur die Grafen von Henneberg in einer Niederlage endete war danach der Streit um die Bischofswahl keineswegs entschieden Auch deshalb ist davon auszugehen dass es sich lediglich um ein kleineres Gefecht gehandelt hat und es nicht wie die altere Literatur behauptet eine der grossten Schlachten des frankischen Mittelalters war Der Waffengang erhielt bald den Namen Cyriakusschlacht weil er am Jahrtag des Heiligen stattgefunden hatte Indessen bestand der Zwiespalt im Domkapitel weiter und die beiden Kandidaten beharrten auf ihren Anspruch Die Wahl die im Juli 1267 durchgefuhrt wurde brachte ein unklares Ergebnis sodass sich sowohl Poppo von Trimberg als auch Berthold von Henneberg als rechtmassige Bischofe sahen Die beiden verfeindeten Lager begannen einen Krieg der insgesamt uber sieben Jahre dauern sollte Nach dem Tod des Poppo von Trimberg siegelte Berthold von Henneberg als Bischof Allerdings strengte der Domdekan Berthold von Sternberg der Heerfuhrer der Truppen des Domkapitels in der Schlacht einen Prozess gegen den in seinen Augen unrechtmassigen Bischof in Rom an Schliesslich enthob Papst Gregor X Berthold von Henneberg seines Amtes und setzte Berthold von Sternberg ein Henneberg akzeptierte die Amtsenthebung nie und fuhrte den Titel Bischof bis zu seinem Tod 1312 7 Langfristig erreichten die Sieger der Cyriakusschlacht allerdings ihre Ziele Die Henneberger wurden an den nordlichen Rand des Hochstifts auf ihre Stammgebiete zuruckgedrangt und spielten spater keine Rolle mehr in der Besetzung des Bischofsamtes sondern verloren ihren Einfluss auf Franken nahezu vollstandig Die Grafen zu Castell zogen sich auf ihre Guter am Rande des Steigerwaldes zuruck und fielen als Territorialherren entlang des Mains weg 8 Rezeption Bearbeiten nbsp Das KiliansbannerAuf die Schlacht am Cyriakustag wurde insbesondere in der Geschichte des Hochstifts Wurzburg haufig Bezug genommen So wurde das Banner mit dem heiligen Kilian das wohl kurz vor der Auseinandersetzung gefertigt worden war wahrend der Schlacht oberhalb des Muhlberges auf einem Fahnenwagen wehte und als altestes erhaltenes Feldzeichen in Deutschland gilt jedes Jahr am 8 August in einer feierlichen Prozession um die Stadtmauer von Wurzburg getragen und erhielt den Namen Cyriakuspanier Noch im 18 Jahrhundert fanden diese Umgange statt Heute befindet sich das Banner im Museum fur Franken Die Wurzburger Burgerschaft die ebenfalls in der Schlacht gekampft hatte erwarb eine Glocke fur die Marienkapelle in Wurzburg Dieses Cyriakusglocklein lautete ebenfalls am Jahrtag der Schlacht Sie wurde 1945 zerstort 9 Im 16 Jahrhundert widmete sich die Bischofschronik des Lorenz Fries der Schlacht er fertigte eine Zeichnung uber die Auseinandersetzung Der Kampfplatz selbst heute in der Gemarkung von Sulzfeld am Main beherbergt die Weinlage Sulzfelder Cyriakusberg Ausserdem wurden mehrere Wanderwege nach der Schlacht benannt Typisch fur die Rezeption der Schlacht sind auch viele spater erschienene literarische Ausschmuckungen und Erzahlungen Ein Sprichwort das nach der Schlacht gepragt wurde nahm Friedrich Wilhelm Pistorius 1715 und 1741 in seine Sprichwortsammlung auf Es verweist auf die Niederlage der Grafen zu Castell aus der Sicht der Wurzburger Burgerschaft Es lautet Heut haben wir einen Feiertag aber zu Castell mistet man die Stall 10 Literatur BearbeitenKlaus Arnold Die Kitzinger Cyriakusschlacht von 1266 In Mainfrankisches Jahrbuch fur Geschichte und Kunst 69 2017 S 161 191 Marianne Erben Das Cyriakusbanner sah schon die Henneberger kampfen In Frankenland Zeitschrift fur frankische Landeskunde und Kulturpflege 48 Jhg Wurzburg 1996 S 159 161 online Wilhelm Fusslein Zwei Jahrzehnte wurzburgischer Stifts Stadt und Landesgeschichte 1254 1275 Neue Beitrage zur Geschichte deutschen Altertums Heft Nr 20 Meiningen 1926 online Ernst Kemmeter Die Cyriakusschlacht 1266 In Im Bannkreis des Schwanbergs 1967 Heimat Jahrbuch fur den Landkreis Kitzingen Kitzingen 1967 S 117 123 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cyriakus Schlacht Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kemmeter Ernst Die Cyriakusschlacht 1266 S 119 Kemmeter Ernst Die Cyriakusschlacht 1266 S 120 Fusslein Wilhelm Zwei Jahrzehnte wurzburgischer Stifts Stadt und Landesgeschichte 1254 1275 S 133 Fusslein Wilhelm Zwei Jahrzehnte wurzburgischer Stifts Stadt und Landesgeschichte 1254 1275 S 134 Kemmeter Ernst Die Cyriakusschlacht 1266 S 118 Fusslein Wilhelm Zwei Jahrzehnte wurzburgischer Stifts Stadt und Landesgeschichte 1254 1275 S 140 f Kemmeter Ernst Die Cyriakusschlacht 1266 S 123 Arnold Klaus Die Kitzinger Cyriakusschlacht von 1266 S 171 f Erben Marianne Das Cyriakusbanner S 160 f Arnold Klaus Die Kitzinger Cyriakusschlacht von 1266 S 167 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cyriakus Schlacht amp oldid 239199751