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Das Sanatorium Wienerwald ist ein ehemaliges Lungensanatorium Lungenheilstatte im niederosterreichischen Feichtenbach einer Katastralgemeinde von Pernitz im Piestingtal 1903 04 von den beiden Lungenspezialisten Hugo Kraus und Arthur Baer gegrundet erlangte das eher versteckt in einem Seitental der Piesting gelegene Haus alsbald Weltruhm Betuchte Patienten aus ganz Europa vornehmlich aus Osteuropa aber auch tuberkulose Gaste aus Ubersee etwa Kaffeeplantagenbesitzer aus Sudamerika frequentierten das exklusive Sanatorium das in seiner Reputation etwa gleichauf lag mit den Heilstatten in Davos Der Andrang war so gross dass sich die beiden Arzte entschlossen das ursprunglich fur etwa 90 Patienten ausgelegte Haus entscheidend zu vergrossern Ursprungliches Emblem des Sanatoriums WienerwaldSanatorium Wienerwald 1904Als Hugo Kraus der auch Erfinder und Konstrukteur der kalten Quarzlampe zur Kehlkopfbestrahlung war 1930 erstmals die bereits aus der Schweiz bekannte Methode des kunstlichen Pneumothorax in Osterreich praktizierte stieg das Interesse der betuchten Klientel exorbitant sodass das Haus trotz seiner stolzen Preise 1 bis Mitte der 1930er Jahre praktisch permanent am Rande der Uberlastung war 2 Personlichkeiten wie etwa Bundeskanzler Ignaz Seipel der am 2 August 1932 ebenda verstarb Kardinal Innitzer oder Franz Kafka 1924 zahlten zu den Patienten der auf etwa 530 Metern Seehohe gelegenen Hohenklinik Inhaltsverzeichnis 1 Hugo Kraus 2 Arthur Baer 3 Architektur 4 Interieur 5 Kriegerheilstatte 6 Liegehalle Park und Terrainkur 7 Arisierung und Lebensborn 8 Nachkriegsgeschichte als OGB Heim 9 Die jungere Vergangenheit 10 Literatur 11 Film 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseHugo Kraus BearbeitenGeboren wurde Hugo Kraus am 8 Juni 1872 in Czaslau bei Pardubice Bohmen Er stammte aus einer traditionellen judischen Akademikerfamilie sein Vater Julius Kraus war praktischer Arzt in Czaslau Kraus besuchte das Deutsche Gymnasium in Prag es folgte das Medizinstudium an der Universitat Prag wo er 1897 promovierte Danach war er Aspirant im Allgemeinen Krankenhaus Wien Kraus spezialisierte sich vorerst auf Padiatrie spater auf Lungenheilkunde und Kehlkopferkrankungen Danach wurde er Assistent des Vorstandes der med Universitatsklinik Wien und Grunders der Lungenheilstatte Alland Leopold von Schrotter in dessen Sanatorium Alland Um 1900 unternahm der Mediziner ausgedehnte Studienreisen in die Schweiz mehrmals besuchte er das Basler Sanatorium in Davos Dorf 1903 kaufte er auf Anraten seines vaterlichen Freundes Leopold von Schrotter gemeinsam mit seinem ehemaligen Studienkollegen Baer drei Bauernhofe in Feichtenbach und es erfolgte die Grundung des Sanatoriums Wienerwald Am 1 Juli 1904 eroffneten die beiden Pulmologen ihr Sanatorium Der praktisch veranlagte Kraus widmete sich nun verstarkt der Tuberkuloseforschung und entwickelte einige technische Hilfsmittel wie etwa die kalte Quarzlampe 3 zur Kehlkopfbestrahlung und fuhrte 1930 die erste kunstliche Pneumothorax Operation in Osterreich durch Er galt als umtriebiger Wissenschaftler zielstrebig und geschaftstuchtig Zahlreiche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften festigten seinen Ruf als einen der fuhrenden Lungenspezialisten Europas Uber seine Ara hinausweisend und bis dato bekannt ist etwa seine Abhandlung Zur Diagnostik kleiner Gasblasen uber pleuritischen Ergussen von 1911 4 Auf der anderen Seite wird Kraus als emotionaler gemutlicher Mensch kontaktfreudig und leutselig beschrieben 5 In Feichtenbach und Umgebung wurde Kraus von der Bevolkerung hochgeschatzt denn er mischte sich nicht nur gern unters Volk sondern behandelte auch die Einheimischen ohne auf Bezahlung zu bestehen 2 Am 21 April 1938 beschlagnahmte die SS im Beisein von Gestapo und dem Geschaftsfuhrer des Lebensborn Guntram Pflaum das Sanatorium Wienerwald Kraus fluchtete sich in ein Matratzenlager Eine Zeugin sprach von einem Messerstich im Brustraum so dass sich uberall im Sanatorium Blutspuren fanden wo er einen Suizidversuch unternahm Drei Tage spater am 24 April 1938 verstarb Hugo Kraus im Krankenhaus Wiener Neustadt Als offizielle Todesursache wurde Selbstvergiftung angegeben 6 Der genaue Hergang liegt im Dunklen aber es gibt bis dato berechtigte Zweifel an dem misslungenen Suizid des Arztes Arthur Baer BearbeitenArthur Baer wurde am 1 August 1872 als Sohn des judischen Maierhofpachters Moritz Bar in Roschowitz Bohmen geboren Wie Kraus besuchte auch er das Deutsche Gymnasium in Prag es folgte das Medizinstudium an der Universitat Prag wo er 1897 promovierte Danach war er ebenfalls Aspirant im Allgemeinen Krankenhaus Wien Spater ging Baer als Assistent in Peter Dettweilers Heilanstalt Falkenstein im Taunus Dort lernte er auch seine spatere Frau Elisabeth Matwejewa Spitzmacher eine Moskauer Deutschrussin aus reichem Hause kennen deren Vermogen den Grundstein zum Sanatorium Wienerwald bildete Es folgen zwei Jahre Studienaufenthalte in Frankreich und der Schweiz Nach Grundung des Sanatoriums ist Baer der pragmatische Part des Arzteduos Er ist Mitglied der Gutensteiner Sommergesellschaft 7 gilt als ernst und verschlossen pflegt wenig personlichen Kontakt zu den Patienten Wie auch seine Gattin war der begeisterte Jager eine elegante Erscheinung aber von vollig anderem Naturell Das fuhrte nicht nur zu Spannungen zwischen ihm und seiner Gattin sondern auch zu einem Zerwurfnis mit Kraus 5 In den spaten 1920ern und 1930ern ordinierten die beiden Sanatoriumsleiter schliesslich vollig getrennt voneinander Die Patienten des Einen bekamen den Anderen zumeist nicht zu Gesicht Nach der Arisierung des Sanatoriums Wienerwald wurde Baer sofort nach Wien ins Landesgericht Wien verbracht Nach tagelangen Gestapo Verhoren unterschrieb Baer schliesslich den Verzicht auf alle Habe Er fluchtete sich zu seinem Bruder nach Pardubice Protektorat Bohmen und Mahren wo er eine kleine Ordination betrieb Er starb vollig verarmt am 7 Oktober 1941 Offizielle Todesursache vigilium cordis Herzklappenfehler im Sterberegister Pardubice findet sich einfach nur vitium cordis Es gibt aber auch Zeugenaussagen dass er zermurbt durch die Behandlung durch die Nationalsozialisten Suizid begangen haben soll 8 Architektur Bearbeiten nbsp Planentwurf Bezugsebene 1903 Der Grundungsbau ist ein 13 achsiges funfgeschossiges Gebaude mit in der Dachlandschaft integrierter Mansarde im Stil des Spathistorismus Heimatstil Es zeigt von seiner Sudseite eine deutliche Dreiteilung wobei im zuruckspringenden Mitteltrakt ein Pseudo Mittelrisalit nur durch Dach und fehlende Balkone angedeutet ist Da das Gebaude in Hanglage steht ist die Bezugsebene eigentlich ein Obergeschoss der Eingang lag ursprunglich nordseitig Westseitig schloss sich eine holzerne Liegeterrasse an das Gebaude an nbsp Rohbau des Sanatoriums 1904 1909 10 wurde der Wintergarten der das Foyer darstellte aufgestockt um Platz fur einen modernen Operationssaal zu schaffen Es gilt als erwiesen dass Hugo Kraus das Konzept fur sein Sanatorium von einer Studienreise aus der Schweiz mitbrachte Es tauchen auch tatsachlich frappante bauliche Ahnlichkeiten mit dem Basler Sanatorium in Davos auf das Kraus 1902 besuchte Diese Ahnlichkeit geht sogar so weit dass selbst die Ausrichtung beider Gebaude identisch ist und es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden dass nicht der ausfuhrende Maurermeister Johann Jauernik sondern der technisch hochbegabte Mediziner selbst den Planentwurf zum Sanatorium Wienerwald gezeichnet hat Anfang der 1920er Jahre erfolgte der Zubau eines nordostlichen Erweiterungstraktes dessen oberstes Geschoss als Mansarde in einem tief herabgezogenen Walmdach ausgebildet war und der Bau eines Wohnhauses mit quadratischem Grundriss mit ebenfalls tief herabgezogenem Walmdach in dessen Untergeschoss vier Garagen untergebracht waren von den Einheimischen scherzhaft als das Dreimaderlhaus bezeichnet Spatere Umbauten waren 1938 1951 52 Franz Morth 1962 Morth 1967 Viktor Adler und der Zubau eines Hallenbades 1979 80 Die Neugestaltung der Fassade des Haupthauses durch Franz Morth der auch das Gebaude der Arbeiterkammer Wien entwarf gilt als typisches Beispiel fur die architektonische Wiederaufnahme der Neuen Sachlichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg Interieur Bearbeiten nbsp Sanatorium Wienerwald Speisesaal um 1904So nobel zuruckhaltend und konservativ das Sanatorium Wienerwald auch in seinem ausseren Erscheinungsbild durchgeplant war so fortschrittlich und modern prasentierte es sich in seinem Inneren Streng nach aseptischen Kautelen achteten die Sanatoriumsgrunder darauf dass die hygienischen Anforderungen durch den Einsatz modernster Materialien gewahrleistet waren Die Boden wurden sofern sie nicht wie in den Ordinations und Sanitarraumen gekachelt waren durchgehend mit Linoleum belegt an den Wanden befanden sich Tapeten aus Lincrusta einem linoleumahnlichen Material Alles sollte leicht wasch bzw abwaschbar glatt impermeabel und nach Moglichkeit desinfizierbar bzw sterilisierbar sein nbsp Sanatorium Wienerwald Salon um 1904Stilsicher schufen die beiden Sanatoriumsgrunder gleichzeitig aber auch ein Ambiente das den Vergleich mit den beruhmten Sanatorien der Schweiz wie etwa dem spater durch Thomas Manns Zauberberg beruhmt gewordenen Waldsanatorium Professor Jessens nicht zu scheuen brauchte nbsp Sanatorium Wienerwald Musikzimmer um 1904Die Einrichtung der Patientenzimmer bestand aus fugenfrei verarbeiteten weiss lackierten Mobeln die zum Teil mit Glas und Marmorplatten belegt waren Ein grosser Wintergarten im Erdgeschoss diente als Foyer uber das man zur Zentralstiege gelangte Im 1 und 2 OG befanden sich ostseitig uber dem Speisesaal jeweils eine Arztwohnung die uber ein separates Stiegenhaus zu betreten war Es existierte von Anfang an ein Patientenlift und ein Speisenaufzug versorgte die nicht gehfahigen Patienten in den oberen Geschossen Den Patienten standen neben einem mit Thonet und Mundus Tischen und Bugholz Sesseln ausgestatteten Speise und Festsaal ein eleganter Salon und ein Musikzimmer zur Verfugung Bei seiner Eroffnung entsprach das Haus allen Standards einer modernen Lungenheilanstalt und ubertraf diese sogar in manchen Bereichen Trotzdem waren Kraus und Baer bemuht die Qualitat laufend zu verbessern Als auf Initiative von Kraus ein Operationssaal gebaut wurde war dieser zwar klein aber einer der modernsten seiner Zeit Kriegerheilstatte BearbeitenDie 1915 16 inmitten des Ersten Weltkrieges gebaute Kriegerheilstatte ein 25 achsiger langsgestreckter Bau wurde bereits im Winter 1920 ein Raub der Flammen Sie verfugte uber ein gemauertes Erdgeschoss und ein holzernes offenes Obergeschoss in dem die Liegeflachen untergebracht waren Das Gebaude bot Platz fur etwa sechzig Patienten Gegliedert wurde die schlichte Anlage lediglich durch einen deutlich vorspringenden dreiachsigen Mittelrisalit den ein kleines Turmchen kronte Zur Grundung der Kriegerheilstatte kam es auf Initiative Baers der bereits mit erstem Tag des Ersten Weltkrieges in die Armee der Doppelmonarchie einberufen worden war Baer wurde jedoch bald darauf unter der Auflage seine Tatigkeit in den Dienst des Militars zu stellen vom aktiven Wehrdienst freigestellt Man hatte erkannt dass mit Kriegsbeginn aufgrund der unhygienischen Bedingungen die Zahl der lungenkranken Soldaten explosionsartig angestiegen war Der Arzt kam diesem Versprechen auf seine Art nach indem er den Bau einer Kriegerheilstatte auf Sanatoriumsgrund vorantrieb Dazu stellten Kraus und Baer das Grundstuck auf dem die Heilstatte entstehen sollte auf vorerst zehn Jahre kostenfrei zur Verfugung Finanziert wurde der Bau der Heilstatte vorwiegend aus Geldern der Arzteschaft allen voran ist das Engagement Hofrat Hermann Schlesingers zu nennen der einen nicht unbetrachtlichen Teil seines Privatvermogens stiftete Am 6 Juli 1916 durch den Protektor des Osterreichischen Roten Kreuzes Erzherzog Franz Salvator eroffnet diente das Gebaude vorerst tatsachlich der Behandlung lungenkranker Offiziere der K u k Monarchie wurde aber durch Wegfall seiner ursprunglichen Bestimmung ab 1919 als reiner Frauentrakt des Sanatoriums verwendet Am 31 Oktober 1920 brach vermutlich durch ein defektes Ofenrohr Feuer im Aufenthaltsraum der Heilstatte aus Dazu kam dass infolge der niederen Aussentemperatur von minus 10 C sowohl Wasserleitung als auch Loschwasserteich zugefroren waren Obwohl alles versucht wurde den Brand zu loschen konnte nicht verhindert werden dass das gesamte Bauwerk bis auf die Grundmauern abbrannte Liegehalle Park und Terrainkur Bearbeiten nbsp Liegehalle nbsp Details mit Park und LiegehalleAnschliessend an das Haupthaus der Sanatoriumsanlage befand sich eine holzerne Liegeterrasse auf der die Patienten soweit sie korperlich dazu fahig waren die verordnete Liegekur absolvieren konnten Dazu wurden vom Haus eigene anatomisch geschwungene und weiss lackierte Stahlrohrliegen zur Verfugung gestellt Decken und Fusspelze mussten von den Patienten jedoch selbst mitgebracht werden da Kraus die Praxis des Ausleihens von Anstaltsinventar wie es damals in den Sanatorien durchaus ublich war als unhygienisch bemangelte und daher ablehnte Bettlagerige und moribunde Patienten wurden auf die Balkone geschoben oder konnten zumindest bei offenem Fenster das heilsame Klima auf sich einwirken lassen nbsp Bestehende Reste der Parkanlage im Herbst 2007Das Sanatorium wurde von einem grosszugig angelegten Park umgeben in dem Lungenkranke in besserem Allgemeinzustand eine regelmassige Terrainkur bewaltigen mussten Es handelt sich dabei um ein bis heute anerkanntes Klimaexpositionsverfahren bei dem sich der Patient im Gelande bewegt und bei dem sich zusatzlich zu den therapeutischen Klimafaktoren die Bewegung positiv auf den Patienten auswirkt Genau nach Steigung und Lange der Gehzeit angelegte Serpentinenwege durchzogen den mit heimischen und zum Teil exotischen Geholzen und Gewachsen ausgestatteten Landschaftspark der langsam und unmerklich von einer Art Lustgarten mit Pavillons usw in uber dreissig Hektar Wald und Wiesen uberging In jeweils Dreier und Vierergruppen gepflanzte edle Baume strukturierten diese ganz im Sinne des Historismus angelegte Ideallandschaft Die hauseigene Gartnerei versorgte den Park mit in eigenen Glashausern herangezogenen Pflanzen die dem Wandelgarten ein fast mediterranes Flair verliehen Auf historischen Aufnahmen sind Palmen Yuccas und riesige Agaven zu sehen die den Sommer uber in die Parkgestaltung integriert wurden Den Patienten stand daruber hinaus eine sogenannte Lufthutte zwecks Klimaexposition bzw Heliotherapie zur Verfugung Auch eine holzerne Kegelbahn zur sportlichen Betatigung war in das Konzept eingebunden Von all dieser Pracht war in der Kernzone um das Sanatorium bis 2008 fur das geschulte Auge noch das eine oder andere erkenntlich jahrelange Vernachlassigung und massive Schlagerungen in den Jahren 2006 bis 2008 haben jedoch vor allem Wald und Randbereiche unwiederbringlich zerstort Im Winter 2008 09 wurde in Verkennung der Bedeutung auch der historische Park nahezu vollstandig abgeholzt Durch exzessiven Einsatz von schwerem Gerat wurde obendrein die komplexe Struktur der Parkanlage nachhaltig vernichtet Arisierung und Lebensborn BearbeitenIm April 1938 wurde das Sanatorium im Zuge des Anschlusses Osterreichs an NS Deutschland arisiert Hugo Kraus beging dabei Suizid sein Kollege Baer wurde verhaftet und gezwungen das Sanatorium dem Verein Lebensborn zu uberschreiben Er verstarb 1941 verarmt in Pardubice Noch 1938 wurde das Haus nach den Richtlinien der Reichsarchitektur umgebaut das heisst vereinfacht die Liegehalle wurde in ein zweigeschossiges festes Gebaude umgewandelt Dabei verlor der Bau die typischen Merkmale des Heimatstils wie etwa die drei pragenden Turmchen in der Dachlandschaft und das Fachwerk In der folgenden Zeit diente das Haus zunachst unter dem Namen Heim Ostmark schon bald darauf aber in Anlehnung an seinen ursprunglichen Namen Heim Wienerwald dem Lebensborn als Mutterheim Es war das erste von nur zwei realisierten Lebensbornheimen auf dem Boden der Ostmark Zumindest 1200 wahrscheinlich aber uber 1700 Kinder wurden hier geboren Naturlich kamen in den Lebensbornheimen auch behinderte Kinder zur Welt Sie scheinen in der Geburtenstatistik zumeist nicht auf Oftmals genugte eine Lippen Kiefer Gaumenspalte damit sie aus den Heimen entfernt wurden Das einzige bekannte Dokument dazu lieferte der Heimleiter der Wienerwald Norbert Schwab 9 Er schrieb von einer Uberstellung eines behinderten Madchens in die Reichsanstalt Am Spiegelgrund die im Sinne einer Ausmerze tatig sei Die Sauglingssterblichkeit lag in den Heimen in etwa gleichauf mit der im Altreich also bei rund 6 Die Totgeburten scheinen aber ebenfalls nur bedingt in den Geburtenbuchern auf Was mit diesen Totgeburten und verstorbenen Sauglingen geschah liegt daher weitgehend im Dunklen Im Falle des Heimes Wienerwald handelt es sich immerhin um rund 100 Babys Der vormalige Hausmeister des Heimes Herr Josef P gab am 30 Dezember 1994 in einem Interview zu im Auftrage des Verwalters Decker zumindest eines davon beim Heim verscharrt zu haben 10 In das Heim kamen Frauen aus ganz Deutschland zur Entbindung Wenn die Rassenmerkmale passten bezahlte der Verein die Fahrt und Unterbringungskosten die Mutter blieben meist noch einige Wochen nach der Geburt im Heim Wegen der guten medizinischen Betreuung kamen nicht nur ledige Schwangere sondern auch Ehefrauen von SS Mitgliedern Im Heim wurde uber jede Frau Buch gefuhrt Alter Korperbau Charakter usw wobei sogar das Verhalten wahrend der Geburt notiert wurde Schreien wurde als undeutsch stigmatisiert Mit dem Naherrucken der Ostfront kamen weniger Schwangere aus dem Altreich dafur aber mehr Wochnerinnen aus der Umgebung 11 Zwar kam der Lebensborn im erklarten Lieblingsheim des Reichsfuhrers er scheint auch immer wieder als Pate in den Namensgebungsurkunden des Heimes auf SS Heinrich Himmler RFSS auch unehelichen Muttern in Not zugute aber es diente den SS und NS Parteifuhrern doch eher dazu ihre schwangeren Geliebten dorthin abzuschieben ohne dass die Ehefrau die unter Umstanden spater ebenfalls dort entband etwas davon mitbekam Schwangerschaft und Geburt wurden geheim gehalten und in eigenen Lebensborn Standesamtern in diesem Fall Pernitz 2 attestiert Das Heim Wienerwald war das einzige reine Mutterheim im System des Lebensborn In allen anderen Heimen wurde der Lebensborn auch fur die Verschleppung und Eindeutschung mittel und osteuropaischer Kinder missbraucht Seit 2020 wird die Geschichte des Entbindungsheims von Forschern des Ludwig Boltzmann Instituts fur Kriegsfolgenforschung aufgearbeitet dazu werden Zeitzeugen gesucht 12 13 Nachkriegsgeschichte als OGB Heim Bearbeiten nbsp Als ehemaliges Hotel Feichtenbach im Sommer 2005 nbsp Das Sanatorium Wienerwald Heilstatte Lebensbornheim OGB Heim zuletzt Hotel Feichtenbach Winter 2007Von 1945 bis Ende 1948 fuhrte vorerst das Wiener Jugendhilfswerk ein Kindererholungsheim fur unterernahrte Kinder aus Wien in den Raumlichkeiten des Sanatoriums Dadurch blieb das Gebaude vor dem Zugriff der russischen Besatzung verschont In dieser Zeit wurden insgesamt uber 4100 Kinder in Feichtenbach aufgepappelt Der Plan eines Umbaus in eine Lungenheilstatte der Stadt Wien zerschlug sich bereits Mitte 1948 ein Restitutionsverfahren wurde eingeleitet 1950 mussten die Besitzer die schwer in Mitleidenschaft gezogene Anlage verkaufen 14 und der Osterreichische Gewerkschaftsbund OGB begann 1951 nach Planen des Architekten Franz Morth einen grossangelegten Umbau der dem Haus nun ein vollig neues Aussehen verlieh Freitragende Stahlbetonbalkone und ein flaches Satteldach bestimmten nun die Wirkung des neuen Urlauberheimes Karl Maisel der Metall und Bergarbeiter des OGB in Feichtenbach 1 1952 entstanden nach den Planen Morths ein Freibad und eine Jugendherberge auf dem Gelande der 1920 abgebrannten Kriegerheilstatte 1962 wurde ein Restaurationspavillon sudostseitig angefugt Weitere Umbauten im Jahr 1967 sie betrafen vorwiegend die Aufstockung des Morthschen Restaurationspavillons den Angestelltenspeisesaal sowie den Ausbau der Wascherei zum Angestelltenwohnhaus nun durch Viktor Adler sowie die Errichtung einer Miniaturgolfanlage auf der 1984 die osterreichische Staatsmeisterschaft im Bahnengolf ausgetragen wurde folgten 1979 80 wurde nordseitig ein zu grosses Hallenbad angefugt welches den Betrieb des Hauses schliesslich unrentabel machte Es beinhaltete neben der eigentlichen Badehalle unter anderem Sauna Tischtennisraume und eine automatische Kegelbahn Vom Jahre 1990 bis 2002 diente das Haus als Erholungs und Rehabilitationszentrum fur Patienten der Wiener Gebietskrankenkasse In dieser Zeit wurden zirka 22 000 Patienten die nach schweren Erkrankungen Erholung oder einer Rehabilitation bedurften mit verschiedensten therapeutischen Massnahmen unterstutzt im hauslichen Umfeld ihre Kompetenzen wieder zu erlangen Die jungere Vergangenheit Bearbeiten nbsp Gedenkstein vor dem ehemaligen Sanatorium1992 wurde zum Gedenken an die Grunder Hugo Kraus und Arthur Baer und deren Schicksal in der NS Zeit ein Gedenkstein vor dem ehemaligen Sanatorium errichtet Seit 2002 ist das Gebaude inmitten der grossen Parkanlage ohne Nutzung Im Marz 2007 geriet das ehemalige Sanatorium und Gewerkschaftsheim unvermutet wieder in die Schlagzeilen als durch Hinweise aus der Bevolkerung ein Fall von Animal Hoarding bekannt wurde Eine Frau hatte uber 80 Tiere vornehmlich Hunde und Katzen in dem Haus untergebracht Das ohne Genehmigung betriebene Tierheim wurde am 22 23 Marz durch Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt und dem Amtstierarzt aufgelost Im Januar 2009 erschien der Roman Feichtenbach eine Faction der Autorin Eleonore Rodler im Verlag Vabene ISBN 3851672240 Das Buch beleuchtet die Lebensborn Ara des Hauses und erzahlt das Schicksal zweier Knaben die in Feichtenbach geboren nach Deutschland gebracht und getrennt zur Adoption freigegeben wurden Der Quit Club eine private Organisation zur Suchttherapie versuchte 2008 09 das ehemalige Sanatorium uber einen privaten Investor zu einer Allgemeinen offentlichen psychosomatischen Sonderkrankenanstalt umzufunktionieren Das Projekt konnte aber nicht umgesetzt werden 15 Derzeitiger Eigentumer des ehemaligen Sanatoriums Wienerwald ist eine deutsche Holding Gesellschaft Als rechtlicher Vertreter und Verwalter fungiert eine Wiener Rechtsanwalte GmbH 16 Literatur BearbeitenLeopold von Schrotter Uber den Stand der Bestrebungen zur Bekampfung der Tuberkulose in Oesterreich o O o J 17 Arthur Baer Hugo Kraus 30 Jahre Sanatorium Wienerwald aus Anlass des dreissigjahrigen Bestehens des Sanatorium Wienerwald Heilanstalt fur Lungenkranke Pernitz Nieder Osterreich Chwala Wien 1934 18 Renate Wechdorn Sanatorium Wienerwald Wien Techn Univ Dipl Arb 1983 19 Rotraut Hackermuller Das Leben das mich stort Eine Dokumentation zu Kafkas letzten Jahren 1917 bis 1924 Medusa Verlag Wien u a 1984 ISBN 3 85446 094 5 Hiltraud Ast Feichtenbach eine Tallandschaft im Niederosterreichischen Schneeberggebiet Marktgemeinde Gutenstein Hrsg Hollinek Wien 1994 ISBN 3 85119 257 5 Elisabeth Marker Rassisch Wertvoll Die positive Eugenik Ihre Handhabung am Beispiel des Lebensbornvereins im Heim Alpenland und Heim Wienerwald Dissertation Innsbruck 1999 Gunther Knotzinger Das SS Heim Wienerwald Eigenverlag Feichtenbach 2001 Eleonore Rodler Feichtenbach eine Faction Edition Va Bene Wien Klosterneuburg 2009 ISBN 3851672240 ISBN 978 3 85167 224 4 Film BearbeitenGeheimsache Lebensborn Dokumentarfilm 2003 Regie Beate Thalberg Film uber das bis dahin nicht untersuchte einzige Lebensborn Heim in Osterreich im ehemaligen Sanatorium Wienerwald Pernitz ORF Cultfilm 20 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sanatorium Wienerwald Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b E Th Neues Leben in Feuchtenbach Ein Urlaubsheim der Metall und Bergarbeiter In Arbeiter Zeitung 2 April 1952 S 6 a b Das SS Heim Wienerwald 2001 S 4 15fff 55 Eine kalte Quarzlampe fur die Kehlkopfbestrahlung Lung Springer New York Vol 81 Nov 1932 S 635 bis 638 Zur Diagnostik kleiner Gasblasen uber pleuritischen Ergussen Lung Springer New York Vol 21 Okt 1911 S 297 bis 302 a b Hackermuller Das Leben das mich stort S 100 Das SS Heim Wienerwald 2001 S 15ff Hiltraud Ast Sommerfrische der Kaiserzeit Die grossburgerliche Sommergesellschaft und ihre einheimischen Gastgeber Begegnung zweier sozialer Schichten Perlach Verlag Augsburg u a 1990 ISBN 3 922769 21 7 S 65 Das SS Heim Wienerwald 2001 S 17 f Georg Lilienthal Der Lebensborn e V ein Instrument nationalsozialistischer Rassenpolitik Fischer u a Stuttgart 1985 ISBN 3 437 10939 1 S 103 Das SS Heim Wienerwald 2001 S 55 Quelle Herrenmenschen und arische Frauen Barbara Schleicher uber das SS Lebensbornheim Wienerwald Die kurios skandalose Geschichte eines Hauses in morgen Marz 2003 S 28 30 hier S 28 29 Die Zeitschrift morgen 1 2 Vorlage Toter Link www noel gv at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Januar 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis wird vom Land Niederosterreich herausgegeben altere Ausgaben sind leider nicht online verfugbar Nazi Entbindungsheim Zeitzeugen gesucht In orf at 28 Oktober 2020 abgerufen am 28 Oktober 2020 Lebensborn Heim Wienerwald 1938 1945 In Ludwig Boltzmann Institut fur Kriegsfolgenforschung Februar 2020 abgerufen am 28 Oktober 2020 In einem Beitrag uber das Haus schreibt Barbara Schleicher in der niederosterreichischen Kulturzeitschrift morgen dass von den Nachkommen horrende Steuerlasten fur das heruntergekommene Gebaude und das 34 Hektar grosse Areal verlangt wurden so dass den Erben nichts anderes ubrig blieb als die Immobilie zu verkaufen Quelle Herrenmenschen und arische Frauen Barbara Schleicher uber das NS Lebensbornheim Wienerwald Die kurios skandalose Geschichte eines Hauses in morgen Marz 2003 S 28 30 hier S 29f Projektbeschreibung bei sozialmarie org Memento des Originals vom 29 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sozialmarie org Abgerufen am 12 Oktober 2012 Das Citymagazin Vom Nobelsanatorium zum Geisterhaus Ausgabe 05 10 Memento des Originals vom 3 Juni 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dascitymagazin at Abgerufen am 12 Oktober 2012 Katalogzettel Osterreichische Nationalbibliothek Permalink Osterreichischer Bibliothekenverbund Permalink Osterreichischer Bibliothekenverbund Geheimsache Lebensborn Dokumentarfilme bei Cultfilm Memento des Originals vom 17 Oktober 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink 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