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San Marcello lat Sancti Marcelli auch San Marcello al Corso ist eine Kirche in Rom Sie ist Klosterkirche der Serviten und Titelkirche der romisch katholischen Kirche ausserdem Stationskirche fur die Fastenzeit San Marcello al CorsoPatrozinium Hl MarcellusWeihetag Kardinalpriester Giuseppe BetoriAnschrift Piazza di San Marcello00187 Roma Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte und Baugeschichte 3 Grundstruktur 4 Fassade 5 Inneres 5 1 Dritte Kapelle rechts 5 2 Vierte Kapelle rechts 5 3 Vierte Kapelle links 5 4 Sakristei 6 Kardinalpriester 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kirche liegt im II romischen Rione Trevi an der Piazza di San Marcello einem kleinen Platz unmittelbar an der Via del Corso etwa 250 Meter nordlich der Piazza Venezia Geschichte und Baugeschichte Bearbeiten nbsp Relief von Antonio Raggi 1683 uber dem Portal Zuruckweisung der Papstwurde durch Philipp Benizi nbsp Blick auf den Hauptaltar nbsp KassettendeckeNach legendarer Uberlieferung soll sich das Patrozinium auf Marcellus I beziehen der 308 309 Bischof von Rom war und von dem im Liber Pontificalis berichtet wird er habe in Rom 25 Pfarrbezirke eingerichtet weshalb er von Kaiser Maxentius zur Zwangsarbeit verurteilt worden sei Nach seiner Befreiung habe man ihn im Haus der romischen Matrone Lucina versteckt wo er aber bis zu seinem Tod im Keller als Gefangener hatte arbeiten mussen Lucina soll seine Beisetzung in der Katakombe der Priscilla veranlasst und ihr Haus der christlichen Gemeinde geschenkt haben Bei diesem Haus konnte es sich um den spatantiken Bau handeln in dem nach den schriftlichen Quellen bereits 418 eine als domus ecclesia bezeichnete Hauskirche bestanden hat Fur die Folgezeit sind dann die Namen titulus Marcelli 499 und titulus sancti Marcelli 595 bezeugt 1 Hugo Brandenburg nimmt an dass der titulus Marcelli bereits an der Wende zum 5 Jahrhundert bestanden hat und dass die Auswahl dieses Ortes fur eine Bischofswahl im Jahr 418 auf die damalige Bedeutung des titulus Marcelli schliessen lasst 2 Seinen Untersuchungen zufolge handelt es sich bei der fruhchristliche Kirche des 5 Jahrhunderts um eine dreischiffige Halle ca 50 25 m auf neuen Fundamenten mit einer im Westen gelegenen halbrunden Apsis die von dem spatantiken Empfangssaal eines Vorgangerbaus hatte ubernommen werden konnen Ausser Fragmenten einer Wandmalerei des 5 Jahrhunderts haben sich die Grundmauern eines Baptisteriums aus dem 5 Jahrhundert erhalten das sich nordlich des damaligen Kircheneingangs befunden hat Der unregelmassig zugeschnittene Raum ca 7 2 6 8 m liegt etwa 6 Meter unter dem heutigen Bodenniveau kann besichtigt werden Der aus Ziegeln gemauerte Taufbrunnen ca 4 m breit und 1 2 m tief ist mit Marmorplatten ausgelegt Die Basilika des 5 Jahrhunderts wurde im 7 Jahrhundert unter Papst Hadrian I 772 795 restauriert Gegen Ende des 8 Jahrhunderts uberfuhrte man die Reliquien des hl Marcellus aus der Priscillakatakombe in seine Titelkirche In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts wurde der Neubau einer dreischiffigen Saulenbasilika mit Atrium und Campanile Querhaus und halbrunder Apsis wie bisher im Westen errichtet Die Aussenmauern der fruhchristlichen Kirche wurden beibehalten das Bodenniveau erhoht 3 Reste der Westfassade des Querhauses haben sich erhalten und sind zu beiden Seiten der heutigen Westfassade noch sichtbar 4 Weil bei einem Brand 1519 nur die Umfassungsmauern der Basilika stehengeblieben waren wurde zunachst die ebenfalls erhalten gebliebene alte Apsis niedergelegt und anschliessend nach den Planen von Jacopo Sansovino der Neubau einer barocken Saalkirche errichtet der allerdings wegen der politischen Unruhen von 1527 Sacco di Roma erst 1597 unter Antonio da Sangallo d J vollendet wurde Durch Abriss der alten Apsis im Westen konnte die neue Apsis in den Ostteil des Neubaus verlegt werden um die neue Kirche von der Hauptstrasse Via del Corso aus zuganglich zu machen Die von Carlo Fontana geplante Fassade wurde erst 1683 vollendet 5 Grundstruktur BearbeitenDie Kirche stellt sich heute dar als einschiffiger Saalbau mit flacher Kassettendecke Anstelle der fruheren Seitenschiffe hat sie heute je funf Seitenkapellen die sich zum Kirchenschiff hin offnen Vorbild dafur kann SS Annunziata in Florenz gewesen sein 6 Fassade BearbeitenDie Fassade der Kirche folgt dem klassischen Schema des romischen Hochbarock Sie besteht aus einem breiteren Untergeschoss mit Mittelrisalit und einem schmaleren Obergeschoss das durch geschwungene Voluten flankiert wird Die Fassade hat eine konkave Kurvatur ihr Grundriss bildet ein Kreissegment Diese Eigenschaft stellt eine Neuerung in der barocken Fassadengestaltung dar und hat Vorlaufer bei Gianlorenzo Bernini Francesco Borromini und Pietro da Cortona Das untere Geschoss ist gegliedert durch gestaffelte Saulen kompositer Ordnung Beiderseits des Portals stehen vorgezogene Doppelsaulen die einen gesprengten Segmentbogen tragen in der Wandschicht dahinter rahmen zwei einzelne Vollsaulen den Mittelrisalit die beiden seitlichen Wandabschnitte sind von Pilastern und Statuennischen gegliedert die Statuen stammen von Francesco Cavallini Das von zwei Engeln in der Schwebe gehaltene Relief Medaillon uber dem Portal stammt von Antonio Raggi es stellt die Zuruckweisung der Papstwurde durch Philipp Benizi dar Der leere Rahmen im gesprengten Giebel uber dem Portal sollte ursprunglich ebenfalls ein Relief aufnehmen 7 Das Obergeschoss der Fassade wiederholt die Gliederung des Untergeschosses in Form einer flachen kompositen Pilasterordnung nur die rahmenden Elemente sind als Saulen ausgebildet Bemerkenswert und fur Rom sehr ungewohnlich ist dass die zu den seitlichen Fassadenabschnitten uberleitenden Voluten mit Palmzweigen Attribut der Martyrer geschmuckt sind Ein einfacher aber plastisch konturierter einmal verkropfter Dreiecksgiebel schliesst die Fassade nach oben ab Die architektonische Komposition lehnt sich an die Fassade von SS Vincenzo ed Anastasio bei der Fontana di Trevi an die von Martino Longhi d J entworfen wurde Die Fassade von San Marcello inspirierte zahlreiche Nachfolgebauten z B die von Francesco De Sanctis entworfene Hauptfassade der romischen Kirche Santissima Trinita dei Pellegrini 1722 23 die von Guarini geschaffene Fassade der Turiner Kirche San Filippo Neri und wohl auch die Architekten der Westfassade des Neumunsters in Wurzburg 1711 bis 1716 Inneres Bearbeiten nbsp Doppelgrabmal von Jacopo Sansovino um 1519 nbsp Holzernes Kruzifix aus dem 15 Jahrh Ein breiter Triumphbogen trennt die Apsis vom Hauptschiff Die Kassettendecke stammt aus dem spaten 16 Jahrhundert Das Dekor der Kirche ist in den ublichen Formen des romischen Barock gehalten sowie reich bemalt und mit vergoldeten Stuckaturen versehen Uber dem Portal an der Innenwand befindet sich eine grosse Kreuzigung geschaffen 1613 von Giovanni Battista Ricci Links vom Eingang ist ein Doppelgrabmal von Jacopo Sansovino geschaffen um 1519 fur Antonio Orso und Kardinal Giovanni Michiel eines Neffen von Papst Paul II 8 Dritte Kapelle rechts Bearbeiten Das Grabmal von Bischof Matteo Grifoni 1567 eines toskanischen Kunstlers soll von Michelangelo beeinflusst worden sein Vierte Kapelle rechts Bearbeiten In dieser Kapelle hangt ein holzernes Kruzifix das aus dem Vorgangerbau stammt und den Brand von 1519 uberstanden hat Im Pestjahr 1522 war es 16 Tage lang in Prozessionen durch die Stadt Rom getragen worden und wird daher auch als Pestkreuz bezeichnet Im Marz 2020 machte Papst Franziskus wahrend der COVID 19 Pandemie eine Wallfahrt zu dem Kreuz und liess es dann in den Vatikan bringen 9 Es stand bei der ausserordentlichen Spendung des Segens Urbi et Orbi vor dem Petersdom und wurde bei der Kreuzverehrung in der Karfreitagsliturgie 2020 im Petersdom verehrt Die Fresken in dieser Kapelle die Perino del Vaga begonnen hatte und deren Ausfuhrung durch den Sacco di Roma 1527 unterbrochen worden waren 10 sind dann von Daniele da Volterra und Pellegrino Tibaldi vollendet worden Vierte Kapelle links Bearbeiten In der Kapelle befinden sich Fresken von Taddeo Zuccari Sein Bruder Federico Zuccari schuf 1558 das Altargemalde Bekehrung des Hl Paulus Ausserdem sind in der Kapelle die Busten von einigen der hier bestatteten Mitgliedern der Familie Frangipani Sakristei Bearbeiten In der Sakristei hangt ein Gemalde mit einer Kreuzigungsszene das vereinzelt Anthonis van Dyck zugeschrieben worden ist Kardinalpriester BearbeitenListe der Kardinalpriester von San MarcelloLiteratur BearbeitenDarko Senekovic S Marcello al Corso In D Mondini C Jaggi P C Claussen Hrsg Die Kirchen der Stadt Rom im Mittelalter 1050 1300 Band 4 M O Stuttgart 2020 S 30 46 Hugo Brandenburg Die fruhchristlichen Kirchen in Rom vom 4 bis zum 7 Jahrhundert Schnell amp Steiner Regensburg 2013 S 175 ff und 324 Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 2 Hollinek Wien 1970 S 339 359 Stefan Grundmann Hrsg Architekturfuhrer Rom Menges Stuttgart London 1997 ISBN 3 930698 59 5 S 252 f Anton Henze u a Kunstfuhrer Rom Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 010402 5 S 202 f Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Herder Freiburg 2016 S 199 205 Johann M Wiesel Rom Kohlhammer Kunst und Reisefuhrer 7 Auflage Stuttgart u a 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons San Marcello al Corso Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Graphiken und Fotos von S Marcello al Corso Titelkirche San Marcello al Corso bei gcatholic orgEinzelnachweise Bearbeiten Walther Buchowiecki Handbuch der Kirchen Roms Der romische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart Band 2 Wien 1970 S 341f Hugo Brandenburg Die fruhchristlichen Kirchen in Rom vom 4 bis zum 7 Jahrhundert Regensburg 2013 S 176 Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Freiburg 2016 S 200ff mit Grundrissen von Kirche und Baptisterium Anton Henze Kunstfuhrer Rom Stuttgart 1994 S 202 Hans Georg Wehrens Rom Die christlichen Sakralbauten vom 4 bis zum 9 Jahrhundert Ein Vademecum Freiburg 2016 S 200ff mit Grundriss Stefan Grundmann Hrsg Architekturfuhrer Rom Stuttgart 1997 S 252 Stefan Grundmann Hrsg Architekturfuhrer Rom Stuttgart 1997 S 253 Anton Henze Kunstfuhrer Rom Stuttgart 1994 S 202f auch zu den folgenden Passagen Vatikan lasst wundertatiges Kreuz herbeiholen In domradio de Bildungswerk der Erzdiozese Koln e V 26 Marz 2020 abgerufen am 29 Marz 2020 Johann M Wiesel Rom Ein Kunst und Reisefuhrer Stuttgart 1980 S 187 41 898722222222 12 481944444444 Koordinaten 41 53 55 4 N 12 28 55 O Normdaten Geografikum GND 4458806 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title San Marcello al Corso amp oldid 239016711