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Die Saitenschwingung dient bei Saiteninstrumenten wie Geige Gitarre oder Klavier zur Klangerzeugung Nach Anregung durch Streichen Zupfen oder Anschlag vollfuhrt die Saite eine gedampfte harmonische Schwingung wobei sich eine stehende Transversalwelle ausbildet Saitenschwingung Grundschwingung und Obertone Inhaltsverzeichnis 1 Physikalische Grundlagen 1 1 Grundlegendes 1 2 Betrachtung der Schwingung 1 3 Die Schwingungsgleichung 1 3 1 Bestimmung von a und x 1 3 2 Bestimmung von t 2 Mathematische Beschreibung der gezupften Saite 2 1 Ungedampfte Schwingung 2 2 Gedampfte Schwingung 2 2 1 Intermodendispersion 2 2 2 Spektralanalyse Fouriertransformation 3 Literatur 4 EinzelnachweisePhysikalische Grundlagen BearbeitenGrundlegendes Bearbeiten Eine Saite ist physikalisch ein im Wesentlichen zylindrisch geformtes Element das im Vergleich zur Lange sehr dunn und dadurch biegeweich ist An ihren beiden Enden wird die Saite gehaltert und durch gegenlaufige Zugkrafte hier Spannkraft genannt gespannt Die Schwingung einer Saite wird im Wesentlichen durch ihre radiale Auslenkung gegen die aus der axial wirkende Spannkraft und der Elastizitat der Saite resultierenden Ruckstellkraft und ihre Schwungmasse charakterisiert Die Halterungen konnen jeweils steif oder flexibel ausgefuhrt sein die Spannkraft kann variiert werden Saiten von Musikinstrumenten erzeugen Laute durch Mitnahme von umgebender Luft den Halterungen oder akustische Wirkung auf Mikrophone oder ferro elektromagnetische Wirkung auf geeignete Tonabnehmer Das Abstutzen einer Saite kann dazu dienen Schwingung abzuleiten Das Abgreifen einer Saite kann dazu dienen die schwingende Lange n zu verkurzen die Saite zu dehnen Angeregt wird eine Saite durch Streichen Umfliessen mit einem Fluid Zupfen Schlagen oder schlagendem Abgreifen auf einen Bund Steg hin Mitklingende Saiten werden durch Schwingung von Luft und Instrument angeregt Schwingungselemente die eher kurz und steifer sind konnen zylindrisch oder brettformig sein und schwingen aus ihrer Biegeelastizitat heraus als Biegeschwinger und grenzen sich dadurch von den Saiten ab Biegeelastizitat spielt nur eine Randerscheinung an Saiten Nahe den Orten der Halterung Abstutzung oder Abgriff oder auch des Streichens temporar auch beim Anschlag oder Zupfen und Auslassen Betrachtung der Schwingung Bearbeiten Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp m s der entlang der Saitenlange hin und rucklaufenden Welle nicht zu verwechseln mit der Schnelle v displaystyle v nbsp mit der die Saite an einem Punkt quer schwingt bestimmt sich aus Spannkraft PS displaystyle Psi nbsp N kg m s2 griechischer Buchstabe Psi Saitendurchmesser D displaystyle D nbsp m und Materialdichte r displaystyle rho nbsp kg Kubikmeter rho zu F 1 c 2 D PS p r displaystyle c frac 2 D sqrt frac Psi pi rho nbsp Diese Formel F 1 lasst sich vereinfachen durch die Einfuhrung der flachenbezogenen Zugspannung s displaystyle sigma nbsp Pa kg m 1 s 2 sigma Diese berechnet sich aus Spannkraft PS displaystyle Psi nbsp pro kreisformige Saitenquerschnittsflache A displaystyle A nbsp m r 2 p D 2 2 p displaystyle r 2 cdot pi D 2 2 cdot pi nbsp s PS D 2 2 p displaystyle sigma Psi D 2 2 cdot pi nbsp Daraus folgt umgekehrt fur die Spannkraft PS s D 2 2 p displaystyle Psi sigma cdot D 2 2 cdot pi nbsp Durch Einsetzen fur PS displaystyle Psi nbsp in Formel F 1 gelangt man kurzend zur einfachen Form F 1A c s r displaystyle c sqrt frac sigma rho nbsp dd Die Ausbreitungsgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp einer Welle steht in Zusammenhang mit Wellenlange l displaystyle lambda nbsp lambda Schwingungsperiode t displaystyle tau nbsp tau bzw Frequenz f displaystyle f nbsp c l t l f displaystyle c frac lambda tau lambda f nbsp Mit der Saitenlange L displaystyle L nbsp entsteht eine Grundschwingung bei der die einzigen zwei Schwingungsknoten an den Enden der Saite liegen die Wellenlange ist somit die doppelte Saitenlange l 2 L displaystyle lambda 2L nbsp Fur die Frequenz f displaystyle f nbsp gilt f c 2 L 1 D L PS p r displaystyle f frac c 2L frac 1 DL sqrt frac Psi pi rho nbsp Wenn man an Stelle der Materialdichte den Massebelag m displaystyle mu nbsp kg pro m zu Grunde legt erhalt man fur f displaystyle f nbsp f 1 L PS 4 m displaystyle f frac 1 L sqrt frac Psi 4 mu nbsp Damit ergeben sich folgende Abhangigkeiten die in Musikinstrumenten beim Stimmen oder Spielen auch praktisch genutzt werden je kurzer die schwingende Saitenlange L displaystyle L nbsp desto hoher die Frequenz halbe Lange ergibt doppelte Frequenz je hoher die Spannkraft PS displaystyle Psi nbsp desto hoher die Frequenz vierfache Kraft ergibt doppelte Frequenz je dunner die Saite desto hoher die Frequenz halber Durchmesser D displaystyle D nbsp ergibt doppelte Frequenz Es ist erkennbar dass der Massebelag nur mit der Wurzel eingeht das heisst man muss eine Saite bis zur vierfachen Masse pro Lange umspinnen um ihre Resonanzfrequenz zu halbieren Daher werden Metalle mit hoher Dichte Kupfer Silber verwendet um tiefe Tone mit kurzen nicht zu dicken Saiten zu erreichen Saiten haben eine amplitudenabhangige Resonanzfrequenz da sich die mittlere Spannkraft bei grosseren Amplituden erhoht Dieser Effekt tritt insbesondere bei geringer Spannkraft auf und fuhrt dazu dass die tiefen Saiten eines Instrumentes hoher tonen wenn sie stark angestrichen oder gezupft werden Die Schwingungsgleichung Bearbeiten nbsp Darstellung zur Herleitung der Wellengleichung der ungedampften transversalen SaitenschwingungEine reale Saite schwingt mit nahezu unendlich vielen harmonischen Oberschwingungen die in dem Bild bis zur siebenten Oberschwingung dargestellt sind Ihre Frequenzen sind ganzzahlige Vielfache der Frequenz der Grundschwingung Die Amplituden der Oberschwingungen das sind ihre Schwingungsweiten bestimmen den Klang die so genannte Klangfarbe der Schwingung Die Verteilung der Amplituden uber die Oberschwingungen nennt man das Frequenz Spektrum des Klanges Pythagoras wird zugeschrieben als Erster erkannt zu haben dass sich Tone um eine Oktave unterscheiden wenn die Lange der Saite bei gleicher Spannkraft PS displaystyle Psi nbsp verdoppelt oder halbiert wird und dass auch andere Intervalle sich in Verhaltnissen der Saitenlange widerspiegeln Als Folge benutzte er die Lange der Saite als Mass fur die Tonhohe 1 2 Heute wird nicht die Saitenlange sondern die Frequenz als Mass fur die Tonhohe verwendet Die Frequenz ist umgekehrt proportional zur Saitenlange und die Oktave entspricht einer doppelt so grossen Frequenz Die Entwicklung der Infinitesimalrechnung durch Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz ermoglichte eine umfassendere theoretische Beschreibung einer schwingenden Saite Von Marin Mersenne 3 und Joseph Sauveur stammen die ersten Erklarungsversuche dazu Brook Taylor 4 war der erste der zu einer Darstellung der Grundschwingung gelangte obwohl ihm die heutigen Methoden zum Aufstellen und Losen von partiellen Differentialgleichungen noch nicht zur Verfugung standen Zum Teil auf Taylors Arbeit aufbauend arbeiteten unter anderem Johann I Bernoulli 5 Jean Baptiste le Rond d Alembert 6 Leonhard Euler 7 weiter an dem Problem Durch die Erkenntnis der Existenz der Oberschwingungen gelangt Daniel Bernoulli 8 zur vollstandigen Losung des Problems Zwei Oberschwingungen hatte zwar auch Mersenne schon beschrieben der Gedanke wurde aber nicht weiter verfolgt Daniel Bernoulli beschreibt Beobachtungen und Experimente mit verschiedenen Musikinstrumenten Trompeten Floten und Saiteninstrumenten und folgert daraus dass alle schwingenden Korper eine Unmenge von Tonen von sich geben In der Tat stimmen alle Musiker darin uberein dass eine gezupfte Saite ausser ihrem Grundton zugleich auch noch andere sehr viel hellere Tone von sich gibt Dies ist der offensichtliche Beweis dafur dass sich in einer und derselben Saite eine Uberlagerung mehrerer Arten Taylorscher Schwingungen zugleich einstellen kann 9 Dieser vollig neue und nicht nur das Problem der schwingenden Saite klarende sondern auch die ganze mathematische Physik revolutionierende Gedanke Daniel Bernoullis war der Aufbau der allgemeinen Losung durch Superposition Uberlagerung von Einzellosungen 10 Euler hielt die Losung von Bernoulli fur unvollstandig da er nicht glaubte dass sich jede Anfangssituation die Art des Anreissens der Saite zu einer Schwingung entwickeln konne die durch die Summe geeigneter Sinus Funktionen darstellbar sei In der Tat wurde der Beweis dafur erst durch die Arbeiten von Joseph Fourier Fourier Analyse zur Warmelehre moglich Ein Grundgedanke Brook Taylors war die richtige Annahme dass die Krummung k displaystyle kappa nbsp kappa in einem Punkt der Saite an einer beliebigen Stelle x displaystyle x nbsp der Beschleunigung dieses Punktes proportional sei 11 k c y x t displaystyle kappa c cdot ddot y x t nbsp Dabei ist y x t displaystyle y x t nbsp die Funktion welche die Lage der Saite am Ort x displaystyle x nbsp und zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp beschreibt und y x t 2 y x t t 2 displaystyle ddot y x t frac partial 2 y x t partial t 2 nbsp ihre zweite partielle Ableitung nach der Zeit die Beschleunigung an der Stelle x displaystyle x nbsp zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp c displaystyle c nbsp ist ein noch unbestimmter Proportionalitatsfaktor Die Krummung k displaystyle kappa nbsp ist gegeben durch k y 1 y 2 displaystyle kappa frac y sqrt 1 y 2 nbsp Hier sind y x t y x t x displaystyle y x t frac partial y x t partial x nbsp und y x t 2 y x t x 2 displaystyle y x t frac partial 2 y x t partial x 2 nbsp die erste bzw die zweite partielle Ableitung von y x t displaystyle y x t nbsp nach x displaystyle x nbsp Wenn die Saite nur wenig aus ihrer Ruhelage ausgelenkt wird lasst sich in guter Naherung y 0 displaystyle y 0 nbsp setzen und man erhalt k y displaystyle kappa y nbsp Aus der obigen Proportionalitatsgleichung k c y x t displaystyle kappa c cdot ddot y x t nbsp wird damit y x t c y x t displaystyle y x t c cdot ddot y x t nbsp oder ausfuhrlicher 2 y x t x 2 c 2 y x t t 2 displaystyle frac partial 2 y x t partial x 2 c cdot frac partial 2 y x t partial t 2 nbsp Das ist die partielle Differentialgleichung der schwingenden Saite bekannt als D Alembert oder homogene Wellengleichung Die Gleichung beschreibt ungedampfte Schwingungen d h dass darin das Abklingen einer Schwingung also das Leiserwerden des Tones nicht berucksichtigt ist Die Losung y x t A sin a x x 0 sin b t t 0 displaystyle y x t A cdot sin alpha x x 0 cdot sin beta t t 0 nbsp Gl 1 ist aus der Theorie partieller Differentialgleichungen bekannt Darin sind die unbekannten Grossen A a x 0 b und t 0 displaystyle A alpha x 0 beta text und t 0 nbsp noch zu bestimmen Bestimmung von a und x Bearbeiten Wir bezeichnen die Lange der frei schwingenden Saite mit L displaystyle L nbsp Die Saite ist bei x 0 displaystyle x 0 nbsp und bei x L displaystyle x L nbsp eingespannt dort ist fur jede Zeit t displaystyle t nbsp die Auslenkung y 0 displaystyle y 0 nbsp y 0 t A sin a 0 x 0 sin b t t 0 0 displaystyle y 0 t A cdot sin alpha 0 x 0 cdot sin beta t t 0 0 nbsp Da sin b t t 0 displaystyle sin beta t t 0 nbsp nicht konstant Null ist und A 0 displaystyle A 0 nbsp unsinnig ware es wurde die ruhende Saite darstellen ist sin a 0 x 0 sin a x 0 0 displaystyle sin alpha 0 x 0 sin alpha x 0 0 nbsp a 0 displaystyle alpha 0 nbsp ware genauso unsinnig wie A 0 displaystyle A 0 nbsp also ist x 0 0 displaystyle x 0 0 nbsp Aus Gl 1 wird also y x t A sin a x sin b t t 0 displaystyle y x t A cdot sin alpha x cdot sin beta t t 0 nbsp Gl 2 Was fur x 0 displaystyle x 0 nbsp gilt gilt genauso fur x L displaystyle x L nbsp y L t A sin a L sin b t t 0 0 displaystyle y L t A cdot sin alpha L cdot sin beta t t 0 0 nbsp Also ist sin a L 0 displaystyle sin alpha L 0 nbsp und a L n p displaystyle alpha L n cdot pi nbsp mit beliebigem n N displaystyle n in mathbb N nbsp folglich a n p L displaystyle textstyle alpha frac n pi L nbsp Aus Gl 2 wird dann y n x t A n sin n p L x sin b t t 0 displaystyle y n x t A n cdot sin frac n pi L x cdot sin beta t t 0 nbsp Gl 3 Wenn die Saite zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp ihre Ruhelage einnimmt erhalten wir analog t 0 0 displaystyle t 0 0 nbsp und aus Gl 3 wird y n x t A n sin n p L x sin b t displaystyle y n x t A n cdot sin frac n pi L x cdot sin beta t nbsp Gl 4 b displaystyle beta nbsp ist offenbar eine Kreisfrequenz wir setzen b 2 n p t displaystyle beta frac 2n pi tau nbsp mit noch unbestimmter Schwingungsdauer t displaystyle tau nbsp So erhalten wir y n x t A n sin n p L x sin 2 n p t t displaystyle y n x t A n cdot sin frac n pi L x cdot sin frac 2n pi tau t nbsp Gl 5 Die y n x t displaystyle y n x t nbsp sind fur jedes n displaystyle n nbsp eine Losung der Gl 1 also auch die Summe aller y n x t displaystyle y n x t nbsp D h dass y x t A 1 sin p L x sin 2 p t t A 2 sin 2 p L x sin 4 p t t A 3 sin 3 p L x sin 6 p t t displaystyle y x t A 1 cdot sin frac pi L x cdot sin frac 2 pi tau t A 2 cdot sin frac 2 pi L x cdot sin frac 4 pi tau t A 3 cdot sin frac 3 pi L x cdot sin frac 6 pi tau t ldots nbsp Gl 6 die vollstandige Losung der Gl 1 mit noch unbestimmtem t displaystyle tau nbsp ist Die A n displaystyle A n nbsp sind die Amplituden der Oberschwingungen Sie hangen z B vom Material der Saite Stahl Darm Kunststoff umsponnen oder nicht von der Spannung der Saite von der Art des Anreissens der Seite Daumen oder Plektron vom Ort des Anreissens in der Mitte oder uber dem Schallloch und von Form Grosse und Material des Klangkorpers ab Ausserdem klingt der Ton ab d h dass die Amplituden A n displaystyle A n nbsp kleiner werden Die einzelnen Amplituden werden im Allgemeinen verschieden stark gedampft sie klingen also nicht alle in derselben Weise ab der Ton kann unmittelbar nach dem Anreissen anders klingen als etwas spater Bestimmung von t Bearbeiten Zu der Aussage uber die Frequenz f displaystyle f nbsp der Schwingung bzw ihrer Schwingungsdauer t 1 f displaystyle textstyle tau frac 1 f nbsp gelangt man durch den Zusammenhang zwischen der Frequenz f displaystyle f nbsp der Wellenlange l displaystyle lambda nbsp und der Ausbreitungsgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp einer Welle l c f displaystyle lambda frac c f nbsp Aus der Elastizitatstheorie kennt man die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle in einer gespannten Saite s ganz oben c 2 D PS p r displaystyle c frac 2 D sqrt frac Psi pi rho nbsp Fur die Grundschwingung y 1 x t A 1 sin p L x sin 2 p t t displaystyle y 1 x t A 1 cdot sin frac pi L x cdot sin frac 2 pi tau t nbsp istdie Wellenlange l 2 L displaystyle lambda 2L nbsp Mit f 1 t displaystyle f frac 1 tau nbsp erhalten wir aus l c f displaystyle lambda frac c f nbsp 2 L 1 f 2 D PS p r t 2 D PS p r displaystyle 2L frac 1 f cdot frac 2 D sqrt frac Psi pi rho tau cdot frac 2 D sqrt frac Psi pi rho nbsp also f 1 L D PS p r displaystyle f frac 1 LD sqrt frac Psi pi rho nbsp oder t L D p r PS displaystyle tau LD sqrt frac pi rho Psi nbsp Zur Erinnerung f displaystyle f nbsp ist die Frequenz der Grundschwingung t displaystyle tau nbsp ist ihre Schwingungsdauer L displaystyle L nbsp die Lange der Saite D displaystyle D nbsp ihr Durchmesser r displaystyle rho nbsp ihre Dichte also Masse pro Volumen und PS displaystyle Psi nbsp die Spannkraft der Saite Die Frequenzen der Oberschwingungen sind ganzzahlige Vielfache der Frequenz der Grundschwingung Mathematische Beschreibung der gezupften Saite BearbeitenUngedampfte Schwingung Bearbeiten Im Folgenden ist ein Anfangs Randwert Problem ARWP der D Alembert Gleichung als Modell der ungedampften Saitenschwingung dargestellt Dabei sind die ortlichen Randwerte RWP zu Null gesetzt was einer an den Enden eingespannten Saite entspricht Das Anfangswertproblem AWP ist so ausgelegt dass zum Zeitpunkt t 0 s displaystyle t 0 text s nbsp die Saite eine Auslenkung hat welche der periodischen Funktion g x displaystyle g x nbsp entspricht Des Weiteren ist die Geschwindigkeit u t displaystyle frac partial u partial t nbsp der Saite zum Zeitpunkt t 0 s displaystyle t 0 text s nbsp zu Null gesetzt was bedeutet dass die Saite in Ruhelage ist In diesem Modell sind Biegemomente vernachlassigt Bei Berucksichtigung von Biegemomenten tritt zusatzlich eine partielle Ableitung vierter Ordnung nach der Ortskoordinate x displaystyle x nbsp auf 12 2 u x t x 2 1 c 0 2 2 u x t t 2 mit u 0 t u L t 0 RWP und u x 0 g x u t x 0 0 AWP displaystyle frac partial 2 u x t partial x 2 frac 1 c 0 2 cdot frac partial 2 u x t partial t 2 quad text mit quad u 0 t u L t 0 text RWP quad text und quad u x 0 g x wedge frac partial u partial t x 0 0 text AWP nbsp Definition der Parameter Wellenfunktion u x t displaystyle u x t nbsp Saitenlange in m L R L gt 0 displaystyle L in mathbb R quad wedge quad L gt 0 nbsp Anzupfposition in m l R 0 l L displaystyle l in mathbb R quad wedge quad 0 leq l leq L nbsp Normierte Anzupfposition b l L 0 b 1 displaystyle b l L quad rightarrow quad 0 leq b leq 1 nbsp Spannkraft in N PS R PS gt 0 displaystyle Psi in mathbb R quad wedge quad Psi gt 0 nbsp Materialdichte in kg m 3 r R r gt 0 displaystyle rho in mathbb R quad wedge quad rho gt 0 nbsp Saitendicke in m D R D gt 0 displaystyle D in mathbb R quad wedge quad D gt 0 nbsp n te Kreisfrequenz der ungedampften Schwingung in 1 s w 0 n k n c 0 displaystyle omega 0n k n cdot c 0 nbsp n te Wellenpropagationskonstante in 1 m k n p n L displaystyle k n pi n L nbsp n te Amplitude A n displaystyle A n nbsp Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle in m s c 0 2 D PS p r displaystyle c 0 frac 2 D sqrt frac Psi pi rho nbsp Ein moglicher Losungsansatz u n x t displaystyle u n x t nbsp dieses Anfangs Randwert Problems ist das Produkt von einer Sinus und einer Kosinus Funktion Die Sinus Funktion eignet sich dafur die ortliche Schwingung zu beschreiben da diese das Randwert Problem RWP erfullt Bei der Uberprufung des Randwertproblems erhalt man die Formel fur k n displaystyle k n nbsp und die Beschrankung von n displaystyle n nbsp Die Beziehung zwischen k n displaystyle k n nbsp und w 0 n displaystyle omega 0n nbsp ergibt sich durch einsetzen des Losungsansatzes u n x t displaystyle u n x t nbsp in die d Alembert sche Wellengleichung u n x t A n sin k n x cos w 0 n t mit k n p n L w 0 n k n c 0 und n N n 1 displaystyle u n x t A n cdot sin k n x cdot cos omega 0n t quad text mit quad k n frac pi n L quad omega 0n k n c 0 quad text und quad n in mathbb N wedge n geq 1 nbsp Durch die Definition von n displaystyle n nbsp ist es offensichtlich dass unendlich viele Losungen u n x t displaystyle u n x t nbsp existieren Mittels einer Fourier Reihe lassen sich alle diese Losungen in einer Formel festhalten Diese Fourier Reihe entspricht also der Summe welche die Grundschwingung und alle Oberschwingungen enthalt u x t n 1 A n sin k n x cos w 0 n t und A n 2 L 0 L g x sin k n x d x displaystyle u x t sum n 1 infty A n sin left k n x right cos left omega 0n t right quad text und quad A n frac 2 L int 0 L g x sin left k n x right dx nbsp nbsp Anfangswertproblem der gezupften Saite g x Gemass der Theorie der Fourier Reihen lassen sich die Amplituden A n displaystyle A n nbsp mit einem Integral bestimmen Damit ist das Anfangswert Problem komplett beschrieben Zur idealisierten Beschreibung der gezupften Saite ist die Funktion g x displaystyle g x nbsp eine Dreiecks Funktion Diese ist in der Abbildung Anfangswertproblem der gezupften Saite g x dargestellt Formal stellt sich g x displaystyle g x nbsp wie folgt dar g x h 0 x b L 0 x b L L x L b L b L x 2 L b L x 2 L b L 2 L b L x 2 L mit 0 b 1 displaystyle g x h 0 cdot begin cases frac x bL amp 0 leq x leq bL frac L x L bL amp bL leq x leq 2L bL frac x 2L bL amp 2L bL leq x leq 2L end cases quad text mit quad 0 leq b leq 1 nbsp Die zugehorigen Fourier Koeffizienten A n displaystyle A n nbsp und die Wellenfunktion u x t displaystyle u x t nbsp ergeben sich zu A n 1 L 0 2 L g x sin k n x d x 2 h 0 sin p b n p 2 n 2 L b b 2 2 h 0 sin p b n k n 2 L 3 b b 2 displaystyle A n frac 1 L int 0 2L g x sin left k n x right mathrm d x frac 2h 0 sin left pi bn right pi 2 n 2 L b b 2 frac 2h 0 sin pi bn k n 2 L 3 b b 2 nbsp nbsp Animation der Schwingung der gezupften Saite mit b 0 8 c 1 h0 1 L 1 Diese Animation wurde mit 200 Gliedern der Fourier Reihe berechnet u x t 2 h 0 L 3 b b 2 n 1 sin p b n sin k n x cos k n c 0 t k n 2 displaystyle u x t frac 2h 0 L 3 b b 2 sum n 1 infty left frac sin left pi bn right sin left k n x right cos left k n c 0 t right k n 2 right nbsp Nebenstehend ist eine Animation dieser Formel mit einer Approximation von 200 Summen Gliedern zu sehen Um diese Formel im Computer eingeben zu konnen kann man sie wie folgt diskretisieren wobei M displaystyle M nbsp die Anzahl der Punkte in x Richtung und D x displaystyle Delta x nbsp die Schrittweite in x Richtung darstellt N displaystyle N nbsp ist die Anzahl der Fourier Glieder u m n t 1 k n 2 sin p b n sin k n m D x cos w 0 n t displaystyle u m n t frac 1 k n 2 sin left pi bn right cdot sin left k n cdot m Delta x right cdot cos left omega 0n t right nbsp mit D x L M displaystyle text mit quad Delta x frac L M nbsp U N t 2 h 0 L 3 b b 2 n 1 N u 0 n t u M n t displaystyle overrightarrow U N t frac 2h 0 L 3 b b 2 sum n 1 N begin pmatrix u 0 n t vdots u M n t end pmatrix nbsp Gedampfte Schwingung Bearbeiten Bei der gedampften Schwingung enthalt die partielle Differentialgleichung eine zusatzliche zeitliche Ableitung 1 Ordnung Im Folgenden ist die Schwingungsgleichung als ARWP zu sehen 2 u x t x 2 1 c 0 2 2 u x t t 2 2 a c 0 2 u x t t displaystyle frac partial 2 u x t partial x 2 frac 1 c 0 2 frac partial 2 u x t partial t 2 frac 2 alpha c 0 2 frac partial u x t partial t nbsp mit u 0 t u L t 0 RWP und u x 0 g x u x 0 0 AWP und c 0 2 D PS p r displaystyle text mit quad u 0 t u L t 0 text RWP quad text und quad u x 0 g x quad u x 0 0 text AWP quad text und quad c 0 frac 2 D sqrt frac Psi pi rho nbsp Die Losung dieses Anfangs Randwert Problem ahnelt der Losung der ungedampften Schwingung bis auf eine abklingende e Funktion und eine andere zeitliche Kreisfrequenz Zur weiteren Vervollstandigung kann man noch eine zeitabhangige Sprungfunktion Heaviside 8 t displaystyle theta t nbsp theta hinzumultiplizieren welche den negativen Zeitbereich der Schwingung ausblendet Dies beschreibt dass die Saite zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp angeschlagen wird u x t e a t 8 t n 1 A n sin k n x cos w n t mit A n 1 L 0 2 L g x sin k n x d x k n p n L w n w 0 n 2 a 2 w 0 n k n c 0 displaystyle u x t mathrm e alpha t theta t sum n 1 infty A n sin left k n x right cos omega n t quad text mit quad A n frac 1 L int 0 2L g x sin k n x mathrm d x quad k n frac pi n L quad omega n sqrt omega 0n 2 alpha 2 quad omega 0n k n c 0 nbsp nbsp Animation der gedampften Saitenschwingung mit L 2 b 0 8 c0 20 h0 0 1 und a 0 3 Die Fourier Koeffizienten A n displaystyle A n nbsp sind in diesem Fall exakt dieselben wie bei der ungedampften Schwingung da zum Zeitpunkt t 0 displaystyle t 0 nbsp die Auslenkung der Saite gleich ist Somit lasst sich die Funktion wie folgt darstellen u x t e a t 8 t n 1 2 h 0 sin p b n sin k n x cos w n t p 2 n 2 b L 1 b displaystyle u x t mathrm e alpha t theta t sum n 1 infty frac 2h 0 sin left pi bn right sin left k n x right cos left omega n t right pi 2 n 2 bL 1 b nbsp In der nebenstehenden Grafik ist eine Animation dieser Formel zu sehen Dabei wurden 200 Glieder der Fourier Reihe berechnet und 200 Punkte in x Richtung Die verwendeten Parameter sind unterhalb angegeben Mochte man die Animation anschauen so sollte man die Grafik anklicken Intermodendispersion Bearbeiten Im Gegensatz zur ungedampften Schwingung bei der alle Moden die gleiche Ausbreitungsgeschwindigkeit c 0 displaystyle c 0 nbsp haben unterscheiden sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit in Abhangigkeit von der Schwingungsform Aufgrund der verschiedenen Ausbreitungsgeschwindigkeiten gibt es gleichermassen Unterschiede in der Laufzeit der Wellen Durch diesen Effekt verschwimmt die Grundform der angeregten Schwingung mit der Zeit immer mehr Die Grundform zerfliesst quasi wie Eis in der Sonne Ist der Dampfungsfaktor a displaystyle alpha nbsp relativ klein so ist dieser Effekt schwacher als bei grosser Dampfung Im Nachfolgenden ist die Formel der Ausbreitungsgeschwindigkeit v n displaystyle v n nbsp zu sehen v n w n k n c 0 2 a 2 k n 2 mit c 0 2 D PS p r und k n p n L displaystyle v n frac omega n k n sqrt c 0 2 frac alpha 2 k n 2 quad text mit quad c 0 frac 2 D sqrt frac Psi pi rho quad text und quad k n frac pi n L nbsp Spektralanalyse Fouriertransformation Bearbeiten Angenommen wir installieren nun an der Stelle x 1 0 25 L displaystyle x 1 0 25L nbsp einen idealen Tonabnehmer der die Schwingungsform der Saite an genau dieser Stelle in ein elektrisches Signal umwandelt Dieses Signal konnte man sich nun mit einem Oszilloskop im Zeitbereich und im Frequenzbereich Spektralbereich anschauen Im Zeitbereich ware dann eine abklingende Kosinus Schwingung zu sehen und im Spektralbereich die im Signal enthaltene Grundschwingung und die Oberschwingungen Um nun das theoretische Frequenzspektrum zu erhalten muss man die Fouriertransformation auf die zuvor hergeleitete Funktion u x t displaystyle u x t nbsp anwenden U x w u x t e j w t d t n 1 2 h 0 sin p b n sin k n x p 2 n 2 b L 1 b 0 cos w n t e a j w t d t displaystyle U x omega int infty infty u x t cdot e j omega t mathrm d t sum n 1 infty left frac 2h 0 sin left pi bn right sin left k n x right pi 2 n 2 bL 1 b cdot int 0 infty cos left omega n t right mathrm e alpha j omega t mathrm d t right nbsp Fur t lt 0 displaystyle t lt 0 nbsp verschwindet das Integral aufgrund der Heaviside Funktion wodurch man die untere Integrationsgrenze zu Null setzt Die Losung sieht dann folgendermassen aus U x w n 1 2 h 0 sin p b n sin k n x p 2 n 2 b L 1 b a j w a j w 2 w n 2 displaystyle U x omega sum n 1 infty left frac 2h 0 sin left pi bn right sin left k n x right pi 2 n 2 bL 1 b cdot frac alpha j omega alpha j omega 2 omega n 2 right nbsp In der folgenden Tabelle sind Horbeispiele mit verschiedenen Anschlagspositionen und die zugehorigen Betragsspektren enthalten Dabei ist festzustellen dass sich durch Variation der Anschlags oder Tonabnehmerposition die Klangfarbe andert Schlagt man am Saitenende an so hort sich der Ton metallisch an Schlagt man hingegen im mittleren Bereich der Saite an so klingt der Ton sanfter Vergleicht man dies mit einem realen Musikinstrument ist das gleiche Verhalten zu horen Schaut man sich die Graphen der Betragsspektren an so sind die nach oben zeigenden Peaks die im Signal enthaltenen Obertone Daran ist zu erkennen dass die jeweilige Klangfarbe dadurch entsteht welche Obertone mit welchen Amplituden im akustischen Signal enthalten sind Anzupf Position b Akustische Wiedergabe Plot der Betrags Spektren10 source source source nbsp 20 source source source nbsp 30 source source source nbsp 40 source source source nbsp 50 source source source nbsp Literatur BearbeitenIstvan Szabo Geschichte der mechanischen Prinzipien 3 Auflage Birkhauser Basel Boston Berlin 1987 ISBN 978 3 0348 9980 2 Einzelnachweise Bearbeiten Susan Sales Harkins William H Harkins The Life and Times of Pythagoras Mitchell Lane Publishers Inc 2007 ISBN 1 61228 885 5 S 29 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche William A Sethares Tuning Timbre Spectrum Scale Springer Science amp Business Media 2013 ISBN 1 4471 4177 6 S 33 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Marin Mersenne Harmonicorum libri 1636 Brook Taylor Methodus Incrementorum Directa et Inversa London 1717 als digitale Ausgabe bei der Staatsbibliothek Hamburg erhaltlich Johann Bernoulli Meditationes de cordis vibrantibus Opera Omina Tom II Jean Baptiste le Rond d Alembert Recherches sur la courbe que forme une corde tendue mise en vibration Histoire de l academie Royale de science et belle lettre annee 1747 Leonhard Euler Sur la vibration de cordes Histoire de l academie Royale de science et belle lettre annee 1748 Daniel Bernoulli Reflexions et Eclaircissemens sur le nouvelles vibrations des cordes Histoire de l Academie de Berlin IX 1753 Daniel Bernoulli ebenda S 181 Istvan Szabo Geschichte der mechanischen Prinzipien 3 Auflage Birkhauser Basel Boston Berlin 1987 ISBN 978 3 0348 9980 2 S 339 Brook Taylor ebenda Lemma IX S 88 Zollner Manfred Physik der Elektrogitarre Selbstverl des Autors 2014 worldcat org abgerufen am 25 Juni 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saitenschwingung amp oldid 235033911