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Die Riepenburg ist eine abgegangene Niederungsburg vom Typus einer Turmhugelburg Motte 1 in Kirchwerder in den Hamburger Vierlanden die in die Zeit zwischen etwa 1250 und 1506 zu datieren ist Ihre Hauptaufgabe war die militarische Sicherung der Zollstelle Eyslingen spater Zollenspieker Ab 1420 war sie der Verwaltungssitz des Amtes Riepenburg RiepenburgBefestigungsanlage Riepenburg Abbildung von 1749Befestigungsanlage Riepenburg Abbildung von 1749Staat DeutschlandOrt Hamburg KirchwerderEntstehungszeit um 1250Burgentyp Niederungsburg MotteErhaltungszustand Burgstall Burghugel Wall und GrabenresteGeographische Lage 53 24 N 10 12 O 53 401793 10 208037 Koordinaten 53 24 6 5 N 10 12 28 9 ORiepenburg Hamburg p3 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Aussehen 2 Geschichte 2 1 Von der Grundung bis zur beiderstadtischen Eroberung ca 1250 bis 1420 2 2 Von der Vogtei zum Amt 1420 bis 1512 2 2 1 Liste der Amtmanner auf der Riepenburg 2 3 Nach dem Abriss 1512 bis heute 2 3 1 Domane Riepenburg 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Aussehen BearbeitenDie Riepenburg befand sich am sudlichsten der drei Flussarme der Elbe gegenuber der damaligen Mundung der Ilmenau bei dem Ortchen Haue Dort gab es eine Verbindung zwischen der Ilmenau und dem gut schiffbaren mittleren Elbarm der Gose Elbe Auf dem vorgelagerten Werder Krauel war eine Zollstation eingerichtet worden die es militarisch zu schutzen galt Spater gab es dort auch eine Fahre Die Anlage bestand aus zwei Graben denen Ringwalle vorgelagert waren Die ovale Doppelwallanlage hatte einen Grundriss von etwa 150 220 Metern 2 In ihrer Mitte erhob sich ein aufgeschutteter Burgberg mit etwa 130 Meter 2 Durchmesser auf dem die Gebaude und die Verteidigungsmauer der Anlage standen Im Suden lag die heutige Elbe im Osten der oben genannte Verbindungsarm der Ilmenau zur Gose Elbe von dem nur noch ein kleiner Teich der Riepenburger Brook 3 zeugt Die Gebaude der Festungsanlage sind schwer zu rekonstruieren da es nur sehr geringe archaologische Erkenntnisse dazu gibt Es wird vermutet dass sie dem nachstgelegenen Verwaltungszentrum dem Schloss in Bergedorf ahnelte da sie ahnliche Aufgaben zu erfullen hatte Demnach konnte es sich um eine Anlage mit Wohnturm einem Wohnhaus aus Fachwerk Torhaus Hof einem kleinen Stall und einem Wehrgang gehandelt haben Wie sie vor der Zerstorung von 1362 aussah lasst sich jedoch nicht sinnvoll rekonstruieren Geschichte BearbeitenVon der Grundung bis zur beiderstadtischen Eroberung ca 1250 bis 1420 Bearbeiten Der genaue Zeitpunkt der Grundsteinlegung des Festen Hauses Riepenburg ist nicht dokumentiert Vermutlich wurde die Anlage um 1250 angelegt oder stark erweitert Die Hauptaufgabe der Anlage war die Zollstation Eyslingen auch Yslingen spater Esslingen genannt zu schutzen Diese Zollstation wurde bereits 1216 zum ersten Mal erwahnt Zusatzlich wurde eine 1252 erstmals erwahnte Fahre geschutzt die eine Verbindung mit dem anderen Elbufer an der Stelle der ursprunglichen Ilmenau Mundung herstellte die Eyslinger Fahre die spater als Zollenspieker Fahre bekannt wurde Der Namensgeber der Riepenburg war ihr Besitzer der einem wendischen Adelsgeschlecht angehorende und 1289 2 urkundlich genannte Ritter Hermann Ribe dem Herzog Albrecht II von Sachsen Wittenberg als Vormund seiner minderjahrigen Neffen der Sohne seines 1285 verstorbenen Bruders Johann I von Sachsen Lauenburg Ende des 13 Jahrhunderts zeitweise die Verwaltung des Herzogtums Sachsen Lauenburg ubertrug Ab 1339 lebte der jungste der Neffen Herzog Erich I von Sachsen Lauenburg einige Jahre auf der Riepenburg die ihm 1322 im Vertrag von Lauenburg zugesprochen worden war Die Burg diente nachweislich als eines der vielen Bollwerke von denen aus die Ritter den Kampf gegen die politisch und wirtschaftlich immer starker werdenden freien Handelsstadte Hamburg und Lubeck fuhrten sie galt daher wie viele andere feste Hauser der Gegend auch als Raubritterburg So wurde Hermann von Ribe Sohn des Namensgebers der Burg 1289 durch die Lubecker als Strassenrauber hingerichtet Ein Landfriede von 1289 beruhigte die Lage wenn auch die Uberfalle auf Handelszuge bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts anhielten Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit den Hansestadten aber auch im Kampf um den Besitz der eintraglichen Zollstation kam es 1362 zu einem Angriff Wilhelms II von Braunschweig Luneburg auf die Riepenburg die zu jenem Zeitpunkt Erich II von Sachsen Lauenburg gehorte Die Veste wurde erobert und geschleift An ihrer Stelle wurde wenige Kilometer stromauf am Gammerort eine andere Veste errichtet die ihrerseits nur kurz bestand Die Riepenburg wurde wieder aufgebaut 1370 verpfandete Erich III von Sachsen Lauenburg Bergedorf und Riepenburg an Lubeck Sein Vetter und Erbe Erich IV erklarte die Verpfandung als nichtig und eroberte 1401 in einem Handstreich das Bergedorfer Schloss Damit fielen auch die Riepenburg und die Zollfahre in den Besitz der Lauenburger Herzoge zuruck Die Lubecker reagierten erst nach der Neuwahl ihres Senates im Jahr 1419 und uberreichten gemeinsam mit ihrem Verbundeten Hamburg den Fehdebrief am 7 Juli 1420 Der Angriff auf Bergedorf mit einer Streitmacht aus 3800 Mann begann am 10 Juli 1420 Schon einen Tag spater fiel die Stadt die Veste in Bergedorf hielt bis zum 14 15 Juli 1420 stand In der Folge wurde auch die Riepenburg mit 3000 Mann angegriffen Am Morgen des 25 Juli 1420 stand die Streitmacht vor der mit 46 Mann besetzten Riepenburg Angesichts der Ubermacht ergaben sich die Verteidiger kampflos Die Riepenburg ging zusammen mit Stadt und Schloss Bergedorf im Perleberger Friedensvertrag am 23 August 1420 in die gemeinsame Verwaltung Hamburgs und Lubecks uber nbsp Durch den Perleberger Vertrag von 1420 fiel auch die Riepenburg unter beiderstadtische Herrschaft Von der Vogtei zum Amt 1420 bis 1512 Bearbeiten Nachdem die Burg als Widerstandsnest gegen die Vormacht der hansischen Kaufleute ausgeschaltet war wurde sie wie auch Schloss Bergedorf zu einem Verwaltungszentrum fur die Vierlande umgebaut Zwischen 1420 und 1422 bestimmten der Hamburger und der Lubecker Senat gemeinsam uber die Geschicke der beiden Amter Ab 1422 wurde im vierjahrigen ab 1446 im sechsjahrigen Wechsel ein Amtmann der jeweils anderen Stadt meist ein ehemaliger Senator in die beiderstadtischen Refugien gesandt Auch die Zugehorigkeit der Senatoren in den beiden Amtern war unterschiedlich Wahrend auf der Riepenburg der erste Amtmann aus Lubeck stammte war der erste Bergedorfer Amtmann ein Hamburger Die Aufgaben der Amtmanner umfassten von der militarischen Oberhoheit uber die Steuereintreibung bis hin zur Gerichtsbarkeit alle Facetten der politischen Verwaltung Sowohl in Bergedorf als auch auf der Riepenburg musste der eingesetzte Amtmann acht Wehrhafte besolden und dem jeweiligen Senat eine Burgschaft von 4000 Mark hinterlegen Ihre Tatigkeit wurde von einem Konsortium uberwacht das aus Ratsmitgliedern beider Stadte zusammengesetzt war Die letzte Amtszeit auf der Riepenburg begann 1506 In der Bergedorfischen Landesverfassung steht unter 9 2 dass die Gebaude der Riepenburg zwischen 1508 und 1512 2 wegen Alter und Baufalligkeit abgerissen werden mussten Da die Ilmenau inzwischen nicht mehr direkt in die Elbe sondern kurz vor Erreichen des Stromes in die benachbarte Luhe mundete war der Fahranleger und damit die Zollstation 1470 einige hundert Meter stromabwarts an die Stelle des heutigen Fahrhauses Zollenspieker verlagert worden Dadurch war die Riepenburg ihrer Hauptaufgabe entledigt Der Verwaltungsbetrieb des Amtes Riepenburg wurde mit dem Amt Bergedorf vereinigt und unter dem Amtmann Hermann Messmann auf dem Bergedorfer Schloss zusammengefasst Die Riepenburg wurde aufgegeben Liste der Amtmanner auf der Riepenburg Bearbeiten Zeitraum Amtmann Herkunft Kommentar1422 1426 Nikolaus von Stiten Lubeck Ratsherr in Lubeck 1402 1416 mit den anderen uberlebenden Mitgliedern des Alten Rates wieder eingesetzt 1426 1430 Marten Swartekog Hamburg1430 1434 Johann Luneburg Lubeck 1434 1438 Amtmann in Bergedorf Lubecker Burgermeister ab 14421434 1438 Johan Vos Hamburg 1438 1442 Amtmann in Bergedorf Hamburger Ratsherr1438 1442 Tideman Hadewerk Lubeck Ratsherr in Lubeck seit 1428 1442 1445 Amtmann in Bergedorf1442 1446 Hildebrand Brandes Hamburg1446 1452 Johann Hovemann Lubeck Ratsherr in Lubeck seit 14281452 1458 Hinrich Lesemann Hamburg Hamburger Burgermeister 1458 14641458 1464 Konrad Brekewoldt Lubeck Ratsherr in Lubeck seit 1455 1464 70 Amtmann in Bergedorf1464 1470 Hans Lesemann Hamburg1470 1476 Fritz Grawert Lubeck Ratsherr in Lubeck seit 1460 starb in Riepenburg1476 1482 Hans Lesemann Hamburg1482 1488 Engelbrecht Vickinghusen Lubeck 1488 1494 Amtmann in Bergedorf1488 1494 Erik van Tzeven Hamburg Hamburger Burgermeister 1499 15041494 1500 Engelbrecht Vickinghusen Lubeck1500 1506 Matthias Schiphower Hamburg1506 1512 Hermann Messmann Lubeck Lubecker Ratsherr ab 14961500 1506 und 1512 1515 Amtmann in Bergedorf Nach dem Abriss 1512 bis heute Bearbeiten nbsp Riepenburg Reste der Burganlage geschutztes Bodendenkmal Zustand Feb 2021Nach dem Abriss des Festen Hauses und dem Wegfall der Verwaltungsaufgaben wurde das Gelande um die Riepenburg ausschliesslich landwirtschaftlich genutzt Ein Grundriss von 1826 zeigt die komplette Wall und Grabenanlage der Burg mitsamt dem Burgberg Er war den Angaben des Zeichners J H von Holten zufolge deutlich hoher als der damalige Elbdeich Auch die Erdwalle sind heute wesentlich niedriger als damals Von den Erdanlagen sind die sudostliche Halfte des Ringwalls mit vorgelagertem Graben in einer Lange von etwa 220 Metern und der Burghugel erhalten Sie erreichen aber nicht mehr ihre ursprunglichen Hohen Der Burgberg erhebt sich nach einer Katasteraufnahme aus dem Jahr 1964 etwa viereinhalb Meter uber die Elbe und etwa zwei Meter uber das umgebende Land und fallt damit kaum auf zumal ihn der nahe Elbdeich weit uberragt Die archaologischen Uberreste der Riepenburg stehen unter Denkmalschutz Ein Schild am Rundweg Zollenspieker 4 weist auf die Bedeutung der sich schwach abzeichnenden Oberflachenformen Domane Riepenburg Bearbeiten nbsp Das Verwalterhaus Nordansicht 1853 von Maacks und Fetterlein gebautNachdem die Riepenburg nicht mehr Sitz des Amtmanns war war sie nur noch ein staatlicher Gutsbetrieb Staatsdomane der an einen Interessenten langfristig verpachtet wurde Der Pachter wirtschaftete auf eigenes Risiko und musste jahrlich eine feste Summe bezahlen Die wurde auch bei Krieg oder Misswuchs nicht reduziert Einzige Ausnahme war Deichbruch Pachtbedingungen 1792 5 Der Betrieb hatte jahrhundertelang ein Umfang von 110 120 ha Nach Ende der beiderstadtischen Verwaltung 1867 wurde begonnen Landereien zu verkaufen Die Riepenburger Muhle die seit 1318 zur Burg gehorte war 1828 abgerissen und als Hollanderwindmuhle wieder aufgebaut worden 1878 wurde sie mit 8 ha von der Hofstelle abgetrennt und wird seitdem als eigenstandiger Betrieb gefuhrt Auf einer Flache von 7 ha wurde 1908 ein Vogelschutzgeholz angelegt Im Rahmen der Bodenreform in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg wurden Teile der Gutslandereien parzelliert und vorwiegend an kriegsbeschadigte Gartner verkauft Dabei entstanden die Siedlungen Krummer Hagen Riebenweg und Zweiter Fersenweg 6 Die Flache betrug 1997 noch 80 5 ha Schon vorher war seit etwa 1985 kein wirtschaftlicher Gutsbetrieb mehr moglich und die Landereien wurden von anderen Betrieben bewirtschaftet Auf dem Gelande befindet sich das Wohnhaus des Gutsverwalters das 1853 neu gebaut worden ist Die Plane erstellten der bekannte Hamburger Baumeister Johann Hermann Maack und der Ratszimmermann Fetterlein Die Wirtschaftsgebaude sind von 1906 Das Verwaltergebaude mit dem davor stehenden Hausbaum befindet sich seit Ende 2022 unter Denkmalschutz ID 51456 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturdenkmaler in Hamburg Kirchwerder Liste deutscher TurmhugelburgenLiteratur BearbeitenRalf Busch Hrsg Die Kunst des Mittelalters in Hamburg Die Burgen Veroffentlichungen des Hamburger Museums fur Archaologie und die Geschichte Harburgs Helms Museum Nr 85 Dolling und Galitz Hamburg 1999 ISBN 3 933374 47 2 S 32 Emil Ferdinand Fehling Lubeckische Ratslinie Lubeck 1925 Denkmalschutzamt Hamburg Hrsg Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Bergedorf Vier und Marschlande Christians Verlag Hamburg 1986 ISBN 3 7672 0969 1 Harald Richert Zwischen Bille und Elbe Verlag Otto Heinevetter Hamburg 1987 ISBN 3 87474 966 5 Kultur und Geschichtskontor Hrsg Vierlande Kulturgeschichte zwischen Elbe und Bille 1 Auflage 2 Band Hamburg 2008 ISBN 978 3 9811271 4 0 Kapitel Die Riepenburg S 194 ff Simone Vollstadt Die Riepenburg und die Riepenburger Muhle Selbstverlag Hamburg 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Riepenburg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Riepenburg in der privaten Datenbank Alle Burgen a b c d R Busch Die Kunst des Mittelalters in Hamburg Die Burgen S 32 Das Riepenburger Brook oder Riepenburger Brack Rundweg Zollenspieker S Vollstadt Die Riepenburg S 29 B Reinert Die Siedlung fur Kriegsbeschadigte auf der Domane Riepenburg und die Riepenburg Bergedorf Blog 09 03 2020Normdaten Geografikum GND 4765347 4 lobid OGND AKS VIAF 246979743 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Riepenburg amp oldid 230360050