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Renate Hurtgen geboren Renate Muller 7 November 1947 in Ost Berlin ist eine deutsche Historikerin Philosophin und Burgerrechtlerin Sie engagierte sich in der DDR Opposition und war 1989 90 Mitbegrunderin der Initiative fur Unabhangige Gewerkschaften IUG Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaft 3 Werke 3 1 Monographien Herausgeberin 3 2 Artikel Auswahl 4 Weblinks 5 BelegeLeben BearbeitenRenate Hurtgen geb Muller besuchte von 1953 bis 1963 eine zehnklassige Polytechnische Oberschule in Berlin Karlshorst Anschliessend absolvierte sie eine Fachschulausbildung am Lehrerbildungsinstitut in Berlin Kopenick die sie als Unterstufenlehrerin beendete Nach kurzer Tatigkeit in diesem Beruf begann sie ein Studium der Kulturwissenschaften und Asthetik an der Humboldt Universitat zu Berlin HUB wo sie 1978 zum Thema Die Sozialismusauffassung des franzosischen utopischen Sozialisten Charles Fourier promovierte Aufgrund der Weitergabe des Ursprungsmanuskriptes des spater im Westen veroffentlichten Buches Die Alternative von Rudolf Bahro mussten sie und ihr damaliger Ehemann Joachim Hurtgen die HUB verlassen Renate Hurtgen erhielt eine Anstellung als Kulturreferentin an der Hochschule fur Okonomie Berlin Nach drei Jahren in dieser Tatigkeit wurde sie 1980 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Philosophiegeschichte des Zentralinstituts fur Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR eingestellt Dort arbeitete sie bis zu deren Auflosung 1992 wo sie zur franzosischen und deutschen Aufklarung forschte ohne als parteilose Wissenschaftlerin bis 1989 jemals die Moglichkeit einer Publikation ihrer Arbeiten erhalten zu haben Seit 1987 waren Renate und Joachim Hurtgen im oppositionellen Friedenskreis Friedrichsfelde engagiert in dem bekannte DDR Burgerrechtler wie Thomas Klein oder Reinhard Schult aktiv waren Hier war Hurtgen u a 1988 an der Vorbereitung eines von Ost und Westberliner Aktivisten gemeinsam organisierten Anti IWF Kongresses beteiligt Am 27 Oktober 1989 gehorte sie mit Bernd Gehrke Joachim Hurtgen und Thomas Klein zur Grundungsgruppe des kurzlebigen oppositionellen Robert Havemann Kreises im Kulturbund der DDR in dem Angehorige der Opposition und kritische SED Mitglieder zusammen fur eine Demokratisierung der DDR wirkten Renate Hurtgen war dessen stellvertretende Vorsitzende Im Oktober 1989 grundete Renate Hurtgen zusammen mit Joachim Hurtgen und anderen DDR Oppositionellen die Initiative fur unabhangige Gewerkschaften IUG Die IUG wurde einer breiten Offentlichkeit bekannt als der Schriftsteller und Theaterregisseur Heiner Muller den von Hurtgen verfassten Aufruf der Initiative wahrend der vom DDR Fernsehen ubertragenen Alexanderplatz Demonstration am 4 November 1989 verlas an der eine halbe Million Menschen teilnahm Nachdem mit der Intervention der DGB Gewerkschaften in der DDR seit Februar 1990 und dem Ubertritt der meisten FDGB Mitglieder in diese Gewerkschaften die Ziele der basisdemokratisch orientierten IUG auf eine eigenstandige antiburokratische Gewerkschaftsbewegung gescheitert waren startete eine kleine Gruppe der IUG unter Leitung von Hurtgen im Mai 1990 eine neue Initiative fur eine kritische Begleitung der deutschen Gewerkschaftseinheit durch Betriebs und Gewerkschaftsaktivisten aus der DDR Opposition und aus Westberlin Daraus entstand im Juni 1990 die Initiative fur Kritische Gewerkschaftsarbeit IKG Im Dezember 1990 rief Hurtgen zusammen mit Ostberliner Betriebs und Gewerkschaftsaktivisten darunter Angehorigen der Ostberliner Vereinigten Linken sowie des Bereichs Arbeit der Westberliner Alternativen Liste das Bundnis Kritischer Gewerkschafter innen Ost West BKG ins Leben Bis 1997 begleitete dieses Bundnis in dem ein breites Spektrum linker Betriebsaktivisten engagiert war kritisch den Aufbau der Westgewerkschaften im Osten die betrieblichen Kampfe der Belegschaften gegen die Treuhandpolitik und organisierte zahlreiche Solidaritatsaktionen fur kampferische Belegschaften in Ost und West so 1993 fur die Bergleute der Kaligrube Thomas Muntzer in Bischofferode Seit dem Ende des BKG ist Renate Hurtgen weiter in der sozialen Basisbewegung aktiv 1999 gehorte sie zu den Initiatoren eines Boykottaufrufs gegen den Kosovokrieg der ihr eine Anklage wegen des Aufrufes an die Soldaten zum Desertieren eintrug das Verfahren vor dem Landgericht Berlin endete jedoch mit einem Freispruch 2003 war sie eine der Initiatorinnen des ersten in Berlin gegrundeten Anti Hartz Bundnisses und der danach republikweit entstandenen Bewegung gegen die Einfuhrung von Hartz IV 2004 war sie aktiv an den Berliner Montagsdemonstrationen sowie an der Organisation einer bundesweiten Grossdemonstration gegen Sozialabbau in Berlin beteiligt an der 110 000 Menschen teilnahmen Ebenfalls beteiligte sie sich an einer Solidaritatsgruppe fur die Ver di Streikaktivistin Barbara Emme die als Kaisers Kassiererin Emmely bekannt wurde weil sie sich erfolgreich gegen ihre Entlassung unter dem Vorwand wehrte einen Pfandbon im Wert von 1 30 Euro gestohlen zu haben Hurtgen ist Mitglied im Kuratorium der Stiftung Menschenwurde und Arbeitswelt sowie im Kuratorium der Stiftung Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin Seit 2003 wirkt sie gemeinsam mit Bernd Gehrke und Willi Hajek im Arbeitskreis Geschichte sozialer Bewegungen Ost West zu dessen Mitbegrundern auch Richard Herding gehorte Dieser Arbeitskreis hat seinen Sitz im Haus der Demokratie und Menschenrechte wo er zahlreiche Bildungsveranstaltungen fur die Bewegungslinke organisiert Als kritische Gewerkschafterin unterstutzt Hurtgen weltweit agierende Basisinitiativen die ihre Rechte selbstbestimmt verteidigen Sie gehort zum erweiterten Redaktionskreis der sozialistischen Betriebs und Gewerkschaftszeitung express Renate Hurtgen schrieb in den 1980er Jahren Horspiele sie gehort zum Grundungskreis des 1990 neu gegrundeten Verlages Henschel Schauspiel Wissenschaft BearbeitenNach der Auflosung der Akademie der Wissenschaften der DDR arbeitete Renate Hurtgen an verschiedenen Wissenschaftsprojekten zu den Themen Transformation von Gewerkschaften in den neuen Bundeslandern sowie Frauen aus den neuen Bundeslandern Daraus entstand u a ihr Buch Frauenwende Wendefrauen Zwischen 1997 und 2012 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum fur Zeithistorische Forschung in Potsdam Ihre Themen waren und sind die Geschichte der Arbeiter und Angestellten in der DDR Alltag und Herrschaftsbeziehungen im DDR Betrieb die Situation von Frauen in der DDR die Rolle der Staatssicherheit im DDR Alltag die Ereignisse vom Herbst 1989 in der DDR und der Charakter der Wende Zu diesen Themen veroffentlichte sie mehrere Bucher und zahlreiche Beitrage in Sammelbanden Zuletzt erschien von ihr 2014 eine Monographie uber die DDR Antragsstellen auf Ausreise aus der DDR des Kreises Halberstadt Ihre Bucher und die zahlreichen Artikel versteht sie als Beitrag zu einer Gesellschaftsgeschichte der DDR Daruber hinaus publiziert sie zu Themen einer emanzipatorischen Gesellschaft Werke BearbeitenMonographien Herausgeberin Bearbeiten FrauenWende WendeFrauen Frauen in den ersten betrieblichen Interessenvertretungen der neuen Bundeslander Verlag Westfalisches Dampfboot Munster 1997 mit Bernd Gehrke Hrsg Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 die unbekannte Seite der DDR Revolution Diskussion Analysen Dokumente Bildungswerk Berlin der HBS Berlin 2001 mit Thomas Reichel Hrsg Der Schein der Stabilitat DDR Betriebsalltag in der Ara Honecker Metropol Verlag Berlin 2001 Zwischen Disziplinierung und Partizipation Vertrauensleute des FDGB im DDR Betrieb Bohlau Koln Weimar Wien 2005 Angestellt im VEB Loyalitaten Machtressourcen und soziale Lagen der Industrieangestellten in der DDR Verlag Westfalisches Dampfboot Munster 2009 Ausreise per Antrag Der lange Weg nach druben Eine Studie uber Herrschaft und Alltag in der DDR Provinz Analysen und Dokumente Band 36 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2014 Artikel Auswahl Bearbeiten Der Aufbau von Gewerkschaften im Stadtraum Frankfurt Oder In Umbruch Beitrage zur sozialen Transformation Studien Analysen Standpunkte Nr 9 hrsg vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin Brandenburg e V Berlin 1996 Die Erfahrung lass ick mir nicht nehmen Demokratieversuche der Belegschaften in den DDR Betrieben zwischen Oktober 1989 und Januar 1990 In Bernd Gehrke Wolfgang Ruddenklau Hg das war doch nicht unsere Alternative DDR Oppositionelle zehn Jahre nach der Wende Verlag Westfalisches Dampfboot Munster 1999 S 200 221 Entwicklung in der Stagnation Oder Was ist so spannend am Betriebsalltag der 70er und 80er Jahre in der DDR In Renate Hurtgen Thomas Reichel Hrsg Der Schein der Stabilitat DDR Betriebsalltag in der Ara Honecker Metropol Verlag Berlin 2001 Wie Heiner Muller am 4 November 1989 zu seiner Rede auf dem Alexanderplatz kam In Bernd Gehrke Renate Hurtgen Hg Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 Die unbekannte Seite der DDR Revolution Diskussion Analysen Dokumente Bildungswerk Berlin der HBS Berlin 2001 S 165 167 Keiner hatte Ahnung von Demokratie im Betrieb sowieso nicht Vom kollektiven Widerstand zur Eingabe oder Warum die Belegschaften 1989 am Anfang eines Neubeginns standen In Bernd Gehrke Renate Hurtgen Hg Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 Die unbekannte Seite der DDR Revolution Diskussion Analysen Dokumente Bildungswerk Berlin der HBS Berlin 2001 S 183 203 Vertrauensleute des FDGB in den siebziger und achtziger Jahren Funktionslos im grossen Funktionarsstaat DDR In Till Kossler Helke Stadtland Hg Vom Funktionieren der Funktionare Politische Interessenvertretung und gesellschaftliche Integration in Deutschland nach 1933 Klartext Verlag Essen 2004 S 157 178 Die rechte Hand des MfS im Betrieb der Sicherheitsbeauftragte In Potsdamer Bulletin fur Zeithistorische Studien Nr 32 33 November Dezember 2004 S 38 44 Der DDR Betrieb als konflikt und herrschaftsfreie Zone Zum Konfliktverhalten von Arbeitern in den siebziger und achtziger Jahren In Hermann J Rupieper Friederike Sattler Georg Wagner Kyora Hrsg Die mitteldeutsche Chemieindustrie und ihre Arbeiter im 20 Jahrhundert Mitteldeutscher Verlag Halle 2005 S 259 286 Konfliktverhalten der DDR Arbeiterschaft und Staatsrepression im Wandel In Peter Hubner Christoph Klessmann Klaus Tenfelde Hg Arbeiter im Staatssozialismus Ideologischer Anspruch und soziale Wirklichkeit Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2005 S 383 403 Angestellte im DDR Industriebetrieb und ihr Verhaltnis zu den Arbeitern In Deutschland Archiv 2 2006 S 225 235 Stasi in der Produktion Umfang Ausmass und Wirkung geheimpolizeilicher Kontrolle im DDR Betrieb In Jens Giesecke Hg Staatssicherheit und Gesellschaft Studien zum Herrschaftsalltag in der DDR Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 S 295 317 Vergesellschaftung und Partizipation oder Was findet man auf der Suche nach sozialistischen Alternativen im VEB In PROKLA 155 2009 S 325 343 Wie sozialistisch war der real existierende Sozialismus Oder Es ist nicht immer drin was draufsteht In Selbsthilfegruppe Ei des Kommunismus SEK Was tun mit Kommunismus Kapitalismus Realexistierender Sozialismus Konkrete Utopien heute Unrast Verlag Munster 2013 S 170 187 Niedergang und Neuanfang einer autonomen Arbeiterbewegung in der DDR In Durch Nacht zum Licht Geschichte der Arbeiterbewegung 1863 2013 Katalog zur Grossen Landesausstellung 2013 hrsg vom Technoseum Mannheim 2013 S 287 307 Das Wunder von Halberstadt In Herbst 1989 in der DDR Provinz hefte zur ddr geschichte hg von Helle Panke Berlin 2015 S 32 49 Mehr als ein Tabubruch Linke Geschichte vor einem Neuanfang In AutorInnenkollektiv Loukanikos Hg History is unwritten Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft edition assemblage Munster 2015 S 287 298 Weblinks BearbeitenOffizielle Website Renate Hurtgen auf der Website von Henschel Schauspiel Biografie von Renate Hurtgen im FDGB LexikonBelege BearbeitenErhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 Berlin 1997 S 733 Leonore Ansorg Renate Hurtgen Aber jetzt gibt es Initiative Leute und die musste man eigentlich alle an einen Tisch Bringen Die Arbeit der Initiative fur Unabhangige Gewerkschaften IUG von Oktober 1989 bis Oktober 1990 Darstellung und Dokumente Berliner Arbeitshefte und Berichte zur Sozialwissenschaftlichen Forschung Freie Universitat Berlin Zentralinstitut fur sozialwissenschaftliche Forschung 1992 Erhart Neubert Geschichte der Opposition in der DDR 1949 1989 Berlin 1997 S 849 Martin Jander Formierung und Krise der DDR Opposition Die Initiative fur unabhangige Gewerkschaften Dissidenten zwischen Demokratie und Romantik Akademie Verlag Berlin 1996 Bernd Gehrke Aufbruch und Abbruch der Initiative fur unabhangige Gewerkschaften in der Wende DDR 1989 90 oder Martin Jander s Abwicklung der DDR Opposition Teil 1 bis Teil 4 1 Zeitschrift Telegraph Ostberlin Nr 8 9 1996 1 1997 eine kurze Geschichte der IUG findet sich in Teil 1 Telegraph 8 9 1996 S 54 63 Bernd Gehrke Der FDGB tagt hinter verschlossenen Turen Wir reden und handeln offen Eine Lesehilfe fur die Dokumente der innerbetrieblichen Wende In Bernd Gehrke Renate Hurtgen Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 Die unbekannte Seite der DDR Revolution Diskussion Analysen Dokumente Bildungswerk Berlin der Heinrich Boll Stiftung Berlin 2001 S 288 320 online Renate Hurtgen Wie Heiner Muller zu seiner Rede am 4 November 1989 auf dem Alexanderplatz kam In Bernd Gehrke Renate Hurtgen Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 Die unbekannte Seite der DDR Revolution Diskussion Analysen Dokumente Bildungswerk Berlin der Heinrich Boll Stiftung Berlin 2001 S 165 167 Cornelia Geissler Kaliwerk Bischofferode Widerstand gegen das Wirtschaften der Machtigen Berliner Zeitung 30 Juni 2013 abgerufen am 17 August 2017 Henry Bernhard Hungerstreik im Kaliwerk mdr de 8 Juni 2011 abgerufen am 17 August 2017 Normdaten Person GND 123041880 lobid OGND AKS LCCN no98026158 VIAF 69206490 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hurtgen RenateALTERNATIVNAMEN Muller Renate Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Historikerin Philosophin und BurgerrechtlerinGEBURTSDATUM 7 November 1947GEBURTSORT Ost Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Renate Hurtgen amp oldid 228358635