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35 588454 35 735232 Koordinaten 35 35 18 4 N 35 44 6 8 O 35 585555555556 35 745833333333Ras Ibn Hani Westteil des NordpalastesRas Ibn Hani arabisch رأس ابن هاني DMG Raʾs Ibn Hani ist eine archaologische Statte an der Mittelmeerkuste von Syrien neun Kilometer nordlich von Latakia Die Ruinen einer befestigten Stadt mit einer Zweitresidenz der Konigsfamilie von Ugarit aus der Spatbronzezeit 13 bis zum Ende des 12 Jahrhunderts v Chr wurden 1975 wiederentdeckt und teilweise freigelegt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Stadtbild 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenRas Ibn Hani liegt in der Mitte einer 1 5 Kilometer langen schmalen Halbinsel funf Kilometer sudwestlich von Ugarit dem Hauptort des antiken Konigreichs dessen Siedlungshugel nach dem nahegelegenen heutigen Dorf Ras Schamra Tell Ras Schamra Fenchelhugel genannt wird Es gehorte neben der Stadt Ugarit und dem dazugehorenden Hafen Minet el Beida weisser Hafen zwei Kilometer westlich der Hauptstadt zu den drei zentralen Orten des Konigreiches Uber drei Viertel der Bevolkerung lebten ausserhalb dieser Stadte in 150 bis 200 Kleinsiedlungen 1 Vom Zentrum Latakias ist die Ausgrabungsstatte auf der Kustenstrasse nordwarts 8 Kilometer bis zum Beginn der Halbinsel Ibn Hani und einen weiteren Kilometer nach Westen entfernt Entlang des Cote d Azur genannten Sandstrandes an der Sudseite der Landzunge reihen sich mehrere Luxushotels Beim Bau eines dieser Hotels stiess man 1974 angrenzend an das Hotelgrundstuck zufallig auf spatbronzezeitliche Graber in einem bis neun Meter hoch uber dem Meeresspiegel liegenden Tell Der archaologische Bereich reicht bis an die Nordkuste der Halbinsel die an dieser Stelle nur etwa 200 Meter breiten ist Es ist unklar ob und wie stark sich der Kustenverlauf seit dem Altertum verandert hat Der Kustenstreifen an dem das Konigreich Ugarit lag war 40 Kilometer im Norden der Hauptstadt durch den heiligen Berg Zaphon arabisch Dschebel al Aqra turkisch Ziyaret Dagi Sitz des Gottes Baal begrenzt und vom Landesinnern im Osten durch den Dschebel Aansariye getrennt Im Suden lag die Grenze zum Konigreich Sijannu an einem Flusschen halbwegs zwischen den heutigen Orten Dschabla und Baniyas Durch ein angenehmes Klima reichlich Steigungsregen vom Mittelmeer die im Winter vor der Bergkette niedergehen die im Sommer zugleich die heissen Winde aus dem Landesinneren abhalt ist das Gebiet von der Natur begunstigt Geschichte Bearbeiten nbsp Abgang zur Grabkammer im NordpalastDer antike Name von Ras Ibn Hani ist unbekannt Vorgeschlagen wurde Appu Nase Biruti Brunnen oder Rasu Haupt 2 Mitte des 14 Jahrhunderts v Chr begann fur Ugarit ein goldenes Zeitalter nachdem durch Vertrage mit den Agyptern stabile Grenzen erzielt worden waren Wahrend dieser Phase der Expansion wurden eine Zweitresidenz fur den Konig etwa als Sommerpalast Sudpalast und eine Residenz fur Aḫat milki die Mutter des Konigs Ammistamru II errichtet Nordpalast Eine weitere Funktion des Ortes bestand in der Kontrolle des Meereszugangs fur den Hafen Minet el Beida Nach dem archaologischen Befund ist Ras Ibn Hani eine Neuanlage aus der Mitte des 13 Jahrhunderts v Chr Das Wohngebiet ist nur zu einem sehr kleinen Teil ausgegraben Wie viele Einwohner in der Stadt gelebt haben ist daher unklar Es waren vermutlich deutlich weniger als die 6000 bis 8000 Einwohner die nach Schatzungen im 13 Jahrhundert v Chr in der Hauptstadt Ugarit lebten Ende des 14 Jahrhunderts v Chr geriet Ugarit als Vasall in den hethitischen Machtbereich was der wirtschaftlichen Entwicklung zugutekam Niqmaddu II konnte innerhalb dieser Abhangigkeit das Territorium auf Kosten der ehemaligen anti hethitischen Nachbarn erweitern Der Ort wurde aufgegeben noch bevor die sog Seevolker Anfang des 12 Jahrhunderts ganz Ugarit zerstorten Vermutlich gab es schon kurz darauf eine Neubesiedlung worauf u a gefundene importierte oder nachgeahmte Mykenische Keramik der Stufe SH IIIC hindeutet die in Ugarit fehlt und in die Zeit nach 1190 v Chr datiert wird 3 Wegen der prominenten Lage der Halbinsel fand in der hellenistischen Zeit ab Mitte des 3 Jahrhunderts v Chr eine Neubesiedlung statt Seit dem Dritten Syrischen Krieg befand sich Ras Ibn Hani wie Munzfunde zeigen unter der Kontrolle der Ptolemaer Eine einen Kilometer lange befestigte Strasse ein monumentales Tor und Teile einer Umfassungsmauer um die Stadt sind aus dieser Zeit nachgewiesen Der seleukidische Konig Antiochos IX reg 116 96 liess eine kleine Befestigung in der Sudostecke errichten Nach einer gewissen Blutezeit im 2 Jahrhundert v Chr schwand die Bedeutung Wahrend der ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte war die Stadt praktisch nicht bewohnt es gab dafur wahrscheinlich einige Gebaude an der Westspitze der Halbinsel deren Lage sich nicht mehr erkunden lasst da das Gebiet zwischenzeitlich uberbaut wurde Baureste Topfscherben und Munzfunde weisen auf eine Besiedlung in fruhbyzantinischer Zeit vom 4 bis zum 6 Jahrhundert hin Nach dem Zufallsfund eines Grabes 1974 begannen 1975 Ausgrabungen in einer syrisch franzosischen Zusammenarbeit unter der Leitung von Adnan Bounni und Jacques Lagarce Zunachst wurde der Sudpalast freigelegt es folgte bis 1981 die Ausgrabung von fruhbyzantinischen Resten auf dem Gipfel des Hugels und im Osten der Befestigungsmauer aus hellenistischer Zeit Stadtbild Bearbeiten nbsp Glacis an der Ostseite des SudpalastesDas Palastgebiet war mit insgesamt uber 7000 Quadratmetern grosser als das von Ugarit Davon entfielen uber 5000 Quadratmeter auf den Sudpalast der in der Mitte einen Hof an der Ostseite ein Glacis von dem ein kleines Stuck freigelegt ist und in diesem eine Poterne Ausfallpforte ahnlich der von Ugarit besass Er konnte die Sommerresidenz des Konigs gewesen sein Der Palast lag auf einer kunstlichen Terrasse von der das Meer zu uberblicken war und Signale nach Ugarit gesendet werden konnten Im Osten des Sudpalastes wurden einfache Wohngebaude aus dem 13 bis 10 Jahrhundert ausgegraben Im ostlichen Bereich des direkt am Meer liegenden Nordpalastes war das Keilschriftarchiv untergebracht Das Archiv enthielt in einer offentlichen und einer privaten Abteilung uber 120 Ritualtexte Briefe und Wirtschaftstexte Wie in Ugarit Mint el Beida und dem 35 Kilometer sudlich an der Kuste gelegenen Tell Sukas fand sich hier das lange Alphabet der ugaritischen Schrift mit 30 Zeichen der ublichen innerhalb des Reiches hauptsachlich verwendeten Schrift Sie entspricht der erstmals 1929 im Westarchiv von Ugarit entdeckten fruhesten Alphabetschrift Der Nordpalast wird als Residenz der Koniginmutter angesehen er wurde vollstandig ausgegraben und die Grundmauern wurden teilweise restauriert In seiner Mitte befand sich ein grosser gepflasterter Hof ostlich angrenzend raumten die Archaologen ein Grab Hypogaum aus sorgfaltig gefugten Kalksteinquadern aus Die oberen Steine des eingesturzten spitz zulaufenden Kraggewolbes wurden wenige Meter entfernt abgelegt Die Steinstufen und Wande des Dromos der zum Grab hinabfuhrte sind erhalten Das bereits in der Antike ausgeraubte Grab enthielt noch einige Tonwaren die die Handelsbeziehungen zu ostlichen Mittelmeerstaaten zeigen und Schmuckgegenstande aus lokaler Produktion nbsp Wohnhaus aus dem 13 Jahrhundert v Chr neben dem Sudpalast Im Hintergrund der flache unausgegrabene Bereich im OstenVermutlich bald nach dem Tod der Koniginmutter Aḫatmilku wurde der Palast zu einer Werkstatte fur Metallbearbeitung degradiert Unter anderem wurde eine kalksteinerne Gussform entdeckt mit der Handwerker moglicherweise Ochsenhautbarren aus geschmolzenem Kupfer gossen Zwar gibt es in der Nahe von Ras Ibn Hani keine gut erreichbaren Kupferlagerstatten doch wurden bei der Gussform Kupfertropfen entdeckt deren Kupfer nach Analysen aus den zyprischen Lagerstadten Apliki stammen Dass Rohkupfer aus Zypern nach Ras Ibn Hani gebracht und daraus hier in grosserem Umfang Ochsenhautbarren gegossen wurden ist trotzdem zweifelhaft da Kalkstein sich fur Gussformen nicht besonders gut eignet und in der Nahe keine Ofen entdeckt wurden 4 In benachbarten Werkstatten wurden Chalcedon zu Perlen und Tierknochen zu Haushaltsgegenstanden geschliffen Von dem wahrend der ugaritischen Herrschaft 3 5 Hektar grossen Stadtgebiet sind bislang 0 5 Hektar vorwiegend im hoher gelegenen westlichen Bereich erforscht Die in der hellenistischen Zeit grossere Ausdehnung im tieferen flachen und sandigen Gebiet weiter ostlich wurde bis auf einen Teil der Befestigungsmauern noch nicht untersucht Das Areal ist entlang der Strasse eingezaunt und wird bewacht Literatur BearbeitenIzak Cornelius Herbert Niehr Gotter und Kulte in Ugarit Kultur und Religion einer nordsyrischen Konigsstadt in der Spatbronzezeit Verlag Philipp von Zabern Mainz 2004 ISBN 3 8053 3281 5 Adnan Bounni Elisabeth und Jacques Lagarce Ras Ibn Hani I le Palais Nord du Bronze Recent Fouilles 1979 1995 Synthese Preliminaire Bibliotheque Archeologique et Historique 151 Institut francais d Archeologie Beirut 1998Weblinks BearbeitenSyrien Ras Ibn Hani France Diplomatique Memento vom 15 Oktober 2008 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Cornelius Niehr S 24 Cornelius Niehr S 13 Jacques Claude Courtois Enkomi und Ras Schamra zwei Aussenposten der mykenischen Kultur In Hans Gunter Buchholz Hrsg Agaische Bronzezeit Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 S 214 ISBN 3 534 07028 3 Zu dieser Problematik Serena Sabatini Revisiting Late Bronze Age oxhide ingots Meanings questions and perspectives In Ole Christian Aslaksen Hrsg Local and global perspectives on mobility in the Eastern Mediterranaean Papers and Monographs from the Norwegian Institute at Athens Band 5 The Norwegian Institute at Athens Athen 2016 S 31 mit weiterer Literatur Normdaten Geografikum GND 4586694 6 lobid OGND AKS VIAF 237452236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ras Ibn Hani amp oldid 215722156